14. Oktober 2009

Jeder Balken wird erfasst. Deutsche Studenten vermessen die Kirchenburg Radeln

Vorerst wird wieder Ruhe einkehren in der Kirchenburg in Radeln. Drei Wochen lang war das historische Ensemble wieder mit Leben erfüllt worden. Eine Gruppe von Studenten aus Rumä­nien und Deutschland vermaß im Auftrag der Peter-Maffay-Stiftung jeden Winkel der Kirchen­burg. Die Stiftung möchte mit diesem Projekt die Sanierung des kürzlich in Radeln erworbenen Pfarrhauses und der gemieteten Kirchenburganlage vorbereiten. Die nötige wissenschaftliche Unterstützung kam aus Dresden nach Rumänien. Eine Gruppe von Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) arbeitete bis zum 26. September an der Ver­messung der Kirchenburg. Möglichst bald soll ein digitales Modell des historischen Gebäudes an die Stiftung sowie die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien übergeben werden.
Es ist die sechste siebenbürgische Kirchen­burg, die unter der Leitung von Prof. Johann-Hinrich Walter digitalisiert wird. „Unsere Auf­nahme soll zur Generierung von Unterlagen zum Bauantrag genutzt werden. Da wir aber nicht nur die Schnitte selbst aufgenommen haben, sondern diese aus einem 3D-Modell generieren, können wir der Stiftung nun auch andere Nut­zungen der Daten bis hin zu Computer-Animatio­nen anbieten“, so Prof. Walter zum Ziel des Pro­jektes. Aufgemessen wurden sämtliche Dachstüh­le, alle Mauern, Gewölbe und Fenster genauso wie Treppen und die Emporen des Kirchen­schiffs. Offensichtliche Beschädigungen der Kir­chenburg erfassten die Studen­ten ebenfalls.
Architekt Sebastian Szaktilla (1. von links) ...
Architekt Sebastian Szaktilla (1. von links) stellt den Studenten und Prof. Walter (2. von links) das Rekonstruktionsprojekt vor. Foto: Julia Landgraf
Der Informatikprofessor konnte auf die Diens­te von 15 Studenten aus Dresden zurückgreifen sowie auf drei rumänische Studenten aus Klau­senburg und Karlsburg. Die Studenten erwartete ein enormes Arbeitspensum. Aufgeteilt in sechs Messtrupps erkundeten die Projektteil­nehmer jeden Winkel des jahrhundertealten Gotteshauses. Eine Gruppe maß das Kir­chen­schiff von innen auf, während zwei andere Grup­pen die Position jedes Balkens auf dem Dach­stuhl festhielt. Die Vermessung des Kirchenäu- ­ßeren und des Turmes stellt den Bezug für ein einheitliches Koordinatensystem her. Schließ­lich hielt die Dokumentationstruppe alles auf Bildern und Skizzen fest. Zwischen 15 000 und 20 000 Messpunkte mussten sie in drei Wochen aufnehmen. Daraus entstand bereits während der Arbeiten vor Ort ein Computermodell der Kirchenburg. Zahllose Linien lassen schemenhaft Umriss und Innenleben der Kirche erkennen. „Aus diesem Modell können dann diverse Grundrisse und Schnitte erstellt werden“, erklärt Studentin Julia Landgraf. Begleitet wurden die Arbeiten von Sebastian Szaktilla, Architekt der Peter-Maffay-Stiftung, der den Studenten die baulichen Besonderheiten der Kirchenburg erläuterte. Finanziert wur­de das Projekt ebenfalls von der Stiftung. Im nächsten Jahr ist ein weiterer Besuch der Dres­dner geplant. Dann soll die Arbeit mit der Vermessung der Ringmauer und deren Türmen komplettiert werden.

Der Ort Radeln liegt nordwestlich von Kron­stadt. Die Peter-Maffay-Stiftung hat das neben der Kirchenburg liegende Pfarranwesen gekauft und wird es zu einem Haus für traumatisierte Kinder umgestalten. Über dieses Engage­ment hinaus setzt sich die Stiftung für den Erhalt der Kirchenburg ein. Mindestens zwei Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten, erklärte Peter Maffay gegenüber der Sächsischen Zeitung.

Holger Wermke

Schlagwörter: Kirchenburg, Radeln, Studenten, Maffay

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