6. März 2011

Burzenländer Jubiläumsjahr geplant: Gespräch mit Wolfgang Wittstock

Kronstadt und die Burzenländer Gemeinden stehen heuer im Mittelpunkt nicht nur der siebenbürgisch-sächsischen Öffentlichkeit. Gefeiert werden acht Jahrhunderte seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes – das krönende Ereignis ist das traditionelle Sachsentreffen, welches am 17. September d.J. erstmals in Kronstadt stattfinden wird. In einem Interview mit Christine Chiriac spricht Wolfgang Wittstock – seit 2006 Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (kurz: Kreisforum Kronstadt, Internet: www.forumkronstadt.ro) und von 2009 bis 2011 Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt (Ortsforum Kronstadt) – über die Agenda des Jubiläumsjahres.
Wie bereitet sich das Kronstädter Forum auf das Sachsentreffen im September vor?

Das Sachsentreffen wird traditionellerweise vom Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (kurz: Siebenbürgenforum) in Birthälm organisiert. Kronstadt ist bisher die dritte Ausnahme in zwei Jahrzehnten, nach Hermannstadt (2007) und Bistritz (2010). Natürlich ist das Deutsche Forum Kronstadt berufen, vor Ort Schützenhilfe in der Organisation dieses Treffens zu leisten und dem Siebenbürgenforum Vorschläge für den guten Ablauf des Festes zu unterbreiten. Zu diesem Zweck haben wir ein lokales Organisationskomitee gegründet, das bereits in großen Zügen das Programm und die einzelnen Örtlichkeiten festgelegt hat. Wir haben beschlossen, das Fest traditionsgemäß nach dem Birthälmer Modell an einem einzigen Tag verlaufen zu lassen – in Bistritz wurden die Veranstaltungen ausnahmsweise auf mehrere Tage veranschlagt. Das heißt aber nicht, dass in Kronstadt an den Tagen um den 17. September nicht auch andere wichtige Ereignisse stattfinden werden. Am 15. und 16. September tagt hier der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde zum Thema „Der Deutsche Orden im Burzenland“. Am 15. September wird außerdem die Ausstellung „Siebenbürgisch-deutsche Kunst in den Beständen des Kronstädter Kunstmuseums“ eröffnet.

Welches sind die wichtigsten Punkte im Ablauf des Programms?

Es wird einen Festgottesdienst mit gewiss sehr schöner Musik in der Schwarzen Kirche geben, danach wird sich der Festzug auf den Marktplatz begeben, wo ein Trachtenaufmarsch zu Blasmusik stattfindet. Das Fest wird auf dem Sportplatz der Sportschule, der rückerstatteten ehemaligen Innerstädtischen Volksschule, fortgesetzt. Hier werden ein Festzelt, eine Bühne für die Grußworte und das Kulturprogramm sowie Verkaufsstände aufgestellt. Die traditionelle Festrede und die Verleihung der Honterusmedaille sollen am Nachmittag des gleichen Tages im Kulturzentrum Redoute stattfinden. Festredner ist in diesem Jahr Hansgeorg von Killyen; die Medaille geht an Erwin Hellmann, der sich u.a. als langjähriger Kurator der Honterusgemeinde und als Bezirkskirchenkurator große Verdienste um unsere Gemeinschaft erworben hat. Das Motto des Sachsentreffens ist noch nicht entschieden; ein Vorschlag wäre „Herkunft prägt Zukunft. 800 Jahre Burzenland“.

Wolfgang Wittstock. Foto: privat ...
Wolfgang Wittstock. Foto: privat
2010 feierte Kronstadt 775 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung, 2011 feiert nun das Burzenland 800-jähriges Jubiläum. Für die deutschen Institutionen in Stadt und Kreis Kronstadt ist das eine gute Gelegenheit, bei der Mehrheitsbevölkerung sichtbarer zu werden. Wie läuft die Zusammenarbeit mit rumänischen Institutionen? Versprechen die Behörden ihre Unterstützung?

Sicherlich wird das Sachsentreffen auch unseren anderssprachigen Mitbürgern, der rumänischen Öffentlichkeit und den Medien auffallen. Es ist in erster Linie ein Fest unserer Gemeinschaft, aber alle, die daran teilnehmen wollen, sind herzlich willkommen, unabhängig von ihrer Muttersprache. Wir veranstalten gewöhnlich Anfang September eine Pressekonferenz zum Thema deutschsprachiges Schulwesen – höchstwahrscheinlich werden wir heuer bei dieser Gelegenheit auch über das Sachsentreffen informieren.

Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist uns ebenfalls sehr wichtig, wir brauchen ihre moralische und, wenn möglich, auch materielle Unterstützung. Wir haben im vorigen Herbst diesbezüglich den Bürgermeister und den Kreisratsvorsitzenden angeschrieben, im Laufe der nächsten Wochen sollen wir mit ihnen auch die Einzelheiten unseres Vorhabens besprechen. Wir haben außerdem mehrere Kronstädter Kunstinstitutionen aufgefordert, in ihrem Tätigkeitsplan eventuell auch dieses Jubiläum zu berücksichtigen. Das Echo war sehr positiv. Die Initiative des Kunstmuseums habe ich bereits erwähnt, die Kreisbibliothek beabsichtigt, anlässlich des Jubiläums eine Bibliographie der deutschsprachigen Presse Kronstadts und des Burzenlandes herauszugeben. Vermutlich werden das Museum „Casa Mureșenilor“, das Geschichtsmuseum, das Ethnographische Museum und das Staatsarchiv ebenfalls Veranstaltungen im Zeichen des Jubiläums durchführen.

Haben sich schon Gäste aus Deutschland für das Fest angemeldet?

Das Interesse unserer ausgewanderten Kronstädter und Burzenländer Landsleute an diesem Jubiläum ist sehr groß – ich merke es an der Korrespondenz, die hier im Forum eintrifft. Die Burzenländer Nachbarväter und Nachbarmütter planen eine gemeinsame Reise zum Sachsentreffen, außerdem organisiert der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde eine Studienfahrt ins Burzenland. Blasmusiker, die aus dem Burzenland stammen, wollen sich beim Sachsentreffen unserer Burzenländer Blaskapelle anschließen. Und damit das Zusammenspiel besser klappt, hat die Regionalgruppe Burzenland im Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften unseren Burzenländer Musikanten kürzlich einen Satz Noten geschenkt. Auch private Freundeskreise haben Interesse bekundet und wollen das Sachsentreffen wahrnehmen.

Das Sachsentreffen wird von der Jugend traditionell mitgestaltet. Welche Rolle spielt zurzeit die Jugend im Forum?

Mich freut es, dass die Jugend im Kronstädter Forum seit etwa einem Jahr wieder intensiver in Erscheinung tritt, erstens durch die Neukonstituierung des Deutschen Jugendforums Kronstadt, welches gute Kontakte zum Ortsforum pflegt, zweitens aber auch durch die aktive Implikation von jungen Mitgliedern in den Gremien des Deutschen Forums auf Orts- und Kreisebene. Es ist kein sehr drastischer Generationswechsel, die älteren Generationen bleiben weiterhin vertreten. Insofern bin ich zuversichtlich, dass es in den nächsten zwei Jahren eine gute Vereinstätigkeit geben wird.
Das Gebäude des Deutschen Forums in der Oberen ...
Das Gebäude des Deutschen Forums in der Oberen Vorstadt, Str. Gh. Baiulescu 2, ist ein Treffpunkt der Siebenbürger Sachsen in Kronstadt. Foto: Richard Sterner
Wenn Sie auf die vergangenen zwei Jahre zurückblicken: Was ist im Forum als Erfolg zu betrachten, und wo gibt es eher Schwierigkeiten?

Eine schlüssige Antwort, die alle diese Gremien umfasst, ist schwer zu geben. Beim Ortsforum, wo ich jetzt das Mandat des Vorsitzenden abgegeben habe und wo ich mich freue, dass ein junger Vorsitzender meine Nachfolge antritt, erscheint es mir als positiv, dass wir die Beziehungen zum Bürgermeisteramt institutionalisieren konnten, indem wir einen ständigen Vertreter mit Gaststatus im Stadtrat haben. Ein Erfolg für das Kreisforum ist auch die Öffentlichkeitsarbeit über unsere Homepage. Es ist, unbescheiden gesagt, die vielseitigste und vielleicht auch die am besten besuchte Homepage eines Forums hier im Land. Weniger erfreulich ist, dass die Deutsche Vortragsreihe in letzter Zeit, teils aus objektiven Gründen – ich meine die Sanierungsarbeiten im Forumsfestsaal – nicht aktiv war.

Worauf wird sich das Forum nach dem Jubiläumsjahr konzentrieren?

Wenn das Sachsentreffen vorüber ist, werden wir die Kommunalwahlen ins Auge fassen. Natürlich sind wir hier in Kronstadt in einer Situation, die mit Hermannstadt leider nicht vergleichbar ist, weil wir in Kronstadt in der Kommunalpolitik eine „quantité négligeable“ darstellen. Wir kompensieren das, indem wir uns hier als Stimme der zivilen Gesellschaft artikulieren. Wir haben einige gewählte Kommunalpolitiker – Stadt- und Gemeinderäte – in Zeiden, Reps und Bodendorf. Wir hoffen, dass wir diese Positionen halten und vielleicht ausbauen können.

Schlagwörter: Kultur, Burzenland, Jubiläumsjahr 2011, Forum

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