22. Juli 2013

Siebenbürger auf dem höchsten Berg Nordamerikas

Klaus Petzak und sein rumänischer Partner Arpad Adam besteigen den Mount McKinley (6 192m) in Alaska.
Der Alleingang auf den Aconcagua, den höchsten Gipfel Südamerikas, im Jahr 2009 gab mir die Kraft und den Mut, lang gehegte Pläne in den Bergen endlich umzusetzen. Im Jahr 2010 bestieg ich mit einem amerikanischen Freund den Elbrus über eine ungewöhnliche Route am Kükürtlü-Pfeiler. Auf die Zugspitze stieg ich im Alleingang unter Winterbedingungen und die Watzmann-Ostwand durchkletterte ich 2012 ohne Seil und Partner, ebenfalls aus freien Stücken. Im Jahr 2013 war es für mich wieder an der Zeit, einen größeren Berg zu besteigen. Hierbei fiel meine Wahl auf den Mount McKinley, den höchsten Berg Alaskas, in der Nähe des Polarkreises. Dieser Berg, in der Sprache der Ureinwohner auch Denali genannt, gilt als einer der kältesten Plätze der Erde und hatte schon seit Jahren mein Interesse geweckt. Gerne hätte ich wieder einen Alleingang gewagt, aber die Bedenken meiner Familie überzeugten mich, einen Partner für dieses Unternehmen zu suchen.
Klaus Petzak im Aufstieg beim Squirrel Point (3 ...
Klaus Petzak im Aufstieg beim Squirrel Point (3 700 m). Dahinter eine koreanische Expedition. Foto: Arpad Adam
Arpad Adam, ein langjähriger Freund, Hüttenwart am Fuße des Königsteins und Teilnehmer einer Kronstädter Expedition auf den Nanga Parbat, erschien mir als der beste Seilgefährte für dieses Unternehmen. Erst nach der geglückten Erteilung des Visums für die USA konnte die weitere Planung in Angriff genommen werden. Die Anmeldung bei der Nationalparkverwaltung, die mindestens drei Monate im Voraus getätigt werden musste, der Flug nach Anchorage, die Übernachtungen, die Fahrt nach Talkeetna, von wo der Flug ins Basislager starten sollte, nahmen viel Zeit in Anspruch, waren jedoch ziemlich einfach zu organisieren. Da wir beabsichtigten, den Berg zu überqueren, gestaltete sich die Planung der Rückkehr nicht so leicht und dauerte ziemlich lange. Die letzten Wochen vor der Abreise vergingen wie im Flug. Neben der täglichen Arbeit musste noch die Ausrüstung geplant, kontrolliert, ausgebessert oder erneuert werden. Arpad, von den Freunden Arpi genannt, reiste ein paar Tage vor dem Expeditionsstart an. Versicherungen wurden abgeschlossen, die Taschen und die Skiausrüstung gepackt.
Auf dem Gipfel des Mount McKinley (6 192 m): ...
Auf dem Gipfel des Mount McKinley (6 192 m): Klaus Petzak (mit der Ingolstädter Fahne, links) und Arpad Adam (mit der siebenbürgischen Fahne, rechts). Das Foto machte Josef, Teilnehmer einer tschechischen Expedition.
Am 7. Mai startete unsere Mini-Expedition am Frankfurter Flughafen unter den verwunderten Blicken der Urlauber, die in Richtung Süden und Sonne starteten. Dank zehn Stunden Zeitverschiebung, landeten wir noch am gleichen Tag in Anchorage, wo wir Gaskartuschen und Proviant für 25 Tage kauften. Es blieb sogar noch etwas Zeit zu einer Besichtigung, bevor wir am nächsten Tag mit einem Shuttle-Service in Richtung Talkeetna aufbrachen. Am Abend konnten wir mit den „Buschpiloten“ von K2 Aviation noch den Flug für den nächsten Tag vorbereiten.
Klaus Petzak (links) und Arpad Adam (rechts) ...
Klaus Petzak (links) und Arpad Adam (rechts) zurück im Basin Camp (4300m) einen Tag nach der Gipfelbesteigung. Das Foto machte der Führer einer kommerziellen Expedition.
Nach der Registrierung der Expedition mit dem Namen „Transylvania“ bei den Rangern starteten wir am 9. Mai mit einem einmotorigen Flugzeug in Richtung Basislager, das sich auf dem Kahiltna Gletscher auf 2 200 m Höhe befindet. Drei Tage lang ging es zuerst ziemlich flach zum sogenannten Motorcycle Hill auf 3 300 m. Ab hier wurde der Weg etwas steiler, und wir fingen an, immer eine halbe Ladung nach oben zu tragen und zu vergraben, um am nächsten Tag mit dem restlichen Gepäck nachzurücken. Per Satellitentelefon gab uns Daniela, meine Frau, den Wetterbericht durch, so dass der Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis 145 km/h und Temperaturen von -40°C uns nicht überraschte, uns allerdings zweieinhalb Tage im Zelt festhielt. Bis ins Basis-Camp, wo ein Arzt und mehrere Ranger stationiert sind, hatten wir die Hoffnung aufrecht erhalten, den Berg zu überqueren. Hier hatten wir beide, Arpi und ich, Bedenken wegen der Überquerung. Arpi meinte, wir würden sehr viel riskieren, wenn wir mit dem gesamten Gepäck die Karstens Ridge, einen ca. 45° geneigten und vereisten Grat abklettern. Ich hingegen hatte eher Bedenken zwei Flüsse, auf denen viel Eis trieb, zu durchqueren. Wir gaben den Plan auf, den Berg zu überqueren und konzentrierten uns nur noch auf den Gipfel.
Arpad Adam beim Ski Hill (2 375 m), unser letztes ...
Arpad Adam beim Ski Hill (2 375 m), unser letztes Lager im Abstieg. Im Hintergrund der Mount McKinley mit seiner Südwest-Flanke.
Nach weiteren Rasttagen, die zur Akklimatisation dienten, und nach mehreren Transporten rückten wir in das Hochlager bei 5 200 m auf. Nach dem positiven Wetterbericht aus Deutschland, mit Windstille und Temperaturen von „nur“ -25°C, starteten wir am 23. Mai um 12.30 Uhr als letzte in Richtung Gipfel. Um 21.00 Uhr standen wir bei fantastischem Wetter auf dem Gipfel des Mount McKinley bei 6 192 m. Dank Satellitentelefon konnten wir die Gipfelfreuden mit den Familien teilen. Der Abstieg ins Hochlager, das wir mitternachts mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten, verlangte noch einmal die volle Konzentration. Für den restlichen Abstieg zum Basislager und den Flug zurück in die Zivilisation benötigten wir drei weitere Tage, da wir bei unglaublich gutem Wetter die Landschaft und die überwältigende Gefühle genießen wollten. Die letzten zwei Tage Aufenthalt in Talkeetna nutzen wir, um unser Körpergewicht mit Hilfe von Pizza und Burger wieder in Ordnung zu bringen. In dieser Zeit wurden auch noch die Freundschaften mit Bergsteigern aus den USA, Italien, Tschechien und Australien, die wir am Berg kennen gelernt hatten, bei so manchem Bier besiegelt. Die letzte Woche, die als Reserve für schlechtes Wetter eingeplant war, nutzten wir, um mit einem Mietauto durch Alaska bei schönstem Sommerwetter zu reisen. Am 5. Juni endete unser Abenteuer mit der Ankunft auf dem Frankfurter Flughafen und der Rückreise nach Ingolstadt.

Klaus Petzak

Schlagwörter: Bergtour, Nordamerika

Bewerten:

21 Bewertungen: ++

Neueste Kommentare

  • 23.07.2013, 07:26 Uhr von bankban: "Klaus Petzak und sein rumänischer Partner Arpad Adam " Schön, mal wieder diesen wunderbar ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.