14. Juli 2012

Rückblick und Perspektiven: Doppel-Interview zum Siebenbürgerheim Rimsting

Im April 1953 wurde das Siebenbürgische Altenheim Rimsting feierlich eröffnet. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war der Hilfsverein „Stephan Ludwig Roth“ e.V., der ein Jahr zuvor zum Zweck der Gründung und des Unterhalts eines siebenbürgischen Altenheims gegründet worden war. Wie sieht das Verhältnis zwischen Hilfsverein und Altenheim heute, 60 Jahre nach der Vereinsgründung, aus? Was hat sich in der langen Zeit verändert? Emilie Maurer, die derzeitige Heimleiterin des Siebenbürgerheims Rimsting, und Werner Philippi, der seit über zehn Jahren im Vorstand des Hilfsvereins aktiv ist, gaben in zwei Interviews Auskunft über die derzeitige Situation und die Zukunftspläne für das Heim. Die Gespräche führte Angelika Stefan.

Emilie Maurer: „Wir wollen das Heim weiter öffnen“

Frau Maurer, Sie sind seit Ada Hintz die neunte Heimleitung in Rimsting. Was haben Sie von Ihren Vorgängerinnen und Vorgängern gelernt?
Das ist schwierig zu sagen, denn als ich die Einrichtung übernommen habe, waren es ziemlich turbulente Zeiten. Was ich vor allem von ihnen übernommen habe, ist das Pflegen der siebenbürgischen Tradition.

Was erwarten sich heutzutage die Bewohner vom Rimstinger Altenheim und wie haben sich diese Ansprüche im Laufe der Zeit verändert?
Ein großer Teil der Bewohner sucht nach wie vor die siebenbürgische Gemeinschaft. Es ist sehr schön zu sehen, wie Bewohner, die frisch eingezogen sind, Freunde, vielleicht sogar Sandkastenfreunde, in der Einrichtung wiederfinden. Daran hat sich auch in den letzten 60 Jahren nichts geändert.

Durch den demografischen Wandel gibt es immer mehr alte Menschen, doch die Zahl derer, die noch sehr stark mit Siebenbürgen verbunden sind, wird immer weiter abnehmen. Wie sehr wird sich das Siebenbürgerheim Rimsting auch für Hiesige öffnen müssen?
Geöffnet ist das Heim sowieso, aber wir haben einen Anteil von über neunzig Prozent von Siebenbürgern. Die Generation, die jetzt ins Heim kommt, und vielleicht auch noch die Folgegeneration, das ist noch eine Generation, die noch in Siebenbürgen aufgewachsen ist und sehr davon geprägt ist. Vielleicht wird sich mit der Generation der 40-Jährigen etwas ändern, aber nicht mit den unmittelbar künftigen Bewohnern.

Seit fast 60 Jahren steht das Siebenbürgerheim nun in Rimsting. Wie ist es in diese traditionell bayerische Umgebung eingebunden?
Das Siebenbürgerheim Rimsting ist in der Gemeinde Rimsting sehr stark eingebunden. Dadurch, dass im Heim die Gemeinschaft so gut gepflegt wird, haben wir in der Gegend auch einen sehr guten Ruf. Es sind auch viele Nicht-Siebenbürger, die die Einrichtung von diesem Blickwinkel her schätzen.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Das 75-jährige Jubiläum wird 2027 sein. Wo sehen Sie das Altenheim in 15 Jahren?
Demografisch entwickelt sich die Gesellschaft so, dass die Leute immer älter werden und dadurch der Bedarf an Alten- und Pflegeheimen nicht sinken wird. Wir wollen das Heim so behalten wie es ist: Geprägt durch siebenbürgische Tradition. Wir wollen es aber auch weiter öffnen für Nicht-Siebenbürger, die die Traditionen respektieren und auch gemeinsam mit unseren siebenbürgischen Bewohnern pflegen wollen.
Luftaufnahme des Siebenbürgerheims Rimsting am ...
Luftaufnahme des Siebenbürgerheims Rimsting am Chiemsee. Foto: Simon Oberleitner

Werner Philippi: „Es soll ein siebenbürgisch-sächsisches Heim bleiben“

Herr Philippi, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Hilfsverein und Altenheim?
Die Zusammenarbeit zwischen Hilfsverein und Heim ist grundsätzlich sehr wichtig. Jedes Mal, wenn wir draußen sind, kommen wir zuerst mit der Heimleiterin zusammen. Wenn sie irgendwelche Anliegen hat, dann sagt sie uns das und das andersherum genauso. Alles wird gemeinsam besprochen und die Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit?
Anfangs war es ziemlich schwierig. Wir kannten uns ja alle nicht, und sowohl der Vorstand als auch die Heimleitung mussten sich erst zusammenraufen. Mit den Jahren wurde die Zusammenarbeit immer besser und heute kann ich sagen: Besser könnte sie gar nicht funktionieren.

Welche Probleme gab es denn am Anfang?
Es gab Meinungsverschiedenheiten und die mussten erst ausdiskutiert werden. Heute ist es so, dass wir uns bestens kennen und genau wissen, welche Vorstellungen der eine oder andere hat. Man kann sich schon von vornherein darauf einstellen, aufeinander zugehen und gemeinsam eine Lösung finden.

Der Hilfsverein blickt auf eine 60-jährige Geschichte zurück. Wie hat sich der Verein im Hinblick auf seine Ziele verändert?
Am Anfang, in den 50er Jahren, war man ja sehr bescheiden: Hauptsache, man konnte den Leuten ein Dach über dem Kopf bieten. Es gab Gemeinschaftstoiletten, Gemeinschaftsbäder und so weiter – ein Wohnniveau, das man sich heute so gar nicht mehr vorstellen kann. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert und heute ist es ein modernes Heim. Die Struktur, vor allem die Altersstruktur, hat sich auch geändert: In den 50er Jahren war der Altersschnitt ungefähr bei 65 Jahren, heute liegt er bei etwa 87. Das ist schon ein großer Unterschied. Damals haben die Leute noch mithelfen können, auch in der Küche. Heute darf man das schon aus hygienischen Gründen gar nicht. Altersbedingt könnten es ohnehin nur noch wenige. Früher gab es mehr kulturelle Veranstaltungen als heute. Wir bemühen uns zwar sehr, das auch heute zu bieten. Das Angebot ist auch heute relativ groß, aber mit den alten Leuten kann man nicht mehr das machen, was man vor 30 oder 40 Jahren hat machen können.

Welches sind die Ziele, die sich der Hilfsverein für die Zukunft des Altenheims gesetzt hat?
Vorrangig ist, dass es weitgehend ein siebenbürgisch-sächsisches Heim bleiben soll. Das heißt jetzt nicht, dass wir uns hier hinter irgendwelchen Mauern verschanzen. Im Gegenteil: Wir haben das Heim ja auch für Nicht-Siebenbürger Sachsen geöffnet. Die ganze Aufmachung und das Leben sollen aber trotzdem so lange wie möglich siebenbürgisch orientiert bleiben. Der zweite Punkt ist, das Heim für die Bewohner so billig wie möglich zu halten. Dafür müssen wir zukunftsorientiert planen, z. B. Energie sparen. Wir haben seit zwei Jahren auf unseren Dächern eine Photovoltaikanlage und vergangenen Herbst haben wir ein kleines Blockheizkraftwerk gebaut. Ein weiterer Punkt ist, langfristig alle Zimmer pflegegerecht umzubauen, denn es kommen immer weniger Rüstige ins Heim. Vor allem die Bäder wollen wir umgestalten: damit die Leute nicht mehr aus Badewannen klettern müssen, werden Duschen eingebaut.

Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Rimsting, Altenheim, Interview

Bewerten:

7 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.