12. Oktober 2008

Familientreffen in Strongsville, Ohio

Es ist allgemein bekannt, dass die Amerikaner zwar großes Interesse an ihren Vorfahren ha­ben, aber Familientreffen zu organisieren ist eher etwas Seltenes. So ist es kaum verwunderlich, dass am 28. August 2008 in der Strongsviller Wochenzeitung „Sun Star“ ein Familientreffen der besonderen Art angekündigt wurde:
Die Nachkommen einer Einwanderin aus Siebenbürgen sollten sich treffen, und zwar die der Frieda Hauser, die vor 99 Jahren als 21-Jährige nach Amerika ausgereist ist, später dann den ebenfalls aus Siebenbürgen stammenden Joseph Szentpetery in Strongsville, Ohio geheiratet und fünf Kinder zur Welt gebracht hat. Von diesen lebt zwar nur noch eine Tochter (93 J.), dafür gibt es jede Menge Enkel, Ur- und Ururenkel, von denen die meisten zur „family reunion“ am 30. August erschienen sind.
Die Teilnehmer am Szentpetery-Wachsmann-Hauser ...
Die Teilnehmer am Szentpetery-Wachsmann-Hauser-Familientreffen in Stongsville, Ohio (USA).
Da es sich bei der aus Birthälm ausgewanderten Frieda um die Schwester meines Großvaters Rudolf Hauser handelte, wollte ich mir das Tref­fen natürlich nicht entgehen lassen und meldete mich Anfang des Jahres an, zusammen mit meinem Cousin Robert Ion und dessen Frau. Dies war für die amerikanischen Verwandten Anlass genug, das Treffen größer als geplant aufzuziehen und auch die Nachkommen der Adele Hau­ser, verheiratete Wachsmann – eine weitere nach Amerika ausgereiste Schwester meines Großva­ters – dazuzurufen. Diese beiden Zweige der Familie kannte ich noch nicht persönlich, weshalb ich einerseits sehr neugierig, andererseits auch sehr aufgeregt war. Aber auch für die Amerikaner war es spannend, da sie nun von mir die Geschichte ihrer Vorfahren hören sollten, von der sie überhaupt nichts wussten. Im Laufe des Nachmittags erfuhren sie also, dass sie die Nachkommen von Deutschen seien, die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Siebenbürgen ausgewandert sind. Da kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Auch der Ort, an dem die Familienfeier stattfand, war ein ganz besonderer: Die Szentpeterys hatten nämlich in einem Haus gewohnt, das zu einem späteren Zeitpunkt in das „Historical Village“ umgesiedelt wurde, also in eine Art Dorf­museum, in dem viele kleine, alte Häuser stehen, die man begehen kann. Das Haus meiner Großtante ist unter dem Namen „Baldwin House“ bekannt, nach seinem ersten Besitzer. Auf dem Gelände dieses „Historischen Dorfes“ trafen sich nun 50 Familienmitglieder bei wunderschönem Wetter. Nach dem Kennenlernen und Begrüßen wurde zuerst gepicknickt, dann wurden jede Menge Gruppenfotos gemacht. Es folgte mein Vortrag, wobei ich viel Anschau­ungsmaterial verwendete (Stammbäu­me, Land­karten von Rumänien und Europa, Fotos usw.). Anschließend erzählte uns eine von Friedas Enkel­töchtern einiges aus der Szentpetery-Familiengeschichte.

Nach dem Besuch des „Baldwin Hauses“ ging es mit einer Busfahrt weiter: Frieda und Jo hatten nämlich im Ort einen Lebensmittel- und Haushaltswarenladen betrieben. Das Gebäude steht auch jetzt noch da, ist aber nicht mehr im Familienbesitz und wurde zudem in ein Café umfunktioniert. Und dieses wollten wir besuchen. Wir fuhren also mit einem Bus durch Strongs­ville, wobei Cousine Gail Madak die Reiseleiterin spielte und uns einiges erzählte. Wir kamen u.a. zum ehemaligen Familien-Laden und besuchten ihn, dann fuhren wir weiter und sahen auch die Stelle, an der das „Baldwin Haus“ ursprünglich gestanden hat. Bezahlt hat die Busfahrt übrigens kein Geringerer als der Bürgermeister von Strongsville! Es war ein wunderschöner Tag, an dem Sie­ben­bürgen und Amerika sich ein Stückchen näher gekommen sind. Man trennte sich ungern, aber glücklich darüber, sich nun endlich persönlich kennengelernt zu haben.

Jutta Tontsch

Schlagwörter: USA, Familientreffen

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