25. Juni 2008

Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein beim Tag der Heimat in Geretsried

Der Bezirksverband der Union der Vertriebenen (UdV) in der CSU und die lokalen Landsmannschaften hatten am 15. Juni zum Tag der Heimat nach Geretsried eingeladen. Prominentester Gast in den Ratsstuben war der Bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein, der in seiner Festrede zum Motto des Tages, „Tradition bewahren, Brücken der Verständigung bauen“, die Verdienste der Heimatvertriebenen und Aussiedler im Freistaat würdigte. An der Veranstaltung, die vor dem Hintergrund des frisch angelaufenen Landtagswahlkampfs in Bayern stattfand, nahm u. a. auch der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, teil.
Die Blaskapelle des Musikvereins Geretsried empfing draußen den hohen Gast mit dem Bayerischen Defiliermarsch und geleitete die Fahnenabordnungen der beteiligten Landsmannschaften in den mit über 200 Gästen gefüllten Saal. Zum Gelingen dieser lange vorbereiteten Veranstaltung trugen neben der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen auch folgende örtliche Landsmannschaften bzw. Trachtengruppen bei: die Landsmannschaft der Südostdeutschen, der Banater Schwaben, der Russlanddeutschen, der Sudetendeutschen, der Pommern, der Schlesier, der Egerländer Gmoi, die Trachtengruppe der Banater Schwaben und die Trachtengruppe der Deutschen aus Ungarn.

Unser Landsmann Andreas Orendi aus Bad Tölz, Bezirksvorsitzender der UdV Oberbayern, eröffnete als Organisator den Tag der Heimat und freute sich, neben Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein weitere hochkarätige CSU-Politiker begrüßen zu können, wie Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider, die beiden Europa-Parlamentarier Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Landmannschaft, und Dr. Gabriele Stauner, Wolfratshausen, die Landtagsabgeordnete Christa Matschl, Leiterin der Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik im Bayerischen Landtag, stellvertretend für die erkrankte Bürgermeisterin Cornelia Irmer Gerhard Meinl, Zweiter Bürgermeister von Geretsried, die beiden CSU-Landtagskandidaten Martin Bachhuber und Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen.
Tag der Heimat in Geretsried: Ministerpräsident ...
Tag der Heimat in Geretsried: Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein begrüßt beim Tag der Heimat in Geretsried siebenbürgische Kinder. Foto: Peter Baumgartl
Herzlich begrüßt wurden die Generalkonsulin Rumäniens aus München, Frau Brândușa Predescu, die Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, sowie eine Reihe von weiteren Vorsitzenden der beteiligten örtlichen Landsmannschaften.

Mit dem Lied „Gott grüße Dich“ stimmte der Gemischte Chor der Kreisgruppe, in den Festtrachten der alten Heimat, unter der Leitung von Wilhelm Bretz die Anwesenden auf die Feierstunden ein. Mit dem alten siebenbürgisch-sächsischen Minnelied „Vijelchen“ gab der Chor eine Kostprobe unserer schwindenden Mundart. Das bekannte Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ regte manchen zum Mitsingen an, auch den Ministerpräsidenten. Der evangelische Ortspfarrer Dr. Theo Heckel gestaltete eine kurze Andacht, die mit dem bekannten Lied „Vertraut den neuen Wegen“ endete.

An diesem Tag, so Andreas Orendi, der um eine Gedenkminute bat, „wollen wir der Opfer der Vertreibung gedenken und an das Unrecht der Vertreibung an Millionen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern.“ In einer kurzen Ansprache betonte Staatsminister Siegfried Schneider die Bedeutung der Pflege und Bewahrung der Kultur und Geschichte der Vertriebenen und der Spätaussiedler, die auch in den Lehrplänen für den Schulunterricht vertreten sein müssten. Vizebürgermeister Gerhard Meinl, brach eine Lanze für die Vertriebenen, die auch vermöge der Bildung im Gepäck beispielhaft beigetragen hätten zum Aufbau der Stadt Geretsried.

Bernd Posselt, seit 1997 Landesvorsitzender der UdV, die 1947 gegründet, die älteste Arbeitsgemeinschaft der CSU-Partei ist, nutzte die Gelegenheit, die beiden Kandidaten Bachhuber als Stimmkreiskandidat in Geretsried und Dr. Fabritius als Wahlkreiskandidat in Oberbayern für die anstehende Landtagswahl vorzustellen. Er rief dazu auf, auch noch „Schlafende“ für die CSU und die beiden neuen Kandidaten zu mobilisieren.

In seiner Festansprache ging Dr. Beckstein auf die Rolle der Heimatvertriebenen und Aussiedler innerhalb des Freistaates ein und hoffte, den Landtagskandidaten aus den Reihen unserer Verbände „bald auch offiziell als Kollegen im Bayerischen Landtag begrüßen zu können“. Er freue sich, so „die Grundlagen unserer Heimat gemeinsam mit Ihnen zu gestalten“. Zu den Verdiensten der Heimatvertriebenen und Aussiedler bekannte Beckstein: „Ohne Sie wäre Bayern um ein Vielfaches ärmer“. Er kenne auch Siebenbürgen und das Banat, und was dort an Kultur geleistet worden ist, sei ein bedeutender kultureller Beitrag für ganz Europa. Der Festredner lobte den großen Fleiß der Bürger der Stadt Geretsried, die durch ihr blühendes Gewerbe eine Spitzenposition einnehme. Er erklärte, dass die Pflege und das Bewahren von Geschichte und Kultur, Aufgabe des Freistaates Bayern, aber auch der Schulen, Kommunen, Heimatvertriebenen und von Aussiedlern selbst sei. „Die Identität der Heimatvertriebenen ist Teil unserer eigenen Identität und das gehört zu einem selbstbewussten und offenen Patriotismus“ sagte Beckstein.

Der Bayerische Ministerpräsident beschrieb die Leitlinien seiner künftigen Vertriebenen- und Aussiedler-Politik mit drei Zielen: Es gelte, Geschichte und Kultur der Vertriebenen in Bayern zu bewahren, zweitens auf der ganzen Breite die Kontakte mit den östlichen Nachbarn, wo immer möglich, auszubauen, und drittens das Unrecht der Vertreibung und die tiefen Verletzungen, welche die Vertreibung geschlagen hat, im gemeinsamen Europa zu überwinden.

Diesen Aufruf setzten die Kulturgruppen der anwesenden Landsmannschaften um, indem sie auf der Bühne Trachtentänze aufführten. Die Kinder der Egerländer Gmoi z’Geretsried zeigten eine Sternpolka, während die Kindergartenkinder der Siebenbürger Sachsen den Reigen „Horch was kommt von draußen rein“ unter großem Applaus aufführten. Es folgte die Tanzgruppe der Schulkinder unter der Leitung der Kreisgruppenvorsitzenden Gerlinde Theil. Die Große Jugend bestach beim Tanz mit ihren schönen Trachten. Von auswärts war die Pommersche Jugend als Tanzgruppe aus Erlangen angereist und glänzte durch ihre interessanten Trachten sowie die uns wenig bekannten Tänzen. Die Erwachsenen-Tanzgruppe mit stattlichen acht Paaren, geleitet von Inge Konradt, beschloss die Bühnenaufführungen und leitete über zu einem Gesamtfoto der Trachtenträger mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten in ihren Reihen.
Dr. Günther Beckstein mit Urzelpuppe. Bayerns ...
Dr. Günther Beckstein mit Urzelpuppe. Bayerns Ministerpräsident flankieren (von links) Andreas Orendi, Herta Daniel und Dr. Bernd Fabritius. Foto: Peter Baumgartl
Dr. Beckstein erhielt von Andreas Orendi zur Erinnerung an den Tag der Heimat 2008 in Geretsried das Buch „Wendepunkt in Nordsiebenbürgen“ von Horst Göbbel und Alexandru Pintelei. Die Landesvorsitzende Herta Daniel überreichte dem Ministerpräsidenten einen Agnethler Urzel in Miniaturformat und wünschte damit Dr. Beckstein sowie dem Kandidaten unseres Verbandes zur Landtagswahl viel Erfolg für die kommenden Monate. Es war eine würdige und sehr gelungene Veranstaltung zum Tag der Heimat, bei der unter den farbenfrohen Trachten der beteiligten Landsmannschaften die vier Tanzgruppen und der Chor unserer Kreisgruppe zur Freude und Genugtuung der vielen Anwesenden, darunter zahlreicher Landsleute, besonders hervorstachen.

Walter Klemm

Schlagwörter: Landtagswahlen, Geretsried, Fabritius

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