1. Juni 2012

Horst Seehofer würdigt den Beitrag der Siebenbürger Sachsen zum Erfolg Bayerns

Die Siebenbürger Sachsen haben ganz wesentlich zum Erfolg Bayerns beigetragen, erklärte Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Eröffnung des Heimattages der Siebenbürger Sachsen am 26. Mai 2012 in Dinkelsbühl. Er würdigte die kulturelle Leistung der Siebenbürger Sachsen und forderte sie auf, ihre Werte und Traditionen weiterzuführen. „Unser größter Schatz ist unsere Bevölkerung, und vor allem diejenigen, die sich für das Gemeinwohl engagieren und einbringen“, sagte der CSU-Politiker. Er kündigte an, sich in der Regierungskoalition für die Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter stark zu machen. Seehofers Festansprache wir im Folgenden leicht gekürzt wiedergegeben.
Verehrte Frau Daniel, verehrter Herr Minister Diaconescu, sehr geehrter Herr Landtagspräsident, Herr Botschafter, Frau Generalkonsulin, Herr Landrat, lieber Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Fabritius und meine Damen und Herren,

ich begrüße Sie als bayerischer Ministerpräsident hier im Freistaat Bayern. Wie ich zu sagen pflege: bei diesen faszinierenden Menschen und dieser wunderschönen Landschaft. Ich begrüße Sie im gelobten Land.

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Es ist gerade mal eine Woche her, da hatte ich im Prinz-Carl-Palais in München ein Gespräch mit dem Bund der Vertriebenen. Es war ein offenes Gespräch und im Laufe des Zusammenseins hat Herr Dr. Fabritius festgestellt: „Sie waren noch nie bei uns in Dinkelsbühl.“ Man kann sich seinem Charme nicht entziehen, und deshalb bin ich heute da. Wir waren gemeinsam exakt vor zwei Jahren im Mai in Rumänien zu Gast und haben auch Hermannstadt besucht. Ich habe dort die Ehrendoktorwürde erhalten, ein Original, kein Plagiat! Und was ich schon festhalten möchte: Die rumänische Regierung war bereit, Herrn Dr. Fabritius nicht nur in meiner Delegation, sondern bei den Gesprächen mit der Regierung zu akzeptieren […]. Herr Dr. Fabritius, Sie sind ein sehr engagierter Anwalt für die Siebenbürger Sachsen und Sie sind ein guter Botschafter der europäischen Idee.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer während ...
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer während seiner Festansprache beim Heimattag in Dinkelsbühl. Foto: Lukas Geddert
Ich habe drei Gedanken. Mein erster Gedanke – wie kann es anders sein – beschäftigt sich mit Bayern. Bayern ist ein Fünf-Sterne-Land und Sie wissen aus dem Wirtschaftsleben: Unter fünf Sternen versteht man: besonders erfolgreich! Einer dieser Sterne sind die Heimatvertriebenen, die Aussiedler, die Spätaussiedler, und ein ganz starkes Stück eines Sterns sind die Siebenbürger Sachsen.

Liebe Landsleute, es war nicht immer so, dass Bayern ein wohlhabendes Land war. Es war nicht immer so, dass wir Bayern alleine die Hälfte des Länderfinanzausgleichs bezahlt haben in Deutschland. Das war bis vor zwanzig Jahren anders.

An diesem Erfolg, an diesem einzigartigen Erfolgsweg des Freistaats Bayern, nämlich jetzt über die beste Arbeitsmarktlage in Deutschland zu verfügen, eine starke Finanzkraft zu haben, die uns nicht nur in die Lage versetzt, keine neuen Schulden zu machen, sondern alte Schulden zurückzubezahlen und ein Bildungssystem zu haben, mit dem wir im nationalen und internationalen Vergleich regelmäßig sehr weit oben rangieren, haben viele Menschen in Bayern mitgewirkt.

Bayern ist ein Kulturstaat, das wird mein zweiter Gedanke – diese Entwicklung von einem armen Bundesland im Westen der Bundesrepublik Deutschland im geteilten Vaterland hin zu einem Fünf-Sterne-Land, einem Premiumland, ist eine große Gemeinschaftsleistung der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat Bayern: derer, die hier geboren sind, aber auch derer, die zu uns gekommen sind und am Aufbau dieses modernen Bayern mitgewirkt haben. Und dazu zählen Sie. Das war die erste gelungene Integrationsleistung in der Bundesrepublik Deutschland, die Integration der Heimatvertriebenen, der Aussiedler, der Spätaussiedler. Sie ist getragen von gegenseitigem Respekt und Vertrauen und dem Gedanken, dass in der Vielfalt die Zukunft liegt. Man kann nur Respekt haben vor anderen Kulturen, wenn man die eigene Kultur kennt und pflegt. Und das ist das Schöne auch an einem solchen Heimattag.

Wir Bayern, und das sage ich im Namen der gesamten bayerischen Bevölkerung, sind stolz auf unsere Siebenbürger Sachsen. Sie haben ganz wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen. Bei uns in Bayern leben die meisten Siebenbürger Sachsen, etwa 100 000, und diese Siebenbürger Sachsen wirken ganz stark mit in Bayern an dem, was in unserer Zeit notwendig ist. Wir leben in einem Zeitalter der Globalisierung. Die Grenzen sind offen für Waren, Güter, Dienstleistungen. Die Menschen begegnen sich überall auf der Welt. Ich sehe es bei der jungen Generation: Studieren im Ausland, Australien, Lateinamerika, in den skandinavischen Ländern wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit, und niemand wird diese Entwicklung zurückdrehen. Wir wollen sie auch nicht zurückdrehen. Das ist eine wunderschöne Entwicklung. Die Kehrseite aber ist, dass jedes Problem in jeder Region auf dieser Welt auch unser Problem ist. Ich sage immer: Das Widerlager zur Globalisierung, das Gegenstück, das wir Menschen brauchen, ist die Heimat und ist die Pflege von Brauchtum, Tradition und Werten. Da finden die Menschen die Überschaubarkeit, die Geborgenheit, die sie brauchen in der unsicheren, komplexen Welt, in der das Unvorhergesehene die einzige Konstante ist.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (2. von ...
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (2. von rechts) erhielt das Große Ehrenwappen, die höchste Auszeichnung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, überreicht vom Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius. Foto: Gunter Roth
Herr Fabritius hat mir gesagt, er schätzt das Durchschnittsalter der Siebenbürger Sachsen, die sich in den nächsten Tagen in Dinkelsbühl aufhalten, auf unter 45 Jahren. Das hört jemand über 60 nicht gern, aber es ist so. Auch darum hab ich mich sehr gefreut über die Jugend, die mich sehr freundlich empfangen hat und die uns heute schon eine Kostprobe von Brauchtum gegeben hat. Ihnen muss es um die Zukunft der Siebenbürger Sachsen nicht bange sein, weil Sie auch die Jugend begeistern. Oft erlebt man ja angeblich moderne Menschen, die sagen: Was soll Pflege von Brauchtum und Tradition? Das ist doch Geschichte, das ist von vorgestern. Deshalb kann ich nur unterstreichen, was der Oberbürgermeister vor mir gesagt hat: Zukunft braucht Herkunft. Ich möchte noch einmal auf die Bedeutung der Renaissance von Werten kommen. Wir Bayern sprechen zum Beispiel offen aus, dass wir ein christlich geprägtes Land sind. Das gehört zu unserer jahrhundertealten Tradition und Kulturpflege, und das leben wir auch, das drücken wir auch aus, zum Beispiel durch die Grußformel „Grüß Gott“, durch die Dankesformel „Vergelt’s Gott“ und durch die Verabschiedungsformel „Pfüati Gott“. Das bringt eine innere Gesinnung zum Ausdruck. Meine Damen und Herren, das ist nicht lästiges Beiwerk, sondern drückt unsere Verwurzelung aus, und deshalb sage ich: Wir sind Tiefwurzler. Tiefwurzler, das kennen wir aus der Natur, lassen sich nicht von leichten Gegenwinden und Seitenwinden aus der Ruhe bringen. Nein, sie stehen auch gegen starke Stürme. Deshalb, Frau Daniel, haben Sie Recht. Die Werte gewinnen wieder an Bedeutung. Sie erfahren eine Renaissance.

Die Bayern haben eine sehr lange Historie, eine sehr erfolgreiche Historie. Die Pflege von Werten schafft Kraft und Zusammenhalt, schafft Identität. Ich habe genau verfolgt, wie Ihre Augen leuchten, wenn Sie mir sagen: Die Tracht, die ich heute trage, ist fast 100 Jahre alt. Menschen, die über die Tradition, das Brauchtum, die Geschichte Kraft schöpfen und Zusammenhalt haben, die leisten auch etwas für ihr Land. Darauf sind wir angewiesen. Ein Land braucht Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht, die sich einbringen für das Gemeinwohl. Deshalb reagiere ich auch besonders allergisch, wenn sich Politiker für ein Mandat bewerben und nach ein oder zwei Jahren sagen: Jetzt hab ich’s mir anders überlegt, es gibt ein gutes Angebot aus der Wirtschaft. Sie stellen so das Eigenwohl vor das Gemeinwohl. Gemeinwohlverpflichtung ist existenziell für eine Gemeinschaft und sie erwächst aus dieser Gemeinsamkeit. Aus der Gemeinsamkeit, die Identität schafft. Menschen, die über Identitäten verfügen, halten zusammen, haben Kraft und haben Zuversicht. Diese Menschen ziehen sich nicht zurück als Zuschauer, um all die zu kritisieren, die etwas unternehmen, sondern bringen sich ein in unseren Staat. Und das ist die Kraft der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern im Besonderen.

Die Süddeutsche Zeitung hat vor einigen Wochen geschrieben – ich zitiere sie nicht jeden Tag, nur ein-, zweimal im Jahr: „Deutschland geht’s gut, Bayern geht’s besser.“ Unser größter Schatz ist unsere Bevölkerung, und vor allem diejenigen, die sich für das Gemeinwohl engagieren und einbringen. Um uns herum purzeln die Regierungen: Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Irland, Frankreich. Deutschland ist eine Insel der Stabilität. Das ist sicherlich unserer starken Wirtschaft zu verdanken. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Medaille sind die Werte, die jenseits von Zahlen, von Bilanzen, von Renditen und Gewinnen stehen. Das ist dieser Zusammenhalt in einer Gesellschaft, der aus dem erwächst, was Sie tun, was Sie auch an diesem Heimattag tun. Ich sage, Deutschland und Bayern sind so zukunftsstark, weil sie traditionsstark sind. Wer zum Sprung in die Zukunft ansetzen will, muss dies von einem starken Fundament aus tun. Und dieses Fundament ist unsere Kultur, unsere Geschichte, unsere Tradition. Deshalb bitte ich Sie, Frau Daniel, Herr Fabritius, ich bitte vor allem auch unsere Jugend, dass Sie diese Fackel der Tradition, des Brauchtums immer mit heißem Herzen in die Zukunft tragen. Das können wir Politiker gar nicht bewirken. Dazu brauchen wir Sie alle, dazu brauchen wir eine Bürgergesellschaft. Eine Gesellschaft, die davon lebt, dass sich die Bürger einbringen, in der man die Bürger ernst nimmt mit ihren Ansichten, aber auf der anderen Seite auch nicht vergisst, dass Politik führen und entscheiden muss. Beides, den Dialog und die Entscheidung zusammen zu führen, das ist in einer modernen Gesellschaft eigentlich der Kompass.

Frau Daniel, zunächst noch zu einem Punkt, den Sie angesprochen haben und den ich ausdrücklich unterstütze: Wenn ich so sehe, wofür wir uns so engagieren, dann glaube ich, ist es wirklich an der Zeit, die Frage der Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter zu lösen. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, meine Damen und Herren. Ich sage Ihnen zu, dass ich diesen Punkt mit einführen werde in die Koalition.

Mein dritter Gedanke ist folgender: Die Vertriebenen waren immer Botschafter der europäischen Integration. Ich persönlich, der ich mit Franz Josef Strauß groß geworden bin, bin ein glühender Verfechter der europäischen Idee. Ich glaube, das war die genialste Idee der Nachkriegsgeschichte. Konflikte in Europa nicht mehr so wie über Jahrhunderte hinweg auf den Schlachtfeldern zu entscheiden, sondern in einem Miteinander – das ist die europäische Idee. Das ist eine der schönsten Perspektiven auch für die junge Generation. Die Vertriebenen haben in ihrer Charta von Anfang an diese europäische Idee vertreten. Die europäische Idee ist für uns als Deutsche und Bayern eine große Chance. Wenn ich an meine Jugendzeit denke, dann war der Eiserne Vorhang. Ich habe erlebt, wie die Sowjets in der Tschechoslowakei einmarschiert sind und ich an einem Radiogerät – Fernseher waren damals noch nicht so üblich – gefiebert habe, dass die sowjetischen Panzer an der tschechisch-bayerischen Grenze stehen bleiben. Das war meine Angst – obwohl ich vom Schrecken des Krieges, der Vertreibung, der Flucht nur über die Erzählung meiner Eltern Kenntnis hatte, davon, wie schrecklich das war, wie viel Leid und wie viel Verlust damit verbunden war. Das war in meiner Jugendzeit der Wegbegleiter, der Eiserne Vorhang mit all den Gefahren und Ängsten und Schwierigkeiten, die daraus erwachsen sind.

Auf der anderen Seite gehört die Wiedervereinigung des europäischen Kontinents und unseres deutschen Vaterlandes zu den schönsten politischen Erlebnissen, die ich erleben durfte. 1989/90: Meine Damen und Herren, ich war damals Staatssekretär bei Norbert Blüm in der Regierung Helmut Kohl. Ich weiß immer noch, wie es war für uns, als wir von Bayern aus in Richtung Berlin fuhren, über die Transitstrecke. Wie tapfer waren wir, solange wir unter uns im Bus waren, und wie kleinlaut sind wir geworden, wenn die Vopos den Bus betreten haben. Ich habe erlebt, wie wir im Reichstag einmal im Jahr als Bundestagsfraktion aus Solidarität in Berlin getagt haben und unmittelbar auf der östlichen Seite des Reichstages wurde mitgehört. Wir wussten, dass wir abgehört werden und wir haben uns auch entsprechend geäußert im Reichstag. Ich habe erlebt, wie schwer es war, nach Ostberlin zu kommen, selbst für einen Abgeordneten, welche bürokratischen Drangsalierereien man erdulden musste. Und dann erlebt man plötzlich, dass wir im deutschen Bundestag erfahren, Helmut Kohl war gerade in Polen zu Besuch, dass sich die Mauer öffnet. Wir wussten damals nicht: War es ein Versehen, war es Absicht? Wir haben es erlebt, wir haben uns erhoben im deutschen Bundestag und unsere Nationalhymne angestimmt. Dann sind wir alle nach Berlin geeilt und konnten miterleben, wie eine unglaublich tapfere historische Bevölkerung buchstäblich mit den eigenen Händen die Mauer abgebaut hat. Auch ich habe noch ein Stück dieser Mauer zu Hause bei mir im Keller. Es ist ein lebendiger Stein. Wenn ich den anschaue, dann kommen die Erinnerungen dieser Jahre 89/90 wieder.

Ich durfte am Einigungsvertrag ein Stück mitarbeiten und es bleibt immer ein Satz, eine Erkenntnis für mich, wenn es heißt: Die große Vision, die große Botschaft ist: Alle Menschen waren gleich: Ja, sie waren alle gleich, aber alle gleich arm, und die Funktionäre und Bonzen hatten sich zu Lasten der gesamten Bevölkerung ein besseres Leben gegönnt. Wir zahlen heute noch die Erblasten dieses Systems. Meine Damen und Herren, niemals darf so etwas wiederkehren! Auch das ist unsere gemeinsame Aufgabe, unsere europäische Verantwortung.

Europäische Solidarität und Eigenverantwortung sind ein Geschwisterpaar

Wir haben jetzt eine besondere Funktion, die Deutschen wie die Bayern. So wie wir ursprünglich unmittelbare Nachbarn des Eisernen Vorhangs waren, so können wir jetzt Brücke sein zu den osteuropäischen Ländern. Wir Bayern pflegen dies sehr intensiv und haben eine sehr, sehr überlegte Osteuropastrategie. Das ist nicht einfach, aber dazu braucht man Geduld und es gibt dazu keine Alternative. Ich sage noch einmal: Ich halte die europäische Einigung für die genialste politische Idee der Nachkriegsgeschichte und wir werden von Bayern aus alles tun, damit dieses Europa auch in ganz schwieriger Zeit Zukunft hat. Europa ist mehr als der Euro. Deshalb habe ich auch nie die Meinung vertreten, dass Europa zu Ende ist oder der Euro, wenn die Griechen aus der Eurozone herausfallen würden. Auch die Briten sind nicht Mitglied der Eurozone, aber Mitglied der Europäischen Union. Für mich als bayerischer Ministerpräsident stellt sich bei all diesen Fragen fast jede Woche eine schwierige Güterabwägung: Auf der einen Seite die nationalen Interessen und auf der anderen Seite die europäische Verantwortung. Die nationalen Interessen, das ist unser eigenes ökologisches, wirtschaftliches Wohlergehen, die Stabilität der Währung, die für uns Deutsche eine besondere Bedeutung hat angesichts von zwei Inflationen. Auch der Export ist unser nationales Interesse, denn mehr als die Hälfte unseres Sozialprodukts, das wir in Bayern produzieren, wird im europäischen Ausland verkauft. Deshalb kommen die mittelständischen Firmen, die großen Flaggschiffe, die wir haben, Siemens und Audi und BMW, zu mir und sagen: Herr Ministerpräsident, wir haben große Schwierigkeiten in den südeuropäischen Märkten. Bei all Ihren Entscheidungen, auch in Berlin, müssen Sie darauf achten, dass nicht infolge einer Staatsschuldenkrise eine reale Wirtschaftskrise entsteht. Auf der anderen Seite muss man in einer solchen Völkergemeinschaft auch bereit sein zur Solidarität. Wir Bayern haben sie auch erfahren, ich sagte es. Aber Solidarität und Eigenverantwortung sind ein Geschwisterpaar. Man kann Solidarität nur leisten, wenn derjenige, der sie erhält, auch eigene Anstrengungen unternimmt, die Ursache für die Hilfsbedürftigkeit zu beseitigen. Deshalb sage ich auch heute noch einmal öffentlich: Wir Bayern und Deutsche sind bereit, anderen Ländern zu helfen. Wir müssen aber aus Verantwortung unserer eigenen Bevölkerung gegenüber auch davon ausgehen dürfen, dass andere Völker dazu beitragen, ihre Staatsschuldenkrise zu überwinden. Sonst ist das eine Bezahlung in ein Fass ohne Boden! Trotzdem dürfen wir nie müde werden, unsere Brückenfunktion nach Osteuropa als Deutsche und Bayern immer wieder zu pflegen. Ich bitte, dass wir gemeinsam in dieser Richtung weiterarbeiten, und ich weiß es, Herr Fabritius, das ist auch Ihre Überzeugung.

Wir danken den Siebenbürger Sachsen und sind stolz auf sie als Bayern. Sie sind ein Stern von diesen fünf. Wir bitten Sie, diese Pflege von Brauchtum und Tradition, von Geschichte weiterzuführen. Das ist Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Gesellschaft, weil daraus Zusammenhalt und Kraft erwachsen. Ich möchte Sie zweitens bitten, diese europäische Idee im richtig verstandenen Sinne, Wahrnehmung der nationalen Interessen, das ist nicht Nationalismus, und gleichzeitig auch der europäischen Verantwortung, in einer vernünftigen Balance zu gewährleisten. Schließlich der Dank, dass Sie Mut bewiesen haben, Hoffnung gegeben haben, Sie glauben gar nicht, wie vielen Menschen Sie Hoffnung geben durch diesen Heimattag. Sie haben Vertrauen geschaffen. Ich glaube, wir haben ein sehr freundschaftliches, ein sehr gutes, ein unkompliziertes Verhältnis in Bayern und Deutschland zwischen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern. Dies alles ist eine Einheit. Ich danke Ihnen dafür im Namen der bayerischen Bevölkerung und wünsche Ihnen jetzt einfach einen schwungvollen, fröhlichen Heimattag. Glück auf und Gottes Segen den Siebenbürger Sachsen.

Schlagwörter: Heimattag 2012, Bayern, Integration

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