5. Mai 2009

Siebenbürgische Kultur in Dinkelsbühl erleben

Seit 2001 hat Michael Konnerth den Vorsitz des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e. V. inne. Konnerth hat den Heimattag in Dinkelsbühl seit seiner Aussiedlung 1979 jedes Jahr besucht und in den letzten Jahren auch aktiv mitgestaltet. Michael Konnerth wurde 1955 in Neithausen im Oberen Harbachtal geboren. Der Absolvent des Joseph-Haltrich-Gymnasiums in Schäßburg und ausgebildete EDV-Fachmann arbeitet zurzeit in einem mittelständischen Unternehmen. Im Verband der Siebenbürger Sachsen ist er vielseitig ehrenamtlich aktiv: seit 1982 im Vorstand der Kreisgruppe Göppingen (seit 1996 als Vorsitzender) und seit 1998 als stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg. Im Vorstand des Bundes der Vertriebenen in Baden-Württemberg ist er Vertreter für Südosteuropa. Wie laufen die Vorbereitungen für den Heimattag und was erwartet die Besucher in diesem Jahr, wollte Siegbert Bruss im folgenden Interview wissen.
Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften wird den diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl zusammen mit dem landsmannschaftlichen Verband, der siebenbürgischen Jugend und dem Hilfskomitee ausrichten. Welche besonderen Akzente werden die Heimatortsgemeinschaften setzen?

Wir wollen den Besuchern des Heimattages die Vielfalt der siebenbürgischen Trachten zeigen, nicht nur beim Festumzug, bei dem die Heimatortsgemeinschaften ja immer sehr gut vertreten sind, sondern auch durch andere Programmpunkte. Schon bei der Eröffnungsfeier am Samstagvormittag wird der Chor der HOG Reußmarkt in der prachtvollen Tracht des Unterwaldes auftreten. Des Weiteren werden wir auf die Unterstützung der alten Heimat und die Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes hinweisen.

Seit seiner Ausreise 1979 jedes Jahr dabei: ...
Seit seiner Ausreise 1979 jedes Jahr dabei: Michael Konnerth beim Heimattag in Din­kels­bühl, 2004.
Höhepunkt des Heimattages ist der Trachtenumzug. Haben sich die Heimatortsgemeinschaften dafür etwas Besonderes vorgenommen?

Um die Vielfalt der Trachten besser zur Geltung zu bringen, werden die Heimatortsgemeinschaften nach Regionen gegliedert aufmarschieren – mit eigenen Schildern, die auf diese Regionen hinweisen. Wir rechnen mit einer höheren Beteiligung, weil die meisten Regionalgruppen ihre Heimatortsgemeinschaften gut mobilisieren. Wenn das Wetter wie in den letzten Jahren mithält, werden wir wieder einen schönen Trachtenzug erleben.

Peter Jacobi dokumentiert in einer beeindruckenden Fotoausstellung den dramatischen Verfall der Kirchen und Kirchenburgen in Siebenbürgen. Sind die Bilder nach Ihrer Meinung zu düster, wie einige Landsleute beanstandet haben?

Nein, das finde ich nicht. Der Künstler will vielmehr auf- und wachrüttlen. Mit seinen Fotos will Peter Jacobi die Siebenbürger und Nichtsiebenbürger bewegen und für den schweren Kampf gegen den Verfall dieser wertvollen Denkmäler gewinnen. Außerdem sollte man die Bilder auch als Werke eines Künstlers betrachten, der mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet wurde.

Die Heimatortsgemeinschaften setzen sich vielfach für die Renovierung der Kirchen in ihren Gemeinden ein. Wie kommt dieser Aspekt in Dinkelsbühl zum Tragen?

Wir werden durch Vorträge und Infomaterial zeigen, was schon getan wurde, was man noch tun und wie man dabei Hilfe erhalten kann. So wird Horst Göbbel einen Vortrag zum Thema „Aus der Not eine Tugend machen. Sächsische Kirchen in Nordsiebenbürgen mit Zukunft?“ halten. Für einen zweiten Vortrag versuchen wir einen der Partner des HOG-Verbandes zu gewinnen, zum Beispiel den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung oder die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). Der HOG-Verband unterstützt die Heimatortsgemeinschaften, die sich für Renovierungen einsetzen, bei der Zusammenarbeit mit dem Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen. Auf einem Infoblatt wollen wir nützliche Adressen von Ansprechpartnern für Kirchenrenovierungen zusammentragen.

Sehr beliebt ist die Brauchtumsveranstaltung am Samstagnachmittag. Was erwartet die Besucher unter dem Titel „Gut behaubtet, behütet und betucht“? Wird dabei die Trachtenvielfalt der verschiedenen Regionen Siebenbürgens berücksichtigt?

Wir wollen möglichst vielfältige siebenbürgisch-sächsische Trachten zusammen mit dem Bundesfrauenreferat unter der Leitung von Enni Janesch und unter der Moderation von Ines Wenzel vorstellen. Wir hoffen, dass alle Regionen Siebenbürgens und alle Altersgruppen vom Kind bis zur Oma/Opa sowie alle Trachtenarten (Kirchentracht, Festtracht, Tanztracht etc.) vertreten sein werden. Allerdings sind wir auf Hilfe angewiesen. Leider sind bisher noch nicht alle Trachtenregionen Siebenbürgens vertreten. Daher rufe ich alle Landsleute mit siebenbürgisch-sächsischer Tracht auf, sich bis zum 7. Mai bei uns zu melden!

Ebenfalls im Zeichen der Brauchtumspflege steht die Kirchenpelzausstellung von Elisabeth Folberth. Was wird hier konkret gezeigt?

Elisabeth Folberth hat eine riesige Vielfalt an Mustern von Kirchenpelzen erfasst. Ihre Aufzeichnungen (sehr viele von Hand) sollen auch die Herstellung der Kirchenpelze dokumentieren. Mit ihren wunderbaren Aufzeichnungen will Frau Folberth das Handwerk der Kirchenpelzerstellung dokumentieren und sichern, wissend, dass Kirchenpelze auch dem Verfall geweiht sind. Neben den Aufzeichnungen und Dokumenten werden in der Ausstellung auch Kirchenpelze der verschiedenen Regionen Siebenbürgens gezeigt.

Wie weit sind die Vorbereitungen zu den verschiedenen Programmpunkten gediehen, wo ist nach Ihrer Meinung noch Handlungsbedarf?

Viele Programmpunkte sind gut in der Vorbereitung, aber es gibt noch einiges zu tun, etwa bei der Brauchtumsveranstaltung. Damit der Heimattag zur Geltung kommt, sollten sich möglichst viele Besucher einfinden. Ich lade daher alle ein, den Heimattag nicht nur am Sonntag, sondern auch am Samstag zu besuchen. Wir, der HOG-Verband und die Heimatortsgemeinschaften, werden mit allen Kräften zu einem guten Gelingen des Heimattages beitragen. Ich kann nur jedem raten: Kommt nach Dinkelsbühl und ihr werdet über das Pfingstwochenende eine Menge siebenbürgischer Kultur erleben.

Herr Konnerth, herzlichen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Heimattag 2009, HOG-Verband

Bewerten:

8 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.