6. Dezember 2007

Theatergruppe Heidenheim: "Wie äs schuld?"

Auch heuer schaffte es Maria Onghert-Renten mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen, innerhalb von sieben Wochen mit der Theater­gruppe Heidenheim das Stück „Wie äs schuld?” von Frida Binder-Radler samt den dazugehörigen Liedern einzustudieren. So wurde der 10. November zu einem gelungenen Tag, sowohl für die Spieler als auch für die vielen Gäste, die von nah und fern anreisten.
Wolfgang Binder, den Sohn der Autorin, durften wir in unserer Mitte als Ehrengast begrüßen. Er stellte am Anfang das Leben der siebenbürgisch-sächsischen Mundartautorin Frida Binder-Radler vor und ihr beachtliches Werk, bestehend aus Gedichten, Novellen und Theater­stücken in sächsischer Mundart und Hochsprache. Auch Familie Pohl von der Kreisgruppe Rüssels­heim scheute den langen Weg trotz Schnee und Eis nicht und erfreute uns mit ihrem Besuch.

Die Frage nach der Schuld ist das Thema des Bauernschwankes von Frida Binder-Radler, geschrieben nach der Sage „Die Ringmauer von Hammersdorf“. Wir befinden uns im 18. Jahr­hundert, in Hammersdorf. Es ist Sonntagnach­mittag. Nachbarinnen treffen sich auf der Straße und Jugendliche ziehen singend vorbei. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein. Doch das Geschrei der „Kirchenväter“ Tumes und Dietz unterbricht diese Idylle. Angst breitet sich bei den Dorfbewohnern aus. Reiter wurden ins Dorf geschickt, zum Pfarrer, und es wird gemunkelt, dass dieser Besuch Krieg bedeutet.
Theaterball in Heidenheim: Die beiden ...
Theaterball in Heidenheim: Die beiden „Kirchenväter“ mit ihren Frauen beim Streit, wer daran Schuld trägt, dass die Ringmauer noch nicht gebaut wurde.
Man weiß nicht, ob es der „Tirk oder der Tater ist”, der bald das Dorf überfällt, das leider seine Ring­mauer noch immer nicht aufgebaut hat. Tumes und Dietz (Martin Benning und Dieter Roth) trauen sich nicht zum Pfarrer zu gehen, um zu hören, warum die Reiter gekommen sind, dafür aber meinen sie, das Regiment übernehmen zu müssen, und schicken das Volk voreilig in die Stadt, um sich hinter der städtischen Ringmauer zu verstecken. Während die verängstigten Dorf­bewohner flüchten, streiten sich die faulen „Kirchenväter“ und jeder behauptet, der andere sei schuld daran, dass die Ringmauer nicht gebaut wurde.

Ihre neugierigen Frauen Treng und Sus (Maria Lutsch und Katharina Rill) kommen auch herbei und streiten mit. Es kommt so weit, dass sie ihre Kinder Hanni und Hans (Gwendoline Onghert-Renten und Harry Roth), die einander versprochen waren, auseinander bringen. Das Chaos ist perfekt, bis endlich der Prediger (Günther Dengel) die Väter zum Pfarrer bittet. Nun scheint Klarheit ins Durcheinander zu kommen. Sie erfahren, dass die Reiter Kon­rad (Michael Roth) und Martin (Reinhold Ben­ning) aus der Stadt gekommen sind, um den Auf­bau der Ringmauer in Hammersdorf voranzu­treiben. Die Streithähne haben nun die Auf­gabe, die Dorfbewohner zurückzurufen, um gemeinsam die Ringmauer aufzubauen. Natürlich entdecken die Reiter auch Hanni, die schöne Toch­ter von Tumes, und beide verlieben sich in sie. Konrad träumt davon, sie in die Stadt mitzunehmen. Nachbarinnen (Maria Rill, Sofia Benning, Susanna Bock) erfahren von diesem Vorhaben, in die Stadt zu ziehen, und die Mutter von Hanni ist in ihrem Element. Doch das Schicksal wendet sich. Konrad bekommt einen Korb und Hanni nimmt endlich ihr Leben selber in die Hand und entscheidet sich für Martin, der mittlerweile Lehrer im Dorf geworden ist. Wäh­rend Vater Tu­mes Freudentränen weint, verschlägt es Mut­ter Tumes den Atem. Ihre Träume und Pläne sind geplatzt und die einzige Frage, die bleibt, ist: „Wie äs schuld?”

Das Theater lebt von den Kontrasten, die dem Zuschauer schon allein durch städtische und dörfliche Kleidung auffallen. Städtisches Leben hat in den Träumen und Vorstellungen der Mutter Tumes einen festen Platz, aber auch in den Beschreibungen von Pfarrerstochter Gusti (Helga Schuster) erfährt der aufmerksame Zu­hörer, welche Vorteile das städtische Leben für eine Frau hat. Auch das Dorfleben hat seine Vorzüge und wird in der „Rockenstuf” von den Mädchen (Helga Rill-Dengel und Irmgard Hell) aufgezeigt. Die von Maria Onghert-Renten gemalten farbenfrohen Kulissen und die Lieder von Frida Binder-Radler, begleitet von Martin Benning am Akkordeon, ermöglichen dem Zu­schauer, die Geborgenheit des Dorfes zu fühlen. Anschließend spielte die Gruppe: „Melody for You” zum Tanz auf und man tanzte bis in den frühen Morgen. So wurde es ein gelungener Abend, bei dem nur eine Frage bleibt: „Wie äs schuld?” Schuld am Gelingen sind alle Helfer vor und hinter den Kulissen, die motivierten Schau­spieler, unsere geduldigen Souffleusen Maria Hermann und nicht zuletzt Maria Onghert- Renten, unter deren großartiger Leitung dieses Theaterstück verwirklicht werden konnte.

Helga Schuster und Martin Schuster

Schlagwörter: Theater, Baden-Württemberg

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