17. Januar 2006

Handball-Nostalgiespiel in Günzburg

Im Foyer der Rebay-Halle stehen vier Männer um einen runden Tisch, sehen sich ein blau-weiß gestaltetes Buch an und tauschen Erinnerungen aus. Weißt du noch, fragt der aus Jakobsdorf im Harbachtal stammende Handballlehrer Karl Martini die zu seiner Rechten stehende Gummersbacher Handballlegende Hansi Schmidt. Und der Banater Schwabe lächelt und erklärt dem Siebenbürger Sachsen, warum er seinerzeit auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in 1972 in München verzichtet hat.
Martini, zu den Spielen nach München angereist, hat es seinerzeit nicht fassen können: ein olympisches Handballturnier mit einer bundesdeutschen Mannschaft ohne Hansi Schmidt? Das kann doch nicht sein. Und die beiden anderen neben ihnen Stehenden werfen das eine oder andere ein, bis sich Hans Moser dem Tisch nähert. Es ist die andere aus dem Banat stammende Handballlegende, die 1972 nach Günzburg gekommen ist, als dieses mittelschwäbische Städtchen mit seiner Umgebung noch ein weißer Fleck auf der deutschen Handballkarte war. Als Spielertrainer hat Moser den VfL Günzburg in die Bundesliga geworfen und geführt. 1970 hat er den TV Milbertshofen ins Handballoberhaus gebracht.

Vor dem Nostalgiespiel in Günzburg, von links nach rechts: Karl Martini, Hans Bretz, Robert Scherer und Hansi Schmidt. Foto: Johann Steiner
Vor dem Nostalgiespiel in Günzburg, von links nach rechts: Karl Martini, Hans Bretz, Robert Scherer und Hansi Schmidt. Foto: Johann Steiner

Moser hat schon Martini, Schmidt und dem Hermannstädter Robi Scherer die Hand gegeben, dann nähert sich von der anderen Seite augenzwinkernd ein fünfter Mann: Ob er mich wohl nach all den Jahren erkennt? Hans Bretz, ehemaliger Meister mit CCA Bukarest und rumänischer Nationalspieler, klopft dem zweifachen Weltmeister aus Temeswar auf die Schulter. Bretz muss nachhelfen, dann fällt es Moser wie Schuppen von den Augen. Er erkennt den Klassemann vom ehemaligen CCA-Rivalen Dinamo Bukarest. Und wieder Händeschütteln und Erinnerungensaustausch: "Weißt du noch, es war eine schöne Zeit", sagt Bretz, und Moser nickt.

Die fünf ehemaligen Handballer sind nach Günzburg gekommen, um wieder einmal an einem groß-kleinen Handballereignis teilzuhaben: Hansi Schmidt, Hans Moser und Karl Martini werden auflaufen und mehr oder weniger ins Geschehen eingreifen. Auf dem Parkett der Rebay-Halle stehen sich die Nostalgiemannschaft des VfL Günzburg und die Traditionsmannschaft des Münchner Klubs Milbertshofen gegenüber.

Als Verstärkung der Günzburger Mannschaft ist der 98fache deutsche Nationalspieler Hansi Schmidt aufgelaufen. Doch wirklich verstärken kann er den VfL nicht, weil schon gleich zu Spielbeginn eine alte Verletzung aufbricht und ihn auf die Bank zwingt. Hans Moser, der zwölffache rumänische Meister, dirigiert die Milbertshofener Mannschaft als Trainer. Unter seinen Spielern auch der unverwüstliche 72-jährige Karl Martini und der eine Generation jüngere Moser-Sohn Richard.

900 Zuschauer bekommen in Günzburg ein paar Handballschmankerl zu sehen und erleben anschließend eine lange Party. Der Satz "Weißt du noch, damals..." fällt bis zum Morgen noch so manches Mal. Erinnerungen können schön sein.

Davon sind auch einige zu finden in der blau-weiß gestalteten Biographie Hansi Schmidts, die am Rande des Spiels in Günzburg vorgestellt wurde. Das 352 Seiten starke Buch (112 Fotos) mit einem Geleitwort von Hans-Dietrich Genscher ist betitelt "Hansi Schmidt. Weltklasse auf der Königsposition". Es kann zum Preis von kostet 19,90 Euro bestellt werden unter Telefon (0 22 06) 21 66 oder (01 75) 6 09 44 31, E-Mail: verlaggilde@web.de.

jst


Handballer der Weltklasse liest in Düsseldorf

Am Montag, dem 23. Januar, 18.00 Uhr lädt die Stiftung "Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum", Düsseldorf, zur Präsentation der Biographie von Johann Steiner "Hansi Schmidt. Weltklasse auf der Königsposition" in die Bismarckstraße 90 ein. Zur Buchvorsteltung sind Hansi Schmidt und der Autor Johann Steiner anwesend. Geschildert wird die Lebensgeschichte des 1942 im rumänischen Teil des Banats geborenen Ausnahmesportlers, dem vielleicht besten deutschen Handballer aller Zeiten. Johann Steiner beschreibt, weshalb der Spitzensportler in den 1960er Jahren seine Heimat verließ und einen Neuanfang im Oberbergischen Land wagte. Hansi Schmidt hat mit dem VfL Gummersbach sieben deutsche Meistertitel gewonnen, er ist mit der oberbergischen Mannschaft viermal Europapokalsieger der Landesmeister geworden. Er vertrat Rumänien und Deutschland in zahlreichen Spielen der Nationalmannschaften.

Schlagwörter: Sport, Handball

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