9. Juni 2023

Reise in die Maramuresch, Bukowina und zur Wiedereinweihung der Stadtpfarrkirche in Bistritz

Am Samstagmorgen, dem 6. Mai, trafen wir uns zur Abfahrt Richtung Rumänien an der Rothenburger Straße bei der U-Bahn in Nürnberg. 45 Reiseteilnehmer starteten fröhlich unserem Reiseziel entgegen. Es schlossen sich uns Reisende aus verschiedenen Bundesländern an wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern. Später dann in Österreich kamen noch zwei Personen aus Traun dazu. Es wurde eine super Reisegemeinschaft. Am späten Abend kamen wir im Danubius Hotel Rába in Györ an, wo wir noch zum Abendessen erwartet wurden. Einige wagten vorher noch einen Spaziergang in die Innenstadt, um sich von dem langen Sitzen im Bus die Beine zu vertreten, wurden jedoch von einem kräftigen Platzregen überrascht.
Gastfreundschaft im Borgotal, Bistrit,a ...
Gastfreundschaft im Borgotal, Bistrit,a Bargaului. Foto: Hans Wagner
Am Sonntag ging es weiter Richtung Rumänien, an Budapest vorbei, Richtung Satu Mare – hier wurden wir von unserem Reiseleiter Bogdan Muntean erwartet. Weiter ging es nach Sighetul Marmatiei und zu unserem Hotel, wo uns eine Überraschung erwartete. Zum köstlichen Abendessen begleitete uns ein Folklore-Paar mit Musik aus der Maramuresch – eine Horinca zur Verdauung durfte da nicht fehlen. Es wurde mitgesungen, getanzt und geschunkelt. Es folgten zwei Übernachtungen in Sighetu Marmaţiei im Hotel Grădina Morii, sehr zu empfehlen. Am Montag (8. Mai) besuchten wir nach einem sehr guten Frühstück die Holzkirchen der Maramuresch. Über Ieud, Bogdan Vodă, Rozavlea kamen wir auch zur Holzkirche Desești, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Holzkirchen in der Maramuresch sind etwa 60 Kirchengebäude in der Region Maramuresch, davon etwa 45 in Rumänien und ungefähr 15 in der Ukraine.

Wir besuchten noch den lustigen Friedhof von Săpânţa – hier kosteten wir die leckeren „clătite“ mit urdă und brânză und kehrten zu unserem Hotel zurück. Abends erwartete uns wieder ein traditionelles Abendessen im Hotel.

Am Dienstag besuchten wir in Sighet das Elie Wiesel Museum. In Sighet geboren, war der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel ein weltweit erfolgreicher Schriftsteller und unermüdlicher Verfechter der Menschenrechte. Beim späteren Besuch der Gedenkstätte der Opfer des Komunismus und des Widerstands, Casa (Haus) Ioan Mihaly de Apșa, einem rumänischen Historiker, Mitglied der rumänischen Akademie, konnten wir erfahren, mit welcher Brutalität und Psychoterror die Menschen dort behandelt wurden; viele kehrten nie mehr zu ihren Familien zurück. Dieser Tag machte nachdenklich, war ausgefüllt mit vielen, auch traurigen Eindrücken. Nach einem Stadtbummel durch Sighet machten wir uns auf den Weg durch die schöne Maramuresch, die Heimat der Zipser in Oberwischau – 1365 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Ortschaft, die sich entlang der Flüsse Wasser und Wischau erstreckt, befand sich im südlichen Teil des Komitates Marmarosch, auch Marmatien genannt, dem drittgrößten ungarischen Distrikt der Donaumonarchie. Die an Salzvorkommen und Wäldern reiche Region wurde im Zuge der Kolonisierung Südosteuropas im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert von deutschsprachigen Kolonisten besiedelt. Viele von ihnen waren Waldfachleute aus dem oberösterreichischen Salzkammergut und wurden mit der Organisation des Holzwesens nach dem Vorbild ihres Herkunftsgebietes beauftragt. Zur Arbeit dieser Ansiedler gehörte auch das Herstellen von Flößen, mit denen man auf der Theiß den günstigsten Salztransport zu den Hauptumschlagplätzen sichern konnte. Sowohl das holzreiche Wassertal als auch die Wasser bzw. die Wischau als Zuflüsse der Theiß waren für dieses Vorhaben bestens geeignet. Wir übernachteten und nahmen das Abendessen im Hotel Gabriela ein.

Am Mittwoch hieß es pünktlich aufbrechen zur Erlebnisfahrt mit der Wassertalbahn. Der Ausgangspunkt für Erkundungen und Ausflüge im Wassertal ist die Stadt Oberwischau – Vișeu de Sus, die gleichzeitig auch der Startpunkt für eine Fahrt mit der Mocăniţa ist. Die Eisenbahnstrecke führt direkt am Fluss entlang und bietet dem Fahrgast fantastische Aussicht auf das Wassertal. Zwei Haltestellen waren eingeplant, wo man aussteigen konnte und sich mit Käsepalatschinken und Getränken stärken konnte. Die Mittagspause mit Grillgerichten erfolgte an der Station Paltinu. Die Wasser durchquert das Maramureșch-Gebirge und formt auf ihrem Weg spektakuläre Schluchten und atemberaubende Landschaften. Wir kehrten nach Oberwischau zurück und fuhren nach kurzer Kaffeepause über den Prislop Pass in die Bukowina (Buchenland). Hier lebten die Buchenlanddeutschen. Die zugewanderten Deutschen verteilten sich nicht gleichmäßig auf die Bukowina, sondern tendierten zur Gründung eigener Orte oder Ortsteile. Solche Gemeinden sind unter anderem Karlsberg (Gura Putnei), Fürstenthal (Voivodeasa), Jakobeny (Iacobeni), und Buchenhain (Poiana Micului). In anderen Dörfern bildeten die Deutschen eigene Kolonien, meist unter weitgehender Beibehaltung des ursprünglichen, meist rumänischen Ortsnamens, wie Deutsch-Badeutz (Badeuţi), Deutsch-Altfratautz. Schließlich siedelte sich ein beträchtlicher Teil der Einwanderer in den Städten an, darunter Czernowitz, Radautz, Suceava, Gurahumora.

Am späten Abend kamen wir in unserem Hotel The Gerald’s in Radautz an und freuten uns über das traditionelle Abendessen. Hier waren wir für zwei Nächte untergebracht.

Am Donnerstag starteten wir mit der Tour der Moldauklöster. Bogdan bereitete uns auf die Vorschriften in den Klöstern vor und sprach auch über Klosterführerin und „Expertin“ zu den Fresken, Schwester Tatiana, im Kloster Moldoviţa. Das Frauenkloster wurde 1532 von Petru Rareș, einem unehelichen Sohn von Ștefan cel Mare, gestiftet und zählt heute zum Weltkulturerbe. Von Schwester Tatiana wurde die Gruppe herzlichst empfangen. Die Reiseteilnehmer waren von ihrer Art begeistert.

Zudem besuchten wir noch das Kloster Suceviţa und Voroneţ. Stefan der Große baute einer Legende nach das Kloster Voroneţ zur Erinnerung an den Sieg in der Schlacht von Vaslui.

Zwischendurch feierten wir noch Geburtstag. Hanny lud zu einem Umtrunk ein und so fuhren wir gutgelaunt zurück zu unserem Hotel. Nach dem Abendessen hieß es Koffer packen, denn am nächsten Tag ging es weiter Richtung Nordsiebenbürgen, nach Bistritz im Nösnerland.

Freitag, bevor wir Radautz, das nahe der ukrainischen Grenze liegt, verließen, gab es noch eine interessante Stadtführung. Die Stadt wurde auch „die deutscheste der Bukowina“ genannt. Bis in die 1940er Jahre war die Stadt deutschsprachig. Neben den Bukowinadeutschen wurde die deutschsprachige Kultur in Radautz durch deutschsprachige Juden getragen. Die Synagoge ist sehr sehenswert.

Anschließend fuhren durch die wunderschöne Landschaft der Bukowina, überraschten unsere Reisefreunde noch mit einem Besuch des Eiermuseums in Vama - Bukowina, das Europas größte und vielfältigste handbearbeitete Eiersammlung birgt. Hier werden über 3000 Eier unterschiedlicher Tiere bemalt und ausgestellt. Eine Sehenswürdigkeit, die auf der Welt ihresgleichen sucht. Wir überquerten einige Bergpässe und nach dem letzten, dem Borgopass bei Piatra Fântânele, fieberten einige von uns bereits unserer Heimat entgegen. Doch bevor wir in unserem Hotel Bistriţa in Bistritz ankamen, gab es zum Abendessen noch eine Überraschung, als wir nach einer schönen Fahrt über die Dörfer des Borgotals fuhren, einen Fotostop beim Hotel Castel Dracula in Piatra Fântânele einlegten, machten wir noch einen Abstecher nach Colibiţa, dem Meer in den Bergen. In Bistriţa Bargaului wurden wir auf dem Hof eines traditionellen Bauernhauses zum Abendessen erwartet. Maria und Gheorghe Bidian warteten mit traditionellen Gerichten von ihrem Hof auf: eine gute hausgemachte Ţuică, Afinată und Vișinată durfte nicht fehlen. Dazu noch ein gutes Ursus, von Hanny gespendet, machten wir uns zum Endspurt dieses Tages bereit. Die Jaader unter uns waren die ersten, die ihr Heimatdorf in der Abenddämmerung durchquerten, dann die Wallendorfer und dann waren wir da, am Ziel unserer Reise, die uns an den nachfolgenden drei Tagen zur Wiedereinweihung der Bistritzer Kirche und dem Nordsiebenbürger Treffen einluden. Es waren erhebende Tage, ein wunderbares Programm mit Gottesdiensten, der Wiedereinweihung, der Begegnungen, des Wiedersehens mit vielen Bekannten, Freunden und Verwandten, die aus diesem Anlass nochmal nach Bistritz fanden. Viele hatten ihre Trachten im Gepäck mitgebracht und so konnte der Wiedereinweihungsgottesdienst würdig gefeiert werden. Die Stadtpfarrkirche war bis zum letzten Platz besetzt und jeder konnte beim Eintreten die Helligkeit und Pracht, in der sie wieder erstrahlt, bewundern. Unsere Freunde, die mit uns im Bus mitgereist waren, nahmen an den Veranstaltungen teil, lernten unsere Heimat im Nösnerland kennen und wir freuten uns zu hören, dass es ihnen gefallen hat.

Noch zu erwähnen ist unser Abstecher nach Deutsch-Zepling im Reener Ländchen, den Susanne und Helmut Proske angestrebt hatten. Horst Göbbel, unser langjähriger Vorsitzender des Kreisverbandes Nürnberg und des Vereins Haus der Heimat Nürnberg, der einigen von uns Geschichtslehrer in Bistritz war, begleitete uns an diesem Tag. Bevor wir uns auf den Weg ins Reener Ländchen machten, machten wir noch eine Rundfahrt durch die Ortschaften Jaad und Kleinbistritz. Horst Göbbel erzählte uns einiges über die Geschichte der Ortschaften. Wieder über Bistritz fuhren wir über Heidendorf an Baierdorf vorbei, durch Großschogen und Passbusch nach Deutsch-Zepling. Hier wurden wir von Pfarrer Johann Zey erwartet. Nach einer kurzen Andacht in der Kirche wurden wir mit einer wohlschmeckenden Brotzeit, organisiert durch den Bürgermeister des Ortes und dessen Familie, bewirtet. Herzlichen Dank an Pfarrer Zey und Bürgermeister Dinu Dumitru Cotoi. Auf der Rückfahrt besuchten wir noch das neu renovierte Schloss Teleki in Passbusch.

Am Dienstag nahmen wir Abschied von Bistritz und fuhren nach Györ, zur Übernachtung im Danubius Hotel Rába. Am Mittwoch kamen wir alle wohlbehalten und mit vielen positiven Gedanken und Eindrücken im Gepäck zuhause an. Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, die sich hilfreich auf der gesamten Reise eingebracht haben. Insbesondere bei Erika Hoos und Hanny Wagner. Bogdan Muntean, unserem quirligen Reiseleiter, sei gedankt für den unermüdlichen Einsatz, auch in Bistritz als Stadtführer während des Nordsiebenbürger Treffens. Für das ausführliche Planen der Reise danken wir Catalin Muresan von Siebenbürgen Reisen. Jedoch allen voran herzlichen Dank, lieber Kurt Penteker: Wir fühlten uns immer sicher!

Annemarie Wagner, HOG Bistritz Nösen e.V.

Schlagwörter: Reise, Nordsiebenbürgen, Bukowina, Maramuresch, Bistritz

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