3. Juni 2009

Siegfried Schneider: "Bayern bleibt verlässlicher Partner der Siebenbürger Sachsen"

Siegfried Schneider, Chef der Bayerischen Staatskanzlei, hat beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl bekräftigt, dass die Staatsregierung den Siebenbürger Sachsen eng verbunden ist. Schneider sagte in seiner Festrede am Pfingstsonntag: „Bayern ist und bleibt der verlässliche Partner der Siebenbürger Sachsen.“ Die Staatsregierung habe auch großes Interesse an engen und guten Kontakten mit Rumänien. Zum 60-jährigen Verbandsjubiläum gratulierte der Minister ganz herzlich und würdigte ihren ehrenamtlichen Einsatz: „Die generationenübergreifende Arbeit der Siebenbürger Sachsen bewahrt die Traditionen und die Kultur der Siebenbürger Sachsen und hält so die Werte und Einstellungen lebendig, die die Siebenbürger Sachsen über Jahrhunderte geprägt haben.“ Die Festrede wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben.
Ein herzliches bayerisches Grüß Gott an Sie alle, die aus nah und fern zum Heimattag hierher nach Dinkelsbühl gekommen sind.

Durch Ihr Kommen bringen Sie zum Ausdruck, wie stark Ihr Zusammenhalt ist. Auf diesem Heimattag sieht man, wie eng die Siebenbürger Sachsen nach wie vor miteinander verbunden, obwohl Sie heute oft weit verstreut leben. Hier sieht man auch, wie sehr die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, zu einer Kultur Menschen verbindet.

Dabei halten die Siebenbürger Sachsen Dinkelsbühl schon seit über fünf Jahrzehnten die Treue. Das zeigt Ihre enge Verbundenheit mit unserem Land und dieser Stadt. Darüber freuen wir uns und dafür danken wir Ihnen sehr herzlich.

Ich darf Ihnen auch die besten Grüße des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer überbringen. Er spricht zu dieser Stunde am Sudetendeutschen Tag in Augsburg und hat mir die Ehre zukommen lassen, hier bei Ihrem Heimattag zu sein. Lieber Herr Dr. Fabritius, natürlich werde ich gerne und mit großer Freude Ihre guten Wünsche an ihn überbringen und natürlich Ihren Dank an die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer.

Staatsminister Siegfried Schneider, Chef der ...
Staatsminister Siegfried Schneider, Chef der Bayerischen Staatskanzlei, sicherte den Siebenbürger Sachsen die Unterstützung des Freistaates zu. Foto: Peter Baumgartl
In seinem Namen und ganz persönlich kann ich Ihnen versichern: Die Bayerische Staatsregierung ist Ihnen eng verbunden. Das war sie unter den bisherigen Ministerpräsidenten und Leitern der Staatskanzlei, und das wird sie auch in Zukunft sein. Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohl fühlen.

Bedeutung von Heimat

Dabei wissen wir natürlich: Ihre wahre Heimat war, ist und bleibt Siebenbürgen. Sie haben, gezwungen durch diktatorische Willkürakte, durch Diskriminierung und Benachteiligung, Ihre Heimat zwar verlassen, aber es gilt, was Kardinal Meisner einmal treffend formuliert hat: „Die Erde der Heimat lässt sich niemals abschütteln.“

Heimat ist mehr als nur eine Region, in der man geboren ist. Heimat prägt den Menschen, prägt seinen Charakter, seine Sprache. Heimat macht letztendlich den Menschen unverwechselbar. Und deshalb endet die Bindung zur Heimat niemals.



Sie, liebe Siebenbürger Sachsen, legen gerade auf Ihrem Heimattag hier in Dinkelsbühl alljährlich ein eindrucksvolles Bekenntnis Ihrer Heimatverbundenheit und Ihre Liebe zur heimatlichen Kultur ab. Das Meer der prächtigen Fahnen und die vielen herrlichen Trachten lassen erahnen, mit welchem Stolz Sie auf Ihre Heimat blicken. Daraus schöpfen Sie Kraft und Energie zum Einsatz für einander, ob in Ihrer neuen Heimat Deutschland oder auch in Siebenbürgen.

Zum Heimattag

Ich danke allen, die die Durchführung des Heimattags in Dinkelsbühl dieses Jahr wieder ermöglicht haben. Stellvertretend gilt mein Dank dem Bundesvorsitzenden, Herrn Dr. Bernd Fabritius, aber auch der Landesvorsitzenden des Landesverbandes Bayern, Frau Herta Daniel, sowie dem Oberbürgermeister von Dinkelsbühl, Herrn Dr. Christoph Hammer.

60 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen

Der Heimattag steht heuer unter einem ganz besonderen Zeichen. Sie feiern 60 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen. Und das bedeutet:
  • 60 Jahre Einsatz und Engagement für die Anliegen der Siebenbürger Sachsen – zumeist im Ehrenamt.
  • 60 Jahre Einsatz und Engagement für diejenigen Deutschen, die noch in Siebenbürgen verblieben sind.
  • 60 Jahre Einsatz und Engagement für Menschen- und Minderheitenrechte sowie die Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse von Knechtung und Unterdrückung, die die Deutschen in Rumänien leidvoll erleben mussten.
Sie mussten in ihrer eigenen Heimat um die nackte Existenz kämpfen. Durch schreckliche Deportation, durch furchtbare Diskriminierung und Benachteiligung, durch menschenverachtende Zwangsarbeit hat man versucht, Ihnen Ihre Heimat fremd zu machen. Was damals geschah, darf nie in Vergessenheit geraten.

Deshalb ist es besonders wichtig, diese Erinnerung an die jüngere Generation weiterzugeben, die ein solches Schicksal nicht mehr selbst erlebt hat und ich sage: nicht erleben musste.

Jugendarbeit

Wie gut die generationenübergreifende Arbeit bei den Siebenbürger Sachsen gelingt, das dürfen Sie auch heute bei diesem Festzug mit erleben. Die Jugend ist hier präsent und wirkt aktiv mit. Sie bewahrt die Traditionen, die Kultur der Siebenbürger Sachsen und hält so die Werte und Einstellungen lebendig, die die Siebenbürger Sachsen über Jahrhunderte geprägt haben.

Es gibt ein Wort, das sagt: Nur wer seine eigene Heimat kennt, kann seine eigene Heimat schätzen, und nur wer seine eigene Heimat schätzt, kann auch die Heimat des anderen schätzen. Also ist Heimatverbundenheit eine Voraussetzung für Weltoffenheit. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz in diesem Sinne.

Sorge um die Siebenbürger in Siebenbürgen

Die Siebenbürger Sachsen pflegen ihre Geschichte und Kultur mit viel Herzblut. Aber Sie verstehen dabei Kulturarbeit nicht in einem engen Sinn, sondern als Pflege all dessen, was Wesen und Identität der Siebenbürger Sachsen ausmacht. Gerade deshalb beschränken Sie sich nicht nur auf Kulturarbeit in Deutschland, sondern sind auch in Siebenbürgen sehr aktiv. Sie helfen beim Erhalt des dortigen Kulturgutes und setzen sich für Ihre Landsleute in Siebenbürgen ein.

EU-Beitritt Rumäniens

Die Entwicklung in Europa in den letzten 20 Jahren seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat diese Ihre Arbeit wesentlich erleichtert. Hinzu kam am 1. Januar 2007 der EU-Beitritt Rumäniens. Wir alle hoffen, dass sich dadurch auch die Situation für die Siebenbürger Sachsen gebessert hat. Herr Präsident hat berichtet, dass ein wirklich gutes Miteinander in der Heimat möglich ist. Trotzdem bleibt viel zu tun. Ich denke dabei an wirtschaftliche Belange und an die innere Sicherheit, aber auch an die Herausforderungen, die die EU als Wertegemeinschaft für jedes Mitgliedsland stellt. Die Einhaltung der Menschenrechte, Wertschätzung der Demokratie und Anerkennung einer freiheitlichen Ordnung müssen die Grundüberzeugungen in jedem Land in Europa sein. Deshalb muss es ein klares Nein geben gegen Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten – das ist mit den europäischen Überlegungen und Überzeugungen nicht vereinbar.

Entschuldigung Rumäniens für Unrecht

Ich begrüße es daher sehr, dass Rumänien im Umgang mit der deutschen Minderheit Vorbildliches leistet, lieber Herr Botschafter. Die rumänische Regierung hat sich längst für das Unrecht entschuldigt, das das frühere rumänische Regime den Deutschen zugefügt hat. Eine solche Entschuldigung kann Unrecht zwar nicht ungeschehen machen, aber es trägt viel dazu bei, es zu heilen. Ich danke Ihnen, lieber Herr Botschafter, stellvertretend für diese wichtige Geste des rumänischen Volkes.

Siebenbürger als Stütze der Gesellschaft

Wie gut das Verhältnis zwischen Rumänen und Siebenbürger Sachsen vor Ort zum Teil ist, zeigt die Wahl von Siebenbürger Sachsen als politische Repräsentanten. Hier spricht sich das Vertrauen aus, das die Rumänen in die Siebenbürger Sachsen haben. Sie sind anerkannte Leistungsträger der Gesellschaft und sie leisten einen wichtigen Beitrag für eine positive Entwicklung ihrer Heimat.

Hermannstadt unter dem deutschen Bürgermeister Johannis wurde 2007 zur Europäischen Kulturhauptstadt gekürt. Dadurch rückte nicht nur die Stadt selbst in den Blick der europäischen Öffentlichkeit, sondern auch die Leistungskraft der Siebenbürger Sachsen. Im Lied der Siebenbürger heißt es: „Siebenbürgen, Land der Fülle und der Kraft“. Bis Siebenbürgen wieder so blüht, wird es sicher noch länger dauern – aber es geht darum, die Vision und die Vorstellung zu haben, die aus diesem Satz spricht, nämlich ein Land der Fülle und der Kraft zu sein.

Unterstützung durch Bayern

Bayern wird Rumänien, wird Siebenbürgen auf diesem Weg nach Kräften zur Seite stehen. Wir haben großes Interesse an engen und guten Kontakten mit Rumänien. Wir haben deshalb auch eine eigene bayerisch-rumänische Arbeitskommission eingerichtet, wir pflegen mehr als 20 Schulpartnerschaften und über 50 Partnerschaften auf Hochschulebene. Und das sind Maßnahmen, die letztlich die Förderung der deutschen Sprache in Rumänien unterstützen. Ich darf Ihnen abschließend zurufen: Bayern ist und bleibt der verlässliche Partner der Siebenbürger Sachsen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen noch schöne gemeinsame Stunden und einen weiß-blauen Himmel in einer wunderschönen Stadt, ich wünsche Ihnen gute Gespräche mit Ihren Landsleuten, mit Freunden und Angehörigen, einen regen Austausch und bei allem Tun Gottes reichen Segen.

Schlagwörter: Heimattag 2009, Bayern

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Neueste Kommentare

  • 04.06.2009, 07:57 Uhr von hawer: wir dürfen auch nicht vergessen wie die csu die kürzung unserer renten durchgenickt hat ... wie ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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