5. Juni 2017

Bernd Fabritius: "An der Beseitigung der Generationenungerechtigkeit arbeiten wir mit Nachdruck!"

Deutliche Forderungen an die Politik in Deutschland und Rumänien hat Dr. Bernd Fabritius, MdB, Verbandspräsident des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), in seiner Festrede am 4. Juni beim 67. Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl erhoben. In Deutschland sei es wichtig, die Generationenungerechtigkeit bei den Renten und damit die Altersarmut unter den Aussiedlern zu beseitigen. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach sich dezidiert für die Anhebung der Renten für Aussiedler aus, was eine Frage der „sozialen Gerechtigkeit“ sei. Beide Festredner forderten die rumänische Regierung auf, sich von der nationalistischen Hetzkampagne zu distanzieren, die mehrere Medien kürzlich gegen die deutsche Minderheit führten. Bernd Fabritius dankte der Bundesregierung für die Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter, die Förderung des Umbaus von Schloss Horneck zu einer Kultur- und Begegnungsstätte sowie die Unterstützung der deutschsprachigen Schulen in Rumänien. Das große Pfingsttreffen der Siebenbürger Sachsen weist mit seinem Motto „Verändern – Erneuern – Wiederfinden“ auf die aktuellen Herausforderungen im Jahr des 500. Reformationsjubiläums hin. Vor 60 Jahren übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die Patenschaft über die Siebenbürger Sachsen. Aus diesem Anlass verlas Bernd Fabritius ein schriftliches Grußwort des künftigen Ministerpräsidenten Armin Laschet, der eine Neubelebung der Patenschaft durch die nordrhein-westfälische Landesregierung in Aussicht stellte. Die Festrede des Verbandspräsidenten Dr. Bernd Fabritius, wird im Folgenden leicht gekürzt wiedergegeben.
Sehr geehrte Landsleute, läw Siweberjer Sachsen, verehrte Gäste, meine Damen und Herren,

zum diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich in unsere Partnerstadt gekommen sind und wünsche Ihnen frohe Pfingsten!

Unsere Gedanken sind heute auch beim tragischen Anschlag in London. Aber wir lassen uns unseren Lebensrhythmus nicht nehmen, insbesondere dann nicht, wenn er im Namen eines Gottes erfolgt, der das, was da geschieht, mit Sicherheit verabscheut. Da machen wir nicht mit, meine Damen und Herren!



In guter Tradition begrüße ich ganz herzlich auch die zahlreichen Ehrengäste, die dieses Jahr zu uns gekommen sind. Sie zeigen damit ihre Wertschätzung für uns als Volksgruppe und für unseren Heimattag der Siebenbürger Sachsen, der einen festen Platz im Jahreskalender von uns allen und von unseren Freunden gefunden hat.

Künftiger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen will Patenschaft über die Siebenbürger Sachsen neu beleben

Ich hätte an dieser Stelle sehr gerne unsere Patenschafts-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begrüßt. Sie hat vor einem Jahr zugesagt, doch sie hat ihre Zusage vor wenigen Wochen zurückgenommen. An ihrer Stelle lesen Sie im Programmheft des Heimattages die Festansprache von Thorsten Klute, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium, der leider auch nicht kommen kann. Umso mehr freue ich mich, ein Grußwort von Armin Laschet, dem neugewählten Vorsitzenden der größten Fraktion im Landtag unseres Patenlandes, vorzulesen. Armin Laschet wäre um ein Haar heute hier gewesen, kann aber nicht hier sein. Er hat mich gebeten, folgendes Grußwort in seinem Namen zu verlesen:

„Seit 60 Jahren, seit 1957, sind die Siebenbürger Sachsen und das Land Nordrhein-Westfalen in einer Patenschaft fest verbunden. Das Patenschaftsjubiläum ist für ganz Nordrhein-Westfalen ein Grund zur Freude. Nach Flucht und Vertreibung halfen die Siebenbürger Sachsen mit, unser junges Land Nordrhein-Westfalen aufzubauen. Am Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit haben die Siebenbürger Sachsen einen ganz erheblichen Anteil. Sie sind bis heute eine menschliche und kulturelle Bereicherung für unser Land. Heute feiern Sie unser gemeinsames Jubiläum in Dinkelsbühl. Wir sind gerade erst in der Regierungsbildung, doch kann ich Ihnen heute schon versprechen: Als Ministerpräsident werde ich zu Ihrem Heimattag kommen, und in Nordrhein-Westfalen werden wir gemeinsam das enge Band zwischen Nordrhein-Westfalen und den Siebenbürger Sachsen in diesem Jubiläumsjahr 2017 feiern und einen Festakt nutzen, um die Patenschaft neu zu beleben. Allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen wünsche ich einen schönen, angenehmen und sonnigen Heimattag in Dinkelsbühl und Gottes Segen.“

Wir danken an dieser Stelle unserem künftigen Patenschafts-Ministerpräsidenten und geben die besten Wünsche zurück an unser Patenland.

Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius, MdB, ...
Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius, MdB, während seiner Festansprache in Dinkelsbühl. Foto: Christian Schoger
[Dr. Bernd Fabritius begrüßte unter den Ehrengästen den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, den Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, den Bischof unserer Heimatkirche, Reinhart Guib, die Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm, der am Sonntagnachmittag der „Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen“ verliehen wurde, Jürgen Ludwig, Landrat des Landkreises Ansbach, Hagen Jobi, Landrat a.D. des Oberbergischen Landkreises, Sergiu Nistor, Präsidialberater von Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis, Cord Meier-Klodt, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Iulia-Ramona Chiriac, Generalkonsulin von Rumänien in München, Generalkonsul Mihai Botorog (Bonn), Artur Auernhammer, MdB, Werner Jostmeier, MdL, Christian Knauer, Vorsitzender des BdV-Landesverbands Bayern, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Hans Gärtner, Vorsitzender des HOG-Verbandes, Franz Schlechter, Sprecher der Heimatortsgemeinschaften im Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Pfarrer Hans Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen, des früheren Hilfskomitees.]

Treffende Definition des Heimattages

Dr. Fritz Frank, Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, hat uns bei seiner Anreise am Freitag gesagt: „Liebe Freunde, meine Frau ist vor einem Jahr gestorben. Ich empfinde so eine tiefe Sehnsucht nach Familie. Und meine Familie, die Siebenbürger Sachsen, treffe ich in Dinkelsbühl. Deswegen bin ich hier.“ Lieber Fritz, du bist im 94. Lebensjahr der wohl älteste Teilnehmer dieses Heimattages. Ich habe noch niemanden erlebt, der das Wesen unseres Heimattages so treffend in einen Satz packt. Danke, dass du da bist, danke, dass du unsere Familie teilst!

Liebe Landsleute! Das Jahr 2017 ist ein Jubiläumsjahr. Wir begehen einige Jahrestage, die gerade auch für uns Siebenbürger Sachsen von besonderer Bedeutung sind.

Heimattag steht im Zeichen dreier Jubiläen

Drei für uns besondere Jubiläen möchte ich herausgreifen und beginne mit dem bedeutendsten, dem Reformationsjubiläum. Vor 500 Jahren hat Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt. Seine Lehren haben auch den damals noch jungen Johannes Honterus begeistert, auf den unsere evangelische Landeskirche zurückgeht. Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien hat – in Zusammenarbeit auch mit unserem Verband – anlässlich dieses Jubiläums ein Reformationsprojekt mit dem Titel „Zwölf Apfelbäumchen für ein klares Wort“ ins Leben gerufen. Dieses Ereignis soll an zwölf siebenbürgischen und europäischen Orten der siebenbürgischen Reformation ein besonderes Zeichen setzen.

Es entspricht in seiner Aussagekraft genau unserer siebenbürgisch-sächsischen Lebenseinstellung und ich darf an dieser Stelle unseren Bischof Reinhart Guib zitieren: „… in Anlehnung an Luthers grenzenloses Vertrauen in Gott und seine Zukunft mit uns, mögen wir es als Zeichen der großen Gemeinschaft verstehen, zu der wir gehören und die wir heute erleben“.

"Auch unsere Gemeinschaft ist gewachsen, gefestigt und trägt Früchte"

Wer ein Apfelbäumchen pflanzt, der blickt vertrauensvoll und positiv in die Zukunft. Martin Luther soll gesagt haben: „Und wüsste ich, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Das Bäumchen wird mit der Zeit zu einem starken Baum heranwachsen, der fest verwurzelt ist und Früchte trägt. Auch unsere Gemeinschaft ist gewachsen, gefestigt und trägt Früchte und wir können stolz sein, einer solchen Familie anzugehören!

Unsere Heimatkirche ist zudem Mitausrichter des Heimattages. Ich danke herzlich für alle Programmpunkte, die unseren Heimattag in diesem Jubiläumsjahr besonders bereichern.
Ehrengäste auf dem Weg zur Festkundgebung des ...
Ehrengäste auf dem Weg zur Festkundgebung des Heimattages, erste Reihe, von links: Präsidialberater Sergiu Nistor, Bundesvorsitzende Herta Daniel, Innenminister Joachim Herrmann, Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Stadträtin Nora Engelhard, Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer. Foto: Petra Reiner
Auch der zweite Mitveranstalter des Heimattages, die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, wurde nicht zufällig ausgewählt. Wir feiern 60 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über die Siebenbürger Sachsen. Armin Laschet hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der er sagt: „Heute sind die Siebenbürger Sachsen wichtige Brückenbauer für das zusammenwachsende Europa. Auch deshalb verdient die Partnerschaft des Landes mit den Siebenbürger Sachsen wieder mehr Aufmerksamkeit durch die Landesregierung.“

Wir begrüßen dieses Bekenntnis und freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit.

Vor 50 Jahren wurde die Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl errichtet

Das dritte besondere Jubiläum betrifft unseren Gastgeber, die Stadt Dinkelsbühl. Sie beheimatet uns jedes Jahr, nicht nur zu Pfingsten, sondern auch bei den vielen Heimattreffen. Wir sind stolz auf unsere Partnerstadt, trägt sie doch zu Recht das vom Magazin FOCUS verliehene Prädikat „Dinkelsbühl – schönste Altstadt Deutschlands“. Der Focus hat noch nicht erkannt, dass sie auch das Prädikat „schönste Stadt der Welt“ trägt, weil die Siebenbürger Sachsen das Partnerschaftskind sind. Auch der Focus wird noch dazulernen.

Wir haben eine passendere Kulisse für unseren Heimattag nicht finden können.

Vor 50 Jahren, meine Damen und Herren, wurde hier unsere Gedenkstätte für unsere Opfer von Krieg und Deportation eingeweiht, wo wir jedes Jahr und auch heute Abend die Erinnerung an diejenigen lebendig halten, denen unendliches Leid widerfahren ist. Sie gehören zu uns, und ihr Schicksal gehört zu unserer Identität.

Drei Meilensteine der deutsch-rumänischen Beziehungen

Zu diesen drei siebenbürgisch-sächsischen Jubiläen kommen drei weitere hinzu, die unser Herkunftsland Rumänien betreffen. Vor 50 Jahren einigten sich Deutschland und Rumänien, auch durch das Mitwirken der damaligen Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, auf die Aufnahme bilateraler Beziehungen. Rumänien war damals das erste Land in der Region, das damals Deutschland die Türen geöffnet hat. Vor 25 Jahren wurde der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa“ geschlossen.

Es folgte letztlich im Jahr 2007, vor zehn Jahren, der EU-Beitritt Rumäniens, der unsere siebenbürgische Heimat in das gemeinsame europäische Haus und damit auch uns ein Stück weit zurückgebracht hat.

Wir feiern die genannten Jubiläen, weil mit ihnen zentrale Ereignisse verbunden sind, die Veränderungen und Fortschritt mit sich brachten. Diese Entwicklung, diesen Prozess, der neue Herausforderungen mit sich bringt, haben wir in unserem diesjährigen Motto „Verändern – Erneuern – Wiederfinden“ festgehalten.

An den Herausforderungen gewachsen: Siebenbürger Sachsen bewähren sich als starke Gemeinschaft

Veränderungen erscheinen auf den ersten Blick vielleicht nicht immer positiv. Häufig fühlt man sich überfordert oder hat sogar Angst, dass das bisher Gewohnte und Geliebte nun nicht mehr gilt. Gerade wir Siebenbürger Sachsen wissen, wie schmerzlich Veränderungen sein können und welche Herausforderungen sie mit sich bringen können – für die angestammte Heimat, für die eigene Identität, genauso wie für die gesamte Gemeinschaft.

Aber, liebe Landsleute, an solchen Herausforderungen zeigt sich auch die Stärke einer Gemeinschaft. Sie gemeinsam zu meistern und an den gestellten Aufgaben zu wachsen – das schweißt zusammen. Sicherlich brachte der Wegzug eines Großteils unserer Volksgruppe aus Siebenbürgen zunächst eine Schwächung der Identität mit sich.

Aber wir haben es als Gemeinschaft geschafft, uns zu erneuern, unsere Sitten und Bräuche, unsere Erinnerungen, Werte und Kultur zu bewahren. Damit haben wir den Verlust der Heimat ein Stück weit verarbeitet.

Dieser alljährlich stattfindende Heimattag ist der beste Beweis dafür, dass unsere Gemeinschaft intakt ist, dass wir unsere Identität als Volksgruppe, unser Selbstverständnis als Siebenbürger Sachsen mit all seinen Facetten auf keinen Fall preisgeben, auch in Zukunft nicht.

Wir haben die Herausforderung und das Schicksal angenommen und uns in unserer neuen Heimat, egal wo auf der Welt, wiedergefunden – als Teil der siebenbürgisch-sächsischen Familie. Wir bleiben Siebenbürger Sachsen!

Es bleibt gleichzeitig unsere Aufgabe, uns nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Es wäre folgenschwer, uns einer Weiterentwicklung zu verschließen, es würde langfristig mit Sicherheit den Verlust unserer Identität bedeuten. Daher ist es entscheidend, dass wir unser Erbe pflegen, es parallel weiterentwickeln und in die Zukunft tragen.

Unsere Verbände sind dabei wichtige Stützpfeiler, die mit ihrer Arbeit ein Katalysator für diese Entwicklung sind. Sie müssen gemeinsam mit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, die heute so präsent war, gerade bei der jungen Generation die Neugier und Faszination für unsere Kultur und unsere Identität wecken.

Bundesregierung fördert Umbau auf Schloss Horneck

Ein positives Beispiel für solch eine zukunftsfähige Weiterentwicklung, die gerade auch die Jugend anspricht, ist unsere Sachsenburg am Neckar, Schloss Horneck bei Gundelsheim.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung am 10. November 2016 eine Förderung in Höhe von 1,9 Millionen Euro für den Umbau des Schlosses zu einer Kultur- und Begegnungsstätte bewilligt. Das ist beispielhaft!

Wir wollen eine Modernisierung des gesamten Angebots, um weitere kulturelle Veranstaltungen und eine Intensivierung des grenzüberschreitenden Jugend- und Kulturaustauschs dort durchführen zu können. Das Schloss soll wieder mit Leben gefüllt werden, damit kommende Generationen Nutznießer dieser Begegnungsstätte sein können.

Der Bundestag hat nicht zuletzt durch seinen Beschluss die unglaubliche Gemeinschaftsleistung anerkannt, die wir Siebenbürger Sachsen erbracht haben, wie wir um unsere Kultureinrichtungen gekämpft haben und sie aus einer Insolvenzmasse aus eigener Kraft herausgekauft haben. Ich danke jeder einzelnen Spenderin und jedem einzelnen Spender dafür, dass wir dieses Zeichen so setzen konnten. Gleichzeitig bitte ich Sie, uns auch weiterhin zu unterstützen, sei es finanziell oder mit helfender Hand. Nur so können wir dieses Projekt erfolgreich in die Zukunft tragen!

Es gibt weitere positive Entwicklungen, die ich kurz ansprechen möchte. Mit der im letzten Jahr von Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters vorgestellten „Weiterentwicklung der Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach § 96 des Bundesvertriebenengesetzes“, an der auch wir beratend mitwirken konnten, soll unser Museum in Gundelsheim erneut in die institutionelle Förderung aufgenommen werden, damit wir Nachhaltigkeit in unsere Arbeit herstellen. Ich danke dafür!

Es ist uns auch gelungen, unseren Kulturreferenten zu bekommen, der uns vor einigen Jahren gestrichen worden ist. Wir wollen gemeinsam mit diesem Kulturreferenten dafür sorgen, dass unsere kulturelle Breitenarbeit wieder möglich ist und dass Siebenbürgen als unglaubliche Kulturregion wieder den Platz in der gesamten gesellschaftlichen Wahrnehmung bekommt, den es verdient. Ich sage an dieser Stelle nicht nur der gesamten Bundesregierung, dem Bundestag, sondern gerade auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, ohne die wir genau die genannten Punkte nicht hätten erreichen können, ganz herzlichen Dank.

Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter

Auch die Auszahlung der Anerkennungsleistung für zivile deutsche Zwangsarbeiter, insbesondere die aus Siebenbürgen im Jahr 1945 nach Russland verschleppten Landsleute, läuft mehr als nur gut. Ich danke an dieser Stelle der bayerischen Staatsregierung, lieber Joachim Herrmann, wir hätten ohne ihre Hilfe und ohne ein deutliches Zeichen der Union diese Anerkennungsleistung nicht durchbekommen. Es ist ein wichtiges Symbol der Rehabilitierung vor allem für die Menschen, die durch ihre Verschleppung nach Russland einen traumatischen Einschnitt in ihre Lebensbiographie erfahren mussten. Ich danke herzlich dafür.

Beseitigung der Generationenungerechtigkeit bei Renten

Aber, meine Damen und Herren, bei allen Erfolgen, die es in der jüngsten Vergangenheit zu verzeichnen gab, müssen wir weiter beharrlich sein, wenn es um unsere berechtigten Anliegen geht. Es gibt es noch dicke Bretter, die wir bohren müssen! Ich denke dabei an die aktuell dringliche Thematik der Altersarmut, gerade in unserem Personenkreis. Ursächlich für diese besorgniserregende Entwicklung sind die Änderungen des Fremdrentengesetzes in den 1990er Jahren, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als verstärkt Spätaussiedler nach Deutschland kamen.

Die damaligen Kürzungen im Rentensystem schlossen die Leistungen an die Elterngeneration weitgehend aus, behielten aber die Zahlungspflicht von uns Jüngeren uneingeschränkt bei. Das war klar ungerecht und benachteiligt unsere Landsleute bis heute! Ich nenne das eine Generationenungerechtigkeit, die wir beseitigen müssen – und daran arbeiten wir mit Nachdruck! Ich danke der bayerischen Staatsregierung an dieser Stelle erneut dafür, dass sie sie eine Bundesratsinitiative zur Beseitigung dieser Ungerechtigkeit gestartet hat. Lieber Joachim Herrmann, wir wissen, wer an unserer Seite steht und wer uns Gegenwind auf den Weg stellt. Danke für die Unterstützung, ich bitte um Nachhaltigkeit. Wir müssen die Rentenungerechtigkeit beseitigen!

Einsatz für die deutsche Minderheit und Kultur in Rumänien

Wir dürfen auch unsere heimatverbliebenen Landsleute nicht vergessen, denn sie sind Teil unserer Gemeinschaft und sie pflegen und bewahren das jahrhundertealte immaterielle und materielle Kulturerbe vor Ort; ich denke hierbei besonders an die Kirchenburgen und das gesamte steinerne Erbe in der Heimat. Diese Menschen zu unterstützen, muss auch unsere Aufgabe und unsere Forderung an die Politik – hier und dort – sein.

Neben dem Kulturbereich gibt es vor allem auch im Bildungsbereich Verbesserungsbedarf bei deutschen Sprachangeboten, insbesondere dem muttersprachlichen Deutschunterricht in Siebenbürgen. Auch hier hat der Deutsche Bundestag in den letzten beiden Jahren beachtliches Verständnis gezeigt, wir haben mehrere Millionen Euro bereitstellen können, um den muttersprachlichen Unterricht zu sichern – das dient der Wahrung unserer Identität. Ich danke an dieser Stelle allen, die uns dabei unterstützen!

Hier ist aber auch Rumänien gefordert und ich formuliere das ganz deutlich, lieber Herr Präsidialberater Sergiu Nistor, nehmen Sie dies mit, selbst wenn in diesem Jahr kein Spitzenvertreter der rumänischen Regierung anwesend ist.

Positive Beispiele der deutsch-rumänischen Beziehungen

Die Beziehungen zu Rumänien waren bis zuletzt meist gut, auch wenn – etwa bezüglich der Umsetzung des Restitutionsversprechens eher Verzögerung und Hinhalten zu verzeichnen waren. Aus Bukarest und aus der rumänischen Gesellschaft hörten wir in den letzten Jahren auch Bedauern über die Aussiedlung der dort seit Jahrhunderten ansässigen deutschen Bevölkerungsanteile. Für Russlandverschleppte konnte eine Einbeziehung in Entschädigungsregeln durchgesetzt werden. Meine Damen und Herren, das sind positive Beispiele der deutsch-rumänischen Beziehungen, die ich ganz deutlich voranstellen möchte.

Nationalistische Hetzkampagne gegen die deutsche Minderheit

Die Entwicklungen nach den Parlamentswahlen im Dezember 2016 geben allerdings wieder Anlass zur Sorge. Zu Beginn dieses Jahres lief in Rumänien eine nationalistische Hetzkampagne gegen die deutsche Minderheit vor Ort, gegen die sich die aktuelle Regierung leider immer noch nicht positioniert hat. Das lassen wir uns nicht bieten, nicht in Rumänien und nicht in Deutschland!

Ich habe Beschwerde bei der rumänischen Medienaufsicht eingelegt und auch im persönlichen Gespräch mit dem rumänischen Außenstaatssekretär Ciamba unser Unverständnis und unsere Verärgerung ausgedrückt. Eine Reaktion der Medienaufsicht steht noch aus. Sie können sicher sein, wir bleiben dran, wir geben nicht auf!

Anträge auf Restitution werden nur schleppend bearbeitet

Auch beim Thema Restitution herrscht – wie gesagt – deutlicher Nachholbedarf. Die Bearbeitung der Anträge, die berechtigt sind, geht immer noch schleppend voran. Der Verband befindet sich im ständigen Dialog mit den rumänischen Stellen und versucht durch beharrliches und diplomatisches Nachhaken die Bearbeitung etwas zu beschleunigen. Wir bleiben dran. Auch darauf können Sie sich verlassen!

Die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen ist eine starke Gemeinschaft. Sie hat sich wiedergefunden, ist selbstbewusst und in ihrer Identität gefestigt. Unser alljährlicher Heimattag ist eine Institution! In Anlehnung an das eingangs genannte Apfelbäumchenprojekt müssten wir eigentlich hier in Dinkelsbühl auch ein Apfelbäumchen pflanzen, ein Apfelbäumchen der Zuversicht und der Hoffnung!

Siebenbürger Sachsen als Brückenbauer, Kulturpfleger und verlässliche Partner

Wir geben nach außen ein geschlossenes Bild ab und haben mit unserem Verband ein Sprachrohr, mit dem wir unsere Anliegen wirksam in die Politik tragen. Wenn wir das auch weiterhin selbstbewusst und entschlossen tun, dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir als Brückenbauer, als Kulturpfleger, als verlässliche Partner wahrgenommen werden und dass wir erfolgreich bleiben.

Gerade auch unser Heimattag rückt uns in den Fokus der Öffentlichkeit, und ich möchte mit einem herzlichen Dankeschön an alle fleißigen Helfer schließen. Sie tragen zum Gelingen unseres Heimattages und so auch zu diesem positiven Gesamtbild bei!

2017 ist ein Jubiläumsjahr, in dem wir zurückblicken auf prägende Ereignisse in der Vergangenheit. Es ist allerdings auch ein Jahr, in dem Zukunftsentscheidungen anstehen. Im September wählen wir einen neuen Bundestag und ich appelliere an Sie alle: Machen Sie von Ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch! Lassen Sie nicht zu, dass extreme und populistische Positionen von links oder von rechts im politischen Diskurs die Oberhand gewinnen!

Denn mit Abschottung, Nationalismus und anti-europäischen Tendenzen werden all unsere Erfolge und Errungenschaften, die uns Wohlstand und ein Leben in Frieden und Freiheit bescheren, ins genaue Gegenteil verkehrt.

In diesem Sinne danke ich Ihnen allen für Ihr Kommen, wünsche Ihnen noch viele schöne Begegnungen und Eindrücke auf unserem diesjährigen Heimattag und noch einmal frohe Pfingsten!

Schlagwörter: Heimattag 2017, Fabritius, Verbandspolitik, Kulturförderung, deutsch-rumänische Beziehungen, Rente

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