1. Dezember 2020

Die Zukunft der Siebenbürger Sachsen mitgestalten: Interview mit Patrick Welther

Patrick Welther, Landesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend (SJD) in Deutschland, Landesgruppe Baden-Württemberg, wurde 1991 in Heilbronn geboren. Nach dem Abitur und Zivildienst absolvierte er ein Bachelorstudium in Mechatronik an der Universität Stuttgart. Danach erwarb er den Master in derselben Fachrichtung, seit zwei Jahren arbeitet er nun als Sicherheitsingenieur und wohnt in Nordheim.
Patrick Welther, Landesjugendleiter der SJD Baden ...
Patrick Welther, Landesjugendleiter der SJD Baden-Württemberg
Patrick Welther stellt fest, dass es kein Zufall war, mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen und der SJD in Verbindung zu kommen. Durch seinen Zivildienst beim damaligen Diakon in Heilbronn, Richard Siemiatkowski-Werner, stieß er zur Kreisgruppe Heilbronn. Ungefähr zur selben Zeit entdeckte er seine Liebe zum Tanzen, wurde schnell ein Teil der Gruppe und besuchte erstmals Veranstaltungen der SJD. In den letzten zehn Jahren wurde das zur Routine. Victoria Knight führte mit ihm ein Interview über die siebenbürgische Kultur, seine Tätigkeiten und Pläne in der SJD.

Wie ist Ihr Interesse an der siebenbürgische-sächsischen Kultur entstanden, wie kam es dazu, dass Sie sich in der SJD engagieren?
Schon soweit ich mich erinnern kann, war ich Jahr für Jahr auf den Heimattagen in Dinkelsbühl. Anfangs nur einen Tag zum Aufmarsch und allem Drum und Dran. Als kleiner Junge begeisterte mich das Tanzen vor der Schranne, so dass ich diesem Programmpunkt entgegenfieberte. Irgendwann entschied ich mich, auch mal zu den Tänzern zu gehören. Dieses Vorhaben setzte ich dann 2010 um und seitdem habe ich kein Jahr als Tänzer verpasst.
Durch die Tanzgruppe lernte ich nicht nur neue Veranstaltungen kennen, sondern auch andere junge Siebenbürger Sachsen, die im Laufe der Zeit zu Freunden wurden. In Dinkelsbühl wurde man mit vielen Facetten der Arbeit der SJD konfrontiert. Aber nicht nur das zählt dazu, auch Veranstaltungen wie der Volkstanzwettbewerb, das Vorbereitungsseminar und die Skifreizeit werden von der SJD organisiert und gestemmt.
Da ich schon immer gerne unterstütze und anpacke, habe ich mich durch die Landesjugendleitung in ­Baden-Württemberg herangetastet, um anderen Jugendlichen dieselbe Chance zu bieten, die siebenbürgische Kultur kennen zu lernen. Nach drei Jahren wurde ich dann im Oktober 2018 Landesjugendleiter und seit 2019 bin ich stellvertretender Kassenwart in der Bundesjugendleitung der SJD.

Sie leiten also seit zwei Jahren die SJD Baden-Württemberg. Welche Ziele konnten Sie bisher umsetzen?
Mein Ziel ist ein nie endendes. Neue Generationen kommen und da diese nicht mehr in Siebenbürgen geboren wurden, wird es immer schwieriger, die Verbindung zur Tradition zu knüpfen. Diesem Problem versuchen wir in der Landesjugend durch Begegnung entgegenzuwirken, indem wir bestehende Veranstaltungen etablieren und um das eine oder andere erweitern. 2019 haben wir die Grundbausteine für neue Veranstaltungen gelegt. Leider kam uns da die Corona-Pandemie in die Quere.

Viele geplante Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Wie pflegt die SJD Baden-Württemberg die Verbindung mit ihren Mitgliedern in dieser Zeit?
Die Corona-Pandemie konnte leider keiner vorhersehen und somit waren alle unsere Pläne für das Jahr 2020 dahin. Wir hatten bereits unsere Veranstaltungsorte gebucht und alles durchgeplant, da wir aber zu keiner Zeit auch nur eines unserer Mitglieder gefährden wollten, sagten wir alles ab. Jedoch halten wir unsere Mitglieder durch die sozialen Medien, wie Facebook und Instagram, aber auch durch den SJD-Newsletter oder die Siebenbürgische Zeitung auf dem Laufenden.

Wie haben Sie sich persönlich entwickelt? Welche Vorteile bietet eine SJD-Führungsaufgabe für junge Leute?
Ich muss gestehen, dass mich diese Führungsaufgabe in meinem Reifeprozess vorangetrieben hat. Ich konnte Verbindungen zu meinem Beruf knüpfen. Auch dort ist es wichtig, den Überblick über das Große und Ganze nie zu verlieren und eine Basis für spätere Zeiten und weitere Ziele zu erstellen. In so einem Amt hat man Einblicke in viele Strukturen und blickt auch mal hinter die Kulissen. Aber meiner Meinung nach ist der größte Vorteil die Mitgestaltung der Zukunft der Siebenbürger Sachsen hier in Deutschland.

Was ist das Besondere an der SJD? Warum ist es wichtig, dass junge Leute sich für die siebenbürgische-sächsische Kultur engagieren?
Die SJD steht für die Tradition und Kultur der Siebenbürger Sachsen. Wie eingangs schon erwähnt, sind viele Jugendliche hier in Deutschland geboren und haben wenige bis keine Verbindungen mehr zu Siebenbürgen. Gerade diese sind aber die Generation von morgen, welche die Traditionen weiterleben können. Ich persönlich bin mit Stolz erfüllt, wenn ich die Traditionen und Werte, die mir von meinen Eltern vorgelebt und beigebracht wurden, weitergeben kann. Was mich jedoch bedenklich stimmt, sind die Verringerungen der Mitgliederzahlen. Wenn dies so weitergeht, werden unsere wertvolle Kultur und die Tradition mit der Zeit erlöschen. Daher richte ich eine Bitte an alle Jugendlichen, aber auch an jeden Siebenbürger Sachsen: Werdet Mitglieder des Verbandes! Überlegt es euch, wenn nicht bereits geschehen, in den Vorständen mitzuarbeiten und eure Ideen einzubringen. Nur so können wir diesem Verlust entgegenwirken.

Was plant die SJD Baden-Württemberg im nächsten Jahr?
Fürs nächste Jahr haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Veranstaltungen von diesem Jahr nachzuholen. Diese sind zum Teil neu ins Leben gerufen worden, zum anderen Teil sind sie unteren Mitgliedern bekannt. Lasst euch auf jeden Fall überraschen und seid gespannt. Einiges wird euch erwarten.

Blicken wir mal zurück: Gibt es ein Ereignis oder eine Begegnung aus Ihrer Zeit als Landesjugendleiter, an die Sie sich besonders gern erinnern?
Ich kann nicht genau ein Ereignis oder eine Begegnung festmachen. Dazu sind es viel zu viele. Ich erinnere mich gerne an die geselligen Stunden auf Bällen oder mit Freunden, aber auch an Sitzungen. Ebenso erinnere ich mich gerne an Arbeitsschichten auf Veranstaltungen oder an die Momente vor der Schranne in Dinkelsbühl zu moderieren oder etwas aufzuführen. Wenn ich auf der Tanzfläche bin – entweder in Tracht oder nicht – erinnere ich mich gerne an das Gefühl. Alles in allem erinnere ich mich am liebsten daran, woher meine Wurzeln stammen.

Schlagwörter: Jugend, SJD, Baden-Württemberg

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Neueste Kommentare

  • 01.12.2020, 09:53 Uhr von sibisax: Patrick Welther sollte als Vorbild zum nachahmen für alle unsere Jugendlichen gelten! [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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