15. Juni 2017

Heimattag der Reformation und des Wiederfindens

Rund 18.000 Besucher feierten den 67. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 2. bis 5. Juni in der vertrauten mittelfränkischen Partnerstadt Dinkelsbühl. Das Motto „Verändern – Erneuern – Wiederfinden“ knüpfte an die Reformation vor 500 Jahren unter Martin Luther an und bot Anlass, sich mit der Geschichte und heutigen Verortung der Siebenbürger Sachsen in einer sich stets verändernden Welt zu befassen. So gestaltete die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien erstmals das große Pfingsttreffen mit niveauvollen Inhalten mit. Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen nahm den 60. Jahrestag der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für den Verband der Siebenbürger Sachsen ihrerseits zum Anlass, sich als Mitausrichter zu engagieren. Der Heimattag war derart reich an siebenbürgisch-sächsischem Leben, an gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten, dass man als Besucher eine große Portion daraus schöpfen und in den Alltag mitnehmen konnte. Den Organisatoren ist es bestens gelungen, den geeigneten Rahmen für das Pfingstfest zu schaffen, aber auch Freunde und Mitstreiter zu gewinnen, die unsere Anliegen verstehen und in politische Handlungen ummünzen, beispielsweise die Erhöhung der Renten für Spätaussiedler. Der künftige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet kündigte in einem schriftlichen Grußwort an, sein Land werde die seit 60 Jahren bestehenden Patenschaft für den Verband der Siebenbürger Sachsen neu beleben.
Der Pfingstsonntag wurde traditionell mit einem Gottesdienst eingeleitet. Bischof Reinhart Guib schlug in seiner Predigt den Bogen zu den Anfängen des Pfingstfestes vor 2000 Jahren, um in diesem großen Zeitrahmen die 500 Jahre seit der Reformation einzuordnen. Mit seinen Thesen habe Martin Luther die Grundfeste der christlichen Lehre „zurechtgerückt“, indem er die Glaubensprinzipien, auf denen unsere evangelische Kirche fußt, deutlich formuliert habe: Allein die Heilige Schrift (sola scriptura); allein die Gnade Gottes (sola gratia), allein Christus (solus Christus); allein der Glaube (sola fide). Letztlich rekurriert alles auf „Allein Gott gehört die Ehre“.

Bischof Reinhart Guib beim Pfingstgruß vor der ...
Bischof Reinhart Guib beim Pfingstgruß vor der Schranne. Foto: Christian Melzer
In einem zweiten Gedankengang veranschaulichte Bischof Guib „die kurzen Wege“ in der Vergewisserung unseres Glaubens: Wir hätten einen Gott der kurzen Wege, der Heilige Geist wiederum sei der kurze Weg zu Gott, ohne die Vermittlung der Heiligen. „Wir werden eine Gemeinschaft der kurzen Wege sein“, betonte der Sachsenbischof. Die Heimatkirche hätte in den letzten Jahren „die Einheit zwischen den Siebenbürger Sachsen hier und drüben gesucht. Das sei wichtig, weil unsere irdische Heimat, unsere Kultur, unsere Kirche, die Städte und Dörfer „geistige und materielle Erben“ bräuchte. „Der Gott der kurzen Wege, der die evangelische in Rumänien wie hier in Deutschland und vielen anderen Orten zu seiner Kirche der kurzen Wege auserkoren hat, möge unsere Gemeinschaft – wo immer wir sind – auf kurzem Wege verändern, erneuern und sich wiederfinden lassen“, schloss Bischof Reinhart Guib.

Höhere Renten für Spätaussiedler

Deutliche Forderungen an die Politik in Deutschland und Rumänien erhob Dr. Bernd Fabritius, MdB, Verbandspräsident des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), in seiner Festrede vor der Schranne. In Deutschland sei es wichtig, die Generationenungerechtigkeit bei den Renten und damit die Altersarmut unter den Aussiedlern zu beseitigen. Ebenso wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann forderte Fabritius die rumänische Regierung auf, sich von der nationalistischen Hetzkampagne zu distanzieren, die mehrere Medien in Rumänien kürzlich gegen die deutsche Minderheit geführt hatten. Bernd Fabritius dankte der deutschen Bundesregierung für die Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter, die Förderung des Umbaus von Schloss Horneck zu einer Kultur- und Begegnungsstätte sowie die Unterstützung der deutschsprachigen Schulen in Rumänien (siehe Festansprache in der SbZ Online).
Rosen für die Damen. Erst schüchtern, dann aber ...
Rosen für die Damen. Erst schüchtern, dann aber formvollendet dank väterlicher Unterstützung überreichte ein Mädchen der Deutsch-Zeplinger Trachtengruppe der Landtagspräsidentin Barbara Stamm und der Bundesvorsitzenden Herta Daniel je eine Rose. Und weil das alle Herzen erfreute, kehrte es zur Gaudi der Zuschauer gleich noch einmal zurück und beschenkte die beiden Damen mit einer weiteren Blume – mehr Flowerpower geht nicht. Die hohen Herren von der ersten Bank freuten sich offensichtlich neidlos mit (v. li.: der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Dr. Bernd Fabritius und der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer). Bildtext und Foto: Konrad Klein
In seiner Festrede würdigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Siebenbürger Sachsen für ihre Heimatliebe und Weltoffenheit. Das sei die richtige Einstellung, um den aktuellen Krisen und Herausforderungen der Europäischen Union zu begegnen. Angesichts der drohenden Altersarmut unter den Spätaussiedlern forderte der Politiker, der als Spitzenkandidat der Christlich Sozialen Union bei der Bundestagswahl am 24. September antreten wird, eine Neuberechnung ihrer Renten, die Mitte der neunziger Jahre stark gekürzt worden waren (siehe Festrede in der SbZ Online).
Über 2500 siebenbürgische-sächsische ...
Über 2500 siebenbürgische-sächsische Trachtenträger nahmen am Festumzug teil, darunter der Honterus-Chor, der zur starken Abordnung der mitausrichtenden Landesgruppe Nordrhein-Westfalen gehörte. Foto: Christian Melzer
Den Heimattag hatte Herta Daniel, Bundesvorsitzende des Verbandes, schon am Samstag im Schrannen-Festsaal eröffnet und zu 40 Programmpunkten des Heimattages eingeladen. „Das Jahr 2017 steht bei den evangelischen Christen im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Luther wollte vor ca. 500 Jahren einigen Unsitten in der katholische Kirche ein Ende bereiten, diese also verändern und hatte deren Erneuerung im Blick und fand sich letzten Endes in einer neuen Kirche wieder. Passend dazu ist „Verändern – Erneuern – Wiederfinden“ bezeichnenderweise auch das Motto unseres diesjährigen Heimattages“, betonte Herta Daniel. „Nachdem sich das Land Nordrhein-Westfalen vor 60 Jahren auf Anfrage unserer Landsmannschaft bereit erklärt hatte, die Patenschaft über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen zu übernehmen, fand eine feierliche Verkündung der Patenschaftsübernahme am 26. Mai 1957 – also fast auf den Tag genau vor 60 Jahren – im Landtag in Düsseldorf statt. In einem ähnlich festlichen Rahmen möchten wir dieses 60-jährige Jubiläum in unserem Patenland zusammen mit den derzeitigen politischen Entscheidungsträgern begehen und diese Gelegenheit nutzen, um uns im Namen aller Siebenbürger Sachsen für diese Patenschaft zu bedanken. Seit 50 Jahren haben wir unter einem Gewölbe aus Baumkronen in der Lindenallee der Alten Promenade in Dinkelsbühl einen gemeinsamen Andachtsort, um jener zu gedenken, deren Gräber meist unbekannt, eingeebnet, ohne Kreuz und Namen sich verstreut in vielen Ländern befinden.“

Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bei seiner ...
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bei seiner Ansprache. Foto: Petra Reiner
Dr. Christoph Hammer, Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl, lud die Gäste zum 14. Mal in „eure Stadt Dinkelsbühl“ ein, wo der Heimattag seit 66 Jahren stattfindet. Die Kinderzeche sei inzwischen in die Bundesliste des immateriellen Kulturerbes eingetragen, Dinkelsbühl firmiere, laut Nachrichtenmagazin „Focus“, als „schönste Altstadt Deutschlands. Der CSU-Politiker zeigte sich besorgt über weltpolitische Entwicklungen, die europäische Werte wie Toleranz, Offenheit, Meinungsfreiheit und Demokratie in Frage stellten. Deshalb sei es wichtig, das Bewusstsein für diese Werte zu schärfen und dafür einzustehen. Gerade in Dinkelsbühl hätten die Siebenbürger Sachsen immer europäische Politik gemacht. „Wenn es die Treffen in Dinkelsbühl nicht gegeben hätte, wäre Rumänien vielleicht noch nicht in der Europäischen Union – denn hier wurden wichtige Entscheidungen getroffen“, betonte Hammer. Die Stadt Dinkelsbühl lebe den europäischen Gedanken durch zahlreiche Partnerschaften, etwa seit 55 Jahren die Städtepartnerschaft mit Guérande (Frankreich), seit 32 Jahren mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen und seit zwölf Jahren mit Schäßburg.

Viel Empathie für Anliegen der Vertriebenen und Aussiedler

Gerda Hasselfeldt, MdB, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, lobte die Siebenbürger Sachsen, die ihre Heimat, Wurzeln und Identität nicht vergessen und sich gleichzeitig mit ihrem Können, ihren Talenten und Traditionen in „unser gemeinsames Vaterland“ einbringen und dessen vielfältige Kulturlandschaft bereichern. Ohne die Tatkraft, den Fleiß und die Ernsthaftigkeit der Heimatvertriebenen wäre das Wirtschaftswunder in Deutschland nicht möglich gewesen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Siebenbürger Sachsen in Rumänien und Deutschland sei eine „ganz wichtige Brücke für den weiteren Prozess in Europa“. Hasselfeldt zeigte sich besorgt, dass manche Spätaussiedler im Alter in erhöhtem Maße von Armut betroffen sind. Wir tun alles, um „eine Besserstellung der Spätaussiedler im Fremdrentengesetz“ zu erreichen. Mit viel Empathie ging sie auf die Anliegen der Vertriebenen und Aussiedler ein und zeigte auf, wie sie in politische Handlungen umgesetzt werden (siehe Festansprache in der SbZ Online).

Präsident Klaus Johannis nimmt am Sachsentreffen teil

Grüße von Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis übermittelte dessen Berater für Kultur, Sergiu Nistor. Er erinnerte an zwei Ereignisse, die den Austausch zwischen den Siebenbürger Sachsen und Rumänen besonders gut verdeutlichen. So habe die Reformation, die sich zum 500. Mal jährt und Europa verändert habe, auch zur Einführung der rumänischen Sprache in der orthodoxen Kirche geführt. Vor zehn Jahren, im Jahr des EU-Beitritts Rumäniens, seien Hermannstadt und Luxemburg als europäische Kulturhauptstädte zelebriert worden. Umso mehr freue er sich, dass das große Sachsentreffen im August 2017 in Hermannstadt stattfinden werde. „Präsident Johannis würde sich freuen, Sie persönlich beim Sachsentreffen begrüßen zu könnten“, sagte Nistor. Die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen sei „ein Beweis dafür, dass sich die Pflege der eigenen Identität und die Integration in die europäische Wertegemeinschaft nicht ausschließen“. Sie sei damit „ein Modell für die Wiederbelebung des europäischen Projektes“ (Lesen Sie Nistors Grußwort in der SbZ Online).

Auch nach Ansicht des neuen deutschen Botschafters in Bukarest Cord Meier-Klodt reicht die Rolle der Siebenbürger Sachsen weit über die oft beschriebene Funktion als Brückenbauer hinaus. Der 1958 in Hamburg geborene Diplomat sagte, die Siebenbürger Sachsen seien geradezu prädestiniert, an der Stärkung „unseres gemeinsamen Europas“ mitzuarbeiten: „Mit dem deutschen Erbe von Jahrhunderten bauen wir mit am Europa von morgen, in dessen Mitte Rumänien einen festen Platz hat.“ Cord Meier-Klodt hat Anfang dieses Jahres die Nachfolge von Werner Hans Lauk als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien angetreten. Er gilt als Experte für Abrüstungsfragen, Kenner der Republik Moldau und hat sich binnen kurzer Zeit bestens in die deutsch-rumänischen Beziehungen eingearbeitet. Kurz nach seinem Amtsantritt erlebte er „das vielleicht emotionalste Bekenntnis zu einem Europa gemeinsamer Werte, das in letzter Zeit irgendwo zu sehen war“: Hunderttausende Rumänen seien auf die Straße gegangen, um den Reformkurs der letzten Jahre gegen die neue Regierung zu verteidigen, die ihn in Frage stellte. Die deutschsprachigen Schulen in Rumänien erfreuten sich „höchster Nachfrage bei rumänischen Eltern und Schülern allgemein“, sagte Meier-Klodt. Er begrüßte die Entscheidung des Deutschen Bundestags, die Mittel zur Unterstützung der Lehrer an den muttersprachlichen Schulen zu erhöhen (das Grußwort im Wortlaut wurde in der SbZ Online veröffentlicht).

Norbert Kartmann: "Wir brauchen Freunde im Parlament"

Seinen Vorrednern schloss sich Norbert Kartmann, Präsident des Hessischen Landtages, nach eigenen Worten „uneingeschränkt an“ und begrüßte die Einheitlichkeit des Bekenntnisses und der Rolle der Siebenbürger Sachsen für Deutschland, Rumänien und Europa. Dass die Stimme der Heimatvertriebenen in Deutschland in den letzten zwei Jahren besonders wichtig geworden sei, verband der CDU-Politiker mit der Person Bernd Fabritius. „Wir brauchen Kontakte und Freunde im Parlament, die ein Herz für Heimatvertriebene haben“, sagte Kartmann gerade jetzt, da Dr. Christoph Bergner, Hartmut Koschyk und Gerda Hasselfeldt in Kürze aus dem Bundestag ausscheiden. „Ich bin eine Kriegsfolge“, sagte Norbert Kartmann über sich. Sein Vater, der aus Hetzeldorf Siebenbürgen stammt, sei als Vertriebener nach Deutschland gekommen und habe eine Einheimische geheiratet. So fühlt sich Kartmann heute nicht nur zur Evangelischen Kirche in Hessen zugehörig, sondern betrachtet auch Bischof Reinhart Guib, der im Saal zugegen war, als „seinen Bischof“.

Wertvolle Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen

Werner Jostmeier, scheidender Landtagsabgeordneter und Aussiedlerbeauftragter der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, übermittelte Grüße vom CDU-Vorsitzenden und künftigen Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens Armin Laschet und dem am 1. Juni gewählten Landtagspräsidenten André Kuper. Jostmeier sagte zu, dass der Festakt im Herbst 2017 zum 60-jährigen Bestehen der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Siebenbürger Sachsen „mit und im Landtag“ stattfinden werde. 1966 sei in Drabenderhöhe die weltweit größte Siebenbürger-Sachsen-Siedlung außerhalb Siebenbürgens gegründet worden. „Das, was die Welt heute Wirtschaftswunder nennt, auch Wirtschaftswunder in Nordrhein-Westfalen, das ist ohne die Arbeit, den Fleiß und die Disziplin der Schlesier, Pommern, der Ostpreußen und gerade der Siebenbürger Sachsen nicht denkbar gewesen.“ Jostmeier war drei Wochen zuvor auf Delegationsreise im Banat und in Siebenbürgen, wo er sich für die Förderung des deutschsprachigen Schulwesens einsetzt. Er äußerte den Wunsch, dass das seit 2015 bestehende Stipendiatenprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen für Deutschlehrer in Rumänien auf eine breite und dauerhafte Basis gestellt werden möge. Dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landtag wünschte Jostmeier, „sie mögen sich immer bewusst bleiben, welche wertvolle Patenschaft mit den Siebenbürger Sachsen hier existiert“.

"Siebenbürgen braucht die sächsische Jugend"

Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, berichtete über das politische, kulturelle und soziale Engagement des Forums sowie die lebendigen Kontakte im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Klaus Johannis habe seine Teilnahme am Sachsentreffen in Hermannstadt zugesagt, zu dem Bottesch nochmals alle einlud. Bottesch freute sich, dass sich die Jugend organisatorisch so stark einbringe. „Siebenbürgen braucht die sächsische Jugend, auch wenn sie nicht dort lebt.“ Die jungen Leute sollten ihre Wurzeln kennenlernen und dazu beitragen, dass das Erbe der Siebenbürger Sachsen erhalten bleiben kann.

Zum Sachsentreffen lud auch Hans Gärtner, Vorsitzender des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, ein, der sich maßgeblich als Organisator dieses Treffens eingebracht hat. Mit Blick auf das Motto des Heimattages sagte Gärtner, dass das Jubiläumsjahr der Reformation uns animiere, „über Veränderungen, Erneuerungen und vielleicht auch Reformationen nachzudenken“. Als Weltenbummler, der beruflich in vielen Ländern der Welt unterwegs sei, habe er die Erfahrung gemacht, dass die Menschen die Werte, die wir als Deutsche, Europäer, natürlich auch als Siebenbürger Sachsen verkörpern, achten und schätzen. Es sei für uns alle eine große Herausforderung, dieses christlich-europäische Wertesystem für die Zukunft zu bewahren.

Bundesobmann Manfred Schuller übermittelte einen Gruß seitens des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, die beim Heimattag mit der Siebenbürger Nachbarschaft Mattigtal sowie der Alten Jugend und Siebenbürger Jugend Traun vertreten war. Schuller erinnerte an die Ungewissheit und Veränderungen der ersten Nachkriegsjahre in Österreich, als viele Landsleute nach Kanada, in die USA oder nach Deutschland ausgewandert waren. Angesichts der heutigen turbulenten Zeiten mahnte Schuller: „Gehen wir tolerant mit diesem Thema um, so wie unsere Vorfahren es uns gelehrt haben“.

Zuversichtlich zeigte sich Pfarrer Hans Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD. Durch Pfingsten wüssten wir, dass der Heilige Geist, der da weht, uns nicht verlassen habe. „Wir werden merken, wenn wir ihn wiederfinden, dass er uns neue Kraft gibt und unsere Gemeinschaft stärkt.“

Treffende Definition des Heimattages

Eine treffende Definition des Heimattages lieferte Dr. Fritz Frank, Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, der am Freitag bei der Anreise in Dinkelsbühl erfreut von vielen siebenbürgischen Amtsträgern begrüßt wurde. Fritz Frank hatte gesagt: „Liebe Freunde, meine Frau ist vor einem Jahr gestorben. Ich empfinde so eine tiefe Sehnsucht nach Familie. Und meine Familie, die Siebenbürger Sachsen, treffe ich in Dinkelsbühl. Deswegen bin ich hier.“ Verbandspräsident Bernd Fabritius sagte in seiner Festrede vor der Schranne: „Lieber Fritz, du bist im 94. Lebensjahr der wohl älteste Teilnehmer dieses Heimattages. Ich habe noch niemanden erlebt, der das Wesen unseres Heimattages so treffend in einen Satz packt. Danke, dass du da bist, danke, dass du unsere Familie teilst!“
Treue, langjährige Besucher des Heimattages nach ...
Treue, langjährige Besucher des Heimattages nach dem Gottesdienst, von links: Julius Henning (91), der Ehrenobmann aus Österreich, Dr. Fritz Frank (93), und der Ehrenvorsitzende des Verbands in Deutschland, Dr. Wolfgang Bonfert (86). Foto: Herwart Licker
Unter den Ehrengästen des Heimattages wurden – neben den bereits erwähnten Rednern – begrüßt: Jürgen Ludwig, Landrat des Landkreises Ansbach, dessen Stellvertreter Kurt Unger, Hagen Jobi, Landrat a.D. des Oberbergischen Landkreises, Iulia-Ramona Chiriac, Generalkonsulin von Rumänien in München, Generalkonsul Mihai Botorog (Bonn), Artur Auernhammer, MdB, Manuel Westphal, MdL, Christian Knauer, Vorsitzender des BdV-Landesverbands Bayern, Franz Schlechter, Sprecher der Heimatortsgemeinschaften im Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des für Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Siebenbürgischen Museums e.V. Gundelsheim, Michael Schmidt, Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung, der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Dr. Wolfgang Bonfert, u.a.

Zwei engagierte Mitausrichter des Heimattages

Rainer Lehni, Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, präsentierte in seinem Grußwort bei der Eröffnungsveranstaltung die Programmpunkte der beiden Mitausrichter. So brachte sich die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) mit Ausstellungen über die Reformation und Kirchenburgen, einen Vortrag über Orgeln, ein Jazzkonzert des Trios Acker, den Pfingstgruß vor der Schranne, den Gottesdienst u.a. ein. Die Bizikel-Sternfahrt und das Thema der Podiumsdiskussion wurden ebenfalls von der EKR angestoßen. Die Landesgruppe NRW war mit zahlreichen Kulturgruppen nach Dinkelsbühl angereist, steuerte das Kronenfest vor dem Münster bei, Platzkonzerte mit den Blaskapellen Drabenderhöhe und Herten, die Rede an der Gedenkstäte, die Dokumentationsausstellung „Frauengestalten – Frauen gestalten“ u.a.

Niveauvolles Programm

Einen hochkarätigen Vortrag zum Thema „500 Jahre Reformation – 69 Jahre Patenschaft“ hielt der Historiker Dr. Dr. Gerald Volkmer, stellv. Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster referierte über die Gedenkstätte in Dinkelsbühl, die vor 50 Jahren eingeweiht wurde.

Zum niveauvollen Programm des Heimattages gehörten weitere Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Tanzveranstaltungen, die Podiumsdiskussion zum besonders ergiebigen Thema „Siebenbürger Sachsen zwischen Bewahrung und Veränderung“, die „Rede an der Gedenkstätte“ und – als kultureller Höhepunkt – die Preisverleihungen am Pfingstsonntag in der St.-Pauls-Kirche. Der Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen wurde an die Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm für ihr außerordentliches soziales Engagement in Rumänien verliehen. Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2017 ging an den Naturwissenschaftler Dr. Heinz Heltmann und den österreichischen Schriftsteller Gerhard Roth. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis wurden die Brüder Kurtfelix und Eginald Schlattner ausgezeichnet (siehe Artikel in der SbZ Online).

Die Jugend stemmt einen großen Teil des Heimattages

Die SJD zeichnete als Organisator verantwortlich für den Zeltplatz, die Sportveranstaltungen, das Programm „Unser Nachwuchs präsentiert sich“, die Zaubershow sowie die Volkstanzveranstaltung vor der Schranne und am Altrathausplatz mit dem gemeinsamen Tanzen aller Tanzgruppen. Zudem war die SJD mitverantwortlich für das Festzelt, den Trachtenumzug und den Fackelzug. SJD-Bundesjugendleiter Edwin-Andreas Drotleff nahm an der Podiumsdiskussion am Pfingstmontag teil. Aus seiner Sicht ist der diesjährige Heimattag „unterm Strich sehr ruhig verlaufen“. Die neue, im Herbst 2016 gewählte Bundesjugendleitung hätte ihre Programmpunkte gestemmt. „Das klappt nur durch gute Abstimmung untereinander und eine gute Einarbeitung durch die bisherigen Hauptverantwortlichen! Vielen Dank dafür an alle Beteiligten“, erklärte Drotleff gegenüber dieser Zeitung.

Ines Wenzel und Helge Krempels moderierten den Festumzug wie immer sachkundig und informativ. Als neue Trachtengruppen unter den 93 Gruppen begrüßten sie in diesem Jahr die Dorfgemeinschaft Weingartskirchen und Heimatortsgemeinschaft Großschenk.

Medienecho

Mehrere Medien berichteten über den Heimattag. Das Bayerische Fernsehen (BR), die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und andere Medien griffen vor allem das Schlagwort Rentenerhöhungen auf. In den Nürnberger Nachrichten war – etwas polemisch – von einem „Wahlkampf-Geschenk für Spätaussiedler“ die Rede war. Zitiert wurde eine 2016 veröffentlichte Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, wonach sich die traditionelle Bindung der Russlanddeutschen an die Union „spürbar gelöst“ habe. In diesen Medienberichten wird allerdings außer Acht gelassen, dass die niedrigen Renten viele Siebenbürger Sachsen tatsächlich belasten und eine Rentenerhöhung eine „Frage der sozialen Gerechtigkeit“ ist, wie es Bayerns Innenminister Joachim Herrmann formulierte. Diesem berechtigten Anliegen darf sich nicht nur die BayernSPD, sondern auch die Bundes-SPD anschließen, die es aber bisher blockiert (siehe Artikel in der SbZ Online).

Neue Maßstäbe in der Berichterstattung setzte Günther Melzer, der die meisten Veranstaltungen des Heimattages anhand von Live-Videos dokumentierte, die weiterhin auf der Verbandsseite www.siebenbuerger.de abrufbar sind.

Weitere Berichte über diesen Heimattag der Reformation und des Wiederfindens werden in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 10 vom 20. Juni und Folge 11 vom 5. Juli 2017 sowie in der SbZ Online veröffentlicht.

Siegbert Bruss

Links zum Heimattag 2017 in Dinkelsbühl:

Heimattag 2017: Übersicht der Fotostrecken auf Siebenbuerger.de

Videos zum Heimattag 2017 auf Siebenbuerger.de

Übersicht der Artikel über den Heimattag 2017 in der Siebenbürgischen Zeitung Online

Die Welt: CSU will höhere Renten für Russlanddeutsche

Bayernkurier: Höhere Renten für Aussiedler

Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien: „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“

Schlagwörter: Heimattag 2017, Verband, Nordrhein-Westfalen, EKR, Bernd Fabritius, SJD, Rente

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