22. Januar 2007

Teure Törzburg

Der Kronstädter Kreisrat will die im späten 14. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen erbaute Törzburg (rumänisch: Castelul Bran) von der Familie Habsburg für 60 Millionen Euro kaufen. In Bukarest stößt dieses Vorhaben auf Ablehnung. Das rumänische Kulturministerium kritisiert den Preis als deutlich zu hoch. Erst im vergangenen Jahr hatte Rumänien die nahe Kronstadt gelegene Burg nebst dazugehörigen Anwesen an die Habsburger zurückgegeben, sich allerdings ein Vorkaufsrecht ausbedungen.
Wie Kulturminister Adrian Iorgulescu erklärte, hätte die Habsburg-Familie dem Kulturministerium das erste Angebot machen müssen. Außerdem liege der Wert der Burg reell lediglich bei 15 Millionen Euro. Den von Habsburg geforderten Preis bezeichnete Iorgulescu als „unanständig hoch“. Zur Finanzierung der Transaktion hat der Kronstädter Kreisrat bereits Verhandlungen mit verschiedenen Banken aufgenommen. Grundzüge des Finanzierungskonzeptes erläuterte Aristotel Căncescu, der Vorsitzende des Kronstädter Kreisrates, anlässlich einer Pressekonferenz. So soll ein Leasing-Vertrag geschlossen werden, wonach sich der Kreisrat dazu verpflichtet, im ersten Jahr 1,6 Millionen Euro und im zweiten Jahr 1,1 Millionen Euro zu zahlen. Anschließend soll das spanische Unternehmen „E-Cultura“ die Burg übernehmen und aus den Einnahmen die restlichen 57,3 Millionen Euro abbezahlen. Nach Aussage des Kreisratsvorsitzenden Cancescu habe es noch weitere Kaufinteressenten gegeben, die weit mehr als 60 Millionen Euro geboten hätten, darunter auch der russische Milliardär Roman Abramowitsch, Eigentümer des Fußballclubs Chelsea London. Das auch als „Dracula-Schloss“ vermarktete Kulturdenkmal lockt jährlich rund 400 000 Touristen an.

Kronstädter Sachsen haben die Törzburg nach 1377 als strategisch bedeutende Grenzburg erbaut. 1920 schenkte die Stadt Kronstadt das Schloss Königin Maria, Gattin von König Ferdinand I. von Hohenzollern-Sigmaringen, deren mit Erzherzog Anton von Habsburg-Lothringen, verheiratete Tochter Ileana es erbte. Rumäniens kommunistische Regierung vertrieb die Habsburger nach dem Zweiten Weltkrieg und beschlagnahmte die Törzburg (1948). 2001 stellte die Familie Habsburg einen Antrag auf Rückerstattung, die nach jahrelangem Rechtsstreit im vergangenen Jahr erfolgte. Die offizielle Übertragung der Eigentumsrechte u.a. an Dominic von Habsburg, Enkel von Königin Maria, fand am 26. Mai 2006 im Beisein des rumänischen Kulturministers Iorgulescu statt. Noch bis 2009 verfügt der rumänische Staat über ein Nutzungsrecht bezüglich des in der Burg befindlichen Museums.

RS/CS

Schlagwörter: Eigentumsrückgabe, Tourismus

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