Neuerscheinung: "Kleine Wanderungen rund um Hermannstadt"
Pünktlich zur Herbstwandersaison erschien Mitte September 2007 in der Reihe Transsilvania Compact im hora Verlag Hermannstadt der Wanderführer „Kleine Wanderungen rund um Hermannstadt / Sibiu“. Der Herausgeber Bernd Schumacher stellt den Führer als „ein Buch von Lehrern und Schülern“ vor, da daran auch die Schüler der von ihm geleiteten Biologischen Arbeitsgemeinschaft des Samuel von Brukenthal-Gymnasiums in Hermannstadt mitgearbeitet haben. Als Autoren kommen neben Bernd Schumacher und seinen Schülern auch Marga Grau, Wolfgang Höppner, Friedrich Philippi und Anselm Roth zu Wort.
„Wanderlustige Hermannstädter“ haben, wie es heißt, die Umgebung durchstreift und Touren beschrieben, die „für jedermann geeignet sind“. Da in früheren Publikationen die meisten Touren von Hermannstadt aus in die Fogarascher Berge und ins Zibinsgebirge führten, blieben bisher andere interessante Nahziele meist außer Acht. Daher ist es begrüßenswert, dass die Autoren die Aufmerksamkeit auf kleinere Wanderungen in der näheren Umgebung Hermannstadts lenken. Insgesamt werden zwei Wanderungen im Stadtbereich und sechs Touren in der Umgebung beschrieben. Diese Routen erfordern keine langen Anfahrten und halten gleichzeitig ein breit gefächertes Angebot an Wandermöglichkeiten bereit.
Vom Gang um die Stadtbefestigungsanlagen und einem Spaziergang durch den Erlenpark bis zum Jungen Wald ziehen sich die Kreise immer weiter in die Umgebung. Dabei geht es über das Rășinarer Kreuz nach Michelsberg, von Zoodt nach Talmesch, weiter durch die Gegend von Talmesch mit Landskrone, Wartberg und Rotem Turm/Porcești, vom Stadtrand Hermannstadts zum Hammersdorfer Berg, zum Bad nach Salzburg verbunden mit einer Tour nach Großscheuern und schließlich von Stolzenburg zum Steppenreservat am Zakelsberg. Zu jeder Tour werden der Schwierigkeitsgrad, die Dauer der Wanderung sowie Anreise- und Einkehrmöglichkeiten vermerkt.
Im Vordergrund der Beschreibungen steht die ganzheitliche Betrachtung von Natur, Landschaft und Kultur. So wird bei den einzelnen Routen auf historische Baudenkmäler und ihre Geschichte hingewiesen, auf Nutzungsweisen der traditionellen Kulturlandschaft, so der Streuwiesen und deren Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt sowie auf charakteristische Tier- und Pflanzenarten.
Der Leser erfährt Details zum Zoodter Elektrizitätswerk und seiner Geschichte, zur Entwicklung der Forstwirtschaft im Zoodttal, zur Geschichte der Michelsberger Burg, zu Talmesch und zur Landskrone, zur Hammerdorfer Kirche, zur Stolzenburg und zum Salzburger Bad. Der Exkursionsführer hält auch ansprechende Landschafts- und Detailaufnahmen von Pflanzen, Tie- ren und Baudenkmälern bereit.
Ein paar kleine Fehler haben sich jedoch in den Wanderführer eingeschlichen, die Fehlbestimmungen, Verwechslungen und auch volkstümliche Namengebung einiger Pflanzen betreffen. Wer sich nämlich anschickt, in den Laubmischwäldern um den Hammersdorfer Berg nach dem Siebenbürgischen Leberblümchen (Hepatica transsilvanica) zu suchen, wird enttäuscht sein, da er es hier nicht antreffen wird. Auch die Silberdistel (Carlina acaulis), auf Bergwiesen zu Hause, wird man in Hammersdorf vergeblich suchen. Der Elsässische Haarstrang (Peucedanum alsaticum) ist auch nicht im Naturschutzgebiet Suvara Sașilor zwischen Zoodt und Talmesch zu finden, dafür aber eine andere seltene Art genannt Rochels Haarstrang (Peucedanum rochelianum), die hier den östlichsten Punkt ihrer Verbreitung erreicht. Und wenn das Wanderbüchlein den Wanderer am Wartberg auf „den Storchschnabel“ aufmerksam macht, so ist dies ungenau, da es im Gebiet zehn Storchschnabelarten gibt. Damit wird wohl aber der wärmeliebende Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum) gemeint sein, der am Wartberg und dem gesamten Gebiet der Konglomerate von Talmesch – Podu Olt – Porcești eine floristische Besonderheit darstellt. Und wurde das allbekannte Siebenbürgische Heidekraut (Brukenthalia spiculifolia) versehentlich in eine unbekannte „Ährenheide“ umbenannt.
Das Buch hält eine Übersichtskarte und genaue Beschreibungen der einzelnen Touren
bereit, so „dass die Wege sich auch ohne Karte finden lassen“, wie die Autoren schreiben. Darüber hinaus wären Kartenskizzen mit Wegenetzen der einzelnen Touren hilfreich gewesen, die Wanderwege vor Ort besser zu finden.
Diese kleinen Fehler schmälern jedoch nicht den Wert des Buches, das durch seine ganzheitliche Betrachtung von Landschaft, Natur und Kultur begeistert und dem Wanderer die Augen für die Schönheit, aber auch für die Probleme, seiner Umgebung öffnet. Bei einer nächsten Auflage sollte man aber die eingeschlichenen Fehler beseitigen.
Erika Schneider
Schumacher, Bernd: „Kleine Wanderungen rund um Hermannstadt“. Hermannstadt: hora Verlag, 2007, 103 Seiten, 12,80 Euro, ISBN 978-973-8226-65-4, erhältlich im Siebenbuerger.de-Shop.
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