26. Juli 2013

HOG-Verband ehrt Altbürgermeister von Mühlbach, Dr. Ing. Liviu Mugurel Sârbu

Mühlbachs Altbürgermeister Dr. Ing. Liviu Mugurel Sârbu ist die Goldene Ehrennadel des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften verliehen worden. An der Feierstunde, die am 18. Juni im evangelischen Pfarrhaus in Mühlbach stattfand und mit einem Konzert der Musiker des Carl-Filtsch-Vereins umrahmt wurde, nahmen rund 60 Gäste teil. Die Laudatio hielt der Vorsitzende der HOG Mühlbach, Gerhard Wagner.
Stadtpfarrer Alfred Dahinten, Gastgeber sowie Vorsitzender des Vereins und des Lokalforums des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), begrüßte die Teilnehmer herzlich und führte durch das Programm. Unter den Feiergästen befanden sich neben dem Preisträger auch Mühlbachs Bürgermeister Alexandru Dăncilă, der Direktor des Nationalkollegs „Lucian Blaga“, Nicolae Moga, der Generaldirektor der Firma Dupex, Ioan Dura, Bezirksdechant Pfarrer Dr. Wolfgang Wünsch, Bezirkskirchenkurator Prof. Karl Broos, die Kirchenkuratoren Mühlbachs und Petersdorfs, Karl Kraus bzw. Georg Boer, eine Journalistin der Zeitung „Unirea“. Aus Deutschland angereist waren Gerhard Wagner, Vorsitzender der HOG Mühlbach, und Wilhelm Spielhaupter, Leiter der HOG-Regionalgruppe Unterwald und Vorstandsmitglied im Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland, Landesverband Bayern. Beide überbrachten herzliche Grüße seitens der ausgesiedelten Landsleute und der jeweiligen Vereinsvorstände.
Mühlbachs Altbürgermeister Liviu Mugurel Sârbu ...
Mühlbachs Altbürgermeister Liviu Mugurel Sârbu (Mitte) wurde mit der Goldenen Ehrennadel des HOG-Verbandes ausgezeichnet, links Wilhelm Spielhaupter und rechts Gerhard Wagner. Foto: Marias Ionescu
In seiner Laudatio hob Gerhard Wagner die Verdienste des ehemaligen Bürgermeisters Dr. Liviu Mugurel Sârbu zum Wohle der gesamten Stadtbevölkerung und insbesondere der kleinen deutschen Minderheit hervor. An den Kosten für die aus EU-Mitteln finanzierte Restaurierung der evangelischen Kirche hat sich das Bürgermeisteramt zusätzlich wesentlich beteiligt. Bei wichtigen Entscheidungen wurden die Meinungen der Kirchenvorstände aus Mühlbach und Petersdorf als Partner immer wieder eingeholt und beachtet. Die deutsche Tanzgruppe erhielt finanzielle Unterstützung zur Beschaffung von Volkstrachten und die Blaskapelle Petersdorfs für Uniformen und Instrumente. Während Sârbus Amtszeit wurde ein Großteil enteigneter Immobilien der Kirchen und von Privatpersonen rückerstattet. Sârbu gehört zu den Mitbegründern und Förderern des Carl-Filtsch-Vereins, der alljährlich zu Ehren des 1830 in Mühlbach geborenen „Wunderkindes Siebenbürgens“ die hochkarätig besetzten „Mühlbacher Musiktage – Zilele muzicale ale Sebeșului“ veranstaltet. Dank Sârbu bestehen bereits konkrete Pläne, aus finanziellen Mitteln des Bürgermeisteramtes die sterblichen Überreste des 1845 in Venedig bestatteten Carl Filtsch in seine Heimatstadt Mühlbach zu überführen und ihm dort ein ehrendes Denkmal zu errichten. Das alljährliche Mühlbacher Volksfest trägt heute die rumänische Bezeichnung „Serbarea burgului“. Einen bedeutenden Einfluss hatte Sârbu bei der Herausgabe und Finanzierung der zweisprachigen Kultur- und Informationszeitschrift Revista bilingva de cultură și informare „Der Unterwald“, die in objektiver Weise Aspekte aus der Vergangenheit und Gegenwart Mühlbachs thematisiert und einen weiten Leserkreis erreicht. Das Bürgermeisteramt ließ eine Ehrentafel anfertigen und öffentlich ausstellen, auf der die Opfer des Kommunismus der Jahre 1945 bis 1990, einschließlich der Deportation, ohne Unterschied ihrer Ethnie namentlich genannt werden. Der Mühlbacher Stadtrat hat einen vergleichsweise hohen Anteil an Ehrenbürgern aus den Reihen der deutschen Bevölkerung ernannt. Am Geburtshaus des bekannten Historikers Prof. Theobald Streitfeld wurde eine Gedenktafel angebracht. Obwohl von der Gesetzgebung nicht zwingend vorgesehen, erscheint auf den Ortsschildern von Sebeș und Petrești auch die deutsche Bezeichnung Mühlbach bzw. Petersdorf. Die Straßen sind ebenfalls mit den ehemaligen deutschen Namen beschildert.

Bereits vor mehreren Jahren rief der seinerzeitige Mühlbacher Bürgermeister Sârbu seine Amtskollegen aus Kronstadt, Schäßburg, Hermannstadt, Mediasch, Bistritz und Broos zur Gründung eines Verbundes „Cetăți de odinioară“ (ehemalige Burgen) auf. Ziel dieser Vereinigung war, die Öffentlichkeit auf die wertvollen Baudenkmäler aufmerksam zu machen und für Investitionen aus dem In- und Ausland zu werben. In Petersdorf wurde die Kanalisierung und Wasserleitung eingeführt, mehrere Straßen des Munizipiums gepflastert und modernisiert. Trotz Verschönerung und Modernisierung vieler Gebäude achtete Sârbu besonders darauf, die ursprüngliche Architektur im historischen Stadtzentrum möglichst zu erhalten. Während seiner Amtzeit ist das Munizipium Mühlbach sowohl wirtschaftlich als auch von der Bevölkerungszahl her deutlich gewachsen, gehört heute zu den begehrtesten Wirtschaftsstandorten Rumäniens und ist die Stadt mit der niedrigsten Arbeitslosenrate.

Im Anschluss an die Laudatio verlas Wilhelm Spielhaupter die Verleihungsurkunde in rumänischer Sprache (hier in deutscher Übersetzung): „Herrn Dr. Ing. Liviu Mugurel Sârbu, ehemaliger Bürgermeister des Munizpiums Mühlbach, wird die Goldene Ehrennadel des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften aus Deutschland verliehen, als Zeichen der Anerkennung besonderer Verdienste während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Mühlbach für die Bewahrung, Sicherung, Restaurierung und Nutzung des Kulturgutes sowie der Traditions- und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen aus der Region. Es ist ihm gelungen, der breiten Öffentlichkeit und den zahlreichen Touristen die Stadt als das Ergebnis eines gemeinsamen Werkes des Zusammenlebens zwischen Rumänen und Sachsen zu präsentieren und die Geschichte dieses Landstriches objektiv darzustellen. Aktiv setzte er sich für die Erfüllung der Belange der daheim gebliebenen Sachsen aus Mühlbach und Petersdorf ein und pflegte mit denen in Heimatortsgemeinschaften zusammengeschlossen aus Deutschland enge und freundschaftliche Beziehungen.“

Zu erwähnen sei, dass erstmals ein rumänischer Staatsbürger rumänischer Nationalität auf diese Weise geehrt wurde. Anschließend nahm der Geehrte die Auszeichnung samt Urkunde mit Freude entgegen und dankte dem HOG-Verband für die ihm erwiesene besondere Ehre. Für ihn, so Sârbu, sei es gleichzeitig Ansporn, sich auch weiterhin für das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe zu engagieren. Seinen Nachfolger im Amt des Bürgermeisters rief er auf, die bereits geplanten Projekte zu vollenden und der ehemaligen deutschen Schule, heute Schule Nr. 2, durch einen Stadtratsbeschluss den Namen des berühmten Sohnes Mühlbachs, Carl Filtsch, zu geben. Es folgten anregende Gespräche bis in die späten Abendstunden. Pfarrer Alfred Dahinten sei für seine Gastfreundschaft herzlich gedankt.

Wilhelm Spielhaupter

Schlagwörter: Mühlbach, HOG, Ehrung, Carl Filtsch

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