8. August 2020

Ein Leben für die Blasmusik: Nachruf auf Walter Dieners, Dirigent der Blaskapelle Brenndorf

Walter Dieners, langjähriger Dirigent der Blaskapelle Brenndorf, ist am 5. Juli im Alter von 81 Jahren in Traunstein gestorben. Er hat die über 200-jährige Blasmusiktradition Brenndorfs durch die Förderung junger Musikanten und sein Wirken als Kapellmeister jahrzehntelang fortgeführt.
Walter Dieners (1939-2020), langjähriger Dirigent ...
Walter Dieners (1939-2020), langjähriger Dirigent der Blaskapelle Brenndorf
Walter Dieners wurde am 1. Januar 1939 in Brenndorf geboren. Nach dem Besuch der Volksschule musste er schon mit 14 Jahren im staatlichen Tierzuchtbetrieb (Comcar) in Brenndorf arbeiten, da sein Vater schon früh verstorben war. Er machte eine Lehre als Feinmechaniker (Dreher) und arbeitete als solcher in der „Rulmentul“-Fabrik in Kronstadt bis zu seiner Ausreise. 1963 heiratete er seine Frau Wiltrud, geborene Mechel, die ihm ein ganzes Leben lang treu zur Seite stand.

Seit der Kindheit liebte er die Musik. Die Trompete und das Flügelhorn waren seine Begleiter bis ins hohe Alter. Er gehörte zu jener Generation Burzenländer Musikanten, die von Rudi Klusch gefördert wurden, um die Blasmusik ihrer Gemeinde in den Nachkriegsjahren neu zu beleben. So war Walter Dieners 1955 einer der Mitbegründer der „Jungen Blaskapelle Brenndorf“. Zudem spielte er im Orchester der Kugellager-Fabrik mit.

Als Dirigent Otto Gliebe 1970 ausreiste, übernahm Walter Dieners die Leitung der Blaskapelle Brenndorf und führte dessen Wirken bis 1987 fort, als er seinerseits mit seiner Frau Wiltrud nach Deutschland auswandern sollte. Er animierte junge Musikanten, sich in der Kronstädter Kunstvolksschule (Școala populară de artă) fortzubilden und in Brenndorf mitzuspielen. Die Blaskapelle gab Konzerte in den Gemeinden des Burzenlandes und darüber hinaus, erzielte – zusammen mit den Musikanten aus Tartlau und Heldsdorf – beachtliche Erfolge beim Landesfestival der Blaskapellen. Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt der Blaskapelle Brenndorf in der deutschen Sendung des Rumänischen Fernsehens im Jahr 1976. Die Blaskapelle Brenndorf hat maßgeblich zum Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Kultur und Tradition beigetragen, sie begleitete das Gemeindeleben bei Maifesten, Hochzeiten, Beerdigungen und Kulturabenden. Die Musikanten nahmen auch viele gemeinschaftliche Aufgaben wahr und halfen beispielsweise bei der Kirchenrenovierung nach dem Erdbeben von 1977 tatkräftig mit. Den Dirigentenstab übernahmen 1987 Georg That und Horst Hergetz.

Als die Musiktradition, nach kurzer Unterbrechung, in Deutschland weitergeführt wurde, war Walter Dieners wieder an vorderster Stelle dabei. Beim großen Nachbarschaftstag der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) im September 1991 dirigierte er die Kapelle, die die Anwesenden im voll besetzen Schrannensaal in Dinkelsbühl mit einem Ständchen überraschte. Seither spielte die Blaskapelle bei allen großen oder regionalen Treffen der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“. In den neunziger Jahren wirkte die Blaskapelle vier Mal am Festumzug des Heimattages in Dinkelsbühl mit, erinnert sich Georg That, der zusammen mit Otto Gliebe die organisatorische Leitung der Blaskapelle inne hatte.
Beim Nachbrschaftstag der "Dorfgemeinschaft der ...
Beim Nachbrschaftstag der "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" am 22. September 2012 in Brackenheim nahmen sechs der zwölf scheidenden Mitglieder der Blaskapelle Brenndorf die „Ehrenurkunden“ persönlich entgegen, von links: Reinhold Mechel, Martin Jekel, Horst Hergetz, Otto Gliebe, Georg That und Walter Dieners (Dirigent). Foto: Siegbert Bruss
Beim elften Nachbarschaftstag am 22. September 2012 in Brackenheim ging eine Ära zu Ende (diese Zeitung berichtete). Die Blaskapelle Brenndorf spielte zum letzten Mal unter der Leitung von Walter Dieners. Mit dem langjährigen Dirigenten wurden elf weitere Musikanten und damit eine ganze Generation verabschiedet. Vier von ihnen waren Gründungsmitglieder der „Jungen Blaskapelle Brenndorf“ im Jahr 1955. Die „Ehrenurkunde“ der Dorfgemeinschaft wurde folgenden Musikern verliehen: Walter Dieners, Georg That, Hans Otto Martini, Fritz Copony, Otto Gliebe, Horst Hergetz, Martin Jekel, Hans Schmidts, Reinhold Mechel, Gerold Jekel, Paul Klöss und Pfarrer i.R. Helmut v. Hochmeister, dem auch als außergewöhnlichem Förderer der Gemeinschaft gedankt wurde. Den Dirigentenstab übernahm Holger Darabas als Vertreter der mittleren Generation.

Walter Dieners wirkte als Musikant auch in mehreren deutschen Kapellen mit. Er spielte sowohl in der Kapelle in Bad Aibling, wo er mit Wiltrud ein neues Zuhause gefunden hatte, als auch in der Stadtkapelle im benachbarten Rosenheim. Als er nach dem Rentenantritt mit Wiltrud nach Freilassing übersiedelte, war er glücklich, dass er in die Stadtkapelle Freilassing aufgenommen wurde und mit seinem Tartlauer Freund Michael Burz dort spielen durfte. Er war aktives Mitglied der Stadtkapelle bis 2016, als seine Kräfte allmählich nachgaben.

Nach einem Sturz mit Brüchen wurde Walter Dieners operiert und starb kurz danach am 5. Juli 2020 im Krankenhaus Traunstein. Seine Aussegnung am 14. Juli in Freilassing wurde von acht ehemaligen Musikkameraden der Stadtkapelle Freilassing musikalisch umrahmt.

Es war ein würdevoller Abschied für Walter Dieners, der sich ein Leben lang in den Dienst der Musik und der Gemeinschaft gestellt hat, wofür ich ihm im Namen der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ herzlich danke. Ruhe in Frieden, lieber Walter!

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Nachruf, Brenndorf, Blasmusik, Burzenland

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