1. August 2009

Erstes Siebenbürger Bierfest in Ingolstadt

Nach der herrlichen Donau-Schifffahrt von Kelheim nach Regensburg und zurück am 23. Mai, an der rund 270 Landsleute teilnahmen mit musikalischer Begleitung der Musikband „Duo-Strings“, ist es Willy Schenker gelungen, ein weiteres großes Vorhaben für die Kreisgruppe umzusetzen. Das erste Siebenbürger Bierfest fand am 18. Juli unter der Schirmherrschaft des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in der urigen “Antonius-Schweige” statt, einem Traditions-Gasthaus mit Biergarten und Außenanlagen im Herzen Ingolstadts.
Aus Horst Seehofers Grußwort in der Festschrift: „Ich freue mich, dass die Siebenbürger Sachsen mit dem erstmals stattfindenden Bierfest sich selbst eine Freude bereiten und den Bürgerinnen und Bürgern Ingolstadts die Gelegenheit geben, die kulinarischen Köstlichkeiten ihrer Heimat kennen zu lernen. Gerne habe ich deshalb die Schirmherrschaft über dieses Ereignis übernommen“. Weiter heißt es: „Das Siebenbürgische Bierfest ist damit auch ein starkes Signal für ein Europa, in dem die verschiedenen Völker und Volksgruppen in Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand zusammenleben können”.

Das Fest stand unter dem Motto „Lass die Fremde zur Heimat werden, aber nicht die Heimat zur Fremde“, weil sich die in Ingolstadt lebenden Siebenbürger Sachsen seit über 35 Jahren dort wohl fühlen, sich gut integriert haben und sich als Teil der Schanzer Gemeinschaft sehen. Ziel dieses Festes war nicht nur, den bayerischen Brauch des Bierfestes mit den siebenbürgischen Bräuchen zu ergänzen, sondern auch Nachbarn und Freunden Einblick in die aus unserer Heimat mitgebrachten Bräuche und Traditionen zu bieten. Es wurden Trachten (Puppen), Handarbeiten (Stickereien), Bilder und bemalte Holz- und Keramikartikel aus Siebenbürgen ausgestellt und Fotos von den aktiven Gruppen ausgehängt, Aufnahmen, die sie bei den verschiedensten Aktivitäten in und außerhalb der Kreisgruppe zeigen. Die kulinarischen Köstlichkeiten haben auch reißenden Absatz gefunden, seien es Gerichte zum Mittags- oder Abendtisch oder die Kostproben der vielfältigen Sorten von traditionellem Hefegebäck oder feinen Kuchenschnitten. Die musikalische Umrahmung gestalteten zwei Ingolstädter Blaskapellen, die „Banater Siebenbürger Blaskapelle” unter der Leitung von Nikolaus Kreidl und die „Siebenbürgischen Mooskapelle” unter der Leitung von Michael Grau. Die Unterhaltung am Abend übernahm das „Trio InJoy” unter der Leitung von Helmut Binder.
Erstes Siebenbürger Grillfest in Ingolstadt, von ...
Erstes Siebenbürger Grillfest in Ingolstadt, von links: Jugendreferentin Ingrid Mattes, der rumänische Botschafter Lazăr Comănescu, Kreisgruppenvorsitzender Willy Schenker, Schriftführerin Agnetha Schenn, der rumänische Entwicklungsminister Vasile Blaga mit Gattin und Schwiegertochter, der Chorleiter und Ehrenvorsitzende der Kreisgruppe Ingolstadt Ludwig Seiverth, die Landesvorsitzende Herta Daniel, der stellvertretende Kreisgruppenvorsitzende Werner Maurer, der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius, die rumänische Generalkonsulin Brândușa Ioana Predescu und die erste stellvertretende Kreisgruppenvorsitzende Gerda Knall.
Nach einer kurzen Ansprache des Kreisgruppenvorsitzenden Willy Schenker, in der er alle Landsleute aufs Herzlichste willkommen hieß und einen besonderen Dank an alle Sponsoren aussprach, ohne die dieses Fest nicht zustande gekommen wäre, begrüßte er die Ehrengäste. Stellvertretend für den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der an diesem Tag beim CSU-Parteitag in Nürnberg war, war der von den Siebenbürger Sachsen sehr geschätzte Oberbürgermeister Ingolstadts, Dr. Alfred Lehmann, mit Stadträten gekommen. Eingeladen waren noch der rumänische Botschafter Lazăr Comănescu, der rumänische Entwicklungsminister Vasile Blaga, die rumänische Generalkonsulin aus München Brândușa Predescu sowie Vizekonsul Michael Fernbach. Vom Verband der Siebenbürger Sachsen konnten der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius und die Landesvorsitzende in Bayern, Herta Daniel, begrüßt werden. Weiterhin waren der Vorsitzende der Landsmannschaft der Russlanddeutschen, Dr. Hörner, und Rosina Schießer vom Bund der Vertriebenen anwesend.

Der rumänische Botschafter Lazăr Comănescu stammt aus der Nähe von Hermannstadt und war in diesem Jahr auch schon Gast beim Heimattag in Dinkelsbühl. In seiner Rede betonte er, dass er sich unter den Siebenbürger Sachsen wie zu Hause fühle. Sie seien die solideste Brücke zwischen Deutschland und Rumänien. Deutschland sei ein sehr wichtiger strategischer Partner für Rumänien. Deshalb sei eines seiner wichtigsten Ziele die Konsolidierung dieser Freundschaft. Was die Siebenbürger Sachsen leisteten, sei bewundernswert, denn sie täten es aus tief verwurzelter Überzeugung. Er schloss mit den Worten: „Mer bleiwen, wot mer sen.“

Entwicklungsminister Vasile Blaga bereute in seiner Ansprache die Auswanderung so vieler Sachsen aus Siebenbürgen. Er wünsche sich, dass Traditionen und Bräuche weiter gepflegt würden, damit die nachfolgenden Generationen wüssten, wo ihre Wurzeln sind.

Die Kulturreferentin der Kreisgruppe Ingolstadt, Gerda Knall, dankte den Ministern. Es tue gut, von so hochrangigen Persönlichkeiten solch versöhnliche Worte zu hören. Damit werde die Würde der Siebenbürger Sachsen sehr hoch geschätzt.

Der Oberbürgermeister von Ingolstadt, Dr. Alfred Lehmann, überbrachte die herzlichen Grüße des bayerischen Ministerpräsidenten. Er betonte, wie gut sich die Siebenbürger Sachsen in Ingolstadt eingelebt hätten. Deshalb stehe man auch fest zu ihnen. Sie hätten einen großen Beitrag zum Aufbau Ingolstadts geleistet. Das Erreichen eines hohen Wachstums und einer niedrigen Arbeitslosenquote sei ohne die Siebenbürger Sachsen und die Heimatvertriebenen nicht möglich gewesen. Aber “Einleben” und “Integration” hätten nichts damit zu tun, dass man seine Ursprünge vergisst. Viel schöner sei es, sich in der neuen Heimat einzubringen, und dennoch die alte Heimat mit ihren Sitten und Bräuchen nicht zu vergessen, seine Eigenständigkeit und die Besonderheiten seiner Herkunft zu wahren. Sei man nach dem Krieg nur westlich orientiert gewesen, so liege die große Zukunft heute in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Nur in einem friedlichen Europa gibt es eine gemeinsame Zukunft. Lehmann dankte den Ministern für ihren Besuch und wertete diesen als große Ehre und als Zeichen der Freundschaft. Ein Dank ging auch an Willy Schenker für seinen Einsatz für die Gemeinschaft. Als Anerkennung wurde den Ministern und Willy Schenker ein Bierkrug mit dem Ingolstädter Wappen überreicht, einer Stadt, in der 1516 das Reinheitsgebot des Bieres, das älteste Lebensmittelgesetz erlassen wurde. Die Minister überreichten ihrerseits aus Siebenbürgen mitgebrachte Geschenke. Gerda Knall dankte Dr. Lehmann mit den Worten: „Wir sind wirklich angekommen”.

Die Landesvorsitzende Herta Daniel dankte den Ehrengästen für ihre Ansprachen. Herrn Oberbürgermeister Dr. Lehmann dankte sie für die hervorragenden Bedingungen, die für unsere Landsleute geschaffen wurden, um das zu leisten, was erwähnt wurde, und bat dies an die entsprechenden Gremien weiter zu geben. Sie bezeichnete dieses Bierfest als Novum, da die Siebenbürger Sachsen zu dieser Jahreszeit eigentlich Kronenfeste feierten. Man könne es jedoch als bayerisches Zeichen der Integration betrachten. Es sei kein Zufall, dass dieses Fest in Ingolstadt begangen werde. So könne der viel besungene Rebensaft auch in Gerstensaft umgewandelt werden. Mit der Festschrift zum 60-jährigen Jubiläum unseres Verbandes bedankte sich Daniel bei der Kreisgruppe für die Einladung und bei Willy Schenker für seine Tüchtigkeit. Gerda Knall dankte Frau Daniel und lud alle zum anschließenden Mittagessen ein, nachdem der festliche Teil mit dem Siebenbürgenlied, begleitet von der Blaskapelle, beendet wurde.

Willy Schenker forderte zum „Bieranstich” auf. Dr. Lehmann schaffte es, mit nur zwei Schlägen das Fass anzuzapfen. Der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius kam mit einer kleinen Verspätung von einer Vorstellung der CSU-Kandidaten für den deutschen Bundestag mit Ministerpräsident Horst Seehofer und hatte somit den „Bieranstich“ verpasst. Symbolisch brachte er jedoch die Sonne im Herzen mit und bereitete den anwesenden Landsleuten große Freude. Er dankte Frau Generalkonsulin Predescu für ihr Kommen und ihren Einsatz für berechtigte Anliegen aller Landsleute, den sie seit ihrem Amtsantritt gezeigt habe.

Zwischenzeitlich waren die „Grillmeister“ am Werk. Die begehrten Grillwürstchen (Mici) und das knusprige Holzfleisch fanden viele Abnehmer. Dazu schmeckte das kühle Bier einer Ingolstädter Traditionsbrauerei, deren Geschäftsführer Franz Katzenbogen ein Fass Bier für dieses Fest gespendet hatte. Bedingt durch das kühle und regnerische Wetter an diesem Tag konnte das geplante kulturelle Programm nicht in vollem Umfang abgehalten werden. Das Ponyreiten für die Kinder musste abgesagt werden und die Hüpfburg konnte auch nicht aufgestellt werden. Der Festwirt Armin Stangl hatte zwar ein großes Zelt aufgebaut, doch musste man nah zusammenrücken. Die Kindertanzgruppe begeisterte die Ehrengäste und das Publikum mit ihrem Auftritt.

Zur Kaffeezeit gab es süße Köstlichkeiten, vor allem die frisch gebackenen Baumstriezel waren sehr begehrt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die vielen Bäckerinnen der Frauengruppen und die Gebäckspenden. Trotz Regenwetters kamen viele Besucher jeder Altersgruppe. Bei bester Stimmung wurde im und außerhalb des Festzeltes bis nach Mitternacht gefeiert und getanzt.

Das erste Siebenbürger Bierfest ist sehr gut angenommen worden. Ein besonderer Dank gilt den Organisatoren, den Musikanten, der Kindertanzgruppe und den vielen Helferinnen und Helfern, aber auch den Besuchern, die sich vom Regen nicht abschrecken haben lassen. Die Mühe hat sich gelohnt. Zurzeit organisieren und feiern die Kreisgruppen viele verschiedene Feste. Das sind Beweise für die breit gefächerte Traditionslandschaft aus Siebenbürgen, die wir hoffentlich noch lange bewahren.

Marianne Theil

Schlagwörter: Ingolstadt, deutsch-rumänische Beziehungen

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  • 01.08.2009, 06:34 Uhr von der Ijel: Erstes Siebenbürger Bierfest----Ozappt is-- das zweite kommt sicher auch, bayerischen ... [weiter]

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