24. Juni 2025

Gekräksel-Namen gesucht: Wie heißen die Wildkräuter in siebenbürgisch-sächsischer Mundart?

Nach der kalten und dunkeln Jahreszeit fallen die wärmenden Sonnenstrahlen nun wieder auf unsere Erde, haben den Boden erwärmt und viele Pflanzen animiert, ihre Köpfchen aus dem Boden zu stecken. Manche wie der Huflattich und das Scharbockskraut sind schon fertig und haben ihre Samen fürs nächste Jahr ausgestreut, andere wie Taubnessel und Knoblauchsrauke stehen gerade in voller Blüte, während Holunder und Linde mit ihren zarten Blütenknospen auf die nächsten warmen Tage warten, um uns mit ihrem Duft und ihrer Kraft zu erfreuen.
Ein kleiner Strauß schmackhafter ...
Ein kleiner Strauß schmackhafter Frühlingskräuter. Foto: M. Hamlescher-Hihn
Wie wohltuend ist es auch für uns Menschen, uns jetzt wieder draußen aufzuhalten, die Kraft der Sonne zu spüren und die Natur erwachen zu sehen. Mich, als Kräuterliebhaberin, interessieren im Besonderen die Wildkräuter. Beim Spazierengehen oder auch bewusst danach suchend, nasche ich gern von diesen kraftvollen Köstlichkeiten.

An Vogelmiere, Löwenzahn, Bärlauch, Spitzwegerich, Wiesenschaumkraut kann ich nicht einfach vorbeigehen. Dankbar schaue ich mir an, wie einzigartig schön jede dieser Pflanzen ist, und stärke mich mit ihren zarten Blättchen. Abgesehen davon, dass sie meinen Speiseplan bereichern, weiß der Volksmund auch um die Heilwirkungen jeder dieser Kräuter. Bärlauch, zum Beispiel, weckt Bärenkräfte und reinigt nach dem fettigen Winteressen das Blut. Löwenzahn ist gut für die Leber und hilft beim Entgiften, und das Scharbockskraut war in vergangenen Tagen ein wichtiger und mit der erste Lieferant von Vitamin C. „Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen“, sagte einst Hildegard von Bingen, eine Aussage, die wahrscheinlich jeder von uns kennt und die auch in der Tat stimmt. „Die Dosis macht das Gift“, ist ein von Paracelsus abgewandeltes Zitat. Und das gilt auch bei den Kräutern. Viele sind essbar, aber nicht alle, und wenn man nascht oder sie in der Küche verarbeitet, dann bitte nur die, die man auch 100% kennt.

Ich habe richtig Freude an all den Pflanzen, die ich in der Natur finde und habe eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin gemacht, damit ich sie eindeutig bestimmen kann und weiß, welche mir guttun und welche ich besser stehen lassen sollte. Bei meinen Streifzügen durch die Wiese kam nach der Ausbildung bei mir immer wieder die Frage auf: Gibt es für diese grünen Wesen auch sächsische Namen? Und wofür haben unsere Großeltern und deren Eltern die Wildkräuter genutzt? Sauerampfer zum Beispiel. In Urwegen heißt er Umpert. Ich erinnere mich gerne, dass ich im Frühling in der Wiese lag und die zarten Blättchen suchte. Sie haben ein markantes Erkennungsmerkmal: die spitz zulaufenden Blattenden. Wie freute ich mich, als ich sie fand und essen konnte! Diesen fein-säuerlichen Geschmack liebe ich auch heute noch und warte jedes Jahr auf das Erscheinen der ersten Blättchen. Auch Hänklenzalot ist mir noch ein Begriff, ich meine, das ist das Scharbockskraut, bin mir aber nicht sicher. Die meisten Wildkräuter waren aber unter einem Namen zusammengefasst: Gekräksel. Was bei uns nichts anderes als Unkraut heißt.

Das war unbefriedigend für mich. Es kann doch nicht sein, dass es für so viele Pflanzen keinen sächsischen Namen gibt. So machte ich mich auf in die Siebenbürgische Bibliothek nach Gundelsheim, um die Bezeichnungen in einem Buch zu finden. Doch als ich dort beschrieb, was ich suchte, hieß es: So ein Buch gibt es nicht. Lexika wären da eine gute Quelle. Auch Fachleute aus Siebenbürgen könnten eventuell weiterhelfen. Leider gibt es auch nach dem Wissen jener, die ich gefragt habe, nur wenig zu diesem Thema. Ich fuhr nochmals nach Gundelsheim, um dort in den Lexika zu finden, wonach ich suche. Ich hatte mir ganz viele bereitlegen lassen. Und siehe da, es gibt sie, die sächsischen Namen der Wildkräuter. Allerdings es ist immer noch nicht das, was ich wirklich suche. In den Lexika stehen meist die Übersetzungen der Namen aus dem Deutschen ins Sächsische. Kuhschelle heißt dort Keaschall, zum Beispiel.

Mich interessieren aber die besonderen Namen im Dialekt, wie der des Löwenzahns = Garluisen oder Ruschken, Schöllkraut = Blointch oder Huflattich = Gelits. Auch über die Heilwirkung der Kräuter ist im Lexikon wenig zu finden. So wende ich mich nun über die Siebenbürgische Zeitung an alle Landsleute mit der Bitte um Hilfe: Wer kennt noch die sächsischen Namen von wild wachsenden Pflanzen in Siebenbürgen, wie diese dort genutzt werden, und mag sie mir mitteilen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn am Ende meiner Suche ein dicker Ordner mit vielen Namen wie Huontert, Lürber, Gegäschken und deren Nutzung in meiner alten Heimat stehen würde. Wissen über Namen, Anwendungen und Brauchtum können wir gerne über E-Mail austauschen. Bitte einfach hahi [ät] gmx.de anschreiben. Ich freue mich über viele Zusendungen und sage jetzt schon aus ganzem Herzen danke für eure Mithilfe.

Monika Hamlescher-Hihn

Schlagwörter: Natur, Wildkräuter, Mundart

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