27. Januar 2012

Dr. Volker Wollmann mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, den Bundespräsident Theodor Heuss 1951 gestiftet hat, soll nach dessen Willen „eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt.“ In diesem Sinne habe Dr. Volker Wollmann über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg eindrucksvoll gewirkt und „einen großen Beitrag für den Erhalt und die Pflege des deutschen Kulturgutes in Deutschland und in Rumänien geleistet“. Dies erklärte Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD), der die Urkunde und den Orden des Verdienstkreuzes an Dr. Wollmann am 13. Januar 2012 in Obrigheim überreichte. Verliehen wurde das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens von Christian Wulff, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
„Der Erfolg unserer Gesellschaft hängt vom Einsatz und Willen der Menschen ab, etwas zu erreichen. Sie ist daher angewiesen auf außergewöhnliche Leistungen, sei es im beruflichen Bereich oder im bürgerschaftlichen Engagement“, sagte Innenminister Gall. In der Laudatio zeigte er Wollmanns „außergewöhnliche Lebensleistung“ und „Lebensgeschichte“ auf.

Dr. Volker-Arthur Wollmann wurde am 17. April 1942 in Hermannstadt geboren, die Kindheit und Jugend verbrachte er in Mühlbach. Er studierte Geschichte des Altertums und der Archäologie an der Geschichtsfakultät der Babeș-Bolyai Universität in Klausenburg, die er 1964 mit der Magisterprüfung abschloss. Danach war Wollmann in Reschitza als Studienrat an der deutschen Abteilung des Gymnasiums und von 1965-1967 als Leiter des Bezirksmuseums außerordentlich aktiv. Von 1967 bis 1988 wirkte er als akademischer Rat am Institut für Geschichte und Archäologie der Universität Klausenburg, wo er 1983 zum Thema „Metallbergbau, Steinbrüche und Salzgruben im römischen Dakien im 2.-3. Jahrhundert n. Chr.)“ promovierte.

Die Bewahrung des Kulturerbes seiner siebenbürgischen Heimat sei ihm stets ein „Herzensanliegen“ gewesen, auch nach der Aussiedlung im Jahr 1988. Diesem Erbe fühle er sich „als Museologe, Historiker, Archäologe und im humanitären Sinne als Mittler zwischen Deutschland und der alten Heimat Rumänien und natürlich als Siebenbürger Sachse verpflichtet“, sagte Innenminister Gall. „Sie haben sich als Mittler zwischen der alten und der neuen Heimat verstanden und sich ganz in den Dienst der deutsch-rumänischen Aussöhnung gestellt.“ Dass die Aussöhnung mit den Staaten in Osteuropa ein elementarer Bestandteil der Zukunft in Europa sei, habe auch der kürzlich verstorbene tschechische Staatspräsident und Schriftsteller Václav Havel deutlich gemacht.
Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall ...
Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall überreichte Dr. Volker Wollmann das Bundesverdienstkreuz. Foto: Martin Rill
Schon während der Zeit in Siebenbürgen habe sich Wollmann darum bemüht, „dass historisches, volkskundliches, kirchliches Kulturgut nicht verloren geht“ und in staatliche oder städtische Museen aufgenommen wird. Als Leiter des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim von April 1989 bis Dezember 2001 habe er „diese Einrichtung modernisiert, museumspädagogisch auf den neuesten Stand gebracht und für Besucher weit über die Gruppe der Siebenbürger Sachsen hinaus attraktiv gemacht“, betonte Gall.

Aus Wollmanns Forschungsarbeit über bergbauwirtschaftlich bedeutende Städte und Bergorte in Siebenbürgen seien zehn umfangreiche Bände und Ausstellungen wie „Bernstein, Tränen der Götter“ oder „Silber und Salz in Sieben­bür­gen“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum hervorgegangen. Er habe Zeugnisse der Industriegeschichte erforscht und sich für den Erhalt von Industriedenkmälern in Rumänien eingesetzt.

Seit 2004 wirkt Wollmann als wissenschaftlicher Beirat der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München. Er hat Projekte der Heimatmuseen und Kirchenburgen in Tartlau, Bulkesch oder Birthälm mit initiiert, begleitet und geleitet. Mit viel Engagement und persönlichem Einsatz, aber auch mit großer Fachkenntnis habe er „viel für den Erhalt dieser einmaligen, kirchlichen Kulturlandschaft geleistet“. Aber auch die Menschen seien ihm außerordentlich wichtig. So habe er unzählige Male, häufig auf eigene Kosten, dringend benötigte Hilfsgüter nach Siebenbürgen gebracht, betonte der Innenminister.

Das Verdienstkreuz überreichte Innenminister Reinhold Gall am 13. Januar im Rahmen des sehr gut besuchten Neujahrsempfangs der Gemeinde Obrigheim in der Aula der Realschule. Grußworte und Glückwünsche sprachen der Obrigheimer Bürgermeister Roland Lauer, Peter Hauk, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, und Landrat Dr. Achim Brötel. Anwesend war auch Beate Schokatz, Bürgermeisterin der zwölf Kilometer südlich gelegenen Stadt Gundelsheim, die Dr. Wollmann schon vorab mit einem Poesiebuch gratuliert hatte. Im Begleitschreiben würdigte sie dessen Beitrag für die deutsch-rumänische Aussöhnung und die Bewahrung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes.

In seine Dankesworte schloss Dr. Volker Wollmann alle Obrigheimer ein, die ihn seit Jahren großherzig bei den Hilfsgütertransporten nach Siebenbürgen unterstützen. Er dankte auch seinen beiden Töchtern Anita und Astrid und vor allem seiner Frau Siegrid, die ihm für die oft nicht einfachen Unternehmungen den Rücken frei gehalten hatten.

Dankbar zeigte sich Wollmann auch für die sehr gute Zusammenarbeit mit deutschen und rumänischen Kollegen beim umfangreichen Forschungs- und Ausstellungsprojekt zum Metall- und Silbererzbergbau in Siebenbürgen. Diese Kooperation sei „aus dem Wunsch nach einem friedlichen und freundschaftlichen Zusammenwirken in einem sich ständig erweiternden, gemeinsamen Europa erwachsen“.

Kurz nach seiner Ernennung zum Leiter des Siebenbürgischen Museums im Frühjahr 1989 sei er mit einer großen Herausforderung konfrontiert worden. Bereits im ersten Jahr nach dem Sturz der Ceaușescu-Diktatur kam es zum Massenexodus von jenen in Rumänien noch lebenden Siebenbürger Sachsen. „Das Problem der Rettung und Bewahrung ihres Kulturerbes wurde immer unaufschiebbarer, die siebenbürgisch-sächsische Volkskultur hatte große Verluste zu verzeichnen. Über Generationen hindurch bewahrter Hausrat und traditionelles Arbeitsgerät, ja selbst die kostbare Bauernfesttracht wurden liegen gelassen, verschleudert oder sogar zerstört, und nur in seltenen Fällen gelangten solche wertvollen Zeugnisse der Alltagskultur in öffentliche Sammlungen.“

Um diesem Verlust entgegenzuwirken, „wurden von Gundelsheim aus mehrere Fahrten zur Sicherung des Kulturguts in das sächsische Siedlungsgebiet nach Siebenbürgen unternommen und ein beachtlicher Teil des bedrohten Kulturgutes konnte gerettet werden“. Der Zuwachs im Fundus des Siebenbürgischen Museums sei zu diesem Zeitpunkt gerade recht gekommen, denn nachdem das Museum seit 1991 institutionell durch den Bund gefördert wurde, musste die Dauerausstellung nach einer modernen Konzeption neu gestaltet werden.

Wollmann war von 2000 bis 2006 als Privatdozent an der Universität in Karlsburg (Alba Iulia) tätig. Im Mai 2011 wurde er Ehrenbürger der Stadt Mühlbach (Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 30. Juni 2011, Seite 17). Wenige Monate später, im August, wurde er auch zum Ehrenbürger der Stadt Brad (Tannenhof) ernannt, und zwar für seinen „Beitrag zur Erforschung der Bergbaugeschichte im Zarander Land und Einsatz für die Erschließung des geschichtlichen und kulturellen Erbes des Munizipiums Brad“, wie es in der Verleihungsurkunde heißt. Wollmann hat die technischen Denkmäler der Region erforscht und am Umbau des „Goldmuseums“ in Brad mitgewirkt, einer international angesehenen Einrichtung. Nicht zuletzt hat der Siebenbürger Sachse über das Leben und Wirken des deutschen Bergbauingeneurs Adolf Sieber (geboren 1882 in Germersheim, gestorben 1935 in Bukarest) recherchiert, des langjährigen Leiters der Goldgruben bei Brad und Direktors der „Mica”-Gesellschaft (1921-1935), der wesentlich zum Wohlstand dieser Region beigetragen hat.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Ehrung, Historiker, Kulturerbe, Porträt, Volker Wollmann

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