11. Februar 2013

Der Traum vom siebenbürgischen Bauernhaus-Archiv

Jan Hülsemann ist ein ausgewiesener Experte für die siebenbürgisch-sächsische Baukultur. Seit einem guten Jahrzehnt arbeitet der Hamburger Architekt in Siebenbürgen, unter anderem für den Mihai-Eminescu-Trust. Kürzlich veröffentlichte Hülsemann einen umfangreichen Leitfaden zum sächsischen Bauernhaus, in dem er sein Wissen über Baugeschichte, Bauweise und denkmalgerechte Sanierung der traditionellen Häuser zusammenfasst (SbZ Online vom 3. Dezember 2012).
Der 61-Jährige ist ein leidenschaftlicher Kämp­fer für das Bewahren der siebenbürgischen Hauslandschaft, einer Kulturlandschaft, „die wir in Deutschland leider verloren haben“. Bedroht werden die traditionellen Dorfbilder laut Hülsemann aus zwei Richtungen. Zum einen fehle es an verbindlichen und angewandten Bebauungsplänen, Gestaltungssatzungen sowie am nötigen Fachwissen bei Entscheidungsträgern. Daneben ist es der steigende Wohlstand, der sich in privaten Investitionen niederschlägt, die häufig mit der Überformung oder gar dem Abriss historischer Bausubstanz einhergehen.

Hülsemann sieht drei Kategorien von Ortschaften. Das eine sind die Orte in den „Speckgürteln“ um die Städte herum und an den Hauptstraßen, die sich sehr rapide verändern und ihren Charakter als sächsische Dörfer verlieren, die aber wirtschaftlich weiter prosperieren und sich sogar ausweiten. In die zweite Kategorie fallen Dörfer, die auf mittlere Sicht erhalten werden können, da es in ihnen viele Aktivitäten zum Schutz der Bausubstanz gibt. Diese Ortschaften behalten ihren Charakter und auch ein lebendiges Dorfleben. Die dritte Kategorie umfasst Orte, die in keine der zwei genannten Kategorien passen. Es sind die Dörfer, die immer mehr verfallen. „Allerdings werden diese immer weniger, weil heutzutage nahezu alle Orte irgendwie erschlossen werden“, so Hülsemann. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, spricht sich der Architekt für die Dokumentation und wissenschaftliche Bearbeitung der dörflichen Architektur in Siebenbürgen aus, beispielsweise in Form eines zentralen Bauernhaus-Archives. Hülsemann selbst verfügt über eine Sammlung von 40.000 Fotos. Der Architekt Eugen Vaida führt derzeit eine umfangreiche Inventarisierung in den Dörfern durch. Daneben gebe es sehr viele private Bestände, die in einem solchen Archiv einen Platz finden könnten.

HW

Schlagwörter: Buch, Architektur, Siebenbürgen

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Neueste Kommentare

  • 17.03.2013, 09:33 Uhr von Norbert Schuller: Ich finde das eine sehr gute sache dass endlich mal jemand um usere schöne hinterlassenheit ... [weiter]

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