14. November 2003

Brenndorfer ehren dienstältesten HOG-Vorsitzenden

Eine Ära, die über ein Viertel Jahrhundert lang gedauert hat, ist beim 8. Brenndorfer Nachbarschaftstag am 18. und 19. Oktober 2003 in Brackenheim zu Ende gegangen. Der dienstälteste HOG-Vorsitzende in Deutschland, Otto Gliebe, der die Dorfgemeinschaft der Brenndörfer (HOG Brenndorf) seit ihrer Gründung zu Pfingsten 1976 betreut und seither die halbjährliche Publikation "Briefe aus Brenndorf" herausgegeben hat, gab sein Amt an jüngere Hände weiter.
Im geräumigen, hellen Theodor-Heuss-Saal des Bürgerzentrums Brackenheim konnte Gliebe rund 500 Landsleute begrüßen. Die zahlreiche Teilnahme sei ein „Zeichen dafür, dass die Gemeinschaft lebt und das Bedürfnis, sich mit Freunden, Bekannten und ehemaligen Nachbarn auszutauschen, noch immer vorhanden ist.“

Seiner Predigt am Samstagvormittag in der evangelischen Jakobus-Stadtkirche zu Brackenheim legte Pfarrer Helmut Kramer die Jahreslosung 2003 zugrunde: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7). Die Davidsgeschichte sei „ein großes Bild für eine besondere Freiheit“, denn sie weise auf Gott, unseren Verbündeten, hin, dem wir nichts vorzumachen brauchen. Das Bibelwort eröffne die Chance, „auch bei unseren Mitmenschen mehr wir selbst zu sein. Als stimmige Menschen begegnen wir einander, mit unseren Schwächen und Fehlern, aber auch mit unseren vielen Stärken und Begabungen“, so Pfarrer Kramer. Das Fürbittgebet sprach er gemeinsam mit Karin Darabas. Der Kirchenchor unter der neuen Leitung von Detlef Copony sowie die Flötisten Hartmut und Alexandra Darabas bereicherten den Gottesdienst musikalisch.

Bürgermeister Rolf Kieser hieß die Brenndorfer bereits zum zweiten Mal in der Rotwein- und Theodor-Heuss-Stadt Brackenheim willkommen. Er ermunterte die Siebenbürger Sachsen, ihre Traditionen weiter zu pflegen. Auch in Zeiten der Globalisierung sei es wichtig, die Kontakte untereinander zu pflegen, Erfahrungen austauschen und Erinnerungen erneuern, betonte Kieser.



Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes. Foto: Petra Reiner
Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes. Foto: Petra Reiner

Der Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, Michael Konnerth, war eigens nach Brackenheim angereist, um drei verdienstvolle Vorstandsmitglieder zu ehren, die sich aus Gesundheits- bzw. Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellten. Otto Gliebe wurde für sein über 40-jähriges Engagement für die Brenndorfer Blaskapelle und Gemeinschaft mit dem Goldenen Ehrenwappen des HOG-Verbandes ausgezeichnet. Hermann Schmidts, der aus Gesundheitsgründen nicht anwesend sein konnte, erhielt das Silberne Ehrenwappen und Hans Wagner die Ehrenurkunde desselben Verbandes.

Dem alten Vorstand sind die Brenndorfer für die großartige Arbeit überaus dankbar. Die in Brackenheim versammelten Mitglieder wählten Otto Gliebe auf Lebenszeit zum Ehrenvorsitzenden der Dorfgemeinschaft. „Otto Gliebe hat als Gründungsvorsitzender der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer von 1976 bis 2003 Herausragendes geleistet für den Fortbestand unserer Gemeinschaft in der geographischen Zerstreuung, für die Beheimatung unserer Landsleute in Deutschland, für die materielle und moralische Hilfe nach Brenndorf sowie den Erhalt siebenbürgisch-sächsischer Werte insgesamt“, heißt es in der Urkunde.



Otto Gliebe, der dienstälteste HOG-Vorsitzende in Deutschland. Foto: Petra Reiner
Otto Gliebe, der dienstälteste HOG-Vorsitzende in Deutschland. Foto: Petra Reiner

Mit seiner über 25-jährigen Arbeit im Bereich der Familien- und Heimatforschung hat Hermann Schmidts Maßstäbe gesetzt sowohl für das Burzenland als auch für ganz Siebenbürgen. Zusammen mit seiner Gattin Edda hat er die genealogischen Daten aller in Brenndorf geborenen und in Brenndorf wohnenden Landsleute seit der Einführung der Matrikelbücher in unseren Kirchen 1718 gesammelt, ausgewertet und in mehreren Bänden in der Reihe „Genealogische Datensammlung Brenndorf“ veröffentlicht. In weiteren Büchern hat er Quellen und Daten zur Geschichte von Brenndorf herausgegeben. Hermann Schmidts wurde ebenso wie Wiltrud Mooser und Hans Wagner mit einer Ehrenurkunde der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer und einem kleinen Präsent gedankt. Wiltrud Mooser hat von 1991 bis 2003 im Vorstand der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ mit großer Zuverlässigkeit zunächst als Jugendvertreterin und als Kassenwartin gewirkt. Sie organisierte zusammen mit ihrem Ehemann Jürgen die großen Brenndorfer Treffen 2000 und 2003 in Brackenheim und betreute die Nachbarschaft Baden-Württemberg. Hans Wagner betreute seit 1997 mit großem Engagement das Aufgabengebiet Brenndorf und war mitverantwortlich für die Friedhofspflege und Heimathilfe.

Der neu gewählte Vorstand baut sowohl auf Kontinuität als auch auf neue Mitglieder. Aus dem bisherigen Vorstand übernahmen folgende Mitglieder zum Teil neue Aufgaben: Siegbert Bruss (Vorsitzender), Hugo Thiess (Familienforschung, Familiennachrichten, Heimatbrief) und Volker Kreisel (Dokumentation). Mit Uta Martini (Fotoarchiv) und Elfriede Tontsch (zuständig für die Gemeinschaft in Österreich) bleiben bewährte Vertreterinnen der älteren Generation im Vorstand der Dorfgemeinschaft, so dass alle Generationen im Gremium vertreten sind. Neu hinzu kamen Edmund Seimen (Kassenwart, Adressenverwaltung), Manfred Copony (Beziehungen zu Brenndorf) und Jugendreferent Norbert Thiess, der für 2004 schon ein Skitreffen und eine Schifffahrt fest eingeplant hat. Manfred Copony pflegt nach seinem Umzug nach Neustadt im Burzenland einen sehr engen Kontakt zur Kirchengemeinde Brenndorf und koordiniert alle Hilfsmaßnahmen vor Ort. Seit kurzem ist er als Angestellter des Kirchenbezirks Kronstadt zuständig für die Rückgabe des kirchlichen Besitzes.

Der neue Vorsitzende, Siegbert Bruss, dankte den scheidenden Vorstandsmitgliedern an der Spitze mit Otto Gliebe für die hervorragende Aufbauleistung und versprach, das Bewährte fortzusetzen und den neuen Gegebenheiten anzupassen. In einer Vorstandssitzung, die ebenfalls in Brackenheim abgehalten wurde, regte Bruss schriftliche und Videoaufzeichnung von Zeitzeugen an, die in Brenndorf gelebt und das dortige Gemeinschaftsleben mitgestaltet haben. Dies sei angesichts unserer Landsleute in fortgeschrittenem Alter dringend erforderlich. Ein diesbezügliches Projekt, ZeitZeugenVideo, habe der Regisseur Günter Czernetzky für alle Siebenbürger Sachsen initiiert.

Einen erfreulich großen Anklang fand das Kinderprogramm, das Karin Darabas mit einem Jugendteam bereits zum zweiten Mal anbot. So wurde auch die jüngste Generation erfolgreich in das Treffen mit einbezogen. Uta Martini stellte wieder eine ansprechende Ausstellung mit einem "Bilder-Rundgang durch Brenndorf" und Fotos "Aus dem Vereinsleben" zusammen. Zudem war eine von Georg That erstellte Miniatur des evangelischen Friedhofs in Brenndorf zu bewundern. Die Blaskapelle Brenndorf erfreute unter der Leitung von Walter Dieners die Anwesenden am Samstagnachmittag mit alten und neuen Weisen, wonach eine Live-Band aufspielte.

Allen, die zum Erfolg des Treffens beigetragen haben, insbesondere den Helferinnen und Helfern um die Organisatoren Wiltrud und Jürgen Mooser, sei auf diesem Wege herzlich gedankt.

Der Vorstand


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2003, Seite 23)

Fotoalbum Brenndorfer Treffen in Brackenheim

Schlagwörter: Burzenland, Brenndorf

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