17. März 2007

Leserecho: Untergangsstimmung unnötig

Anmerkungen zu den Beiträgen „Wollen wir Sachsen bleiben?“ (siehe Siebenbürgische Zeitung Online) und „Geschichte der Siebenbürger Sachsen zu Ende?“ in der Siebenbürgischen Zeitung vom 31. Januar 2007, Seite 4.
Sehr erfreulich und notwendig, dass diese Themen endlich angesprochen werden! Aber warum so viel Pessimismus bis hin zu Untergangsstimmung unseres Völkchens der Siebenbürger Sachsen, mit seiner langen, erfolgreichen und sehr interessanten Geschichte? Und das gerade jetzt, wo erneut und verstärkt über Minderheiten sowie deren Rolle, Erhalt und Förderung nachgedacht wird? Man muss nur ein wenig nach draußen hören und sehen, um zu erfahren, dass niemand untergehen muss, außer er gibt sich – aus eigener Schuld – selber auf! Im Folgenden einige gute Gründe für Optimismus.

Die Europäische Union soll eine starke „Union der Völker und Minderheiten“ werden, in Gleichheit und Gleichberechtigung. Das Motto unseres Heimattages in Dinkelsbühl lautet heuer „Wir in Europa“! „Deutschlands größter Reichtum ist, dass die Bayern Bayern, die Hessen Hessen, die Thüringer Thüringer usw. sind“, war im ZDF vor einiger Zeit zu vernehmen. Und als solch ein Volksstamm Deutschlands werden auch die Siebenbürger Sachsen gesehen und respektiert! Die gesamte Menschheit lebt und entwickelt sich durch die vielen Völker, Volksstämme und unzähligen anderen gesellschaftlichen Gruppierungen, und das hauptsächlich aufgrund deren gesundem und friedlichem Wettbewerb in allen Bereichen. Den meisten Minderheiten ist eine besondere Stärke eigen, die aus dem Zusammenleben und dem Sich-Beweisen-Müssen gegenüber den Mehrheiten hervorgeht. Erst solche gesellschaftliche Vielfalt und das ihr eigene wettbewerbsmäßige Streben bieten optimale Voraussetzungen für Fortschritt – diesem sollte und kann sich niemand entziehen, oder er geht eben unter, wie das zu viele von uns falsch voraussagen und sich auch dementsprechend verhalten.

Diesen und ähnlichen Umständen gemäß kann und sollte auch unsere Lage positiv verstanden werden. Man erwartet und will uns hier als starken, geeinten, wettbewerbsfähigen und „integrierten“ Volksstamm oder Bürgerverband haben und fördern (Lebens-, Kultur- und Interessengemeinschaft) und nicht als „assimilierte“ Individuen oder Familien, die bereit sind, ihre Herkunft samt reichem Kulturerbe aufzugeben, zu vergessen, gegebenenfalls zu verleugnen. Menschen, die ihre Herkunft verleugnen, werden hier nicht angenommen.

Überlebenswichtig ist, als Gemeinschaft aktiv, kreativ und offen alles einzubringen, was die Gemeinschaft geschaffen hat und heute neu hinzufügt, und damit den Wettbewerb nach außen anzutreten und zu bestehen. Bestimmend ist dabei weniger die Leistung des Einzelnen oder die Leistungen der Vorfahren, als vielmehr die aktuelle gemeinsame Leistung im Rahmen der Gemeinschaft in und für die heutige Zeit. Die Rolle solcher sozialer Organisationen wird im Rahmen der weltweiten Globalisierung zunehmend wichtiger angesichts der verstärkten Isolation des Menschen im Rahmen der Globalisierung, da es gilt, ihr entgegenzuwirken und den in Not geratenen Menschen Zugehörigkeit und Aufnahme zu bieten.

Was also ist zu tun, um zu überleben? Deutschland ist ein reiches Land mit einem reichen Vereins- und Verbandsleben. Unser eigener Verband ist bestens bewährt in seiner Rolle. Es bedarf nur der Koordination und Überzeugung, einer neuen Aufbruchstimmung mit breiter aktiver Beteiligung und vor allem neuen Ideen und Inhalten! Es bedarf insbesondere der Jugend, die gerne und begeistert mitmacht, wenn der Inhalt, die Ziele – und gute Vorbilder geboten sind und überzeugen. Wenn Tradition mit Innovation ergänzt wird! Zur Bestätigung lese man nach, was unsere Altvorderen schon wussten und gesagt haben: „Das Hier-und-Jetzt der ‚Universitas saxonum‘ ist, nach der Auswanderung von neun Zehntel der Siebenbürger Sachsen aus der Heimat der Väter, eine Zeit des Endes, des Endes eines Geschichtsabschnittes, dessen Schwerpunkt Siebenbürgen war; jedoch nicht zwangsläufig auch ein Ende der Lebenszeit des siebenbürgisch-sächsischen Volksstammes. Dieses wird nicht von neunmalklugen Finis-Saxoniae-Pseudopropheten festgelegt (...). Was hülfe uns alle Erhellung der siebenbürgisch-sächsischen Identität, wenn diese ‚Wesenseinheit‘ ihren Nachweis nicht in der Zukunft erbrächte, oder sagen wir es frei von der Leber: wenn uns ein kühner Schritt ins Morgen nicht zugleich ein Mehr an Identität, Subsidiarität und an völkerverbindender Toleranz bedeutete.“ (Lexikon der Siebenbürger Sachsen, Seite 8)

Heinz W. Bredt, Düsseldorf


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