17. Juli 2011

Als Rucksacktourist durch Peru, Bolivien und Chile

Von „0“ auf 6.100 Höhenmeter verlief die vierwöchige Reise in den südamerikanischen Ländern Peru, Bolivien und Chile. Beeindruckt haben uns, Dagmar Götz und Reinhold Kraus, Mitglieder der Sektion Karpaten des DAV, die karge Andenlandschaft, die Atacama-Wüste, die Hochebene Altiplano, die Pampa, der Colca-Canyon und die freundliche Bevölkerung. Die Besteigung des 6.300 m hohen Ampato wurde wegen der großen Schneemassen zur Falle.
Unsere Reise begann in Lima, einer Stadt mit knapp 10 Millionen Menschen, in der die Gebäude und Wohnungen die großen sozialen und materiellen Unterschiede der hier lebenden Bevölkerung offenbaren. Sowohl Hochhäuser wie im Stadtteil Miraflores mit prächtigen Glasfassaden als auch die kleinen unfertigen Häuser, die an den kargen Berghängen kleben, prägen das Stadtbild. Viele Menschen leben in Armut. Dieses Bild wiederholte sich in fast allen besuchten Städten, da viele Dorfbewohner ihr mühseliges Leben auf dem Lande aufgeben und in die Städte ziehen. Die Altstadt mit ihrem Hauptplatz Plaza Major zeugt mit der Kathedrale und den weiteren Gebäuden von der spanischen Besatzungszeit zwischen 1532-1823. Die geschlossenen Holzbalkone einiger Gebäude sind beeindruckend. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Wasserspiele einer Anlage mit sieben Springbrunnen, deren Wasserstrahlen zum Teil mit verschiedenen Farbtönen oder mit Laser beleuchtet werden und nach Musik hin und her tanzen. An der Küste des pazifischen Ozeans besuchten wir die Fischer, die ihre Beute in dem 16-18° kalten Wasser mit Netzen in kleinen Fischerbooten fingen und auf dem Markt verkauften.

Die nächste Station war die ehemalige Inkahauptstadt Cusco. Die Inkazeit dauerte vom 13.-16. Jahrhundert, bis zum Einzug der Spanier. Mit den mitgebrachten Krankheitserregern dezimierten sie die einheimischen Bevölkerung von 14 Millionen auf 800.000 Menschen. Des Weiteren brachten sie die Führer der Inkas um. Im Inka-Museum und weiteren Museen kann man die Geschichte der Urvölker nachvollziehen. Von Cusco ging es mit Bus und Bahn zu einer der berühmtesten Siedlungen der Inkas, Machu Picchu. Aus Aguas Calientes kann man mit dem Bus oder zu Fuß (1,5 Stunden Gehzeit) die ehemalige Siedlung (2.360 m) mit noch sehr gut erhaltenen Ruinen besuchen. Von hier aus stiegen wir in ca. 1,5 Stunden auf den Berg Wuayna Pichu (2.701m), von dem die Inkas die Sterne beobachteten. Bei Sonnenschein genossen wir die herrliche Berglandschaft, die mit tropischen Pflanzen bewachsen ist.
Dagmar Götz und Reinhold Kraus in der Inka ...
Dagmar Götz und Reinhold Kraus in der Inka Siedlung Machu Picchu in Peru.
Von Cusco fuhren wir ca. sieben Stunden mit dem Bus nach Puno, ein Ort, der am höchsten beschiffbaren See der Welt liegt. Der Titicacasee liegt auf 3.810 m und ist 15-mal größer als der Bodensee. Auf seinem tiefblauen Wasser fuhren wir mit einem Boot zu den „schwimmenden Inseln“ (kreuzweise aufgebrachten Lagen aus Schilf), auf denen früher mehrere Familien der Urus-Bevölkerung dauerhaft lebten und auch heute noch wohnen.

Eigentlich wollten wir auf der kürzesten Strecke nach La Paz (Bolivien). Doch streikende Minenarbeiter blockierten die Straßen zur Grenze. Somit mussten wir einen Umweg von 1.800 Kilometern fahren. Mit dem Nachtbus fuhren wir nach Tacna, dann nach Chile und mit einem Tagesbus in die Hauptstadt Boliviens, La Paz (3.600 m). Beeindruckend ist die Lage der Stadt, sie liegt innerhalb des 400 m tiefen Canyon Rio Chokeyapu und hat insgesamt einen Höhenunterschied von 1.000 m. Außer dem Hauptplatz und sehr schöner Blumengestecken in den Parks gibt es in der Altstadt nicht viel zu sehen. Interessant ist eine so genannte Mondlandschaft, wo wir Sandsteinformationen bewundern konnten. Nahe der Stadt wird eine „Downhill“-Mountainbike-Abfahrt angeboten. Hierbei wurden wir mit dem Jeep auf 4.640 m gefahren und fuhren (sausten) dann 3.500 m mit dem Mountainbike auf der so genannten Todesstraße durch mehrere Vegetationszonen bis auf 1.295 m herunter. Zum größten Teil schlängelt sich die Straße an steilen Berghängen entlang, ein schöner Anblick. An einem anderen Tag durften wir 90 m auf einem Stahlkabel (Flying Fox) über eine Schlucht rollen und anschließend einige Klettersteigpassagen gehen.
Laguna Colorado (4.278 m) befindet sich im ...
Laguna Colorado (4.278 m) befindet sich im südlichen Teil des Altiplano im Nationalpark „Eduardo Avaro“ in Bolivien. Fotograf: Reinhold Kraus
Der Ujuni-Salzsee, den wir nach acht Stunden Busfahrt von La Paz erreichten, liegt auf 3.660 m und hat eine Fläche von 12.000 km². Die weiße Salzfläche reicht bis zum Horizont. In der Trockenzeit fahren LKWs und Busse über die bis zu sieben Meter dicke Salzschicht. Von hier fuhren wir drei Tage mit einem Geländewagen durch eine zauberhafte, schöne Wüstenlandschaft mit dem Ziel San Padro de Atacama in Chile. Nach etwa 70 km erreichten wir den Arbol de Piedra, den Steinernen Baum. Hier stehen auch noch einige andere, vom Wind geformte Felsengebilde. Dann ging es weiter quer durch Südbolivien mit seinen extremen Wüstenlandschaften, bis wir die Laguna Colorada erreichten. Die Aussicht ist der absolute Höhepunkt: Flamingos suchen im dunkelrot gefärbten See nach Algen und Plankton. Kurz vor der Grenze nach Chile liegt der See Laguna Verde oder der Grüne See. Im kleinen Örtchen San Pedro fuhren wir mit den Fahrrädern durch die Atacama-Wüste auf eine Anhöhe, auch „Mondlandschaft“ genannt, und erlebten einen romantischen Sonnenuntergang in einer der trockensten Steinwüsten der Welt.
Blick von der Valle de Luna in der Atacama-Wüste ...
Blick von der Valle de Luna in der Atacama-Wüste auf die Anden. Im Hintergrund der Vulkan „Lincancabur“ in Chile. Fotograf: Reinhold Kraus
Nach weiteren 1.700 Kilometern mit dem Bus erreichten wir die zweitgrößte Stadt Perus, Arequipa (2.300 m), die 900.000 Einwohner hat. Sie gilt als schönste Stadt Perus und das konnten wir nach der Stadtrundfahrt bestätigen. Besonders sehenswert ist die Plaza de Armas mit einem Park mit Springbrunnen und Palmen, der von vielen Säulenbauten und der Kathedrale umzäunt ist. Auf dem Rundgang im Kloster Catalina, das eine Stadt in der Stadt ist, erfuhren wir, unter welch strengen Bedingungen die katholischen Nonnen in den Jahren 1575-1970 hier lebten. Riesigen Spaß machte auch das 2-stündige Rafting auf dem Chili-Fluss nahe Arequipa. Auf den Terrassen der vielen Restaurants ließen wir uns das gute Essen, meist Alpakafleisch, Huhn, Fisch oder Meerschweinchen, garniert mit schmackhaftem Gemüse, munden. Ein Pisco-Sour, ein Traubenschnaps mit Limettensaft, Zuckersirup und geschlagenem Eiweiß, gehörte dazu.

Unsere nächstes Ziel war die Besteigung des Vulkans Ampato (6.300 m), der etwa 130 Kilometer von Arequipa entfernt liegt. Hier wurde eine der „berühmtesten“ Mumien, Juanita genannt, gefunden, die ca. im Jahre 1450 von den Inkas geopfert wurde, um die Natur gnädig zu stimmen. Damals gab es viele Vulkanausbrüche und das Wetter spielte verrückt. Wir vertrauten uns einem einheimischen Guide an, der uns auf der Endetappe fast ins Unheil führen sollte, da auf 6.100 m die Lawinen losgingen und uns in erhebliche Schwierigkeiten brachten. Der Guide, den die Lawine über 500 m mitriss, kam wie durch ein Wunder mit dem Leben davon. Mit einem „Seil“ aus Stöcken und Kleidern retteten wir uns aus dem lawinengefährdeten Hang.
Dagmar Götz beim Aufstieg auf den Berg Ampato ...
Dagmar Götz beim Aufstieg auf den Berg Ampato (6.288 m) in der Nordostkette der Anden in Peru. Fotograf: Reinhold Kraus
Der Abschluss unserer Reise war eine Trekkingtour von drei Tagen in dem „zweittiefsten Canyon der Welt“, dem Colca Canyon mit einer Tiefe von 1.200 m. Hier haben wir den Gleitflug der Condore (Geier – Flügelspannbreite drei Meter) aus nächster Nähe beobachten können. Wir bewunderten die in Terrassen angelegten Felder. In einem vierstündigen gemütlichen Marsch erreichten wir den Grund des Canyons. Der Weg war mit riesigen Kakteen aller Art gesäumt, die auf dem Vulkanstein wachsen. Am 2. Tag konnten wir in einem Swimmingpool, welcher direkt mit dem warmen Wasser eines Vulkans gefüllt wurde, entspannen. Das war recht angenehm nach den Wanderungen in der heißen Sonne, die in dieser Jahreszeit den ganzen Tag scheint.

Trotz unseres etwas fortgeschrittenen Alters haben wir mit den jungen Leuten, die oft Monate und Jahre als Rucksacktouristen unterwegs sind, Freundschaften geschlossen, Erfahrungen ausgetauscht oder die Freuden des gerade Erlebten geteilt. Diese Reise ist allen zu empfehlen, die Naturlandschaften und das sonnige Wetter lieben, Interesse an der Kultur und Geschichte dieser Menschen haben, sich an den bunten Trachten der Einheimischen begeistern möchten und bereit sind, ab und zu die Komfortzone zu verlassen.

Reinhold Kraus und Dagmar Götz

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV, Reise, Südamerika

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