7. November 2022

Schüleraustausch der Stiftsschule Einsiedeln und der Brukenthalschule

Bei strahlendem Wetter wird Monika Hay, die Direktorin des Samuel von Brukenthal-Gymnasiums Hermannstadt, am 21. September 2022 an der Stiftsschule Einsiedeln in der Schweiz herzlich begrüßt – Salve! „Salve“ heißt auch die Zeitschrift der benediktinischen Klostergemeinschaft und der Stiftsschule Einsiedeln, die im Empfangsraum aufliegt.
Das Kloster Einsiedeln mit der Stiftsschule im ...
Das Kloster Einsiedeln mit der Stiftsschule im Nordtrakt
Diese Begrüßungsformel zieht sich als „Verbindungselement“ durch die bisherigen Begegnungen. Denn auch beim Eingang zum Brukenthal-Gymnasium, gegenüber der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt, steht das Grußwort „Salve“ geschrieben. Seit September 2016 schreitet Monika Hay über die mit großen weißen Pflastersteinen geschriebene Grußformel.

Gleich am Ankunftstag stellt der Prorektor Martin Geiger die Stiftsschule in groben Zügen vor. Das in seiner humanistischen Tradition ausgerichtete Gymnasium in Einsiedeln ist heute eine private, jedoch kantonal und eidgenössisch anerkannte Maturitätsschule. Neben der fachlichen Bildung nimmt die Persönlichkeitsbildung einen hohen Stellenwert ein, die sich zusätzlich an den christlichen Werten der benediktinischen Klostergemeinschaft orientiert. Die Schule ist offen für SchülerInnen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen.

Danach gehen wir auf eine Besichtigungstour durch die weit angelegte Anlage der Stiftsschule mit mehreren Außensportanlagen und dem großen Theatersaal. Die verschiedenen Räumlichkeiten in den alten Mauern beeindrucken unseren Gast sichtlich.

Monika Hay stellt das Brukenthal-Gymnasium im ...
Monika Hay stellt das Brukenthal-Gymnasium im Theatersaal der Stiftsschule Einsiedeln vor.
Ein interessantes Angebot stellt die Schulseelsorge dar. Pater Cyrill stellt das bewährte Seelsorgemodell vor. Bei der Schulseelsorge geht es vor allem darum, einerseits den SchülerInnen bei persönlichen und schulischen Problemen beizustehen. In speziellen Fällen werden externe Psychologen beigezogen, die von der Stiftsschule unabhängig agieren. Andererseits versucht die Schulseelsorge, die Verbindung zu den religiösen Traditionen des Klosters aufrecht zu erhalten.

Ein weiterer Höhepunkt bildet der Besuch der barocken Klosterkirche mit seiner imposanten Fassade. In der „Vesper“ wird das mehrstimmige „Salve Regina“ gesungen. Wiederum begegnet uns das „Salve“. All diese wunderbaren Erlebnisse gleich am ersten Tag; die spürbare Gastfreundschaft und die schönen Begegnungen mit verschiedenen Menschen geben Monika Hay ideale Anknüpfungspunkte für ihre Präsentation am darauffolgenden Tag.

Bei der Präsentation begrüßt sie die über 80 SchülerInnen und einige Lehrpersonen mit einem herzhaften „Salve“. Damit ist die Verbindung zwischen beiden Schulen sofort hergestellt und lässt die StiftsschülerInnen aufhorchen. Mit ein paar zentralen Aussagen und aussagekräftigen Bildern gelingt es Monika Hay ausgezeichnet, den SchülerInnen einen Austausch schmackhaft zu machen. Gleich zeigt sich, dass das Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt ebenso viel zu bieten hat wie die Stiftsschule Einsiedeln.

Von der Tradition her entwickelten sich beide Schulen aus kirchlichen Institutionen mit christlichen Werten. Für die Bildung der Siebenbürger Sachsen war diese Schule seit 1380 schon immer von großer Bedeutung sowie kultur- und gemeinschaftsstiftend. Das Gymnasium in Einsiedeln kann zwar nicht auf eine so lange Tradition zurückgreifen (Eröffnung 1839), wird aber in der Schweiz auch als Traditionsschule wahrgenommen, weil sie aus der im 9. Jahrhundert entstandenen Klosterschule hervorgegangen ist.

Monika Hay (rechts) und Marianne Hallmen vor der ...
Monika Hay (rechts) und Marianne Hallmen vor der Gymnasiumspforte
Die Schülerzahlen sind unterschiedlich: An der Brukenthalschule lernen heute fast 900 Schüler und Schülerinnen, an der Stiftsschule sind es ca. 350. Beide Schulen sind deutschsprachig ausgerichtet; Latein spielt an der Stiftsschule Einsiedeln seit jeher eine wichtige Rolle. Am Brukenthal-Gymnasium hingegen ist Latein leider kaum noch von Bedeutung. Die Schulen setzen inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte: Die Stiftsschule ist eher sprachlich-humanistisch und musisch ausgerichtet; das Brukenthal-Gymnasium hingegen legt den Schwerpunkt auf Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik. Mathematik und Informatik werden auf hohem Niveau unterrichtet. Somit ergänzen die beiden Schulen einander ausgezeichnet. Für die Schüler der Stiftsschule besteht die Chance, die 850-jährige Geschichte, Kultur und Tradition der Siebenbürger Sachsen und ein anderes Schulsystem kennenzulernen. Für die Schüler aus Hermannstadt besteht die Möglichkeit, ein anderes deutschsprachiges Land kennenzulernen und das Kloster Einsiedeln.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der für den Austausch spricht, ist der Fortbestand der Deutschsprachigkeit an der Brukenthalschule und allgemein in Siebenbürgen. Siebenbürgen wird oft als eine deutschsprachige Insel in Südosteuropa bezeichnet, die es zu erhalten gilt.

In diesem Sinne können wir vom Verein der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz sagen: Wir bleiben dran. Vor allem für mich als Präsidentin ist dieser Schüleraustausch ein wichtiges Anliegen, wird doch damit ein Beitrag zur Erreichung eines unserer Vereinsziele geleistet: die Erhaltung des Kulturgutes in Siebenbürgen, und dazu gehören auch die Sprache und eine gute Bildung. Ein Lichtblick für die Zukunft!

Marianne Hallmen

Schlagwörter: Schüleraustausch, Hermannstadt, Schweiz

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