Am 21. August wurde Hans-Joachim Acker die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mühlbach im Festsaal des Mühlbacher Bürgermeisteramtes durch Bürgermeister Adrian Alexandru Dăncilă verliehen. Acker arbeitete unter dem Pseudonym „Mircea Ioanid“ bis 1992 beim Sender Freies Europa („Radio Europa Liberă“), engagierte sich danach als Bundespressereferent beim Verband der Siebenbürger Sachsen und leitete von 2001 bis 2011 den Vorstand der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München. Bedingt durch seine Herkunft väterlicherseits aus Mühlbach, fühlt sich Acker seit jeher mit Siebenbürgen und Rumänien verbunden. Nach seiner Ausreise aus Rumänien im Herbst 1962 kam er zwei Jahre später durch Zufall zum Sender nach München und arbeitete knappe 29 Jahre in der rumänischen Abteilung als Programm-Editor und schrieb hauptsächlich Nachrichten.
In einem Gespräch mit der Siebenbürgischen Zeitung bekundete Hans-Joachim Acker seine Freude und Dankbarkeit für diese Auszeichnung. Neben ihm seien am 21. August 25 weitere lokale Größen mit anderen Auszeichnungen geehrt worden. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft sei für ihn überraschend gekommen. Im Stadtratsbeschluss wurde zu seiner Ernennung betont, er sei der Enkel des letzten deutschen Bürgermeisters von Mühlbach. „Für meinen Großvater freue ich mich, auch nach bald 100 Jahren, über die späte Ehrung, die ihm eigentlich hätte zukommen müssen“, sagte Acker. Dr. Georg Acker, der letzte siebenbürgisch-sächsische Bürgermeister in Mühlbach, war 1918 aus seinem Amt entfernt worden. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien wurden alle Schlüsselstellungen mit Rumänen besetzt, um die deutsche Minderheit zu unterdrücken. Georg Ackers Platz als Stadtoberhaupt wurde von Lionel Blaga, Bruder des bekannten Philosophen Lucian Blaga, eingenommen.
Hans-Joachim Acker wurde als Ehrenbürger von Mühlbach ausgezeichnet. Foto: Bürgermeisteramt Mühlbach
Hans-Joachim Acker ist nicht der erste Siebenbürger Sachse, der als Ehrenbürger Mühlbachs ausgezeichnet wurde. Seit der Wende 1989 wurde einigen Persönlichkeiten der deutschen Minderheit die Ehre zuteil. Der Mühlbacher Stadtrat und die Stadtverwaltung ehrten posthum den Kunsthistoriker Dr. Viktor Roth (1878-1936), Professor Theobald Streitfeld (1902-1985), den Arzt Dr. Friedrich Mauksch (1864-1932), den Komponisten Carl Filtsch (1830-1845) und weitere Persönlichkeiten. Die Auszeichnung nahmen persönlich unter anderem der Hutmacher Josef Tischler, der Kulturreferent Egon Altenburger und der Historiker Dr. Volker Wollmann entgegen. Die Ehrungen sind Ausdruck der Wertschätzung der politischen Gemeinde Mühlbachs für ihre deutschen Bewohner.
Hans-Joachim Acker war einer der wenigen Mutigen, die sich während des Kommunismus aktiv für die Presse- und Redefreiheit in und für Rumänien einsetzen. Wissend, dass die Securitate die Aktivitäten von Radio Free Europe verfolgt, setzte er sich bewusst dieser Gefahr aus und arbeitete 30 Jahre in den Räumlichkeiten des Senders am Englischen Garten in München. Der Kalte Krieg verhärtete die Fronten zwischen West und Ost immer mehr, konnte aber er den Freiheitsdrang und Informationsdurst der Menschen in den kommunistischen Staaten nicht aufhalten. Um das staatliche Informationsmonopol zu brechen, riskierten die Mitarbeiter des Radio Free Europe teilweise ihr Leben – sechs von ihnen starben, die Fälle wurden nicht vollständig aufgeklärt. Wie Hans-Joachim Acker 2003 in einem Interview mit der SbZ erzählte, sei anzunehmen, dass die Securitate Drahtzieher der Morde war.
Hans-Joachim Acker gebührt, auch im Namen der Siebenbürgischen Zeitung, ein besonderer Dank für seine Verdienste zum Erhalt der Presse- und Redefreiheit. Wir gratulieren dem neuen Ehrenbürger Mühlbachs herzlichst und wünschen ihm viele gesegnete Jahre im Kreise seiner Liebsten.
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