29. Januar 2014

Blick auf ein ereignisreiches Leben

Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Jahre vergehen. Johann Keul sah seinem 92. Geburtstag entgegen, starb aber unerwartet bei seiner Familie am 16. Dezember in Rastatt. Er wurde am 11. Januar 1922 in Pruden geboren. Kaum zwölf Jahre alt, übernahm er die landwirtschaftliche Arbeit seiner Eltern, da sein Vater im Ersten Weltkrieg einen Fuß verloren hatte. Er besuchte von 1929 bis 1936 die Volksschule in Pruden.
Im Jahre 1943 kam er zuerst zum rumänischen und dann zum deutschen Militär. Es folgten zwei schwere Kriegsjahre, Tag für Tag hatte er den Tod vor Augen und beerdigte so manchen Kriegskameraden. Nur ein glücklicher Zufall und der feste Glauben an Gott halfen ihm im Sommer des Jahres 1945, aus der Gefangenschaft kommend, seine geliebte Heimat Siebenbürgen wiederzusehen.

Die Jahre 1945-1953 waren für ihn, seine Eltern wie auch für viele Prudner Landsleute eine schwere Zeit, die Kommunisten enteigneten sie. In diesen Jahren setzte sich Johann Keul für den weiteren Bestand der evangelischen Kirche ein und übernahm verschiedene Aufgaben. Ich erinnere mich heute noch an das erste Treffen nach der Konfirmation, das unter der Leitung von Johann Keul als Vertreter der Burschenschaft (Altknecht) stattfand. Es wurde darauf hingewiesen, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Teilnahme am Gottesdienst seien die Tugenden der Jugend, der jungen Burschen.

Johann Keul (1922-2013) ...
Johann Keul (1922-2013)
Später, als 1953 die landwirtschaftliche Kollektivwirtschaft in Pruden gegründet wurde, waren Georg Zikeli (geboren 1905) und Johann Keul die Männer der ersten Stunde. Sie haben mit ihrer Entschlossenheit und ihren landwirtschaftlichen Kenntnissen eine Kollektivwirtschaft aufgestellt, die bis zu ihrer Auflösung den besten Bestand hatte und für die Prudner eine sichere Lebensexistenz war.

Georg Zikeli starb schon 1958 und wurde als Vorsitzender der Prudner Kollektivwirtschaft ehrenhaft verabschiedet. Johann Keul blieb weiter, bis zu seiner Ausreise 1988 nach Deutschland, eine führende Kraft. Er zeigte ein besonderes Mitgefühl für ältere Mitglieder, gab ihnen entsprechende Arbeiten, so dass sie die notwendigen Punktezahl der Arbeitstage erreichten und die vorgeschriebene Ackerfläche, die alle für ihren eigenen Gebrauch hatten, weiter behielten.

Von 1953 bis 1988 war Johann Keul auch Vorsitzender des Kirchenrates, Kurator von Pruden, und führte sein Amt mit Liebe und Gewissenhaftigkeit aus. Er sorgte für einen geordneten Gottesdienst und für alle Aufgaben der evangelischen Kirche. Nach seiner Heirat 1961 mit ­Katharina Geddert hatte er in seiner Gattin eine unentbehrliche Stütze, sowohl in der Landwirtschaft als auch bei den kirchlichen Aufgaben. Seine Gattin brachte einen Sohn in die Ehe, danach folgten vier Enkel und sieben Urenkel.

Zurückblickend auf die vergangenen Jahre, danken wir Prudner Johann Keul und seiner Gattin Katharina für ihren vielseitigen Einsatz zum Wohl unserer Gemeinde.

Johann Keul starb bei seiner Familie am 16. Dezember 2013 in Rastatt, in seiner neuen Heimat. Wir wünschen ihm eine sanfte und selige Ruhe und werden ihn in guter Erinnerung behalten. Johann Keul fand seine letzte Ruhe am 20. Dezember 2013 auf dem Friedhof von Bietigheim. Auf seinem letzten Weg begleiteten ihn viele Prudner und Bekannte.

Wer geht, nimmt stets ein Stück von denen mit, die bleiben, und ebenso lässt er von sich etwas zurück beim Scheiden. Im Namen der HOG Pruden

Lukas Geddert, Helmut Höhr

Schlagwörter: Pruden, Nachruf, Porträt

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