13. Januar 2011

Voller Elan - zielstrebig – konsequent: Anna Janesch wird 70

Anna Janesch, Bundesfrauenreferentin und Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, und Stadträtin in Wiehl, vollendet heute ihr 70. Lebensjahr.
Wer sie kennt, kann es kaum glauben: Enni, wie wir sie nennen dürfen, wird am 13. Januar 70! Wer so zielstrebig und dynamisch durch das Dorf eilt, den Henkelkorb am Arm, bereit, auf dem Heimweg noch schnell einen Einkauf zu tätigen, kann nur Anna Janesch, geborene Kellner, sein. Im Henkelkorb liegt ein großer Schlüsselbund. Neben dem Schlüssel zum Auto eine Reihe anderer Schlüssel. Wer weiß, in welches Schloss sie passen? Eins ist sicher: Sie öffnen Türen. Dazu liegen im Korb allerlei wichtige Papiere und der randvoll gefüllte Terminkalender. An diesem Vormittag, wie an vielen anderen Tagen, hat sie einige Erledigungen besorgt, und man kann davon ausgehen, dass Enni erfolgreich war. Und sollte sie eine Sache nicht zu Ende gebracht haben, so wird sie nicht ruhen, bis sie das angesteuerte Ziel erreicht, die verfolgte Sache zu einem guten Ende gebracht hat. So kennen wir sie seit vielen Jahren, und sie hat sich mit den Jahren nicht verändert. Im Gegenteil. Seitdem sie aus dem Schulamt in den Ruhestand versetzt wurde, hat sie ihre unterschiedlichen Verpflichtungen nicht etwa aufgegeben und sich zur Ruhe gesetzt, sondern mit neuem Elan angefasst und konsequent erledigt.

Enni Janesch bei der Mitgliederversammlung 2008 ...
Enni Janesch bei der Mitgliederversammlung 2008 in Drabenderhöhe. Foto: Christian Melzer
Man staunt nicht selten über ihre physischen, psychischen und geistigen Reserven. Sie ist Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Die Kreisgruppe zählt schon viele Sommer und manchmal denkt man, die Integration ihrer Landsleute sei schon so weit fortgeschritten, dass Siebenbürgen und seine Traditionen ganz weit zurück liegen. Die vielen Besuche von Sachverständigen, Politikern, darunter vier Bundespräsidenten, haben es mit eigenen Augen und Ohren erfahren, dass hier seit bald 50 Jahren einheimische Oberberger und zugezogene Siebenbürger friedlich und sich in vielerlei Hinsicht ergänzend miteinander leben. Facharbeiten, Bücher und Auszeichnungen für „beste Integration“ zieren die von Enni erstellte und geleitete Heimatstube. In ihrer Wohnung, gut verwahrt, liegt die höchste ihr verliehene Auszeichnung: das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Und auch wenn die Integration noch so gut gelungen ist, so wird doch siebenbürgisch-sächsische Kultur in Drabenderhöhe auch in zweiter und dritter Generation gepflegt und tradiert. Wenn sie „ihre“ Nachbarväter und Nachbarmütter zu einer Beratung einbestellt, fehlt keine und keiner. Ja, da gibt es sogar einige darunter, die keinen „Migrationshintergrund“ haben, aber siebenbürgische Lebensweise zu schätzen gelernt haben. Dort schlägt Enni dann vor, z.B. eine längst vergessene Brauchtumsveranstaltung wieder aufleben zu lassen. Sie hat Charisma, sie kann Menschen zur Mitarbeit motivieren. Viele staunen dann, denn ihr Vorhaben gelingt. So wurde das jahrzehntelang am Ort vergessene Kronenfest eingeführt und es nehmen daran Hunderte teil. Das „Puer natus“, die aus längst verflossener Zeit fast vergessene Verkündigung der Geburt unseres Heilandes, wurde in Drabenderhöhe zu neuem Leben geweckt und findet nun seit sechs Jahren, selbst bei Sturm und Schneetreiben, statt. Auch da heißt Enni bei beißender Kälte und schneidendem Wind hunderte Teilnehmer/Innen im Robert Gassner-Hof des Alten- und Pflegeheims „Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe“ willkommen. Der „Honteruschor“, in dessen Vorstand Enni seit Jahrzehnten ein gewichtiges Wort hat, und das „Blasmusikorchester Siebenbürgen“ folgen gerne ihrem Ruf. Die 128 Heimbewohnerinnen und Bewohner, die vielen Pflegerinnen und Schwestern lauschen dann an den Fenstern und sind reich beschenkt.

Während sich die Termine im Herbst verdichten und unzählige Vorbereitungen anstehen, ist Enni Janesch mit der Vorbereitung des Katharinenballs beschäftigt. Seit Bestehen der Siedlung wird zum Auftakt des Balls ein Theaterstück in Mundart gespielt. Enni studiert es ein und führt Regie. Dabei werden der Reichtum und die Verschiedenheit sächsischer Dialekte von Nord- bis Südsiebenbürgen gepflegt und bewahrt. An jeweils zwei Vorstellungen nehmen alljährlich hunderte Besucher teil und strafen diejenigen Lügen, die Drabenderhöhe hie und da mit geringschätzigen Bemerkungen bedenken. Eine weitere Würdigung ihrer vielfältigen Arbeit im Bereich internationaler Jugendlager, für Kulturpflege und Integration erfuhr Enni Janesch, gemeinsam mit ihrem Ehemann Harald Janesch, anlässlich des Heimattages 2010 in Dinkelsbühl durch die Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises – eine längst fällige Auszeichnung.

Eingeweihte in Drabenderhöhe wissen auch, dass die weihnachtliche Beleuchtung unserer Hauptstraße in hohem Maße den Bemühungen von Enni zu verdanken ist. Auch vermute ich, dass die riesige Tanne, die heuer erstmals auf unserem Kreisel steht, auch auf Ennis Initiative zurückzuführen ist. Das alles gelingt Enni Janesch nicht etwa, weil sie Mitglied des Stadtrates ist, sondern ganz ohne dessen Unterstützung. Sie kann eben begeistern.

Wenn wir ihren 70. Geburtstag feiern, wollen wir nicht vergessen, dass Enni Janesch in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Kreisgruppe auch im Vorstand des Adele Zay Vereins in der Leitung des Altenheims und des Kindergartens tätig ist. Wir wissen, dass Frau Enni Janesch seit Jahrzehnten Bundesfrauenreferentin im Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ist, dort Tagungen veranstaltet, im Bundesgebiet Aufgaben wahrnimmt und in dieser Eigenschaft mit der Frauenarbeit in Siebenbürgen eine Brücke zwischen Hüben und Drüben baut. So bereist sie nicht selten Siebenbürgen. Dort hat sie ihre Wurzeln. An jenem verhängnisvollen 13. Januar 1945 wurde sie gerade vier Jahre alt. Der Vater war im Krieg und die Mutter wurde vor den Augen des Kindes nach Russland verschleppt. Beide sollte sie erst als Erwachsene wiedersehen. In Stein, ihrem Geburtsort, zurückgelassen, erfuhr sie, was siebenbürgische Nachbarschaftshilfe ist. Sie erlebte den Segen einer Großfamilie, die sie nicht preisgab, sondern bis zu ihrem 17. Lebensjahr liebevoll begleitete, sie zum Gymnasium nach Schäßburg schickte, bis sie zu ihren Eltern nach Deutschland auswandern durfte. Stein hat sie nicht vergessen und die Menschen in Stein haben sie auch nicht vergessen. An ihrem Geburtstag kann der greise Onkel in Drabenderhöhe nicht dabei sein, aber er, seine dort verbliebene Familie und die, die noch in Stein leben, grüßen ihre Enni herzlich aus der Ferne. Die in Deutschland lebenden Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft Stein beglückwünschen ihre Enni ebenfalls sehr herzlich.

Wir in Drabenderhöhe freuen uns mit ihr und danken Gott für sein gnädiges und gutes Geleit. Wir wünschen ihr Gesundheit, Gottes Segen und weiterhin viel Freude an der Seite ihres Mannes, ihrer beiden Söhne und der indessen um Schwiegertochter und Enkelkinder gewachsenen Familie. Für ihre künftigen Aufgaben und ihre Arbeit wünschen wir ihr Kraft und Erfolg. Herr hälf!

Pfr. i.R. Kurt Franchy

Schlagwörter: Verbandsleben, Frauenarbeit, Drabenderhöhe

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