3. August 2012

Siebenbürger Sachsen in Kanada: "Unsere Gastgeber haben uns Haus und Herz geöffnet"

Der Kulturaustausch im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen führte vom 1. bis 15. Juli die „Transylvania Hofbräu Band“ und die „Transylvania Dance Group“ aus Kitchener, ­Ontario, in Kanada durch Österreich und Deutschland. Darüber und über das niveauvolle Programm hat die Siebenbürgische Zeitung in Folge 12 vom 25. Juli auf den Seiten 1, 4 und 5 ­berichtet – aus der Sicht der Gastgeber. Die Sicht der Gäste vermittelt der Bericht des Vorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, der mit seiner Gattin Helgard Werner die Reise organisiert hat. Anschließend bringen wir ausgewählte ­Zitate aus den Stellungnahmen vieler Teilnehmer. Diese wurden bis auf jene von Ron Schatz und Johann Schmidt von Doris Roth aus dem Englischen übersetzt.
Liebe Landsleute in Deutschland und Österreich, im Namen aller Teilnehmer des Kulturaustausches aus Kanada bedanke ich mich bei Ihnen für den Empfang und die Gastfreundschaft, die Sie uns auf unserer Tournee entgegengebracht haben. Danke auch für die sehr ausführliche und wohlwollende Berichterstattung darüber.

Viel ist dem nicht hinzuzufügen, allenfalls Details. So z.B., dass auch eine Hitze von 36 Grad Celsius der Schönheit von Wien nichts anhaben konnte, dass die Mozartstadt Salzburg nicht nur den Musikern gefallen hat, dass auch eine anstrengende Wanderung die Freude an der landschaftlichen Schönheit der Alpen nicht beeinträchtigen konnte ...

Auch manche Akzente können anders gesetzt werden. Indem man z.B. den Aufenthalt in Munderfing in Oberösterreich gewissermaßen als Gegenbesuch ansieht, war doch erst vor zwei Jahren die Siebenbürger Blaskapelle Munderfing bei uns zu Gast in Kanada. Auch den Besuch in Dinkelsbühl könnte man als nachgeholten Heimattagsbesuch ansehen und breiter abhandeln.
Bundesvorsitzender John Werner, Jugendleiter ...
Bundesvorsitzender John Werner, Jugendleiter Tyler Rich und Rob Orendi bei der Kranzniederlegung. Foto: Helgard Werner
Es waren zwar keine 25000 Landsleute in Dinkelsbühl, aber wir fühlten uns zu Hause und hatten nicht das Gefühl, alleine zu sein. Das lag sowohl an den uns betreuenden Vertretern der Kreisgruppe Dinkelsbühl – Feuchtwangen als auch an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen. Wir besuchten sie zum Ende der Stadtführung nach dem Empfang bei Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und nach dem gemeinsamen Mittagessen. Als geschlossene Gruppe marschier­ten wir die Lindenallee entlang zur Gedenkstätte. Nachdem die Blaskapelle unter der Leitung von Jeremy Frim „Ich hatt’ einen Kameraden“ intoniert hatte, sprach ich einige Worte in Deutsch und Englisch. Zwei Jugendliche legten im Namen der Landsmannschaft in Kanada einen Kranz nieder, bevor die kurze Zeremonie mit zwei weiteren Einlagen der Blaskapelle feierlich endete. Für uns alle, Jugendliche und Erwachsene, war dieser Besuch an der Gedenkstätte nicht nur Pflicht, sondern auch ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden.

Weitere Akzente könnten gesetzt werden. Wir könnten der Frage nachgehen, welches der gelungenste Auftritt war, welches die schönsten Momente. Deren gab es ja so viele vom Willkommensempfang in Wien bis zur wehmütigen Verabschiedung in Herten und Düsseldorf, mit dem Überraschungsbesuch unseres Landsmanns und Botschafters Kanadas, Peter Boehm, und den seligen Blicken der älteren Damen und Herren bei den kurzen Einlagen in Gundelsheim und Drabenderhöhe ...

Vierzehn Tage, 3300 Kilometer von Wien, Ös­terreich nach Herten, Deutschland. – Keiner in der Gruppe wollte wahrhaben, dass unsere märchenhafte Reise zu Ende war. So viele Siebenbür­ger Sachsen, die sich um uns kümmerten, uns zugetan waren und uns Erlebnisse beschert haben, die wir nie vergessen werden. Wir alle aus Kanada bedanken uns beim Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich und beim Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland für die Organisation und Durchführung dieses Kulturaustausches. Wir bedanken uns auch bei den Organisatoren in jedem Ort, an dem wir uns mal länger, mal kürzer aufgehalten haben. Insbesondere bedanken wir uns bei allen Gastgebern, die uns nicht nur ihre Häuser, sondern ihre Herzen öffneten, so dass wir uns bei ihnen wohl fühlten.

Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit die sichtbare Bestätigung, dass wir nicht alleine stehen, sondern dass noch viele andere da sind mit der gleichen Herkunft, mit den gleichen Sitten und Bräuchen, mit der gleichen Muttersprache, dem gleichen Glauben und den gleichen Sorgen um unsere Lieben, die noch dort im Karpatenbogen leben. Mögen diese Stunden, die wir mit Ihnen verbracht haben, uns allen neue Kräften schenken, unseren Dienst an der Gemeinschaft noch gewissenhafter zu tun. Dieser Wunsch ist für uns in Kanada sichtbar in Erfüllung gegangen.

Ihnen allen ein herzliches Lebewohl. Auf Wiedersehen.

John Werner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada

Weitere Stimmern

Wir haben die Sehenswürdigkeiten im Fernsehen gesehen, über sie in Zeitungen gelesen und unzählige Geschichten von unseren Omas und Opas darüber gehört, aber wir konnten nicht glauben, dass es sie wirklich gibt, bis wir mit der Transylvania Hofbräu Band und der Transylvania Dance Group zwei Wochen in Österreich und Deutschland unterwegs waren. Wir wussten, dass diese zwei Wochen alles übertreffen würden, was wir bis dahin erlebt hatten, aber wir konnten nicht wissen, dass es die besten zwei Wochen unseres Lebens werden würden. Wir konnten nicht nur die Freundschaften innerhalb der Tanz­gruppe stärken, sondern auch die Band besser kennenlernen und mit ihren Mitgliedern Freundschaften schließen. Mit Siebenbürgern auf der ganzen Welt in Kontakt zu kommen war sehr erfüllend, und wir bekamen ein neues Gefühl dafür, wer wir sind und was unsere Kultur bedeutet. Es war für uns etwas ganz Besonderes, so viele junge Menschen in Tracht zu sehen, die ihre sieben­bürgische Herkunft stolz zur Schau stellen. [...] Das Zusam­mengehörigkeitsgefühl während der Tournee werden wir nie vergessen. Wir haben in kurzer Zeit viele neue Freunde gefunden, die fast wie eine Familie für uns waren. Wir werden die Erinnerungen und Freundschaften hegen und alles dafür tun, dass unser siebenbürgisches Erbe von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es hat uns das Herz gebrochen, dass wir nach so kurzer Zeit wieder nach Hause fahren mussten, aber es bedeutet nur, dass wir bald wiederkommen können.

Melanie Gondosch, Kolina Tavares, Hailey Rich (Miss Transylvania 2012)

Die Transylvania Hofbräu Band beim Frühschoppen ...
Die Transylvania Hofbräu Band beim Frühschoppen in Mattighofen, OÖ. Foto: Leonhard Harant
Ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich ein „Siebenbürger Sox“ bin! Dieser Austausch war die emotionalste Reise, die ich bisher gemacht habe [...] Ich denke, es kam daher, dass ich die jüngere Generation der Sachsen aus Kanada beobachten und mit ihnen arbeiten, die Entwicklung ihrer Fähigkeiten und ihre Bemühungen, vor Publikum aufzutreten, sehen konnte. Diese jungen Menschen haben Kanada zwar als Sachsen verlassen, waren aber erst bei ihrer Rückkehr völlig von ihrer Identität überzeugt. Als Teil der Transylvania Hofbräu Band was es mir ein Vergnügen, mit meinen Brüdern und Schwestern in Europa auftreten zu dürfen. Wieder einmal hat dieser Austausch bewiesen, dass wir Sachsen alle gleich sind, ob man nun in Europa oder in Nordamerika lebt. Ich genieße das Gefühl inmitten anderer Sachsen zu sein, ganz egal, wo man sich auf der Welt befindet. Man denkt auf die selbe Art und Weise, isst das gleiche Essen, singt die selben Lieder, man arbeitet hart und gibt sich Mühe beim Auftreten.

Ich danke der Landsmannschaft für die Einladung und für die Möglichkeit, diese Reise zu bestreiten. Besonders bedanke ich mich bei all den Sachsen, die diesen Austausch möglich gemacht und ihr Herz hineingesteckt haben, und für ihre Gastfreundlichkeit. Zuletzt möchte ich mich bei all denen bedanken, die uns zwar nicht sehen konnten, aber trotzdem den „sächsischen Glauben“ aufrecht erhalten.

Ron Schatz



Als in Kanada geborener Sohn von Eltern mit deutschen Wurzeln (Stuttgart und Hannover), die in den späten 1920er Jahren nach Kanada auswanderten und dort heirateten, fühle ich mich bei den Siebenbürger Sachsen immer wohl. Bei beiden Reisen mit ihnen, 2002 und jetzt wieder, gaben sie mir das Gefühl, einer von ihnen zu sein. Es ist interessant, ihren Erzählungen zu lauschen und diesen wichtigen Teil der Geschich­te, den sie erlebt und geprägt haben und der in den Geschichtsbüchern nicht vorkommt, zu entdecken. Ich spiele seit 1982 in der Hofbräu Band und habe jede Minute der Musik, des Tanzes und der Freundschaft, die ich in diesen Jahren erfah­ren habe, genossen. Diese Menschen geben mir ein Gefühl der Zugehörigkeit, das man mit vielen Kanadiern nicht erlebt. Das ist großartig! Ich ­habe viele gute Freunde gefunden, mit denen ich seit über zehn Jahren in Kontakt bin, und empfand die Reise mit einer so tollen Truppe als wunderbares Erlebnis. Danke, dass ich dabei sein durfte.

Jim Glasser

Gäste und Gastgeber vor dem Rathaus in ...
Gäste und Gastgeber vor dem Rathaus in Munderfing, Oberösterreich. Foto: Leonhard Harant
Die Reise durch Deutschland und Österreich stellte sich als die zwei ereignisreichsten und denkwürdigsten Wochen meines Lebens heraus. Die Treffen mit so vielen Siebenbürger Sachsen, ihre Herzlichkeit, ihre Wärme und ihre Kultur zeigten mir, was es bedeutet ein echter Sachse zu sein. Essen und Trinken waren außergewöhn­lich, die Landschaft war atemberaubend und die Menschen einfach wunderbar. Ich war traurig, diese tollen Orte und meine neuen Freunde zurückzulassen. Ich hoffe, dass sie eines Tages nach Kanada kommen, damit wir uns erkenntlich zeigen können.

Rick Csöff



Das Beste an unserer Reise war das Kennenlernen der vielen Siebenbürger, zu erfahren, wie aktiv sie in Europa sind, und zu sehen, wie sie mit Hilfe von Musik, Essen, Gemeinschaft und historischen Archiven die Traditionen am Leben erhalten. Unser Programm wurde überall, wo wir auftraten, gut angenommen, wir bekamen sogar stehende Ovationen. Es war ein echter Kulturaustausch und wir hoffen, dass wir ein wenig von unserem „kanadischen Geist“ bei den Siebenbürgern in Europa zurückgelassen haben.

Karl und Gwen Wolf



Dieser Kulturaustausch hat mein Leben und das vieler anderer Menschen verändert. Ich war zum ersten Mal außerhalb von Kanada unterwegs, und ich bin froh, dass ich gerade nach Österreich und Deutschland gekommen bin. Die Menschen waren sehr gastfreundlich und ich bin froh, dass ich sie kennenlernen durfte. Ich bin zwar Donauschwabe, aber ich wäre gerne Siebenbürger, denn diese Reise hat mir das siebenbürgische Erbe vor Augen geführt. Ich bin glücklich, dass ich an diesem Austausch teilnehmen durfte, und hoffe, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei sein kann.

Henry Hoffman



Ich habe gute Erinnerungen an die Reise – der herzliche Empfang in jeder Kreisgruppe, die wir besuchten, das wunderbare, abwechslungsreiche Essen, die Freundlichkeit eines jeden, den ich traf. [...] Das Beeindruckendste und Wichtigste für mich war, dass die Menschen uns bei sich zu Hause aufnahmen und wie Familienmitglieder behandelten. Wir haben in jeder Stadt Freunde gefunden, aber leider war die Zeit mit ihnen zu kurz. Ich kann es nicht erklären, aber die Deutschen und Österreicher sind einfach anders. Sie genießen das Leben mehr als wir, sie kommen besser zurecht, sie nutzen ihre Möglichkeiten für das Gute. Wir haben aber nicht nur die Menschen in Europa besser kennengelernt, sondern auch uns selbst und die Mitglieder der Band. Ich war überrascht, wie viele von ihnen Verwandte und Freunde in den Orten, die wir besuchten, haben. [...] Als Nicht-Siebenbürger beeindruckt mich die Intensität der familiären Beziehungen unserer Mitglieder gewaltig. Ebenso beeindruckend war für mich die Natur, besonders die Donauebene und die Alpen. Überall gibt es so viel Grün und alles ist so gepflegt. Die Menschen respektieren das Alte und akzeptieren das Neue.

John, dir und Helgard danke ich für euren Einsatz, der diese Reise ermöglicht hat. Weil alles so gut organisiert war, konnten wir es umso mehr genießen. Würde ich wiederkommen? Na klar, sagt mir nur wann!

Dave Spaetzel



Es war für mich ein wunderbares Erlebnis. Die Reise war gut organisiert. Die einzelnen Vereine hatten alles gut vorbereitet und uns königlich empfangen, man konnte sich so richtig wohl fühlen, als ob man sich schon lange kennen würde. [...] Ich wünsche mir, dass diese brüderliche Liebe unter den Vereinen und den einzelnen Leuten nie aufhören möge.

Johann (Hans) Schmidt



Diese Reise war besser und lustiger, als ich erwartet hatte. In den Privatunterkünften wurden wir ohne Ausnahme fürstlich empfangen, unsere Gastgeber haben alles für uns getan. Gespräche, Essen und Trinken gab es im Überfluss. Ich war beeindruckt von dem musikalischen Empfang, als unser Bus ankam. Die Ausflüge und Stadtfüh­rungen mit Empfängen bei den Bürgermeistern habe ich sehr genossen. Es war eine tolle Reise und ich möchte mich bei allen bedanken, die an der Organisation beteiligt waren und sich so gut um uns gekümmert haben, einschließlich unseres Busfahrers Wolfgang.

Willi Bauer



Es ist nicht einfach zu begreifen, wie man um die halbe Welt fliegen und sich sofort mit jemandem verstehen kann; aber wenn man Siebenbür­ger ist, kann man das. Die Siebenbürger Sachsen verbindet etwas ganz Besonderes, und dieses Besondere habe ich während der Reise gespürt – mit den Menschen, die ich gerade erst getroffen hatte, genauso wie mit denen, die ich schon lange kenne. Die Landschaft in den Teilen Euro­pas, die wir besucht haben, ist atemberaubend. [...] Das waren die besten zwei Wochen meines Lebens.

Kody Wolf



Unsere Reise nach Österreich und Deutschland war viel mehr, als ich mir vorher vorgestellt hatte. Ohne Zweifel waren die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten herrlich, aber was mir in Erinnerung bleiben wird, sind die Menschen. Von den herzlichen Empfängen in jeder siebenbürgischen Gemeinschaft, die wir besuchten, und den fantastischen Mahlzeiten, Aktivitäten und Unter­haltungsprogrammen unserer Gastgeber bis zu den Landsleuten, die uns in ihren Häusern aufnahmen, wurden wir fürstlich behandelt. Sie haben uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen und viele schöne Stunden mit uns verbracht. Die Reise ging viel zu schnell vorüber, aber ich werde mich noch lange an die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit mir und der ganzen Gruppe gegenüber erinnern.

Suzanne Pals



Mein siebenbürgisches Erbe mit Siebenbürgern vom anderen Ende der Welt teilen zu können, war eine Erfahrung, die ich niemals verges­sen werde. Während unserer Zeit in Österreich und Deutschland habe ich einige der freundlichs­ten und großzügigsten Menschen getroffen. Die Gastfamilien, bei denen wir wohnten, waren sehr herzlich, führten uns herum und stellten uns all ihren Verwandten vor. Wir hatten eine tolle Zeit mit ihnen. Im Namen der Landsmannschaft in Kanada legten Tyler Rich und ich an der Gedenk­stätte in Dinkelsbühl einen Kranz nieder. Das war eine große Ehre für uns. Diese Reise hat mich den Freunden in der Tanzgruppe noch näher gebracht und Band-Mitglieder sind zu neuen Freun­den geworden. [...] Die Erinnerungen werden mich noch viele Jahre begleiten.

Rob Orendi

Schlagwörter: Kanada, Föderation, Kulturaustausch

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Neueste Kommentare

  • 04.08.2012, 00:11 Uhr von wurzelbrot: Es war herrlich Euch hier, wenn auch nur kurz, getroffen zu haben. Wir bleiben in Verbindung!!! [weiter]

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