31. August 2020

Leserecho: Unsere Zeitung hat viel für die Jugendarbeit bewirkt

Zum 70-jährigen Bestehen unserer Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) haben vormalige Chefredakteure (Hans Bergel und Hannes Schuster) sehr anschaulich die Schwerpunkte ihrer Amtszeit dargestellt. Wichtig war unsere Verbandszeitung auch für die Entstehung unserer aktiven Jugendarbeit für den Fortbestand unserer „Landsmannschaft“. Das möchte ich hier kurz darstellen, denn ich war seit 1952 an vorderster Front mit dabei.
In einem Grußwort zum Zeitungsjubiläum wird als Besonderheit erwähnt, dass wir Siebenbürger Sachsen kein Problem mit Nachwuchs hätten. Daran hat unsere Siebenbürgische Zeitung auch ihren Anteil. In den 1950er Jahren fanden sich siebenbürgische Studenten und Abiturienten zusammen, um ihr Wissen über Siebenbürgen auszutauschen, zu erweitern und weiterzugeben. Weil sie sich auf Burg Hoheneck trafen, nannten sie sich „Hohenecker Kreis“, später dann „Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen“. Daraus wurde, als die Jugendlichen erwachsene Akademiker wurden, der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde.
Dr. Wolfgang Bonfert (Mitte) besucht eines der ...
Dr. Wolfgang Bonfert (Mitte) besucht eines der siebenbürgischen Sommerlager.
Fast zeitgleich wurden vom Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen Sommerlager – so hießen die Freizeiten damals – abgehalten. 1952 war ich auf dem Hesselberg dabei und gründete danach in Berlin, wo unsere Brandsch- Böhm-Familie damals lebte, die Siebenbürger Jugendgruppe. In Berlin hatten sich unter Leitung meiner Eltern viele aus Russland nach Deutschland entlassene Verschleppte zusammengefunden. Sie trafen sich regelmäßig zum Singen, Volkstanzen und Feiern von Festen. Ihre Kinder brachten sie natürlich mit. Die älteren wurden die ersten Mitglieder meiner Kinder- und Jugendgruppe. 1954 fuhr ich mit ihnen in das von mir organisierte Sommerlager nach Seesen im Harz. Die Jugendleiterin unserer Kirchengemeinde gab mir manchen nützlichen Tipp. Herr Herbert vom Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen mit Sitz in München verhalf uns zu Zuschüssen, galt als Veranstalter und besorgte uns den Freizeitleiter, meist junge Pfarrer oder Pfarrvikare. Das geschah auch für die weiteren Lager, die ich für meine Gruppe organisierte. Über die Siebenbürgische Zeitung wurden die Lager bekannt gegeben. So kamen auch Siebenbürger Jugendliche aus der Umgebung ins Lager mit dazu.

In den 14 Tagen des Zusammenlebens entstand eine so gute Gemeinschaft, dass die Frage auftauchte: „Wann und wo können wir uns wieder treffen?“ Da ich mit meinen Eltern schon zwei Mal mit dem von der Landsmannschaft gebuchten Bus in Dinkelsbühl war, schlug ich den nächsten Heimattag in Dinkelsbühl als Treffpunkt vor. Dieses Treffen sollte auch für die Jugendlichen meiner Gruppe ein besonderes Erlebnis werden. So bereiteten wir in unseren wöchentlichen Heimabenden in Berlin ein abwechslungsreiches Jugendprogramm für Dinkelsbühl vor. Wir schliefen alle in der Jugendherberge, die einen großen Saal und einen schönen Vorplatz hatte. Wir tanzten siebenbürgische Volkstänze, sangen Lieder, spielten Gemeinschaftsspiele, erkundeten Dinkelsbühl und nahmen am Pfingstgottesdienst und dem Festumzug in unseren derweil selbst gefertigten und erworbenen siebenbürgischen Trachten teil. Durch die Bekanntgabe in unserer Zeitung, dass es ein Jugendprogramm in der Jugendherberge geben wird, kamen sehr viele Jugendliche mit ihren Eltern mit zum Heimattag. Es wurde ein voller Erfolg.
Geselligkeit wurde schon damals intensiv gelebt ...
Geselligkeit wurde schon damals intensiv gelebt und gepflegt.
Beim nächsten Treffen des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen kam dann die Idee auf, den Kontakt der Jugendgruppen untereinander regelmäßig zu pflegen. So entstand der Siebenbürgisch Sächsische Jugendbrief. Die Redaktion dafür bildete sich bei uns in unserer Berliner Jugendgruppe. Die schon bestehenden Jugendgruppen in Berlin, aber vor allem auch in den Bergmannssiedlungen in Nordrhein-Westfahlen, aber auch in Österreich berichteten über ihre Aktivitäten und Pläne im Jugendbrief, schickten auch Fotos. Weil wir uns auf die Weise alle näher kamen, besuchten wir als Gruppen uns auch gegenseitig. Dabei entstanden auch persönliche Beziehungen, die oft dann auch gelegentlich zur Ehe führten. Heute würde man sagen, über den Jugendbrief waren wir vernetzt.

Wie aber gelangte dieser Jugendbrief zu den Einzelnen und Gruppen? Es gab nur eine Möglichkeit: als Beilage zur Siebenbürgischen Zeitung. Und hier kommt wieder unsere Zeitung ins Spiel! Hätte sie sich nicht bereit erklärt, unseren Jugendbrief kostenlos mit zu versenden, wäre es nie zu einer so aktiven Jugendarbeit bei uns Siebenbürgern gekommen. Darum sage ich noch einmal den damals Verantwortlichen der Siebenbürgischen Zeitung herzlichen Dank für Euren Mut, Eure Großzügigkeit und Eure Weitsichtigkeit. Nur durch Eure Mithilfe konnten wir so viele Jugendlichen und ihre Eltern erreichen.
Und auch der Volkstanz kam nicht zu kurz. ...
Und auch der Volkstanz kam nicht zu kurz.
Der Siebenbürgisch-sächsische Jugendbrief kam so lange mit der Zeitung in die Häuser, bis eine spezielle Jugendseite in unserer Siebenbürgischen Zeitung eingerichtet wurde. Ich habe sämtliche Ausgaben des Jugendbriefes, die ich gesammelt hatte, in unser Siebenbürgisches Archiv nach Gundelsheim geschickt. Dort sind sie für alle Interessierten einsehbar.

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch etwas erwähnen: Da die Kirche in Dinkelsbühl sehr bald viel zu klein wurde und viele Menschen draußen bleiben mussten, habe ich, mit Zustimmung des Hilfskomitees, begonnen, Jugendgottesdienste zu halten. Der große Saal in der Jugendherberge erwies sich schon beim ersten Mal als viel zu klein. So gab mir der Herbergsvater den Hinweis, dass Dinkelsbühl ein Freilichttheater mit 300 Plätzen besitzt. Seither hielt ich die Jugendgottesdienste, zu denen auch viele Erwachsene kamen, mit viel Erfolg dort ab. Natürlich wurden die Kinder und Jugendgruppen bei der Gestaltung mit einbezogen. Als erste Gruppe beteiligte sich die Kinder- und Jugendgruppe aus Drabenderhöhe unter Leitung meines Bruders und seiner Frau, Jürgen und Christa Brandsch-Böhm. Immer ein Jahr vorher konnten sich die Jugendgruppen und Blaskapellen zur Mitwirkung bewerben und erhielten von mir Material und Übungskassetten fürs Proben. Das lief etliche Jahre so, bis der Trachtenumzug auf den Nachmittag verlegt wurde und vor der Schranne eine Andacht für gehalten wurde. Da waren dann alle dabei.

Bei der Gründung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland in Drabenderhöhe unter Leitung von Dr. Wolfgang Bonfert waren unsere beiden Söhne, als nun schon gestandene siebenbürgische Jugendgruppenerfahrenen, aktiv dabei und ich auch noch. Wir Erwachsenen gaben rechtzeitig die Stafette an die Jugendlichen weiter, blieben aber selbst weiter im Verband aktiv. Ich wünsche unserem Verband weiterhin eine aktive erfolgreiche Jugend- und Mitgliederarbeit, denn alle aus meiner Generation sind jetzt die Hochbetagten, die einer nach dem anderen vom Herrgott abberufen werden.

Dr. Roswita Guist, geb. Brandsch-Böhm, Wiehl-Drabenderhöhe

Schlagwörter: Siebenbürgische Zeitung, Jubiläum, Jugendarbeit, Wolfgang Bonfert, Leserecho

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