9. März 2018

Oberst i.R. Mag. Wilgerd Nagy 80!

Als wir vor vielen Jahren beim Siebenbürger Ball in Wien waren und in dem Saal die einziehenden Trachtenträger beobachteten, meinte ich, es sei langsam an uns zu übernehmen. Wilgerd Nagy antwortete darauf: „Weißt du, wir leben etwa 30 Jahre auf Kosten der Gesellschaft, ebenso viele Jahre leisten wir aktiv unseren Beitrag und in den letzten 30 Jahren unseres Lebens sollten wir der Gesellschaft etwas zurückgeben von dem, was wir bekommen haben.“ Das tat er. Wir Siebenbürger hatten einen großen Anteil an diesem Engagement.
Wilgerd Nagy wurde im Dezember 1937 in Heldsdorf bei Kronstadt geboren. Die ersten Jahre waren ruhig und gutbürgerlich, doch dann kamen harte, entbehrungsreiche Zeiten für den Jugendlichen, dessen Vater sich nach dem Krieg in Wien niedergelassen hatte und die Mutter seine beiden Geschwister und ihn irgendwie durchbringen musste. So kam er zu seiner Großmutter nach Heldsdorf zurück und verbrachte drei Jahre dort, während seine Mutter und Geschwister in Agnetheln lebten. Er machte die Matura und arbeitete danach drei Jahre lang als Taschner in einer Fabrik, bereits die Auswanderung zum Vater in Wien im Blick.

1959 kamen sie als eine der ersten Familien nach Wien, wo er als Taschner anfing und nach Erhalt der Staatsbürgerschaft gleich zum Militär einberufen wurde. Er machte im österreichischen Bundesheer Karriere. Nach der Nostrifikation des Maturadiploms und einer strengen Zeit der Ausbildung in der Theresianischen Militärakademie wurde er Offizier und brachte es bis zum Oberst. Im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn war er bei den Gebirgsjägern und im Jagdkommando, lernte Fallschirmspringen, war Sprengmeister. In späteren Jahren wurde er Truppenkommandant und Technischer Offizier in Bruckneudorf. Gegen Ende seiner Karriere absolvierte er noch das Dolmetschstudium, zuerst für die rumänische Sprache, später auch für Ungarisch.

Wilgerd Nagy, bei dem man die siebenbürgische Herkunft bereits beim ersten Satz, den er spricht, erkennt, hat diese auch in Zeiten, als das nicht sehr opportun war, nie verleugnet. Er weiß viel über die Geschichte, über Land und Leute, und hat auch wiederholt Reisegruppen durch Siebenbürgen geführt. Er hat neun Jahre lang als Obmann die Geschicke des Vereins wesentlich mitbestimmt und uns nach außen vertreten, wofür wir ihm auch heute danken. Ganz in seinem Sinne und im Einklang mit seinem Lebenskonzept übergab er das Zepter danach an die jüngere Generation. Doch ist er uns bis heute als Vortragender erhalten geblieben. Er gibt eine Sicht der historischen Ereignisse weiter, die eine ganz spezielle ist – unsere Geschichte aus dem Blickwinkel des Militärs: immer ein besonderes Erlebnis.

Die andere Seite seiner Tätigkeit für die Landsleute umfasst die Betreuung von Durchreisenden auf dem Wiener Bahnhof, nach dem Umsturz, die Mitwirkung bei dem Transport von so dringend benötigten Gütern und zahlreiche eigene, private Initiativen bis hin zum Besuch von Siebenbürgern im Altenheim. Er war beim ersten Hilfszug für die Verwundeten der Revolution im Einsatz, betreute über Jahre Versehrte der militärischen Auseinandersetzungen und half unzähligen Auftraggebern seiner Dolmetschdienste. Für all das danken wir heute und wünschen für die nächsten Jahre Gesundheit, Zufriedenheit und Glück!

Susanne Salmen

Schlagwörter: Verbandsleben, Österreich, Wien, Heldsdorf

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