7. Juni 2010

Markus Söder: Siebenbürger Sachsen sind Vorbild für ein modernes Europa

Markus Söder, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, hat in seiner Festansprache bei der Eröffnung des Heimattages am 22. Mai in Dinkelsbühl die Siebenbürger Sachsen als Brückenbauer eines modernen Europa gewürdigt. Der europäische Weg in der Globalisierung solle nicht der sein, die eigenen Werte über Bord zu werfen, sagte der CSU-Politiker. Die Siebenbürger Sachsen hielten auch in unsicheren Zeiten an ihren Werten fest, lebten sie weiter und boten damit Orientierung nicht nur für die Mitglieder, sondern auch für viele andere. Dr. Markus Söder ist seit über 15 Jahren Mitglied des Verbandes und bekennender Freund der Siebenbürger Sachsen. Die Rede wird im Folgenden gekürzt wiedergegeben.
Ich bin sehr gern zu Ihnen gekommen – nicht nur weil ich die Grüße des Freistaates Bayern überbringe. Ich möchte Ihnen so meine persönliche Verbundenheit zeigen. Seit über 15 Jahren bin ich Mitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Als wirklicher Freund der Siebenbürger Sachsen bin ich oft und gern in Ihrer Gemeinschaft. Höhepunkt des siebenbürgisch-sächsischen Lebens ist der Heimattag in Dinkelsbühl. Zunächst ist dieser Tag ein Freundes- und Familientreffen. Generationen kommen zusammen, tauschen sich aus. So hat sich eine Kommunikationsdrehscheibe entwickelt. Link zum Video Video: Ansprache Markus Söder - Teil 1 Die Siebenbürger Sachsen sind mehr als nur eine politische Verbandsgemeinschaft. Sie sind in erster Linie eine Familie, eine Gemeinschaft, die aufeinander hört, miteinander lebt, sich aufeinander verlässt. In diesen schwierigen Zeiten ist das ein ganz besonderer Wert. Danke an alle, die diese Gemeinschaft stärken. Der Heimattag ist gleichzeitig eine gesellschaftliche Kundgebung. Hier werden Standpunkte formuliert, Akzente gesetzt und Orientierung gegeben. Gerade in Zeiten, in denen die Menschen verunsichert sind, spielen solche Heimattage eine wichtige Rolle. Sie erinnern uns daran, was das eigentlich Entscheidende ist: das Bekenntnis zur Heimat. Was ist Heimat?

Gesundheitsminister Markus Söder bezeichnete die ...
Gesundheitsminister Markus Söder bezeichnete die Siebenbürger als Vorbild für ein modernes Europa. Foto: Lukas Geddert
Heimat ist nicht nur ein vertrautes familiäres Umfeld. Heimat bedeutet auch, einen Fixpunkt zu haben, an dem man sich orientiert. Dazu gehören Treue und Brauchtum. An den Siebenbürger Sachsen bewundere ich und schätze ich, dass sie sich stets zu ihrer Herkunft und der deutschen Sprache bekannt haben. Sie waren, sind und bleiben Deutsche. Sie sind Teil einer ganz großen Gemeinschaft.

60 Jahre Siebenbürgische Zeitung bedeuten 60 Jahre Orientierung

Die Siebenbürger Sachsen legen auf so etwas großen Wert - ich weiß das aus guten Gesprächen, die ich auch mit Hannes Schuster hatte, als ich das erste Mal Kontakt mit der Siebenbürgischen Zeitung hatte. Ich lese sie seit meinem Eintritt in die Landsmannschaft. Sie ist auch deswegen erfolgreich und wichtig, weil sie nicht nur eine Verbandszeitung ist. Die Siebenbürgische Zeitung setzt mit den Bereichen Kultur und Religion einen ganz bewussten Akzent. Deshalb bedeuten 60 Jahre Siebenbürgische Zeitung eben nicht nur 60 Jahre normale Verbandstätigkeit, nicht nur 60 Jahre redaktionelles Zusammentragen von Ereignissen, sondern auch 60 Jahre Orientierung. Dank an alle, die mitgeholfen haben, 60 Jahre Siebenbürgische Zeitung zu gestalten.

Bekenntnis zum christlichen Glauben

Als ich in der Schule war, saß neben mir ein junger Mann aus Siebenbürgen. Ich gebe zu, der Akzent war ein bisschen anders als mein fränkischer Heimatdialekt. In der deutschen Grammatik war er aber fast jedem anderen überlegen. Daran habe ich mir ein Beispiel genommen. Auch das ist ein Signal, dass man sich zur Heimat bekennt: Dinge, die einen verbinden, nämlich die Sprache, zu pflegen. Nur was man kennt, schätzt und schützt man auch – und da haben wir eine gemeinsame Basis. Als Evangelischer Christ schätze ich es sehr, dass Sie, auch bei diesen Heimattagen, mit der Dokumentation, dem Gottesdienst, dem Bekenntnis zu unserem gemeinsamen christlichen Glauben ein Zeichen setzen. Die wichtigste, entscheidende und nachhaltige Botschaft ist in unserem christlichen Glauben enthalten. Es sind auch Werte wie Bekenntnis zur Heimat, zur Sprache und zur gemeinsamen Kultur. Link zum Video Video: Ansprache Markus Söder - Teil 2 Natürlich entwickelt sich Kultur auch weiter. Nichts bleibt stehen, nichts ist statisch. Modern ist eher auch, dass man sich dauerhaft zu seinen eigenen Werten bekennt. Das gilt gerade, wenn man spürt, wie flüchtig viele dieser neuen, globalen Werte sind.

Brückenbauer eines modernen Europa

Besonders freue ich mich, auch als ehemaliger Europaminister, dass auch Freunde aus Rumänien da sind. Die alte Heimat und die neue Heimat - kein anderer kann besserer Botschafter, Freund und auch Kenner unserer rumänischen Freunde sein als die Siebenbürger. Sie kennen die rumänische Seele gut. Sie sind Botschafter, Brückenpartner und damit Verbindung in einem modernen Europa. Dieses Europa besteht nicht aus Einheit im Sinne von Einheitlichkeit. Europa besteht aus einer Vielfalt gemeinsamer Werte des Glaubens, aus einer gemeinsamen Geschichte, einer gemeinsamen kulturellen Tradition. Deshalb ist Europa für uns wichtig. Ich sage Ihnen aus tiefer Überzeugung: Der europäische Weg in Zeiten der fortschreitenden Globalisierung soll nicht der sein, dass wir andere Traditionen übernehmen, einfach kopieren und unsere Werte über Bord werfen. Wir müssen an unseren Werten festhalten und sie in der Welt einbringen. Das ist Globalisierung.

Die Krise als Chance begreifen

Zudem müssen wir Krisen auch als Chance begreifen. Betroffenheit allein hilft auf Dauer wenig. Betroffenheit ist der Ausgangspunkt für Analyse. Wir müssen dabei auch an uns selbst arbeiten. Griechenland, Spanien und Portugal sind zwar Opfer von Spekulationen. Aber wir müssen uns natürlich fragen, ob die Ursachen dafür nicht auch im eigenen Leben liegen.

Nachhaltigkeit als Prinzip der Politik ist in der Demokratie nicht immer leicht zu verwirklichen. Wir alle haben die Aufgabe, nachhaltig zu denken. Wir alle haben die Aufgabe, auch im Interesse unserer Kinder nicht nur von einem Tag zum nächsten zu planen, sondern auf längere Sicht. Das gilt für die Themen Umwelt, Gesundheit, Klima, aber auch Finanzen. Darin liegt die eigentliche Herausforderung. Wenn ich als Nachhaltigkeitsminister, auch dafür bin ich als Gesundheits- und Umweltminister zuständig, eine Gruppe als nachhaltig ansehe, dann sind es die Siebenbürger Sachsen und die Landsmannschaft. Sie halten seit langer Zeit an ihren Werten fest. Sie sind dabei nicht rückständig. Sie bieten über Generationen hinweg Orientierung nicht nur für Mitglieder, sondern auch für viele andere.

Ein Beispiel für andere setzen

Damit setzen sie auch immer wieder ein Beispiel für andere. Das ist das Beste, was man an diesem Tag einer Gemeinschaft mitgeben kann und mitnehmen darf. Deshalb wünsche ich uns schöne Tage in Dinkelsbühl, viele persönliche und gute Begegnungen. Setzen Sie ein Bekenntnis zu unserer gemeinsamen Heimat, zur alten wie zur neuen, zu unserer gemeinsamen Sprache, zu unserem Glauben, zu der Vielfalt von Kultur. Wenn es dem Heimattag gelingt, einen klaren Standpunkt zu formulieren in dieser unüberschaubar gewordenen Welt, dann hat er einen bedeutenden, auch politischen Charakter erhalten. Ich danke Ihnen herzlich und wünsche Ihnen viel Erfolg und Gottes Segen!

Schlagwörter: Heimattag 2010, Bayern

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