14. Mai 2006

Hilde Juchum: "Der Motter"

Viele Gedanken weilen am heutigen Muttertag an einem Grab - vielleicht auf einem evangelischen Friedhof in Siebenbürgen. Dies ist auch das Thema des folgenden Gedichtes in siebenbürgisch-sächsischer Mundart von Hilde Juchum.
Host tea noch de Motter,
dunk Gott, easem Härrn,
denn esi wa de Motter
hot hië dich nor gärn.

Äs gegongen de Motter,
äs se fiur iewich derhiem,
bronj e Blaamchen, en Zehr
åf de kåålde Stien.

Gohn denj Gedunken
oft fär eweech,
un diën Iurt ba de Motter
derhiem åf dem Reech?

Kist tea dor iest wedder,
wel dech gedriwen det Haarz,
durchzecht dich e Siëhnen,
et durchdroint dich e Schmarz.

Denn wo blahden de Bleamen,
sekst tea mät Verdråss,
se sen longhär verblaht,
det Uuch wid der nåss.

Det Hieft geniecht
än em stalle Gebiët,
äs et dir, wa wunn
ken dech enmmest riëd:

Vergäss net de Motter,
hålt än Iëhren dåt Beld,
kamm wedder, me Käinjd,
wunn dich de Siëhnsucht erellt.


Hilde Juchum, geborene Giersch, wurde in Maldorf geboren, lebte später aber in Frauendorf und schreibt auch im Frauendorfer Dialekt. Die ersten Gedichte schrieb sie schon mit 13 - aber heimlich. Erst durch den Siebenbürgisch-sächsischen Literaturkreis in München wurde sie darin bestärkt, mit ihren Gedichten vor die Öffentlichkeit zu treten. Heute ist Frau Juchum Altenpflegerin und wohnt mit ihrer Familie in 86701 Rohrenfels, Egerlandstraße 9.

Bernddieter Schobel

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2006, Seite 6)

Schlagwörter: Mundart

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