16. Februar 2023

Eine Ära geht zu Ende: Landtagspräsident a.D. Norbert Kartmann aus dem Hessischen Landtag verabschiedet

Norbert Kartmann, Landtagspräsident a.D., hat sein Landtagsmandat im Hessischen Landtag zum 31. Dezember 2022 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Damit geht eine Ära im Landtag in Wiesbaden zu Ende. „Der Hessische Landtag ist ohne Norbert Kartmann kaum vorstellbar!“, erklärte Margarete Ziegler-Raschdorf, Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Sie dankte Norbert Kartmann für sein Eintreten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, seine Treue zur Heimat Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen.
MdL a.D. Norbert Kartmann und ...
MdL a.D. Norbert Kartmann und Aussiedlerbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf beim Tag der Heimat 2016 des BdV in der Urania in Berlin. Foto: LBHS
36 Jahre lang war Norbert Kartmann direkt gewählter Wahlkreisabgeordneter im Wahlkreis 27, Wetterau III, und hat die hessische CDU-Fraktion und das gesamte Landesparlament geprägt. Zudem bekleidete er 16 Jahre lang (2003-2019) die herausragende Funktion des Landtagspräsidenten. In einem Abschiedsbrief dankte Margarete Ziegler-Raschdorf ihrem langjährigen Parlamentskollegen für seine stetigen Impulse im Themenbereich Flucht und Vertreibung, die inspirierende Zusammenarbeit und viele gesellige Stunden. „Die Belange der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler waren Norbert Kartmann immer ein besonders wichtiges Anliegen, denn seine eigene Familie stammt aus dem Jahrhunderte alten deutschen Siedlungsgebiet Siebenbürgen in Rumänien und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus dieser Heimat vertrieben“, schreibt Margarete Ziegler-Raschdorf. So habe er sich als Abgeordneter jahrzehntelang für eine angemessene Erinnerung, Bewahrung und Pflege der Kultur der Vertreibungsgebiete der deutschen Heimatvertriebenen engagiert.

Als Siebenbürger Sachse hatte Norbert Kartmann eine besondere Beziehung zu Siebenbürgen, wo sein Vater Landwirt gewesen war. Unter seiner Führung habe der Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (UHW) des Hessischen Landtags Siebenbürgen besucht, wofür sich Ziegler-Raschdorf bedankte. In Hetzeldorf, im ehemaligen Haus seiner Familie, habe Kartmann unter großem persönlichen Einsatz eine Senioren-Wohneinrichtung mit angeschlossener kleiner Landwirtschaft für dort verbliebene Deutsche ins Leben gerufen.

Auch das Zustandekommen der rumänisch-hessischen Regierungskommission sei zu großen Teilen dem Landtagspräsidenten a.D. Norbert Kartmann zu verdanken, betonte die Aussiedlerbeauftragte. Sein jahrelanges Engagement für die Siebenbürger Sachsen und in Siebenbürgen selbst weiß auch der Landesverband Hessen des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zu schätzen. Der Vorstand des Landesverbands Hessen wählte ihn 2017 zum Ehrenvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen in Hessen. In Rumänien wurde er für die Völkerverständigung zwischen Hessen und Siebenbürgen geehrt: mit dem „Großkreuz des Rumänischen Nationalordens für treue Dienste“ (2007) und „Stern von Rumänien“ (2018).

Ziegler-Raschdorf dankte Kartmann für sein jahrzehntelanges politisches Engagement auf den unterschiedlichsten Ebenen, insbesondere für das gemeinsame Anliegen der Belange der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler sowie das stets herzliche, kollegiale Miteinander. In seiner unerschütterlichen Treue zum Thema, mit seinen inspirierenden Ideen sei er ihr immer ein Vorbild gewesen und werde es auch bleiben. Sie freue sich zu jeder Zeit über ein weiteres Zusammentreffen, für das es im Ruhestand hoffentlich eher Gelegenheit gebe.

Einen Hessischen Landtag ohne Norbert Kartmann kann sich auch Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, nur schwer vorstellen. „Von seiner siebenbürgisch-sächsischen Herkunft hat er nicht nur immer wieder und gerne gesprochen, sondern sich öffentlich dazu bekannt“, erklärte Lehni gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. „Beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl war er regelmäßiger Gast und Redner und genoss dabei diese Momente mit seinen Landsleuten. Auch Siebenbürgen, die Heimat seines Vaters, hat er oft und gerne bereist. Er hat dazu beigetragen, dass das Elternhaus seines Vaters zu einem Teil des Hetzeldorfer Altenheims geworden ist.“ Sehr gerne erinnert sich Lehni an die Gespräche mit Kartmann beim Sachsentreffen 2011 in Kronstadt. Im Namen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland wünscht er Norbert Kartmann „einen angenehmen und schönen Ruhestand und vor allem Gottes reichen Segen“.

„Unserem hessischen Ehrenvorsitzenden wünschen wir alles Gute und einen angenehmen Ruhestand“, erklärte Ingwelde Juchum, stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbands Hessen des Verbands der Siebenbürger Sachsen. „Norbert Kartmann hat uns in Hessen seit vielen Jahren immer wieder unterstützt. Eine sehr enge Zusammenarbeit bestand in der Zeit von 2009 bis 2019. Ob zur 60-Jahr-Feier des Landesverbandes Hessen, zu Sitzungen oder zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für Frau Ursula Tobias – wir waren oft Gäste im Landtag in Wiesbaden. Auf seine Einladung hin, hat sich der hessische Landesvorstand gemeinsam mit dem BdV-Vorstand ebenfalls im Landtag getroffen. Daraus ist eine enge und sehr gute Zusammenarbeit entstanden“, schreibt Juchum. Kartmann habe stets ein offenes Ohr für die Belange seiner Siebenbürger Sachsen gehabt und viele gute Vorschläge gemacht, die umgesetzt wurden. „Er hat uns gezeigt, wie ein gutes und konstruktives Miteinander auch auf politischer Ebene funktionieren kann. Mit hessischen Politikern und Ministerpräsidenten hat er regelmäßig Delegationsreisen in seine alte Heimat unternommen.“ Juchum wünscht Kartmann namens des Landesvorstands alles Gute und hofft, ihn bei einer der nächsten Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Norbert Kartmann, Kartmann, Landtag, Hessen, CDU

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