11. September 2024

Ein Musiker mit Leib und Seele: Martin Bielz

Ein Musiker mit Leib und Seele – eine Eigenschaft, die ihn ein Leben lang auszeichnete, denn Musik hat für Martin Bielz eine ganz besondere Rolle gespielt. Sie war sein ständiger Begleiter, sein Lebenselixier, seine große Leidenschaft. Musik lag ihm im Blut.
Martin Bielz feierte seinen 90. Geburtstag im ...
Martin Bielz feierte seinen 90. Geburtstag im Gasthof „Stremme“ in Gummersbach, 2020. Foto: Anneliese Litschel
Seine Musikalität wurde ihm als Gabe in die Wiege gelegt und er wusste sie zu schätzen, zu nutzen und voll auszukosten. Dabei beherrschte und spielte er verschiedene Musikinstrumente: Flügelhorn, Tuba (Bass), Posaune, Klavier und Keyboard.

Geboren am 31. Januar 1930 in Wurmloch, keimte in ihm bereits in seiner Kindheit und frühen Jugend die Sehnsucht nach einer beruflich musikalischen Laufbahn. Dies sollte ihm jedoch verwehrt bleiben, denn der Wunsch, kreativen Fähigkeiten ernsthaft nachzugehen – neben der Musik beherrschte er auch die Kunst der Malerei – schien nicht als erstrebenswert. Es galt, einen vernünftigen Beruf zu erlernen.

So geschah es, dass gerade die Jahre seiner beruflichen Ausbildung in Mediasch, die er im Alter von 14 Jahren antrat, eine wichtige und einflussreiche Zeit im Hinblick auf sein musikalisches Können wurden. Alles, was er sich bis dahin autodidaktisch mit großem Ehrgeiz und Fleiß bezüglich Instrumentenspiel beigebracht hatte, wurde in dieser Zeit durch die Mitgliedschaft in einem Mediascher Musikorchester maßgeblich gefördert. Die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen ermöglichten ihm, eine musikalische Laufbahn einzuschlagen, der er zwar nebenberuflich, jedoch mit großer Leidenschaft und Erfolg über einen Zeitraum von nahezu 60 Jahren folgte.

Martin Bielz war zwanzig Jahre alt, als ihn das Schicksal 1950 nach Großprobstdorf führte, wohin er als Elektriker zugeteilt wurde. Als aufgeschlossener, lebensbejahender Mensch gelang es ihm sehr schnell, sich in die Dorfgemeinschaft einzuleben und wohlzufühlen. Für die folgenden dreißig Jahre wurde Großprobstdorf seine Heimat und Wirkungsstätte. Dort lernte er auch seine Ehefrau Susanna kennen, die er im Januar 1954 heiratete. Die beiden bekamen zwei Töchter. Bereits Anfang der fünfziger Jahre wurde er Mitglied der Adjuvanten, die ihn 1960 zu ihrem Leiter wählten. Es ist seinem fünfzehnjährigen Wirken und großen Engagement zu verdanken, dass diese Musikanten im Laufe der Jahre ein beliebtes Blasorchester wurden, welches in jeglicher Hinsicht aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken war. So nahm es nicht nur an sämtlichen traditionellen Festlichkeiten und Ereignissen, sondern auch an vielen kulturellen Veranstaltungen – was bis dahin nicht üblich war – teil. Sein stetiger Wunsch, die Musik den Menschen nahezubringen und die Begeisterung dafür weiterzugeben, veranlasste ihn zum Anwerben und Ausbilden der Nachfolgegeneration und damit einen Beitrag zum Fortbestand der Blasmusik zu leisten.

Leidenschaft und Neugier trieben ihn immer wieder an, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Auf seine Initiative hin und unter seiner Leitung wurde 1967 die Musikband „Fröhliche Leut‘“ (mit einem gleichnamigen Musikstück eröffneten sie fast alle ihrer Auftritte) gegründet, die anfangs aus fünf und später aus sechs Mitgliedern bestand. Zwölf lange Jahre waren es sowohl ihr musikalisches Können – welches sie immer wieder mit großem Erfolg unter Beweis stellten –, ihr vielfältiges Repertoire als auch ihre Freude an der Musik, womit sie die Menschen bei verschiedenen Ereignissen und Veranstaltungen in Groß- probst­dorf und weit über dessen Grenzen hinaus in vielen Ortschaften Siebenbürgens begeisterten. Dies war ihre persönliche und gleichermaßen wunderbare Art und Weise, einen großen Beitrag zum Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft, deren Traditionen und Kultur zu leisten.

Auch nach seiner Umsiedlung in die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1980, wo er mit seiner Familie in Gummersbach ein neues Zuhause fand, war Martin Bielz noch lange Zeit aktives Mitglied bei dem Musikkorps der Gummersbacher Feuerwehr und den Musikorchestern des Bernberger und des Strombacher Musikvereins, deren Mitglieder teilweise aus Siebenbürgen kamen. Als Anfang der zweitausender Jahre gesundheitliche Umstände es nicht mehr zuließen, musikalisch aktiv unterwegs zu sein – wobei er privat bis ins hohe Alter dem Musizieren treu blieb –, widmete er sich seiner zweiten Leidenschaft: der Malerei. Musik und Malerei sowie der Glaube an die innere Stärke und der Sinn für Humor, den er sich bis ins hohe Alter bewahrte, waren auch in schweren Zeiten seine treuen Gefährten.

Wenn die Musik des Lebens endet, erklingt die Melodie der Ewigkeit. Für Martin Bielz endete am 31. Juli 2024 die Musik des Lebens, als er im Alter von 94 Jahren in Gummersbach verstarb. Möge ihn die Melodie der Ewigkeit begleiten.

Anneliese Litschel

Schlagwörter: Großprobstdorf, Musiker, Nachruf

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