9. April 2007

Unermüdliche Hilfsbereitschaft: Peter Handel

Peter Handel aus dem oberbayerischen Weilheim erhielt am 25. Februar in der Burgkirche Heltau die Walburga-Auszeichnung 2007 als „Zeichen der Anerkennung für seinen langjährigen Einsatz zum Wohle der Heltauer in der alten und neuen Heimat“. Der gebürtige Heltauer, der seit 67 Jahren in Deutschland lebt, wurde von Stadtpfarrer Dr. Stefan Cosoroabă in seiner Verleihungsansprache als „ganzer Heltauer“ bezeichnet, der aber auch in Bayern heimisch geworden sei und somit „ein Modellfall gelungener Integration darstellt“. Die Laudatio hielt Gerhard Auner aus Geretsried.
1940 ging Peter Handel nach Deutschland, um an der Technischen Hochschule in Berlin Bauingenieurwesen zu studieren. Dort erlebte er im November 1943 erstmals die Schrecken des Krieges, als nicht nur die Technische Hochschule, sondern auch seine Wohnung im Bombenhagel vernichtet wurde. Selbst auf Hilfe angewiesen, stand er seinerseits ebenfalls hilfsbedürftigen Kriegsopfern bei. Nach Kriegsende riet ihm seine Familie dazu, in Deutschland zu bleiben und sich hier eine Zukunft aufzubauen. In Rumänien kamen die Kommunisten an die Macht, und damit begann die Unterdrückung der ethnischen Minderheiten im Lande. „Es war eine sehr schwierige Entscheidung, sich von der Familie zu trennen“, erzählt Handel in einem Zeitungsinterview. „Ich selbst bin zwar gegangen, mein Herz ist aber immer zu Hause geblieben.“

Verleihung der Walburga-Auszeichnung an Peter Handel (links) durch Stadtpfarrer Stefan Cosoroabă in der evangelischen Kirche in Heltau. Foto: Gerhard Auner
Verleihung der Walburga-Auszeichnung an Peter Handel (links) durch Stadtpfarrer Stefan Cosoroabă in der evangelischen Kirche in Heltau. Foto: Gerhard Auner

In den folgenden Jahren kümmerte sich Peter Handel in seiner Freizeit um viele Siebenbürger Sachsen, die aus der Kriegsgefangenschaft oder aus dem Russlandfrondienst entlassen worden waren und vor dem Nichts standen. Er brachte sie bei bayerischen Bauern unter und schanzte ihnen Essensmarken der amerikanischen Zonenverwaltung zu. Viele Heltauer Landsleute kamen in die Weilheimer Umgebung nach Peißenberg, wo Peter Handels Onkel wohnte, „zum Aufpäppeln und Auftanken“.

Als die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen 1949 gegründet wurde, trat ihr Peter Handel bei und war von 1951 bis 1960 in deren Bundesvorstand tätig. Ebenfalls ohne Unterbrechung engagierte er sich für seine Landsleute als Vorsitzender der Kreisgruppe Weilheim von deren Gründung 1951 bis 1996, also insgesamt 45 Jahre lang. Anfang der 50er Jahre begann Peter Handel zusammen mit seinem Bruder Günther und Hermine Sill die Anschriften der aus Heltau stammenden Landsleute zu erfassen, was im Jahre 1977 schließlich zur Gründung der Heimatortsgemeinschaft Heltau führte. Viele Jahre war er zudem als Rechnungsprüfer und von 1983 bis 1996 als Schatzmeister im Bundesvorstand der Landsmannschaft aktiv. 1999 wurde er dann mit der Ehrenmitgliedschaft der Landsmannschaft ausgezeichnet. Als Schatzmeister wirkte Handel auch von 1986 bis 1999 im Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen. Diese soziale Einrichtung der Landsmannschaft hatte sich schon in den fünfziger Jahren, damals als Sozialreferat im Bundesvorstand, zum Ziel gesetzt, die materielle und geistige Not der Landsleute in Siebenbürgen zu lindern, was Peter Handel in seiner Danksagung am 26. Februar 2007 in Heltau besonders hervorhob.

Zu den zahlreichen Aktivitäten Peter Handels gehörten unter anderem der Versand von Hilfspaketen nach Heltau und Agnetheln, die Organisation von Veranstaltungen und Vorträgen zur Notlage in Rumänien sowie Spendenaufrufe und Hilfsaktionen. Besonders nach 1989 stand er den Aussiedlern im Kreis Weilheim-Schongau mit Rat und Tat zur Seite und half ihnen, sich in der neuen Heimat einzuleben.

Neben seinen ehrenamtlichen Aktivitäten und seinem Beruf als Bauingenieur fand Peter Handel immer noch die Zeit, Heimatforschung zu betreiben. Die meisten seiner Schriften und Beiträge sind der Bau- und Ortsgeschichte Heltaus gewidmet und entstanden im Rahmen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und des Fördervereins des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim am Neckar in den Abteilungen Genealogie, Naturwissenschaften, Fachgruppe Technik und Ingenieurwesen sowie Wirtschaftsgeschichte.

Nach der Verleihung hatten die anwesenden Gäste im Burghof die Gelegenheit, Peter Handel zu gratulieren, und die Medien, darunter auch die deutschsprachige Sendung „Akzente“ des öffentlich-rechtlichen Rumänischen Fernsehens TVR, ihn zu interviewen. Bei einem Festessen im Burgcafé fand die Feier ein gemütliches Ende.

Gerhard Auner


Schlagwörter: Verbandsleben, Siebenbürgenhilfe, Heltau, Bayern

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