16. September 2007

Erstes Heimattreffen in Schönberg

Die Heimatortsgemeinschaft Schönberg hat einen lang geheg­ten Wunsch verwirklicht. Seit einigen Jahren ist von immer mehr Lands­leuten aus Schönberg der Wunsch zum Aus­druck gebracht worden, wieder einmal gemeinsam in Schönberg zu feiern, so wie vor vielen Jahren, vor der Ausreise aus unserer alten Hei­mat.
Da nun auch die Vertreter der „Ion Mincu-Universität“ für Architektur und Urbanistik aus Bukarest, die in Schönberg eine Abteilung für „Volkstümliche Architektur“ unterhält, den Wunsch äußerten, den Ort wieder zu beleben, wurde das Fest am 11. und 12. August gemeinsam veranstaltet. Aus Deutschland reisten insgesamt 188 Personen an. Gemeinsam mit den paar Sachsen vor Ort, den Repräsentanten der Hochschule „Ion Mincu“ und der Firmen, die bei den Renovierungsarbeiten im Ort tätig sind, fanden 225 Personen im neu gestalteten Gemein­desaal der Evangelischen Kirche Schönberg Platz.
Reges Treiben herrschte am 11. August 2007 beim ...
Reges Treiben herrschte am 11. August 2007 beim ersten Heimattreffen der Schönberger vor der schmucken Kirchenburg in der alten Heimat. Foto: Beatrice Ungar
Der Saal, der sich in einem desolaten Zustand befunden hatte, wurde vor einem Jahr komplett renoviert. Zudem sind auch die Renovierungs­ar­beiten an der ehemaligen evangelischen Schule begonnen worden. Die Arbeiten an der Fassade wurden bereits durchgeführt. Die alte Inschrift „Deutsche Volksschule“, die bei den Arbeiten über der Hauptpforte wieder entdeckt wurde, strahlt zusammen mit dem gesamten Gebäude in neuem Glanze. Wir alle haben uns von den hervorragenden Arbeiten überzeugen können. Einige Mauern der Wehrburg, die einzustürzen drohten, wurden meisterhaft wieder Instand gesetzt. Altes Holz, das ersetzt werden musste, wurde bei anderen Bauten dem Baujahr entsprechend besorgt und ersetzt.
Der Chor gestaltete das ersten Heimattreffen in ...
Der Chor gestaltete das ersten Heimattreffen in Schönberg mit.
Wir sind außerdem sehr froh darüber, dass sich die Hochschule „Ion Mincu“ aus Bukarest in Schönberg so engagiert zeigte. Für die geleisteten Arbeiten danken wir sehr herzlich Prof. Dr. Emil Barbu Popescu, dem Rektor der Universi­tät, Dr. Sergiu Nistor, der zurzeit als Staats­sekretär im Kultusministerium für Hermann­stadt als Kulturhauptstadt Europas 2007 verantwortlich ist und nicht zuletzt Marcel Ne­meti, Leiter der Arbeiten in Schönberg. Ohne sie wäre es uns nicht möglich gewesen, unser Fest im Rahmen der deutschen Kulturwoche der Her­mannstädter Feierlichkeiten in diesem Ausmaß zu gestalten.

Als Vertreter der HOG Schönberg hatten wir im Vorstand bereits seit zwei Jahren geplant, ein Heimattreffen in Schönberg zu veranstalten. Dabei wurde auch beschlossen, den Opfern des Zweiten Weltkrieges eine Ehrentafel zu widmen. Dieses Vorhaben führten wir in einem festlichen Rahmen beim Eröffnungsgottesdienst in der evangelischen Kirche durch. Sowohl der Gefallenen an der Front als auch der Verstorbenen in den Lagern und in der Heimat, die namentlich auf der Ehrentafel stehen, wurde dabei gedacht. Neben den Vertretern aus Bukarest durften wir von Seiten des Landeskonsistoriums der Evangelischen Landeskirche in Rumänien Haupt­­anwalt Friedrich Gunesch begrüßen. Au­ßer­dem freuten wir uns über die Anwesenheit von Ernst Limbach mit Gattin von Seiten des deutschen Generalkonsulats in Hermannstadt. Seitens der rumänisch-orthodoxen Kirche war Godan Nicolae, der Pfarrer der örtlichen Ge­meinde, zusammen mit seiner Gattin anwesend. Der Gottesdienst wurde mit einem Konzert eröffnet. Michael Schneider (Bariton), Mathias Untch (Trompete), und Victor Rădulescu (Orgel), führten ein Stück aus Friedrich Händels Messias auf. Mit dem Anstimmen des Textes „Vernehmt, ich künd’ ein Geheimnis an“ wurde die Ehrenta­fel enthüllt. Im Dialog von Trompete und Bariton, begleitet von der Orgel, wurde der Gottesdienst eingeläutet. Pfarrer Reinhold Boltres und der Vorsitzende der HOG Schönberg, Martin Schna­bel, begrüßten die Gemeinde und betonten die Wichtigkeit dieses Fest­ages sowohl für unsere Gemeinschaft als auch für die guten Bezie­hungen zwischen uns und den in Schönberg Lebenden und Schaffenden.
HOG-Vorstandsvorsitzender Martin Schnabel im ...
HOG-Vorstandsvorsitzender Martin Schnabel im Gespräch mit den Schönbergern.
Der Chor, geleitet von Mathias Untch, gestaltete den Gottesdienst musikalisch hervorragend, trotz des Stromausfalles, der durch ein Unwetter verursacht, nach dem Einleitungsstück die ­Orgelbegleitung unmöglich machte. Auf diesem Wege möchten wir Mathias Untch aufs Herz­lichste dafür danken, dass er diesen Chor, der vorher nur zwei bis drei Mal zusammen geübt hat, so gut zusammengeführt hat. Die Kirche war seit vielen Jahren nicht mehr so besucht wie an diesem Tage und Pfarrer Boltres berührte alle mit seiner Predigt. Bei vielen von uns blieb das Gefühl von Wehmut zurück. Seitens der Presse war Beatrice Ungar von der Hermann­städter Zeitung anwesend sowie ein Team des Rumänischen Fernseh­sender TVr 2, das für die deutschsprachigen Sendungen zuständig ist. Nach den Interviews, die Martin Schnabel und Michael Schneider von der HOG sowie Sergiu Nistor von der Hochschule „Ion Mincu“ gegeben hatten, begannen die Feierlichkeiten im Gemein­de­saal. Martin Schnabel begrüßte die Gäste aus Bukarest und Hermannstadt und dankte den Vertretern der Bukarester Universität und der Landeskirche für ihre Bemühungen zum Erhalt der Leistungen, die unsere Vorfahren mit großer Mühe und großen Opfern erbracht haben. Sergiu Nistor zeigte später anhand einer Bildprä­sentation die Ent­wicklung der Arbeiten an der Wehrburg sowie der anderen Gebäude.

Der Chor unter der Leitung von Mathias Untch begeisterte auch im Festsaal mit einigen Lie­dern, die das Leben der Siebenbürger auf dem Lande in allen vier Jahreszeiten beschrieben. Nach dem Mittagessen und Kaffee und Kuchen besuchten einige von uns die Gräber ihrer An­gehörigen auf dem nahe gelegenen Friedhof, um frische Blumen niederzulegen. Der Friedhof präsentierte sich in einem sehr gepflegten Zustand, ein Zeichen, dem seitens der HOG Schönberg seit vielen Jahren große Bedeutung beigemessen wird.

Nach dem Abendessen wurde bei guter Un­terhaltungsmusik, die von Mathias Untch und Daniel Orendi bestritten wurde, bis in die Mor­genstunden getanzt. Am nächsten Tag zeigte Marcel Nemeti bei einem Rundgang die bereits an der Wehrburg durchgeführten Sanierungs­arbeiten.

Die Organisation dieses Festes hat viel Kraft und logistische Herausforderungen in Anspruch genommen. Dafür vielen Dank an Marcel Nemeti, den Leiter vor Ort, und an die Vorstands­mitglieder der HOG Schönberg; Martin Schna­bel, Christian Orendi, Monika Bardon, Michael Schneider und Martin Wellmann, der leider aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte. Für die Fertigstellung und den Transport der Gedenktafel möchten wir dem Ehepaar Hugo und Dorle Schuster sowie Wolfgang Schulz herzlich danken. Mit der zusätzlichen Hilfe vieler „Urlauber“ aus Deutschland konnten wir den Aufgaben gerecht werden und das Fest so schön gestalten. Dafür natürlich ein Dankeschön an alle Helferinnen und Helfer. Dabei besonders zu erwähnen sind Michael Schneider, Martin Buch­holzer, Wilhelm und Daniel Untch sowie Michael Stürner. Die Anwesenden äußerten sich unisono, dass wir auch in Zukunft gemeinsame Treffen in Schönberg feiern sollten, besonders weil wir auch den wieder erneuerten Saal zur Verfügung gestellt bekommen könnten.

Michael Schneider

Schlagwörter: HOG-Treffen

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  • 16.09.2007, 07:17 Uhr von Karl: Ein Außnahmefall und ein Lehr-Modell für den Erhalt weiterer Kulturgüter und Kirchenburgen in ... [weiter]

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