9. Juni 2010

Zum Tod des verdienstvollen Musikpädagogen Klaus Metz

Klaus Metz starb am 26. April 2010 im Alter von 70 Jahren. Fast ein halbes Jahrhundert stand der gebürtige Hermannstädter im Dienste der Musik, um Kindern und Jugendlichen aus Talmesch und dann ab 1968 den Heltauern Musik zu vermitteln. Ab 1983 tat er das auch an diversen Musikschulen im Allgäu. Mit dem Tod von Klaus verlieren nicht nur die Siebenbürger Sachsen, insbesondere die Heltauer, sondern auch seine Freunde in und um Kempten einen Vollblutmusiker und die Familie einen Ehemann, Vater und Großvater.
Klaus Metz, geboren am 16 August 1939 in Hermannstadt als erstes von drei Kindern der Eheleute Marianne und Lothar Metz, wuchs in einem elterlichen und großelterlichen musikalischen Umfeld auf. Der Vater begeisterte Klaus schon als Kind für die Mandolinenklänge, so dass er schon als 11-Jähriger im Hermannstädter Mandolinen-Orchester mitspielte. Nach dem Besuch des Brukenthal-Gymnasiums in Hermannstadt studierte Metz an der Musikhochschule in Jassy. Davor hat er im Rahmen seines Militärdienstes beim Musikkorps der Marine in Konstanza mitgewirkt (Akkordeon) und war zeitweise auch dessen stellvertretender Dirigent. 1960 und 1961 erhielt dieses Ensemble auf Militärmusikebene den 1. Landespreis. 1966 begann seine pädagogische Laufbahn in Talmesch, wo er zwei Jahre den Schülern Noten, Lieder und Musikgeschichte vermittelte.

Der Musikpädagoge Klaus Metz (1939-2010). ...
Der Musikpädagoge Klaus Metz (1939-2010).
1964 heiratet er Christa, geb. Jacobi. Der Ehe entstammen zwei Kinder, Walter und Petra. Der Umzug nach Heltau erfolgte 1969. Die Heltauer erkannten sehr früh seinen Wert und ließen Klaus Metz samt Familie nicht mehr los. Metz unterrichtete zunächst Musik an der rumänischen und deutschen Grundschule und später auch am Theoretischen Lyzeum, heute Gustav- Gündisch-Gymnasium, in Heltau, wo Generationen von Schülern die musikalische Erziehung (auch der Verfasser dieser Zeilen) genossen haben.

Dank der Initiative von Klaus Metz traten in Heltau einmal pro Monat auch die Hermannstädter Philharmoniker auf, zuerst als Lehrkonzerte gedacht, später für die breite Öffentlichkeit zugänglich. So konnten wir Schüler auch Musik hören, die unser Lehrer uns im Unterricht vermittelt hatte. Metz gründete auch Schulorchester bzw. -chöre und organisierte Auftritte in der Umgebung. Darüber berichteten „Karpatenrundschau“ und „Die Woche“ mehrfach. Für viele unvergesslich sind die Klassenfahrten in die Nordmoldau, in das Donaudelta sowie die Zeltlager in den Bergen.

Die Heltauer Liedertafel von 1847 erfreute sich Anfang der 1970er Jahre besonderer Beliebtheit, als Gegenpol zum trüben Schichtarbeiter-Alltag während des Ceaușescu-Regimes. Dennoch war nicht alles Gold was glänzt. Obwohl im Oktober 1972 Chor und Orchester mit dem Orden „Meritul Cultural Clasa I“ beehrt wurden, förderten die Organisatoren des Kulturhauses die Chorproben nicht. Es wurde kein Notenmaterial zur Verfügung gestellt, die Instrumente nicht ordentlich aufbewahrt, ja vermutlich sogar wissentlich Plakate falsch gedruckt.

Klaus Metz war nicht nur im musikpädagogischen Bereich tätig, er komponiert auch die Melodie zu den Versen von Josef Bergmann „Freundschaft, Frieden, Glück“ (in der Karpatenrundschau vom 9.11.1979 veröffentlicht). Die Karpatenrundschau initiierte am 5. März 1978 ein Rundtischgespräch mit Komponisten und Chorleitern zu Fragen der Chorbewegung in Rumänien. Daran nahmen u. a. teil: Hans-Peter Türk, Walter Michael Klepper, Andreas Bretz, Kurt Scheiner, Klaus Metz, Hans Jakobi, Kurt Philippi, Sigrid Wagner, Gernot Wagner, Hartfried Peter Depner und Harald Binder. In „Die Woche“ vom 16. Januar 1981 referierte Prof. Klaus Metz, wie der Musikunterricht verbessert werden könnte. Bereits Anfang der 1970er Jahre erarbeitete er zusammen mit Prof. Kurt Scheiner ein Lehrprogramm für den Musikunterricht. Ebenda erschien am 27. März 1981 ein Artikel über die Situation des Musikunterrichts in deutscher Sprache, aus dem auch hervorgeht, dass Klaus Metz beauftragt wurde, eine Liedersammlung für die Klassen V-VIII zusammenzustellen. Leider kam sie nicht mehr zum Druck, da Metz 1982 wegen des Ausreiseantrags aus dem Schuldienst entlassen wurde.

Klaus Metz hat musikgeschichtliche Recherchen betrieben und eine wissenschaftliche Arbeit über die siebenbürgisch-sächsische Chormusik geschrieben. Teil I und II sind bereits im Heltauer Nachrichtenblatt (Folge 70 und 71) erschienen. Dort wird in den kommenden Folgen auch die Fortsetzung veröffentlicht werden.

Die bereits erwähnte Heltauer Liedertafel von 1847 ist kein abstraktes und verstaubtes Gebilde, vielmehr sind es Menschen, die es dank des unermüdlichen Wirkens von Klaus Metz zu einer wohlklingenden Einheit gebracht haben. Metz war 38 Jahre deren Dirigent. Keiner seiner Vorgänger hat das Amt so lange mit Leben gefüllt. Das ist nur mit sehr viel Willenskraft, Fleiß, Liebe zur Musik, zu den Menschen und mit sehr viel Herzblut machbar.

Während seiner Zeit blühte dieser Chor auf. Im Januar 1973 hat Metz den Dirigentenstab für Chor und Orchester übernommen. Da waren es 40 Mitglieder. Beim 150-jährigen Jubiläum, das Klaus 1997 fast im Alleingang in der Harmonie Heilbronn organisiert hat, waren 108 Chorsänger dabei. Zudem verfasste er die Festschrift, die einen Rückblick auf die Entwicklung der Liedertafel beinhaltet. Der Weg dahin war mühsam, steinig, doch begleitet von Musik, die Klaus Metz selbst gesungen, gespielt oder dirigiert hat. Schon gleich nach der Übernahme des Dirigentenstabs wurden Auftritte vor eigenem Publikum abgehalten. Es gab viele unvergessene Stunden des gemeinsamen Wirkens und Schaffens, sogar weit über die Grenzen Heltaus hinaus. Von Reschitza bis Kronstadt, von Bulkesch bis Agnetheln wurde die gute Leistung aller Beteiligten mit viel Beifall und Lob bedacht. In dieser Zeit wurden auch freundschaftliche Bande zu anderen Chören geknüpft. Zu Gast in Heltau waren auf Einladung von Metz der Schubert-Chor aus Temeschburg, das deutsche Operettenensemble aus Reschitza, der Männerchor „Hermania“ aus Hermannstadt, der Schäßburger Kammerchor, die Volkstanzgruppe aus Vöcklabruck in Österreich sowie der Paul-Richter-Chor aus Kronstadt, um nur einige zu nennen. Mit dem Letzteren wurde ein Gemeinschaftskonzert veranstaltet, dessen festliche Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, als die vereinigten Chöre und Orchester das Lied „Af deser Ierd“ anstimmten und alle Anwesenden im Saal mitsangen.

1983 wanderte Klaus Metz mit seiner Familie nach Deutschland aus und fand, schuf sich unweit von Kempten, in Wiggensbach, ein neues Zuhause. Dank seiner Liebe zur Musik, aber bestimmt auch zu den Sängern der Heltauer Liedertafel, wurden ab 1985 zwei Mal jährlich die Proben im Rahmen eines Singwochenendes abgehalten. Mit Auftritten zu Pfingsten in Dinkelsbühl in der St. Pauls-Kirche oder bei den Großen Heltauer Treffen in Bessenbach und Bad Rappenau, aber auch auf Schloss Horneck, hat die Heltauer Liedertafel von 1847 ihr Publikum begeistert.

Klaus Metz wäre kein Vollblutmusiker gewesen, wenn er sich ausschließlich um die bereits erwähnte Heltauer Liedertafel gekümmert hätte. Schon zwei Wochen nach seiner Ankunft im Allgäu fand er eine Anstellung an den Sing- und Musikschulen in Kempten und später in Sonthofen. Sein unermüdlicher Tatendrang brachte ihn dazu, dass er 1984 bis 1985 Dirigent des Städtischen Kammerorchesters Memmingen wurde. Von 1985 bis 2001 war er Dirigent der Blasmusik „Harmoniemusik Wiggensbach“. Mit diesem Ensemble nahm er mit sehr guten Erfolgen an Wertungsspielen im Allgäu teil. Diese Erfolge sind auch dazu zurückzuführen, dass er sich als 50-Jähriger selbst noch ausbilden ließ. Er besuchte eine Weiterbildung an der Musikakademie Marktoberdorf, erhielt Diplome zum Dirigenten für Blasorchester und zum Ausbilder von Jungbläsern, die er dann auch selbst zur Bläserprüfung vorbereitete. Mit seinem praktischen und theoretischen musikalischen Wissen wurde er als Juror bei Prüfungen des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes aufgenommen. 2001 übergab Metz aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens den Taktstock. Gleichzeitig wurde er zum Ehrendirigent der Blasmusik „Harmoniemusik Wiggensbach“ ernannt.

Ganz ohne Musik ging‘s dann doch nicht. Ab 2003 übernahm er die Leitung des Zitherklubs Kottern, mit dem er erfolgreich an mehreren Wettkämpfen teilnahm, wie: Bayerischer Orchesterwettbewerb in München (Platz 1, 2008) und Landeswettbewerb in Wuppertal (Platz 3, 2008). Auch mit dieser Gruppe fanden regelmäßige Auftritte statt. Darüber hinaus organisierte er Freundschaftskonzerte, wie in Markgröningen mit konzertanter und Volksmusik. Dabei wurde Klaus Metz’ Komposition „Ratsch-Kattl-Polka“ vom Markgröninger Handharmonika-Club uraufgeführt. In der Zeitschrift „Saitenspiel“ wurden weitere kleine Kompositionen veröffentlicht. Auch als Bassgeigenspieler im Quartett „Herrschafts Saiten“ war Klaus Metz mehrfach unterwegs.

„Für’s Wahre, für’s Schöne begeistern die Töne“. Das sind die Worte der Fahne der Heltauer Liedertafel von 1847, aber auch das Motto der CD mit der Heltauer Liedertafel, die unter der Leitung von Klaus Metz mit viel Kraft und Aufopferung erstellt wurde. Metz wurde mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem 1997 das Goldene Ehrenwappen des Verbands der Siebenbürger Sachsen, 2010 wurde ihm für sein Lebenswerk die goldene Ehrennadel des Dachverbands der Heimatortsgemeinschaften verliehen. Damit wurde seine langjährige beratende Tätigkeit in der Heimatortsgemeinschaft Heltau sowie als Dirigent und Leiter der Heltauer Liedertafel seit 1972 geehrt.

2009 zwang ihn eine schwere Krankheit, kürzer zu treten. Während dieser Zeit erhielt er intensive Unterstützung durch Familie und Freunde. Er konnte bei guter Laune – hat selbst noch Akkordeon gespielt – und schönstem Wetter mit 116 Gästen in seinem Haus in Wiggensbach noch seinen 70. Geburtstag feiern. Klaus Metz war ein Multitalent. Er besaß eine schöne Tenorstimme, spielte Akkordeon, Klavier, Geige, Bratsche, Kontrabass, Gitarre, Mandoline, Zither, Orgel, Flöte und Schlagzeug. Ich bin sicher, wenn es dort oben einen Engelchor gibt, wirst Du, lieber Klaus, in Kürze deren Dirigent sein. Du hast Deine Spuren in unser aller Herzen hinterlassen. Wir werden Dich immer vermissen.

Heinz-Walter Hermann, Walter Metz

Schlagwörter: Nachruf, Musik, Hermannstadt, Heltau

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