29. Mai 2007

Volker Dürr: "Erfolgreiche Integration ist zum guten Teil dem Patenland zu verdanken"

Der 57. Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl stand vom 25. bis 28. Mai im Zeichen mehrerer Jubiläen und Ereignisse: der 50-jährigen Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, des 40-jährigen Jubiläums seit Errichtung der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl, dem am 1. Januar 2007 erfolgten Beitritt Rumäniens in die Europäische Union und der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 Hermannstadt. Höhepunkt des Pfingstfestes mit rund 11 000 Besuchern war der große Trachtenzug am Pfingstsonntag, an dem über 1 500 Trachtenträger teilnahmen. Dipl.-Ing. Arch. Volker E. Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, dankte dem Land Nordrhein-Westfalen, das maßgeblich zur gelungenen Integration der Siebenbürger Sachsen in die neue Heimat beigetragen habe und sich auch heute eindeutig zur Patenschaft bekenne. Das Motto des diesjährigen Heimattages, „Wir in Europa“, zeige, dass die Siebenbürger Sachsen ihre aus der Geschichte erwachsende Rolle als Brückenbauer zwischen Ost und West fortsetzen wollen. Die Begrüßungsansprache des Bundesvorsitzenden auf der Festkundgebung am 27. Mai wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer,
sehr geehrte Präsidentin des Landtages von Nordrhein-Westfalen, Frau Regina van Dinther,
sehr geehrte Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Mitglied des Deutschen Bundestages, Frau Erika Steinbach,
sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen,
sehr geehrter Herr Aussiedlerbeauftragter der Landesregierung Nordrhein-Westfalen Thomas Kufen,
sehr geehrter Herr Landrat des Oberbergischen Kreises Hagen Jobi,
liebe Landsleute, die Ihr heute zahlreich und vielfach in festlicher Tracht hier zusammengekommen seid und von Ines Wenzel, so denke ich, meisterlich vorgestellt worden seid! Ich bedanke mich bei euch allen.

Es freut mich, Sie alle im Namen des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, besonders aber auch der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen mit ihrem Vorsitzenden Harald Janesch und der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend mit ihrem Bundesjugendleiter, Rainer Lehni, den beiden Mitausrichtern unseres diesjährigen Heimattages, hier in der wunderschön geschmückten großen Kreisstadt und ehemals freien Reichsstadt Dinkelsbühl sehr herzlich begrüßen zu dürfen.

Bundesvorsitzender Volker Dürr während der Festrede 2007 in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs
Bundesvorsitzender Volker Dürr während der Festrede 2007 in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs
In meinen Gruß möchte ich Dekan Hermann Schuller, den geschäftsführenden Vorsitzenden des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen im Diakonischen Werk der EKD, einschließen und Pfarrer Hans Schneider für die schon zur Tradition unserer Heimattage gehörende Pfingstandacht herzlich danken. Wir danken auch für die Grüße des Bischofs unserer Heimatkirche in Siebenbürgen, D. Dr. Christoph Klein, und wir senden ihm diese Grüße von diesem Heimattag nach Hermannstadt wieder zurück.

Ich grüße die Vertreter unserer Partnerstadt Dinkelsbühl, Herrn Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und Frau Bürgermeisterin Hildegard Beck und den Schäßburger Bürgermeister Dorin Dăneșan sowie alle hier vertretenen Ratsmitglieder beider Städte. Es erfüllt uns mit Freude und Stolz, dass aus der mehr als 20-jährigen Partnerschaft zwischen Dinkelsbühl und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen eine weitere Partnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg (Sighișoara) in Siebenbürgen/Rumänien begründet werden konnte. Nachdem diese Städtepartnerschaft im Herbst vergangenen Jahres hier in Dinkelsbühl in einem gemeinsamen Festakt beurkundet worden ist, wird sie in wenigen Tagen in einem weiteren Festakt in Schäßburg bestätigt werden.

Nordrhein-Westfalen bekräftigt Patenschaft für Siebenbürger Sachsen

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor 50 Jahren wurde auf Initiative von Konrad Grundmann, dem späteren Arbeits- und Sozialminister Nordrhein-Westfalens, am 26. Mai 1957 im Plenarsaal des Landtages in Düsseldorf die Übernahme der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen feierlich beurkundet. Mit diesem Akt hat das Land Nordrhein-Westfalen seine Verbundenheit mit der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, deren Urheimat weite Gebiete Nordrhein-Westfalens sind, bekundet und seinem Willen Ausdruck verliehen, die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in ihren Aufgaben zu unterstützen.

Für uns Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist es eine große Freude, heute die höchste Vertreterin des Parlamentes unseres Patenlandes, Sie, sehr geehrte Frau Präsidentin Regina van Dinther, in Begleitung unseres Oberbergischen Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen, den Aussiedlerbeauftragten Thomas Kufen und unseres Oberbergischen Landrates Hagen Jobi, sehr herzlich willkommen zu heißen.

Wir sind Ihnen, sehr geehrte Frau Präsidentin, und Herrn Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff sehr dankbar dafür, dass Sie uns in der am 10. Mai 2007 aus Anlass dieses Jubiläums im Landtag stattgefundenen Feierstunde zugesichert haben, dass sich das bevölkerungsreichste Bundesland des wiedervereinigten Deutschlands eindeutig zu der vor 50 Jahren für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen übernommenen Patenschaft bekennt, ihren Fortbestand zusichert und die vom damaligen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau an unserem Heimattag 1997 hier in Dinkelsbühl angebotene Partnerschaft weiterführen wird.

Erfolgreiche Integration

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zeichen der in den vergangenen fünf Jahrzehnten gegenseitig erwiesenen Solidarität sind Musterbeispiele für gelungene Integration: Siedlungen wie z.B. Setterich, Herten-Langenbochum, Oberhausen, Overath und die größte Siebenbürger Sachsen Siedlung in Drabenderhöhe, die von unserem Patenland geförderten Kultureinrichtungen wie die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv sowie das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim und vor allem die aktive Unterstützung der landsmannschaftlichen Bemühungen, um die Integration von mittlerweile über 250 000 Siebenbürger Sachsen in ganz Deutschland gebieten uns, Dank zu sagen an das Land Nordrhein-Westfalen.

Dass die Integration unserer mehrheitlich in Deutschland lebenden Landsleute reibungslos und erfolgreich verlaufen ist, verdanken wir sicherlich zum guten Teil der Patenschaft, die das Land Nordrhein-Westfalen vor 50 Jahren für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen übernommen hat; aber auch die Solidarität der fast 15 Millionen in Deutschland aufgenommenen Heimatvertriebenen und ihre auf dem Ehrenamt aufbauenden Organisationsstrukturen im Bund der Vertriebenen haben zum Gelingen der Integration beigetragen. Deshalb freue ich mich ganz besonders, Sie, verehrte Frau Präsidentin Erika Steinbach, zu unserem 57. Heimattag hier in Dinkelsbühl begrüßen zu dürfen. Der BdV und unsere Landsmannschaft müssen sicherlich weiterhin dafür Sorge tragen, dass unsere Hoffnungen auf eine Verstärkung der Integrationshilfen, auf eine Gleichstellung im Rentenwesen, auf die Förderung unserer kulturellen Breitenarbeit und die Sicherung der Einrichtungen unseres Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturzentrums nicht enttäuscht werden. Denn hier liegt für uns und unsere Kinder der Schlüssel für eine gute gemeinsame Zukunft in Europa.

Die Vision der Römischen Verträge hat Gestalt gewonnen

Liebe Festversammlung! So wie die Väter der Römischen Verträge, die 1957 in Europa mit der Absicht geschlossen wurden, die Folgen des Krieges geistig, politisch und wirtschaftlich zu überwinden, waren auch die Begründer der Patenschaft, der damalige Arbeitsminister Heinrich Hemsath und der gesamte Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen von einer besonderen Verantwortung für eine gemeinsame europäische Zukunft aller europäischen Demokratien überzeugt. Das über fünf Jahrzehnte lang wirksame politische System der Unfreiheit und Unterdrückung, das auf allen Staaten Osteuropas lastete, hat dazu geführt, dass die meisten Deutschen nach der Wende in Osteuropa Rumänien verlassen haben. Ich weiß, dass auch viele Rumänen dies als großen Verlust empfinden. Umso mehr freue ich mich, dass über alle Jahrzehnte des Kalten Krieges hinweg die humanitären Kontakte zu unseren Landsleuten immer gehalten und seit der Wende in Osteuropa weiter ausgebaut und gefestigt werden konnten. Ja mehr noch: Die Vision der Römischen Verträge hat Gestalt gewonnen, indem unter der EU-Präsidentschaft der Bundesrepublik Deutschland Rumänien am 1. Januar 2007 als Vollmitglied in die erweiterte Europäische Union aufgenommen worden ist. Wichtig ist nun, dass dieser formale Akt mit Leben erfüllt wird, dass die Menschen Gerechtigkeit und Lebensperspektive in ihrem Lebensalltag verspüren, denn das Geheimnis des EU-Erfolges beruht auf dem spezifisch europäischen Gesellschaftsideal, das uns alle verbindet: dessen Grundlagen sind Freiheit, Solidarität, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Menschenrechte. Ich wünsche den Bürgerinnen und Bürgern Rumäniens viel Erfolg auf dem gemeinsamen Weg zu einem vereinten Europa, ein Weg, der in Anbetracht der aktuellen Regierungskrise kein leichter sein wird.

Mitwirken in einem Europa der guten nachbarschaftlichen Beziehungen

Meine Damen und Herren, in praktischer Solidarität engagieren sich die seit 1983 in einer internationalen Föderation zusammengeschlossenen Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Kanada, Österreich, USA und Rumänien nach wie vor durch materielle und moralische Unterstützung der Landsleute in Siebenbürgen, so wie sie sich gleichzeitig der Bedeutung ihrer Brückenfunktion zu den osteuropäischen Ländern bewusst sind, im Sinne ihres Mitwirkens in einem Europa der guten nachbarschaftlichen Beziehungen, Verständigung und des Zusammenwirkens zwischen Völkern und Staat.

Erlauben Sie mir an dieser Stelle Herrn Dr. Fritz Frank, den Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, und Herrn Dr. Jürgen Porr, den Vorsitzenden des Demokratischen Forums in Siebenbürgen, sehr herzlich zu begrüßen. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass bei der Vorbereitung und Umsetzung vieler Hilfsmaßnahmen, die auch das rumänische Umfeld der dort lebenden Deutschen betreffen, unser Sozialwerk, dessen Vorsitzenden Peter Pastior ich ebenfalls herzlich begrüße, durch unseren landsmannschaftlichen Verband unterstützt wird. Dabei sind wir sowohl auf die Beiträge und Spenden unserer Mitglieder als auch auf die Unterstützung der Bundesregierung und unseres Patenlandes angewiesen: auch hierfür unseren herzlichen Dank! So können wir gemeinsam auch weiterhin an dem Versöhnungswerk, das uns in Europa aufgetragen ist, teilnehmen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Landsleute, das Motto unseres diesjährigen Heimattages „Wir in Europa“ knüpft nicht nur an die aktuellen Ereignisse an: den Beitritt Rumäniens und damit auch Siebenbürgens zur EU, die Nominierung Hermannstadts zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007, gemeinsam mit dem Großraum Luxemburg, die Besiegelung der Partnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg (Sighișoara). Das Motto zeigt, dass wir die aus unserer Geschichte und unserem Schicksal erwachsende Rolle als Brückenbauer zwischen Ost und West fortsetzen wollen und uns für eine gemeinsame Zukunft überall dort, wo Siebenbürger Sachsen leben, einsetzen. Unter diesem Motto steht auch die vorbildliche Beteiligung unserer landsmannschaftlichen Landesgruppe Nordrhein-Westfalen am diesjährigen Heimattag hier in Dinkelsbühl, den sie mit ihren Brauchtums- und Kulturgruppen mit ausrichtet.

Danksagung an die aktiven Teilnehmer des Heimattages

Mit dabei sind natürlich auch die Mitglieder unserer landsmannschaftlichen Gliederungen aus anderen Landesgruppen und aus Organisationen wie z.B. den Heimatortsgemeinschaften, deren Vorsitzenden Herrn Michael Konnerth ich hiermit herzlich grüße, für deren vielfältiges Engagement ich an dieser Stelle besonders herzlich danke. Auch unserem Ehrenvorsitzenden, Herrn Dr. Wolfgang Bonfert, sowie meine Stellvertreterinnen und Stellvertreter, die Vorsitzenden der Landesgruppen begrüße ich herzlich und danke ihnen für ihren unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz für die Belange unserer Landsleute. Allen aktiven Teilnehmern, die unter der Leitung von Frau Ines Wenzel und vielen anderen zum Gelingen dieses herrlichen bunten Trachtenzuges beigetragen haben, gilt mein besonderer Dank, so auch unserer Siebenbürgischen Trachtenkapelle unter der Leitung von Herrn Heinrich Mantsch für ihren musikalischen Beitrag zu unserer Festveranstaltung.

Schriftliche Grußworte an den Heimattag

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Resonanz, die unsere heutige Veranstaltung, aber auch unser stetiges landsmannschaftliches Engagement in Politik und Gesellschaft hat, geht aus den zahlreichen Grußbotschaften zu unserem Heimattag hervor. Grußbotschaften zum 50-jährigen Patenschaftsjubiläum erreichten uns von Roland Lohkamp, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, und dem bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein. Wir danken ihnen.

Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, übermittelt uns die herzlichen Grüße der Hessischen Landesregierung, insbesondere von Herrn Ministerpräsident Roland Koch und stellt fest: „Zusammen mit Ihrem Landsmann Norbert Kartmann, dem Präsidenten des Hessischen Landtages, darf ich Ihnen die ideelle und materielle Unterstützung des Landes Hessen auch für die Zukunft zusagen.“ Bürgermeister Klaus Werner Johannis hat uns in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien Glückwünsche zu unserem Heimattag übermittelt. Wir danken ihm und senden ihm die besten Glückwünsche zu einem guten Gelingen der Veranstaltungen in Hermannstadt.

In herzlicher Verbundenheit wünschen uns der Vorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, und der Präsident der ATS aus den USA, David Bokesch, ein gutes Gelingen, gute Zusammenarbeit und harmonische Gespräche an unserem Heimattag 2007. Lassen Sie mich zum Schluss der Grußbotschaften Käthe Paulini, ehemalige Vorsitzende der Landsmannschaft in Kanada, zitieren: „50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland verdient auch unseren Dank und unsere Anerkennung.“ Landsleute in Kanada danken unserem Patenland!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und darf nunmehr Sie, sehr geehrte Präsidentin Frau van Dinther, um Ihre Ansprache bitten.

Schlagwörter: Heimattag, Landsmannschaft, Volker Dürr

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