13. Februar 2008

Im Zeichen des offenen Dialogs

Zu einem Jahresempfang hatte der Bundes­vorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. zu Beginn der neuen Legislaturperiode für den 31. Januar 2008 in den Bayerischen Landtag in München eingeladen. Die Schirmherrschaft hatte die 1. Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, langjährige Freundin und Fördererin der Sie­benbürger Sachsen, übernommen. 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur fanden sich in prominentem Rahmen, dem Steinernen Saal des Maximilianeums, ein, der mit facettenreichem siebenbürgisch-sächsischem Leben ausgefüllt wurde. Der Verband der Siebenbürger Sachsen präsentierte sich als moderner und offener Partner, Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius sprach vom Beginn einer „neuen Zeit“ unseres Verbandes. Unter anhaltendem Applaus wurde der bekannte Sänger Peter Maffay begrüßt, der nach langer Zeit zur siebenbürgischen Gemeinschaft zurückgefunden hat und beabsichtigt, sein humanitäres Enga­gement nach Siebenbürgen auszuweiten.

Verband feiert im politischen Zentrum Bayerns

Das Majestätische des bayerischen Prachtbaus von 1857, die geschickte Transformation des materiellen Rahmens in Richtung siebenbürgisch-sächsische Welt, die großformatigen Sie­benbürgen-Bilder von Martin Eichler beim Ein­gang in den Steinernen Saal, wo die Gäste vom landsmannschaftlichen Vorstand persönlich begrüßt wurden, das gelungene Arrangement siebenbürgischer Spezialitäten, die beiden Brottrö­ge mit Frische ausstrahlendem Brot gefüllt, die offene Tür zum „Heiligtum“ des Landtages, dem Plenarsaal, der imposante Blick auf die Maxi­milianstraße und das Herzstück von München durch das gewaltige Fenster an der Vorderfront – das alles hat zu einem erhebenden Erlebnis beigetragen. Ingrid Hutter und Markus Krusche stimmten mit dem Duo für Klarinette und Fagott Nr. 1 und 3 von François René Gebauer liebevoll und gekonnt in das Fest ein und begleiteten es musikalisch auf hohem Niveau.

An die Tradition der Nationsuniversität anknüpfend

In seiner Begrüßungsrede markierte Dr. Bernd Fabritius die neuen Koordinaten unseres Ver­bandes: „Die Gemeinschaft aller Landsleute, unsere Landsmannschaft, hat sich am Verbands­tag Ende des letzten Jahres für eine neue, offene und moderne Verbandsstruktur entschieden. Eine neue Wahlperiode mit einem neuen Vor­stand hat begonnen. Damit sind nach über 50 Jahren wichtige Weichen für die Zukunft gestellt worden. Gleichzeitig feiern wir in diesem Jahre 25 Jahre seit Gründung der weltweiten Föderati­on der Siebenbürger Sachsen, in welcher heute alle in Deutschland, Österreich, Kanada, den USA und in Siebenbürgen lebenden Landsleute als grenzüberschreitende Gemeinschaft vereint sind. Dieses alles haben wir zum Anlass genommen, zu diesem Jahresempfang einzuladen.“
Der Bundesvorsitzende Bernd Fabritius begrüßt die ...
Der Bundesvorsitzende Bernd Fabritius begrüßt die Gäste beim Jahresempfang im Steinernen Saal des Bayerischen Landtages, darunter im Zentrum der 1. Reihe: Alfred Mrass, Stellvertretender Bundesvorsitzender, Barabara Stamm, Vizepräseidentin des landtages, Peter Maffay, Susanne Proske (Kreisgruppe Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) und Hildegard Beck, Bürgermeisterin von Dinkelsbühl. Foto: Konrad Klein
Der Verband, der an die Tradition der Uni­ver­sitas Saxoniae (Nationsuniversität) und die Selbstverwaltung unserer Gemeinschaft anknüp­fe, sehe sich als Interessensvertretung für die Belange unserer Landsleute in Deutschland und trete seit Jahrzehnten für den Erhalt unserer kulturellen Werte und die Integration ins neue Lebensumfeld ebenso ein wie für die För­derung des Dialogs mit unserem Herkunftsland, sagte Fabritius. „Wir sehen uns als Brücken­glied zwischen unseren Ländern und den dort lebenden Menschen in einem immer mehr zusammenwachsenden gemeinsamen europäischen Haus.“

Barbara Stamm – Freundin und Gönnerin der Siebenbürger Sachsen

Barbara Stamm, 1. Vizepräsidentin des Baye­rischen Landtags und Rumänienbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben durch ihren Einsatz, sowohl in Rumänien als auch in Deutschland, maß­geblich dazu beigetragen hätten, dass Rumänien schon am 1. Januar 2007 in die Europäische Union aufgenommen worden sei. Deshalb rief die CSU-Politikerin die Verantwortlichen der rumänischen Regierung auf: „Schätzen Sie Ihre Landsleute, so wie wir Sie als Siebenbürger Sachsen schätzen, in Bayern, in Deutschland, weil sie einen ganz wichtigen Beitrag nicht nur für Rumänien, sondern insgesamt für Europa leisten in einer großen Verantwortung für die Zukunft.“

Hermannstadt habe 2007, fuhr Frau Stamm fort, gemeinsam mit Luxemburg als Kultur­haupt­stadt Europas, die Chance meisterlich wahrgenommen, mit über 2 000 Veranstaltungen und über zwei Millionen Besuchern, Siebenbürgen, seine Kulturlandschaften, Geschichte und Bevöl­ke­rung ins europäische Bewusstsein zu rücken.

„Wer glaubt, dass sich die kulturellen Leistun­gen der Siebenbürger Sachsen auf Volkskultur beschränkt, verkennt unsere Vielfalt. Wir haben sehr viel mehr zu bieten.“ Mit diesen Worten begrüßte Bernd Fabritius den bekannten Sänger Peter Maffay. „Ihre Leistungen, Herr Maffay, sind Bestätigung und Ansporn zugleich und bieten besonders der jungen Generation Identifi­kationsmöglichkeiten mit der eigenen Gemein­schaft. Wir sind stolz darauf, dass wir Sie haben.“ Bernd Fabritius und Barbara Stamm bezeichneten Peter Maffay als Vorbild und „leuchtendes Beispiel unserer Gesellschaft“, als Künstler, der seine Heimat nicht vergessen und sich für humanitäre Hilfe, für kranke und behinderte Kin­der engagiert habe.

Peter Maffay – Rockstar, Visionär, Realist, Landsmann

Peter Maffay zeigte sich sehr gerührt von dem herzlichen Empfang. „Ich muss zugeben, dass es lange gedauert hat, den Weg hierher und zu dieser Gemeinschaft zurückzufinden. Das hat viele Gründe. Die Geschichte hat viele Verletzun­gen erzeugt – ich kenne es von meiner Familie oder Auswandererfamilien –, sie hat sehr oft dazu geführt, dass Verbindungen gekappt wurden, dass Vergangenheit gewissermaßen verdrängt wurde und dass aus diesem Grund der Bezug zu dem Ort, aus dem man kommt, zu der Landschaft, aus der man stammt, unterbrochen wurde.“ „Wie nahe diese Vergangenheit noch immer ist“, habe er zuletzt im August 2007 bei einer Fahrt von Bukarest nach Kronstadt, wo die Martinsberger Kirche auch nach all den Jah­ren „ein Leuchtturm“ sei, an der man sich leicht orientieren könne, festgestellt.
Freude über die „Rückkehr des verlorenen ...
Freude über die „Rückkehr des verlorenen Sohnes“: Der Sänger Maffay hat den Weg gefunden zur siebenbürgischen Gemeinschaft, auf dem Bild mit der Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, dem Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius und den Mitgliedern der Jugendtanzgruppe München. Foto: Petra Reiner
Die Aufgaben der Zukunft sind nach Ansicht des aus Kronstadt stammenden Sängers so gewaltig und mannigfaltig, „dass wir der jungen und nachwachsenden Generation sämtliche Möglichkeiten schaffen müssen, diesen Frieden mit der Vergangenheit, eine gemeinsame Pers­pektive in Europa und auf der ganzen Welt zu gestalten, Vorurteile abzubauen, und zu einem Dialog zu führen. Dazu gibt es im Augenblick unheimlich viele Ansätze, (…) in vielen Berei­chen der Gesellschaft aufeinander zuzugehen, ohne Hemmungen, wie das vielleicht früher der Fall war.“ Nach dem Dank dafür, hier in Deutsch­land ein neues Zuhause gefunden zu haben, erläuterte der vielseitig engagierte Künstler: „Wie vielleicht einige von Ihnen wissen, ist unser Hauptaugenmerk seit Jahren nicht nur die Mu­sik, sondern auch die Zukunft und Perspektive von Kindern, vor allem von jenen, die gesellschaftlich am Rand leben und nicht im Zent­rum, die Defizite haben im schulischen Bereich, im Bereich der medizinischen Versorgung und so weiter. Wir werden versuchen, unser Augen­merk verstärkt auf die Kinder zu richten, und wenn wir hier in Deutschland die Möglichkeit einer Entfaltung gefunden haben, so bedeutet dies erst recht, dass wir diese Entfaltung zusam­men mit Freunden ausdehnen können auf Sie­benbürgen.“ Dass Peter Maffay den ganzen Abend unter den Gästen blieb, sich intensiv mit ihnen austauschte und feierte, ist zusätzlich erwähnens- und bedenkenswert.

Prominente Gäste geben Siebenbürger Sachsen die Ehre

Als Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesell­schaft waren Ingo Friedrich (CSU), Quästor des Europäischen Parlaments, Franz Mageth, Frak­tionsvorsitzender der SPD im Bayerischen Land­tag, Prof. Dr. Zeno Pinter, Unterstaatssekretär für ethnische Minderheiten der rumänischen Regierung, Dr. Vlad Vasiliu, Generalkonsul der Republik Rumänien in Bonn, Manfred Ach (CSU), Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzen, Josef Zellmaier (CSU) und andere Vertreter des Bayerischen Landtages und der Ministerien, ferner Hildegard Beck, Bürgermeis­terin unserer Partnerstadt Dinkelsbühl, Heike Schokatz, 1. Bürgermeisterin der Stadt Gundels­heim, Rainer Berchtold, 1. Bürgermeister der Stadt Wolfratshausen, die Historiker Dr. Konrad Gündisch (Bundesinstitut für Ostdeutsche Kultur und Geschichte in Oldenburg) und Dr. Harald Roth (Siebenbürgen-Institut), die Volkskundlerin Dr. Irmgard Sedler (Siebenbürgisches Museum), der Literaturwissenschaftler Dr. Stefan Sienerth, Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, die Träger des Sie­benbürgisch-Sächsischen Kulturpreises, Dr. Hans Marko und Hans Bergel, Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann, Vorsitzender der Sieben­bürgisch Sächsischen Stiftung, Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, Karl-Arthur Ehrmann, Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung in Kronstadt, Dekan i.R. Hermann Schuller, Vorsitzender des Hilfskomi­tees, Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, sowie Vertreter des Bundes der Ver­triebenen und der befreundeten Landsmann- ­schaften zugegen. Nicht zuletzt begrüßte der Bundesvorsitzende zahlreiche Ehrenamtliche aus den eigenen Reihen und dankte ihnen für den Einsatz zum Fortbestand unserer grenzüberschreitenden Gemeinschaft.

Die Gäste tauschten sich in lebhaften Gesprä­chen aus und genossen zwischendurch den Auf­tritt der Urzeln aus verschiedenen bayerischen Hochburgen wie Geretsried, Traunreut und Nürnberg (die stellvertretende Bundesvorsitzen­de Doris Hutter trug dazu eine passende Einfüh­rung vor) und später die gekonnte Darbietung der besondere Frische ausstrahlenden Jugend­tanzgruppe München.



All das an diesem Abend Erlebte lässt uns ein aus den Tiefen unserer siebenbürgisch-sächsischen Seele kommendes Dankeschön sagen. Das markante gesellschaftliche Ereignis wurde übrigens umgehend über die elektronischen Medien in alle Welt kommuniziert. So ist die Fotostrecke von Petra Reiner auf unserer Internetseite www.siebenbuerger.de ebenso eine wunderbare Geschichte wie das Video von Peter Pastior und Günter Czernetzky. Allen Organisatoren – etwa dem geschickt und sehr überlegt den Abend gestaltenden Team unter Leitung von Bundesge­schäftsführer Erhard Graeff – allen Akteuren, allen Gästen, die dem Abend so viel Schwung und Größe verliehen haben, sowie der bayerisch-siebenbürgischen Landmetzgerei Fronius (Altfraunhofen bei Landshut) sei für die hervorragende Ausgestaltung des Ereignisses herzlich gedankt.

Horst Göbbel / Siegbert Bruss



Schlagwörter: Verband, Öffentlichkeitsarbeit

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Neueste Kommentare

  • 13.02.2008, 10:58 Uhr von Karl: Da kann ich nur zurufen: "Lasst den vielen Worten die Taten nun folgen!" Daß die "LM" bzw. ... [weiter]

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