28. November 2006

Hochzeit in Siebenbürgen

In Neudorf bei Schäßburg fand am 6. August 2006 die kirchliche Trauung der beiden Ausgesiedelten Michael und Heidemarie Homm, geb. Feck, statt. Der 24-jährige Kfz-Mechaniker Michael war im Sommer 2001 im Alter von 19 Jahren ohne Familie von Neudorf nach Deutschland ausgereist und damit Heidi, seiner einstigen Urlaubsliebe, aus der längst die große Liebe geworden war, nachgefolgt. Heidi war bereits im Alter von sieben Jahren zusammen mit ihrer Familie von Rauthal nach Schleswig-Holstein ausgesiedelt. Heute studiert die 22-Jährige an der Kieler Universität Mathematik und Geographie auf Realschullehramt.
Nach siebenjähriger Probezeit (wie es beide bezeichnen) gab sich das Paar in Deutschland das standesamtliche Ja-Wort. Um überhaupt in Siebenbürgen kirchlich heiraten zu können, musste die standesamtliche Trauung in Deutschland zuvor erfolgt sein. Mit der Planung einer Hochzeit sind auch hier in Deutschland einige Hindernisse zu überwinden. Doch dieses so bedeutsame Ereignis ins Ausland zu verlegen, stellte das Brautpaar Heidi und Michael vor besondere Aufgaben. Für beide hatte von vornherein festgestanden, dass ihre Hochzeit in Siebenbürgen stattfinden sollte, da der Großteil der Familien aus Siebenbürgen stammt. Wie bei einer Hochzeit in Deutschland musste auch hier vom Brautkleid bis über die Tischdekoration alles sorgfältig durchdacht werden. Dafür reiste Heidi mehrfach nach Siebenbürgen, um ein weiteres Mal das maßgeschneiderte Brautkleid anzuprobieren und das Geschirr für die passende Tischdekoration auszusuchen.
Michael und Heidemarie Homm als Hochzeitspaar in Neudorf.
Michael und Heidemarie Homm als Hochzeitspaar in Neudorf.


Bürokratische Hürden gab es auch. So musste für die kirchliche Heirat in Siebenbürgen das Stammbuch vorliegen. Darüber hinaus benötigten Heidi und Michael eine Bescheinigung über ihre Kirchenzugehörigkeit in Deutschland, um überhaupt getraut werden zu können. Das letzte und wohl schwierigste Problem stellte die Musik für die Hochzeitsfeier dar. Da das Brautpaar auf seiner Feier deutschsprachige Musik wünschte, musste eine Band aus Deutschland mit nach Siebenbürgen reisen. Die Band „Die Saitenspringer“ – nomen non est omen - nahm dankenswerterweise den langen und schwierigen Weg nach Neudorf auf sich.

Nachdem 2005 alle Einladungen an die Hochzeitsgesellschaft verschickt worden waren, trafen am 6. August 250 Hochzeitsgäste in Neudorf zusammen. Darunter waren 160 Siebenbürger Sachsen, die heute in Deutschland leben und gemeinsam mit dem Brautpaar nach Rumänien angereist waren, und 90 Siebenbürger Sachsen und Rumänen, die heute in Rumänien leben. Bei dieser Hochzeitsgesellschaft trafen nun drei verschiedene Religionen aufeinander. Das Besondere an dieser Heirat war, dass es für Neudorf ein großes Ereignis darstellte. Eine kirchliche Trauung in dieser Form und Größenordnung lag schon zehn Jahre zurück. Die Freude der Dorfbewohner über diese kirchliche Heirat zeigte sich in der feierlichen Gestaltung von Neudorf. Die Neudorfer hatten traditionelle „Tore“ aus den schönsten Teppichen und Tischdecken von einer Straßenseite zur anderen gespannt. Eine Rumänin rief dem Brautpaar vor dem Tor traditionelle Sprüche und Glückwünsche entgegen. Bei einer sächsischen Hochzeit darf natürlich die Brautentführung nicht fehlen. Michael musste sich den Weg zu seiner Geliebten mit Geld, Schnaps und Gebäck freikaufen. An diesem Spektakel nahmen zahlreiche Dorfbewohner teil, indem sie von der Straße aus oder von ihren Wohnungsfenstern das Brautpaar beglückwünschten.

Zweifellos wird dieses eindrucksvolle Ereignis allen im Gedächtnis bleiben und noch für die Kindeskinder des Brautpaares eine schöne Geschichte hergeben. Heidi und Michael möchten allen Hochzeitsgästen für ihre Unterstützung und Geschenke nochmals herzlichen Dank sagen.

Sabrina Panknin


Schlagwörter: Brauchtum

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