7. Februar 2009

Reisegruppe aus Pforzheim erkundet Siebenbürgen

Eine Reisegruppe der evangelischen Johannes-Pfarrei Pforzheim machte sich an einem schönen Sommermorgen auf den Weg nach Frankfurt am Main, um wenige Stunden später in Bukarest zu landen. Hauptziel der Studienreise war das ehemals siebenbürgisch-sächsische Siedlungsgebiet. Für den erfahrenen Leiter der Gruppe, Dekan i.R. Hans Martin Schäfer, eine Krönung aller seiner bisherigen erfolgreichen Studienreisen in verschiedene Länder der Welt.
Vom Reiseveranstalter war auch der Besuch der Klöster der Nordmoldau empfohlen und gerne angenommen worden. Verschiedene Kulturdenkmäler wurden mit großem Interesse besucht, auch die im romanischen Stil erbaute und sanierte Kirche von Mönchsdorf in Nordsiebenbürgen, die als Ausgleich für die Bistritzer Kirche diente, wo wenige Tage zuvor der Brand gewütet hatte. Beim Vorbeifahren sahen wir verkohlte Balken des Dachgerüstes verstreut am Boden liegen sehen.

Bei der Detailplanung der Reise war ich gebeten worden, mit meinen Kenntnissen über Siebenbürgen und Rumänien für eine optimale Reiseroute zu sorgen. Dies bewog mich und meine Frau an der Reise als einzige Siebenbürger teilzunehmen. Ich muss an dieser Stelle das Zusammengehörigkeitsgefühl, den gegenseitigen Respekt und die Pünktlichkeit während der ganzen Reise betonen. Das recht hohe Kulturniveau der Reiseteilnehmer sorgte dafür, dass die täglichen menschlichen Bedürfnisse völlig zweitrangig waren. Die Baudenkmäler in Siebenbürgen und der Moldau sowie die Schönheit der Landschaft standen im Vordergrund.

Der Zusammenhalt ist auch heute noch da. Bei einer Zusammenkunft tauschten wir Fotos und Eindrücke aus und hörten Äußerungen, dass dies die schönste, erlebnisreichste aller bisherigen Reisen gewesen sei. Am 21. September gab es einen Themengottesdienst zu der Reise, und für den 5. November war ein Gemeindeabend mit einer Bilderschau geplant.

In dem Themengottesdienst, geleitet von unserem Reiseleiter Hans Martin Schäfer, kamen vier Reiseteilnehmer zu Wort. Sie referierten über die siebenbürgischen Kirchenburgen, die Moldauklöster und das besuchte Waisenhaus in Weidenbach bei Kronstadt. Von mir wurden einige Worte über meine Eindrücke und Gefühle beim Wiedersehen der alten Heimat erwartet.

Adelheid Meyner hielt ein Referat über die siebenbürgischen Kirchenburgen, das wir auszugsweise wiedergeben:

„Wie geht es Ihnen, wenn Sie in einer Kirche sind, z. B. hier in unserer schönen, 60 Jahre alten Auferstehungskirche? Ist es nicht auch Geborgenheit, Sicherheit und Schutz, das Gefühl der Gemeinschaft und Stärke, das Sie empfinden? Wie mag es erst den Menschen in Siebenbürgen ergangen sein, wenn sie Zuflucht suchten in ihren über 300 Kirchenburgen? Um sich vor den Überfällen der Türken, Tataren und anderen Feinden zu schützen, bauten die Menschen im 14./15. Jahrhundert um ihre Kirchen herum Befestigungen mit bis zu drei Wehrmauern und mehreren Türmen. Die Kirchenburgen waren ein Zufluchtsort für die ganze Gemeinde während den Belagerungszeiten. Sieben dieser Burgen wurden zum Weltkulturerbe ernannt! Wir sahen u. a. die Kirchenburg von Tartlau, die wunderschöne Kirche mit der ersten Bauphase aus der Zeit des hier weilenden Deutschen Ritterordens mit dem schönen Flügelalter und den 270 Kammern. Wir sahen auch kleinere Kirchenburgen und solche, die dem langsamen Verfall preisgegeben sind. Überall in den Kirchen die noch erhaltenen deutschen Inschriften und Liedtafeln mit der bewegenden Empfindung des Schutzes und der Geborgenheit, das Nachspüren des Gefühls der Menschen, wenn sie auf engstem Raum Notzeiten zu überstehen hatten. ,Ein feste Burg ist unser Gott‘ ... Der Glaube an Gott und die Gemeinschaft untereinander, das gab den Menschen Kraft und Zuversicht, damals und durch alle Zeiten.“

Julius Henning

Schlagwörter: Reise, Reisebericht

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