28. Januar 2010

Wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Identität: Deutsches Forum wurde 20

Den Frauen und Männern der ersten Stunde gebühre Dank, denjenigen, die am 23. Dezember 1989 in zahlreichen Ortschaften Rumäniens über die Organisierung der Deutschen in Rumänien diskutierten. Mit diesen Worten eröffnete Klaus Johannis, Bürgermeister von Hermannstadt, die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Gründung des „Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien“ (DFDR). Bereits vier Tage später, am 27. Dezember, hatte sich das „Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt“ konstituiert, weitere Orts- und Regionalgruppen wurden in der Folgezeit gegründet, die Vertretung der Deutschen auf Landesebene wurde am 19. Februar 1990 beim Gericht eingetragen.
Zwanzig Jahre danach können die Forumsorganisationen eine beachtliche Bilanz ziehen. Nach den Kommunalwahlen 2008 stellen die Forumsgruppen zehn Bürgermeister, einen Kreisratsvorsitzenden, neun Kreisräte und 91 Gemeinderäte. Diese Leistungen wurden mit einem Festakt am 23. Januar 2010 im Spiegelsaal des Forums in Hermannstadt gewürdigt. Am selben Tag wurde das 40-jährige Jubiläum der deutschen Sendung des Rumänischen Fernsehens begangen (lesen Sie dazu einen Bericht in der morgigen Siebenbürgischen Zeitung Online).

Die Botschafter Deutschlands und Österreichs, eine Delegation des Bundesinnenministeriums, der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sowie Forumsvertreter aus allen Teilen Rumäniens waren der Einladung des Landesforums nach Hermannstadt gefolgt. Professor Paul Philippi, der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, hielt die Festrede.
20-Jahr-Feier mit Vertretern des Forums, den ...
20-Jahr-Feier mit Vertretern des Forums, den Botschaftern Deutschlands und Österreichs sowie dem Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen. Foto: Holger Wermke
Philippi ließ die wechselvolle Geschichte des Forums vor den versammelten Gästen Revue passieren. Die Gründungszeit habe vor allem unter dem Eindruck des Auswanderungswillens vieler Landsleute gestanden. Er erinnerte daran, dass es einige Stimmen gab, die eine Organisation zur Abwicklung der Ausreise statt einer zur Gestaltung des Lebens der deutschen Minderheit im nachrevolutionären Rumänien forderten. Dem Versuch, Aufbauarbeit zu leisten, stand die Angst zurückzubleiben entgegen. Schon am 24. Januar sei eine Kommission des Auswärtigen Amtes hierher gekommen, um über Hilfsmaßnahmen für die Rumäniendeutschen zu beraten, erinnert sich Philippi. Diese hätten jedoch langsamer gewirkt als die einsetzende Ausreise. Trotzdem nahm das Forum seine Vertreterfunktion wahr und konnte in der Folgezeit auch einiges bewirken.

Schon früh begann man im Rahmen des Forums, Themen wie Enteignung und Rückerstattung auf die politische Agenda in Bukarest zu bringen. Es wurden Vertreter in die vorläufige parlamentarische Versammlung entsandt, ebenso wurde der Fortbestand der deutschen Presse gesichert. Es wurde die Anerkennung der Russlanddeportierten als politische Verfolgte durchgesetzt, Maßnahmen zum Erhalt des deutschen Schulwesens und der Kulturtraditionen wurden getroffen. Das DFDR sei zwar nicht „im Trend der Zeit“ gesegelt, habe aber auch bei widrigen Winden mit Erfolg versucht, „Kurs zu nehmen und Kurs zu halten hin auf die politischen Voraussetzungen für das Fortbestehen einer profilierten deutschen Minderheit in Rumänien“.

Eine neue Konstellation brach mit der Jahrtausendwende an. Die Wahl von Klaus Johannis im Jahr 2000 brachte den ersten großen kommunalpolitischen Erfolg, der bei den Wahlen 2004 und 2008 ausgebaut wurde. Das Forum übernahm damit Mitverantwortung an der Gestaltung der rumänischen Gesellschaft. Um die Zukunftsfrage der deutschen Minderheit zu beantworten, sagte Philippi, sei man auf beides angewiesen: auf eine sensible innerrumänische Entwicklung (weg von der Doktrin des nationalen Einheitsstaates) und auf die „sensible Begleitung seitens einer aufmerksamen Öffentlichkeit im europäischen, vor allem im deutschsprachigen Sprachraum“. Ein konstruktiver Dialog mit den Landsleuten im Ausland könne helfen, „den lebenswichtigen Tonus politischer Identität“ zu bewahren. Für die Zukunft der Deutschen in Rumänien sei es wichtig, dass sie „eine solche Zukunft wirklich gemeinsam wollen“.

Persönlich sei er froh, dass man so weit gekommen sei, meinte der Vorsitzende des DFDR, Klaus Johannis. Der DFDR-Vorsitzende Klaus Johannis sagte: „Wir sind gewachsen und sind auch alle ein wenig stolz, dass es das deutsche Forum in dieser Form und in dieser Akzeptanz gibt.“ Seine Existenz verdanke das Forum nicht zuletzt dem Staat Rumänien, der eine sehr offene Minderheitenpolitik betreibe. Er dankte ausdrücklich den verschiedenen Verbänden und Organisationen für ihre wichtige Hilfe, ebenso den Mitgliedern des Forums. Wesentliche materielle, finanzielle und menschliche Hilfe habe das Forum in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch von Seiten Deutschlands und Österreichs erhalten.

Die Vertreter beider Länder lobten die Arbeit der Organisation. Als Erfolgsgeschichte bezeichnete der deutsche Botschafter Andreas von Mettenheim das deutsche Forum. Dieses habe in den vergangenen Jahren eine Katalysatorfunktion bei politischen Prozessen gespielt. Sein österreichischer Amtskollege Martin Eichtinger betonte mit Blick auf die Rumäniendeutschen österreichischer Abstammung die integrierende Funktion des Forums.

Auch das nicht immer leichte Verhältnis zwischen dem Forum und den Verbänden der Ausgewanderten kam zur Sprache. Johannis resümierte, dass man sich in den letzten 20 Jahren „zusammen gerauft“ habe.

Der Bundes- und Föderationsvorsitzende Dr. Bernd Fabritius lobte in seinem Grußwort die positive Entwicklung dieser Beziehungen. Auch die „Wohnsitzverlegung“ einiger von uns, habe nichts daran geändert, dass die Siebenbürger Sachsen eine Familie geblieben seien. „Dafür hat man heute, im 21. Jahrhundert mehr Verständnis und dank der neuen Offenheit in dem gemeinsamen Haus Europa der Kulturen und Regionen einen vielleicht freieren Blick.“ Das Forum habe als Kristallisationspunkt für ein selbstbewusstes „Wir“ gewirkt und das Selbstverständnis der kleinen Gemeinschaft Schritt für Schritt weiterentwickelt, betonte Fabritius (sein Grußwort wird in der heutigen Siebenbürgischen Zeitung Online veröffentlicht).

Die weiteren Redner, darunter der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der Hermannstädter Kreisratsvorsitzende Martin Bottesch sowie die Vorsitzenden der fünf Regionalforen Altreich (Klaus Fabritius), Buchenland (Antonia Maria Gheorghiu), Nordsiebenbürgen (Johann Forstenheizler), Banat (Dr. Karl Singer) und Siebenbürgen, stießen in ähnliche Kerben. Für Ganț war die Verlesung des Vorschlages im Parlament, Johannis zum Premierminister zu ernennen, der Höhepunkt seiner Arbeit als DFDR-Abgeordneter. Der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Dr. Paul Jürgen Porr, sagte, die deutsche Minderheit sei politisch so sichtbar wie seit der Zwischenkriegszeit nicht mehr. „Kulturell haben wir uns behauptet“, so Porr weiter. Trotz des Bevölkerungsschwundes sei keine einzige Schule geschlossen worden.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten stellte Dr. Hans Klein ein Buch zum 20-jährigen Jubiläum des Hermannstädter Forums vor. Darin werden das Lokalforum, die deutschsprachigen Institutionen und Kulturgruppen der Stadt vorgestellt.

Holger Wermke

Schlagwörter: Forum, Föderation

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