30. Oktober 2022

Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner spricht über die Ukraine- Nachbarschaftshilfe in der Margarethengemeinde in Mediasch

Sieben Monate sind nun schon vergangen, seitdem die Ukraine von Russland am 24. Februar überfallen wurde. Schnell suchte die evangelische Margarethengemeinde in Mediasch zu dem damaligen Zeitpunkt Wege, das Leid der Menschen in der Ukraine und das Leid der Flüchtlinge, die nach Mediasch gekommen waren, zu lindern. So rief die Margarethengemeinde kurzerhand die Ukraine-Nachbarschaftshilfe ins Leben.
Es wurden anfangs nicht nur Lebensmittelpakete für den Transport in die Ukraine gepackt, sondern auch nach Mediasch geflüchteten ukrainischen Müttern und ihren Kindern wöchentliche Sing- und Spielgruppen angeboten, um für einen Vormittag lang so etwas wie Normalität und Unbeschwertheit zu erfahren. Für ukrainische Flüchtlinge, die sich auf der Durchreise befinden, stellt die Margarethengemeinde seither drei bis vier Zimmer in ihrem Gemeindehaus zur Verfügung. Zudem gibt es seit über einem halben Jahr regelmäßig Gebete in der Margarethenkirche, bei denen Gemeindemitglieder mit den Geflüchteten gemeinsam für den Frieden in der Ukraine beten. Diese Aktion macht alle Menschen in ihrer Ohnmacht wieder ein Stück weit handlungsfähig, getreu dem Leitgedanken: Ein Gebet ist zwar kostenlos, aber nicht umsonst! Nach sieben Monaten ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme von Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner im nachfolgenden Gespräch mit Moni Schneider-Mild – Zeit auch für einen Rück- und Ausblick.
Ukrainische Mütter und Kinder bei der ...
Ukrainische Mütter und Kinder bei der Orgelführung in der Margarethenkirche. Foto: Pfarrerin Servatius-Depner
Vor über einem halben Jahr hat die Margarethengemeinde mit unterschiedlichen Aktionen begonnen, Hilfe für die Ukraine zu leisten. Wie sind diese Aktionen in der Vergangenheit angekommen? Wie wurden sie angenommen?

Dankbar! Wir haben sehr viel Dankbarkeit erfahren. Seitens derer, die durch unsere Aktionen helfen konnten, und Dankbarkeit seitens derer, denen geholfen wurde. Danke, dass ihr dieses für uns tut!

Wie sieht denn die Nachbarschaftshilfe heute aus?

Wir machen weiter! Unsere Hilfe wird weiterhin in Anspruch genommen. Zwar gab es bisher keinen großen Ansturm bei den Gästezimmern im Gemeindehaus, doch nützen die Familien gerne unseren Spielplatz als geschützten Ort für ruhige Spielnachmittage. Viele der in Mediasch lebenden ukrainischen Familien haben Wohnungen gemietet und organisieren ihren Alltag selbständig. Dankbar nehmen sie aber unsere Angebote an. So haben wir weiterhin jeden Mittwoch ein Treffen für Kinder, um miteinander zu singen und zu spielen. Und ununterbrochen sind wir auch im Gebet verbunden. Seit März halten wir fest am Friedensgebet. Jeden Freitag, 12 Uhr, treffen wir uns in der Kirche, lassen uns von der Musik einstimmen, kommen zur Ruhe, beten für den Frieden und alle haben die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden und ein persönliches Gebet zu sprechen. Je nach teilnehmender Person ist die Gebetssprache Deutsch, Englisch, Rumänisch, Ukrainisch oder Russisch. Es ist eine wunderbare Gemeinschaft entstanden. Wir bieten den Rahmen – die Beiträge kommen von allen Teilnehmern.

Wie geht es den ukrainischen Müttern und Kindern, die derzeit in Mediasch leben? Wie ist die Perspektive für die Geflüchteten?

Einige der Mütter, die in Mediasch lebten und bei den Aktivitäten der Gemeinde dabei waren, sind inzwischen in die Ukraine zurückgezogen. Zum Beispiel eine Mutter, die ihr zweites Kind zur Welt bringen sollte, oder eine Mutter, deren Sohn sich gewünscht hatte, wieder nach Hause zu fahren. Andere jedoch gehen inzwischen in die neu gegründete ukrainische Schule in Mediasch. Diese Schule besuchen auch die Kinder, die im Pfarrhaus in Pruden bei Schäßburg untergekommen sind. Viele warten auf den Tag, an dem sie wieder in die Ukraine zurückfahren können.

Wie geht es der Margarethengemeinde in dieser nun doch andauernden Situation?

Wir sind dankbar für die Begegnungen, die wir mit unseren Nachbarn aus der Ukraine hatten und noch haben. Wir sind dankbar für die Menschen, die bei uns offene Türen, offene Ohren und offene Herzen finden konnten. Es ist wunderbar zu erleben, dass die Margarethenkirche eine Oase des Friedens ist, oder eine Quelle, aus der einige Kraft schöpfen konnten.

Was ist der zukünftige Fokus der Ukraine-Nachbarschaftshilfe? Welche Unterstützung benötigt die Margarethengemeinde, um diese Nach­barschaftshilfe weiter leisten zu können?

Wir werden mit den genannten Angeboten weitermachen. Jeden Mittwoch gibt es Musik und Spiel mit den Kindern. Jeden Freitag gibt es Musik, Gebet und Stille. Sicher werden wir auch noch eine Päckchenaktion organisieren. Das Angebot im Gemeindehaus, eine Unterkunft zu finden, bleibt weiterhin bestehen. Wenn wir Not erkennen, suchen wir sicher nach neuen Lösungen, die den gegebenen Situationen entsprechen. Wir freuen uns über jede Nachricht, die den baldigen Frieden verkündigt. Gott möge unsere Gebete erhören.

Danke für das Interview und alles Gute!

Schlagwörter: Mediasch, Hilfe, Ukraine, Kirche, Servatius-Depner

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