16. September 2009

Bundestagswahl 2009: Siebenbürger Sachse und Berglanddeutscher kandidieren

Zur Bundestagswahl 2009 treten auch zwei rumäniendeutsche Kandidaten an. Der 44-jährige Hermannstädter Dr. Bernd Fabritius (Beruf: Rechtsanwalt, Wohnort: München), Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, kandidiert auf Platz 32 der CSU-Liste als Spitzenkandidat der Union der Vertriebenen und Aussiedler (UdV). Der 1957 in Reschitza im Banat geborene Berglanddeutsche Werner Henn (TV-Redakteur, Baden-Baden) ist Spitzenkandidat der SPD im Wahlkreis 278 Bruchsal-Schwetzingen (Landesliste der SPD Baden-Württemberg, Platz 35).
Gefragt nach dem Motiv für sein parteipolitisches Engagement, erklärte Dr. Fabritius gegenüber dieser Zeitung: „Politisches Interesse entstand schon früh während des Studiums der Politikwissenschaften an der Hochschule für Politik in München. Während langjähriger Verbandsarbeit habe ich dann erkannt, dass die Lösung vieler Anliegen unserer Gemeinschaft nur sekundär im Verband selbst erfolgen kann. Die Rahmenbedingungen dafür werden durch die Politik in den gesetzgebenden Körperschaften geschaffen. Wenn man also die Rahmenbedingungen mitgestalten und unsere Anliegen dabei einbringen möchte, dann ist das nur im Rahmen politischer Mitbestimmung und Mitwirkung in den entsprechenden Gremien möglich. Der weitere Weg führt daher zwangsläufig in eine der demokratischen Parteien Deutschlands, in welcher für unsere Anliegen Verständnis besteht.“ – Werner Henn betonte seinerseits in einem Interview in der Publikation „Echo der Vortragsreihe“ (August 2009) des Demokratischen Forums der Berglanddeutschen: „Ich war schon immer politisch interessiert und bin seit 1987 SPD-Mitglied, weil ich die soziale Gerechtigkeit und bürgerlichen Freiheiten nicht nur respektiere, sondern auch verteidigen und ausbauen möchte. Das, was uns in Rumänien gefehlt hat und wovon wir geträumt haben, die Freiheit und die Möglichkeit, unsere Politik selbst frei zu bestimmen, darf jetzt – wenn wir es erreicht haben – nicht als selbstverständlich und wertlos betrachtet werden.“

Die im Falle eines Mandatgewinns angestrebten jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkte unterscheiden sich deutlich. Während sich Werner Henn bereits für den Auswärtigen, den Entwicklungshilfe- und den Tourismus-Ausschuss gemeldet hat und sich in den Bereichen Energie, Verkehr, Medien und Europapolitik stark engagieren möchte, bevorzugt Dr. Bernd Fabritius die Sozialpolitik und die Innenpolitik, „weil hier die Rahmenbedingungen für die Integration unserer Landsleute geschaffen werden. Auf Grund meiner beruflichen Erfahrung als Rechtsanwalt könnte ich hier die meiste Praxiserfahrung einbringen.“ Nicht minder interessant findet der Bundesvorsitzende freilich den Bereich der Außenpolitik, „weil hier die Beziehungen zwischen Deutschland und den neuen EU-Staaten – damit auch Rumänien – thematisiert werden.“ Über die Beziehungen zu Rumänien könnten auch „die Anliegen unserer Gemeinschaft in Rumänien angegangen werden“.

Im Hinblick auf die deutsch-rumänischen Beziehungen erklärte Henn: „Jeder einzelne kann was für das bessere Verständnis beider Länder tun. Schon die Tatsache, dass man Bekannte und Freunde zu Besuchen nach Rumänien überzeugt oder mitnimmt, ist ein kleiner Schritt. Vereine wie der Heimatverband, aber erst recht Parteien und Organisationen wie die Europa-Union sind der Brückenschlag zwischen den beiden Ländern.“ Dr. Fabritius bewertet die deutsch-rumänischen Beziehungen als „fruchtbar und ausbaufähig“: „So hat z. B. nach Kritik unseres Verbandes an der rechtlichen Entwicklung zur Restitution in Rumänien im Jahre 2008, der sich auch die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und weitere Politiker in Deutschland angeschlossen haben, der rumänische Staatspräsident Traian Băsescu das umstrittene Gesetz nicht unterzeichnet. Leider hat das rumänische Verfassungsgericht sich dann trotzdem für die nachteilige Regelung ausgesprochen und meiner Meinung nach europäischem Rechtsverständnis nicht genügt. Hier kann die deutsch-rumänische Außenpolitik vielleicht noch Akzente setzen. Auch im Bereich der Rentenproblematik konnten gerade durch den guten Dialog und die konstruktive Herangehensweise wichtige Ergebnisse für unsere Gemeinschaft erzielt werden.“ Bei einem Treffen in Berlin mit der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Dr. Susanne Kastner, und dem Botschafter Rumäniens Lazăr Comănescu, an dem auch der Bundesvorsitzende Dr. Fabritius teilgenommen hat, hat der Berglanddeutsche Henn betont, „wie wichtig die persönlichen, aber auch die Vereinskontakte für die Völkerverständigung sind. Beide (Kastner und Comănescu; die Redaktion) waren sich einig, dass unser Heimatverein ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass Volksgruppen unabhängig der politischen und geschichtlichen Ereignisse der Vergangenheit sehr gut zusammen leben und arbeiten können.“

Auf die Frage, was er als Bundestagsabgeordneter für seine Landsleute bewirken könnte, antwortet Dr. Bernd Fabritius: „Ich sehe mich dann als Ansprechpartner für alle Sorgen unserer Landsleute, die auf politischer Ebene einer Lösung bedürfen. Noch wichtiger wäre die Aufgabe eines ‚Vorposten der Siebenbürger Sachsen im politischen Geschehen’, der rechtzeitig Entwicklungen, die uns betreffen können, erkennt und dort für die Beachtung berechtigter Positionen Sorge tragen könnte.“ Und: „Letztlich könnte ich die Aufmerksamkeit auf unsere Gemeinschaft lenken und damit einen kleinen Beitrag zu deren Wertschätzung leisten. Wir können mit Stolz Siebenbürger Sachsen sein und dieses auch bei guter Integration in Deutschland bleiben.“ Werner Henn sieht in einem Bundestagsmandat die Chance, die Region stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken: „Als Bundestagsabgeordneter kann ich mich noch aktiver als bis jetzt in die politische Arbeit beider Länder einbringen, Projekte anstoßen, Kontakte knüpfen oder vertiefen und vor allem die Region ins Blicklicht der Öffentlichkeit rücken.“

Christian Schoger

Schlagwörter: Fabritius, Henn, Wahlen, Bundestag

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