20. Januar 2011

Interview mit der scheidenden SJD-Landesjugendleiterin Ute Bako

Ute Bako, geborene Schuller, wurde am 7. Februar 1978 in Schäßburg geboren und verbrachte ihre Kindheit in Schaas, wo sie von der sächsischen Gemeinschaft im Kindergarten, in der Schule, Nachbarschaft und Kirche geprägt wurde. Nach der Wende wanderte sie mit ihrer Familie im September 1990 aus und kam gleich nach Augsburg. Bei der Telekom wurde sie zur Kauffrau für Bürokommunikation ausgebildet, zurzeit arbeitet sie als Accountmanagerin bei der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG. Seit 1999 ist Ute Bako in der SJD Bayern aktiv, zunächst war sie Beisitzerin, seit 2002 stellvertretende Landesjugendleiterin und seit 2008 Februar ist sie Landesjugendleiterin. Seit 2000 ist sie auch Hauptverantwortliche für den Übernachtungszeltplatz des Heimattages in Dinkelsbühl. In der Kreisgruppe Augsburg wirkte sie von 2000 bis 2008 als Schriftführerin und ist seither stellvertretende Vorsitzende. Im Vorstand des Landesverbandes Bayern hat Ute Bako seit 2004 das Amt der Jugendreferentin inne. Das Interview führte Siegbert Bruss.
Wie hast du den Weg in den Verband gefunden, was hat dich bewogen, dich ehrenamtlich zu engagieren?

Den Weg zum Verband habe ich durch die Theatergruppe Augsburg gefunden, die damals gerade das Theaterstück die „Braut von Urwegen“ aufführte. Das hat mir so imponiert, dass ich unbedingt mitmachen wollte. Über die Theatergruppe bin ich zur Tanzgruppe und dann zur SJD gekommen. In meinem Beruf ist es wichtig, Projekte zu organisieren und zu koordinieren. Diese Erfahrung wollte ich auch im Verband einbringen und das Verbandsleben mitgestalten.

Die Gemeinschaft in Siebenbürgen hat uns alle sehr geprägt, und diese Gemeinschaft ist auch das starke Band, das uns hier in Deutschland zusammenhält. Mir ist es sehr wichtig, dass dieses Band nie reißt und dass unsere Nachkommen ein Stück von dieser Gemeinschaft mitbekommen.

Du bist erst seit drei Jahren Landesjugendleiterin der SJD Bayern und stellst dich am 22. Januar 2011 nicht mehr zur Wahl. Weshalb?

Ich bin der Meinung, dass ich mit 32 Jahren zu alt bin, einer Jugendorganisation als Vorsitzende vorzustehen. Jugendliche können Ihresgleichen leichter erreichen, da die Altersspanne nicht so groß ist. Es ist auch wichtig, junge Leute in die Verantwortung zu nehmen. Dem Vorstand, der Landesjugendleitung, möchte ich weiterhin mit meiner zwölfjährigen Erfahrung dienlich sein, aber nicht als Vorsitzende. Man darf aus Eigennutz nicht die Zeit verpassen und muss rechtzeitig junge Leute ran lassen.

Welche bewährten Veranstaltungen hat die SJD Bayern in den letzten drei Jahren fortgeführt, und mit welchen neuen Projekten habt ihr die jungen Siebenbürger angesprochen?

Seit 1998, seitdem ich bei der SJD Bayern mitwirke, ist das Skiwochenende in Großholzhausen die einzige Veranstaltung, die sich über all die Jahre bewährt hat. Im Laufe der Jahre haben wir immer versucht, ein abwechslungsreiches Programm anzubieten: Volkstanz-, Country- oder Latinoseminare, Wandern, Zelten und Schlauchbootfahren. Neue Projekte seit 2008 sind unsere Kinderangebote, Bowlingturniere und eigene SJD-Bälle in Bayern. Des Weiteren haben wir ein Aufklärungsseminar über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen veranstaltet. Hier war es wichtig aufzuzeigen, woher wir kommen, wie wir wieder nach Deutschland zurückgekommen sind und wie sich die landsmannschaftliche Tätigkeit hier entwickelt und verändert hat. Erst wenn man das weiß, kann man auch daran arbeiten und die Angebote optimieren. Was sich bewährt hat, muss man nicht neu erfinden, man muss nur die Leute dafür begeistern. Das absolute Highlight der letzten Amtsperiode war unsere Reise nach Luxemburg im vorigen Jahr.

Wie gelingt es der SJD Bayern mit relativ wenig Geldmitteln so vielseitige Veranstaltungen auf die Beine zu stellen?

Wir achten darauf, dass die Örtlichkeiten und Rahmenbedingungen möglichst wenig kosten, so dass auch der Eigenanteil der Teilnehmer so gering wie möglich ausfällt. 2009 und 2010 haben wir je einen SJD-Ball in Bayern organisiert. Diese waren so gut besucht, dass wir unsere Finanzlage sehr gut aufgepolstert haben. Damit ist es auch möglich, besser zu wirtschaften und die Preise dennoch jugendgerecht zu halten.

Ute Bako beim Kathreinenball 2010 in Augsburg. ...
Ute Bako beim Kathreinenball 2010 in Augsburg. Foto: Arnold Schneider
„Kinder sind die Zukunft. Es gilt, sie spielerisch in die Gemeinschaft einzubinden“, hast du vor drei Jahren in dieser Zeitung geschrieben. Welche Veranstaltungen habt ihr für die Kinder angeboten?

Plätzchenbacken und Ostereierfärben waren fester Bestandteil in unserer Planung und wurden jährlich angeboten. Viele Kinder machen begeistert mit. Für dieses Jahr planen wir eine große Kinderfreizeit zusammen mit Annette Folkendt, einer Lehrerin in Siebenbürgen, die heute im „Haus der Heimat“ in Nürnberg arbeitet.

2008, als du die Landesjugendleitung übernommen hast, zählte die SJD Bayern 78 Mitglieder, heute sind es 210. Das ist ein sensationeller Zuwachs von 170 Prozent. Worauf führst du diesen Erfolg zurück?

Dieser Erfolg ist vor allem unseren Vorstandsmitglieder zu verdanken, die sehr aktiv Mitglieder geworben haben. Vor allem bei unseren beiden großen Bällen, wo die Jugend besonders stark vertreten war, konnte man im direkten Kontakt die Jugend von der SJD überzeugen. Die Bundesjugendleitung hat seit 2001 ein neues Mitgliederkonzept entwickelt, welches uns allen geholfen hat, die Vorzüge der SJD richtig zu „verkaufen“.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt, zwischen der SJD Bayern, den Kreisgruppen und dem Landesverband Bayern?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auf allen Ebenen, ob Bund, Land oder Kreisgruppe, auf die Jugend gebaut wird und dass man sie auch unterstützen möchte. Die Jugend kann viel von den Älteren lernen, aber genauso kann man auch von der Jugend lernen. Mit überzeugenden Argumenten und erfolgreichen Ereignissen haben wir gezeigt, dass die Jugend präsent ist und dass man auf sie bauen kann. Die Türen sind offen, man muss sie nur weiterhin nutzen und den Dialog fortführen.
Die SJD Bayern spendete 1000 Euro an die Stiftung ...
Die SJD Bayern spendete 1000 Euro an die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim, der Scheck wurde beim Heimattag 2010 in Dinkelsbühl übergeben, vordere Reihe, von links: Birgit Teutsch, Evelin Teutsch, Ute Bako, Wilhelm-Georg Hietsch (Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsvorstandes), Katrin Bayr, Heidi Krempels; hintere Reihe: Harald Krauss, Andreas Roth, Udo Schneider und Elmar Wolf. Foto: Axel Wenzel
Welche Bilanz ziehst du nach dreijähriger Amtszeit als Landesjugendleiterin?

Die SJD Bayern steht so gut da wie nie zuvor. Wir haben die Mitgliederzahl fast verdreifacht, unsere finanziellen Mittel haben wir um das Fünffache vermehrt und wir konnten sogar eine Spende von 1000 Euro an die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim stiften. In der heutigen Verbandsarbeit ist die Jugend eine feste Größe, die nicht mehr wegzudenken ist. Diese Tatsache ist vor allem am Heimattag deutlich zu sehen. Mein wichtigstes persönliches Erlebnis war jedoch eine Rede, die ich am Volkstrauertrag am 14. November 2010 in Dinkelsbühl gehalten habe. Es war für mich eine große Ehre, an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen aus Sicht der Jugend zu sprechen.

An welchen künftigen Herausforderungen muss die neue Landsjugendleitung, die am 22. Januar 2011 in Großholzhausen gewählt wird, weiterarbeiten?

Die Herausforderung besteht darin, die jungen Leute, die man für die Verbandstätigkeit gewinnen konnte, bei der Stange zu halten, aber auch noch mehr Jugendliche dafür zu begeistern. Diejenigen, die in der heutigen Zeit heranwachsen, haben keinen direkten Bezug mehr zu Siebenbürgen. Ums so wichtiger ist es, gerade diese Menschen mit attraktiven und zeitgemäßen Angeboten von unserer Kultur und Arbeit zu überzeugen.

Als Landesjugendleiterin gibst du dein Amt weiter. Du bist aber seit Jahren auch in der Kreisgruppe Augsburg, im Landesverband Bayern, als Zeltplatzmanagerin in Dinkelsbühl und seit 2010 als stellvertretende Bundesjugendleiterin der SJD aktiv. Welche Ehrenämter wirst du in Zukunft fortführen, wie bringst du sie mit Familie und Beruf in Einklang?

Dass ich so viele Ämter ausfüllen kann, ist vor allem meinem Mann zu verdanken. Er weiß, dass ich mit Herz und Seele bei der Sache bin, und hat mir all die Jahre den Rücken frei gehalten und mich in meinem Handeln unterstützt. Er kennt es gar nicht anders, und es wäre ungewohnt, wenn ich auf einmal nichts mehr zu tun hätte. Von meiner Berufserfahrung konnte ich bis jetzt so manches in die Verbandsarbeit einbringen und das wird auch künftig so bleiben.

Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit. Diese muss man respektieren. Ich bin überzeugt davon, dass jeder, der in der neuen Landesjugendleitung der SJD Bayern mitwirken wird, seine Ideen, Kraft und Stärke einbringen wird, um der Sache dienlich zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Jugend, Bayern, SJD

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