10. November 2010

Die Rolle der deutschen Minderheit in Rumänien

Zum Thema „Die Rolle der deutschen Minderheit heute im Kontext der deutsch-rumänischen Beziehungen. Bilanz und Ausblick“ fand vom 5. und 6. November im Hermannstädter Forum eine Tagung statt. Eröffnet wurde das Programm mit einem Rundtischgespräch über „Die deutsche Minderheit heute – ein Katalysator der deutsch-rumänischen Beziehungen?“, das der Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen, Helge Fleischer, moderierte.
Prof. Hans Peter Niedermeier, Leiter des Förderungswerks der Hanns-Seidel-Stiftung München, eröffnete die Gesprächsrunde mit der Aussage, dass man den „Dialog mit dem sachkundigen Publikum“ durchführen müsse, „damit man zielsicher und schnell über neues Wissen verfügen kann“. Das Deutsche Forum habe im Laufe der Jahre eine wichtige Brückenrolle in den Beziehungen zwischen dem deutschen und dem rumänischen Volk gespielt, jedoch sei es wichtig, „auch weiterhin die Brücke stabil zu gestalten, damit viele Gäste im Sinne der deutsch-rumänischen Freundschaft diese Brücke begehen können.“ Eben um diese Stabilität zu erhalten, seien Rundtischgespräche und Tagungen wie diese wichtig.

Helge Fleischer grenzte das Gespräch auf das Jahr 2010 ein, das ein wichtiges Jahr für die deutsch-rumänischen Beziehungen sei. Danach gab er das Wort weiter an den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Klaus Johannis, mit der Frage, wie die Brückenfunktion in Erscheinung trete. „Wir haben das Wort Brückenfunktion so oft wiederholt, dass es fast ein Automatismus scheint“, sagte Johannis. Das Forum habe im Laufe der Jahre viele Freunde gefunden und infolgedessen auch leicht Beziehungen aufbauen können. In der Kirche, in der Regierung und in vielen nichtregierenden Organisationen habe man wichtige Partner gefunden.

Anton Niculescu, Staatssekretär im Außenministerium, und Dorina Năstase, politische Berichterstatterin bei der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien, wiesen auf die Bedeutung der deutschen Minderheit auf nationaler Ebene hin. Năstase unterstrich, dass die deutsche Minderheit am besten verstehen würde, was es bedeute, europäischer Bürger zu sein.

Nach Ansicht von Josef Karl, vor Jahren als Student im Hermannstädter Forum tätig und heute Leiter des Kulturreferats an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, spiele die deutsche Minderheit die Rolle eines „Katalysators“ in den deutsch-rumänischen Beziehungen, insbesondere was Bildung, Sprache und Politik anbetreffe.

Über das positive Image Deutschlands in Rumänien sprach der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Thomas Gerlach. Das sei auf das gute Image der deutschen Minderheit zurückzuführen. Leider sei das Image Rumäniens in Deutschland weitaus negativer, „doch meine Rolle ist es, ein realistisches Bild aufzubauen“, so Gerlach. Dabei spiele die Wirtschaft eine wichtige Rolle, denn die deutschen Investoren sähen in Rumänien ein großes Potential für die nächsten Jahre und sogar Jahrzehnte.
Das Rundtischgespräch im Spiegelsaal des ...
Das Rundtischgespräch im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums war aufgrund der Aufstellung der Tische anfangs mehr eine Podiumsdiskussion, doch ließen sich auch die Teilnehmer in Saal auf die Diskussionen ein. Josef Karl, Prof. Hans Peter Niedermeier, Dorina Năstase, Anton Niculescu, Klaus Johannis, Helge Fleischer, Thomas Gerlach und Gerold Hermann (v.l.n.r.) regten einen zweistündigen Dialog an. Foto: Eugen Pop
Der Direktor des Brukenthal-Gymnasiums, Gerold Hermann, äußerte sich kritisch zum Begriff „Katalysator“ und erklärte des Weiteren, dass im Unterschied zu den deutschsprachigen Schulen die Pflege der deutschen Sprache in den rumänischen Schulen immer schwieriger geworden sei. Für knapp 150 Euro im Monat verlange man von den Lehrern fachliche Kompetenz, Enthusiasmus und Sprachkompetenz.

Die Tagung wurde am nächsten Tag mit dem Themenblock „Interkulturelle Kommunikation und interethnische Beziehungen in Rumänien“ fortgesetzt. Die Dozentin Dr. Florica Vasiliu und der Lektor Dr. Dragoș Dragoman von der Fakultät für Politikwissenschaft der Lucian-Blaga-Universität sprachen über die Kommunikation zwischen Minderheit und Mehrheit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation in Rumänien allgemein und besonders in Siebenbürgen, über die Positionierung der Minderheiten, insbesondere der deutschen Minderheit.

In einem zweiten Themenblock setzten sich die Tagungsteilnehmer mit der Frage auseinander: „Wie werden Kommunikationsnetzwerke aufgebaut?“ Zunächst referierten Adrian Ardelean, Leiter des Funkforums und Redakteur bei Radio Temeswar, und Christel Ungar-Țopescu, Chefredakteurin der deutschsprachigen TV-Sendung „Akzente“ von TVR. Über „Ein Kommunikationsnetzwerk der deutschen Minderheit?“ sprachen Helge Fleischer und Hannelore Baier, Pressereferentin des DFDR und Journalistin bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Erörtert wurden u.a. aktuelle Kommunikationsthemen der Deutschen Minderheit sowie die Frage, wie ein Kommunikationsnetzwerk der deutschen Minderheit aussehen kann. Engagierte Diskussionsrunden beschlossen die Tagung.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Tagung, Hermannstadt, Minderheiten

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