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23. Oktober 2012

Interviews und Porträts

Gründliche Dokumentation, hohe Lesbarkeit, analytische Tiefenschärfe: Anneli Ute Gabanyi zum 70.

An ihrem 70. Geburtstag, am 18. Oktober 2012, flog Anneli Ute Gabanyi von Berlin nach München. Damit leistete sie der Einladung zu einem Vortrag Folge, den sie in Murnau halten sollte. Gefeiert wurde dann doch noch in der bayerischen Hauptstadt – in kleinem Kreis bei und mit Freunden und Verwandten. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen, lautet eine ihrer Lebensregeln, die sie schon als Schülerin in Hermannstadt, als prima inter pares, verinnerlicht hatte – oder genauer und in Abwandlung eines Diktums von Bertolt Brecht formuliert: Lernen, Lesen und Denken gehören für sie zu den „höchsten Vergnügungen der menschlichen Rasse“. Dabei verbündet sich ein ungewöhnliches Schreibtalent mit großem Ehrgeiz und einem protestantischen Ethos der Pflichterfüllung. Ihre Texte – von der gelegenheitsbedingten Rezension bis zu den eigenständigen Buchpublikationen – sind das Gegenteil von Schlamperei und Improvisation. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 16 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 24.10.2012, 07:49 Uhr (um 07:52 Uhr geändert):
    Eine kritische Auseinandersetzung mit der Jubilarin und dem sie feiernden Text könnte in etwa so aussehen, dass man einzelne Passagen kritisiert:

    "Die Minderheiten- und Sprachenpolitik des kommunistischen Rumänien, die darauf abzielte, sich einen Prestigegewinn im ‚Westen‛ einzuhandeln, hat Anneli Ute Gabanyi – im historischen Vergleich mit anderen ‚Ostblockstaaten‛ – m. E. nicht zu Unrecht, als zeitweilig relativ ‚tolerant’ im Rahmen einer allgemein repressiven Gesellschaftsform beschrieben. Wie hätte sich denn auch sonst eine deutschsprachige Literatur in Bukarest, Siebenbürgen und dem Banat in den 1960er und 1970er Jahren entfalten können, die sich sowohl aus der Sackgasse des Sozialistischen Realismus als auch aus dem Traditionskorsett der Heimatpoesie in eine zeitverschobene Moderne hinausschrieb?"

    Die Minderheitenpoltik Rumäniens sei demnach einige Jahre lang "relativ tolerant" gewesen, in der Interpretation von Frau Gabanyi. Es stellt sich hier die Frage: relativ wozu? und zu wessen Gunsten? Wenn sie relativ tolerant im Vergleich etwa zu der Minderheitenpolitik Polens war, so müsste dies im Einzelnen bewiesen werden. Aber selbst wenn es stimmt, stellt sich die Frage, warum man diese Politik nicht an allgemeinen Standards misst: etwa den Menschenrechten, und ob die Politik dann immer noch tolerant erscheint. Sodann die nächste Frage: war denn diese Politik Ende der 60er Jahre nur für sich selbst gemacht worden oder diente sie systemkohärenten Zwecken? War die Einrichtung all der Presseerzeugnisse in den Minderheitensprachen nicht eher dazu gedacht, um die unruhig(geworden)en Minderheiten ruhig zu stellen? Schließlich wurde ja zeitgleich damit etwa die Ungarische Autonome Region (bzw. jene Region, die nach einer ersten Reform 1960 noch übrig geblieben war) ganz abgeschafft und eine neue Kreiseinteilung eingeführt - mit ganz neuen Mehrheitsverhältnissen zugunsten der rumänischen Bevölkerung. Und da wir bei den Ungarn sind: 1968 begann das kommunistische Budapest die Minderheitenungarn und deren Schicksal zu entdecken: sicher mit ein Grund, um die Ungarn in Siebenbürgen durch Zugeständnisse zu beruhigen. Mit der BRD wurden 1967 die politischen Beziehungen aufgenommen: auch da war es positiv, wenn man sich selbst loben konnte, wie toll man mit den Deutschen des Landes umgehen.
    Man sieht also: diese Minderheitenpolitik war in Wahrheit keine tolerante Minderheitenpolitik, sondern eine strategische Instrumentalisierung der Minderheiten für außenpolitische Zwecke zum erhöhten Prestigegewinn (dazu diente 68 auch der Nichteinmarsch in die Tschechoslowakei). Diese Politik einfach als tolerant hinzustellen, wird der Komplexität der Materie nicht gerecht und ist somit verkürzend und verzerrend.

    So könnte, elöre!, eine ernsthafte und nüchterne, zugleich respektvolle, Auseinandersetzung mit der Jubilarin aussehen, die nicht in der Aneinanderreihung von Diffamierungen besteht.
  • seberg

    2seberg schrieb am 24.10.2012, 09:36 Uhr (um 09:43 Uhr geändert):
    Schade, dass mit der Löschung der diffamierenden Kommentare des Users elöre auch das Beispiel eines, wie ich fand, sehr differenzierten und interessanten Kommentars von bankban zur Darstellung der Minderheitenpolitik im kommunistischen Rumänien gelöscht wurde.
  • bankban

    3bankban schrieb am 24.10.2012, 10:04 Uhr:
    Das finde ich allerdings auch seltsam. Ich habe mich in meinem Kommentar mit einer Anmerkung des Autors P. Motzan über die Darstellung der rumänischen Minderheitenpolitik durch Frau Gabanyi auseinandergesetzt: wie ich finde in einer höflichen und angemessenen Weise.
  • gogesch

    4gogesch schrieb am 24.10.2012, 11:09 Uhr:
    Ist das Zensur oder wie nennt sich das?
  • getkiss

    5 • getkiss schrieb am 24.10.2012, 11:59 Uhr:
    Oder einfach nur eine Auswahl der Beiträge die der Redaktion/dem Verband in den Kram passt?
  • Anchen

    6Anchen schrieb am 24.10.2012, 12:14 Uhr:
    Die Redaktion muß diffamierende Kommentare nicht stehen lassen. Es gibt ja einen Unterschied zwischen Diffamierung und Kritik und ich hoffe , dass Kritik als solche erkannt wird und nicht gelöscht wird, wobei dies auch eine Ermessensfrage sein kann. Was mich allerdings stört, ist, dass einfach so getan wird als sei nichts entfernt worden, der Zähler gibt drei Kommentare an, was so ja nicht stimmt. Eine Meldung der Redaktion über die Löschung von Kommentaren wäre mir als Leser gut zuzumuten.
  • Administrator

    7Administrator schrieb am 24.10.2012, 12:20 Uhr:
    Sorry, bankban, war ein Versehen, eigentlich sollten nur die diffamierenden Beiträge von "Előre!" deaktiviert werden. Dein Beitrag wurde nun wieder aktiviert.
  • gogesch

    8gogesch schrieb am 24.10.2012, 12:23 Uhr:
    Der Leser an sich ist uninteressant. Was zählt ist einzig und allein die Anzahl insgsamt. Ist unser Verband noch für seine Mitglieder oder nur für seine Führung da?
  • Administrator

    9Administrator schrieb am 24.10.2012, 12:33 Uhr:
    Hallo Anchen, hallo gogesch, nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht, es werden nur sehr selten Kommentare entfernt, seit vielen Monaten waren das die ersten Beiträge die gelöscht werden mussten.
  • Johann

    10Johann schrieb am 24.10.2012, 19:15 Uhr (um 19:21 Uhr geändert):
    Liebe Admis, so langsam wird es peinlich mit den vielen Schreibrechteentzügen!

    Reden und schreiben über Toleranz darin sind wir Sachsen Weltmeister. Gelebte Toleranz bedeutet, dass man auch andere, auch irrige Meinungen akzeptiert, ohne mit Vergeltunsmaßnahmen zu reagieren.

    Anscheinend handelt es sich bei unserem österreichischen Sympathisanten um einen alten, verbitterten Mann, der im Austeilen hart gegenüber anderen ist, dafür aber umso gnädiger ist, wenn es um die eigenen Versagen geht.

    Seine Urteile erinnern in der Tat eher an "Herrn K." von Helmut Qualtinger und Carl Merz als an Karl Kraus, daher kommt er, wie seberg zurecht schrieb, eher einem "Möchtegernkarlkraus" näher als dem Original.

    Was spricht dafür, auch solche Diskutanten hier gewähren zu lassen? Meiner Meinung können dafür mehrere Gründe angeführt werden:

    Erstmals hat unser Karl sich wie kaum ein anderer seit Jahrzehnten jeden verlassenen Winkel der ehemaligen k&k Welt bewandert und berichtet in seinem etwas altmodischen Weltverbesserungsstil darüber. In fast jedem Beitrag kann man auch interessante Beobachtungen finden.
    Da gibt hier es zig User, bei denen nur der blanke Hass sichtbar ist.

    Nicht nur bei seinen Urteilen (z.B. auch bei denen von der Kranich-Gruppe) denke ich an folgende Anmerkung von Sherlock Holmes:

    „Watson, Sie können gut beobachten, aber Sie scheitern, wenn Sie die richtigen Schlüsse daraus ziehen sollen“

    Zweitens wird durch solch brachiale Gewalt eine kritische Auseinandersetzung verhindert.
    Da war schon eine interessante Diskussion entstanden, dadurch dass bankban auf Karl reagiert hat, nun muss mach sich erstmals mit Zensur auseinandersetzen.

    Drittens kommt jeder mal in ein Alter, bei dem man auf Narrenfreiheit angewiesen ist.

    Eine Gesellschaft ohne Narren, ist einfach nur eine närrische Gesellschaft. Narren sind das Salz in der Suppe einer Gemeinschaft.

    Ich glaube, dass dies auch im Sinne der Jubiliarin ist. Hoffentlich kann sie auf Kritik angemessen reagieren.
  • seberg

    11seberg schrieb am 24.10.2012, 20:05 Uhr (um 20:12 Uhr geändert):
    "Drittens kommt jeder mal in ein Alter, bei dem man auf Narrenfreiheit angewiesen ist...Narren sind das Salz in der Suppe einer Gemeinschaft."

    Lieber Johann, zwar bist du offensichtlich ganz ohne es zu merken längst selbst in diesem Narrenalter angelangt, aber als Salz in der Suppe reichts bei dir immer noch nicht, eher schon als der zusätzliche Schöpflöffel Wasser zum Verlängern und Wiederaufwärmen.

    Interessant jedenfalls, dass du wiederholt jene in Schutz nimmst, mit denen du selbst nicht einmal im Ansatz die von dir gepriesene "interessante Diskussion" zu führen imstande bist, es jedenfalls nicht einmal versuchst, so jetzt mit @Karl K....Szandman...früher mit @aurel...usw.

    Apropos: wann hören wir wieder mal hier was von dir? Vielleicht kurz vor Weihnachten? Oder im Neuen Jahr?
    Also, bis dann, und dann hoffentlich wieder zu gegebenem Anlass! ;-)
  • Johann

    12Johann schrieb am 24.10.2012, 20:52 Uhr (um 20:58 Uhr geändert):
    @ seberg
    Meinen Schöpflöffel Wasser bringe ich nach den Feiertagen ein, damit die Suppe dann noch ein paar Tage reicht ;-)

    Im übrigen kann man von einer Diskussion auch passiv sehr viel mitnehmen. Da ich ja auch der Meinung bin, nur Wasser im Angebot zu haben (ab und zu auch einen Pali!), bringe ich dies nur dann ein, wenn es auch am meisten gebraucht wird, nämlich in der Hitze von Gefechten oder eben wenn die Suppe zur Neige geht ;)
  • bankban

    13bankban schrieb am 24.10.2012, 21:12 Uhr (um 21:13 Uhr geändert):
    Hallo Johann!
    Stell dir Folgendes vor (machen wir ein Gedankenexperiment): du richtest eine Party zum Geburtstag einer dir lieben und wichtigen Person aus. Da erscheint plötzlich jemand, den du schon mehrfach wegen ungebührlichen Benehmens von deinen früheren Parties entfernen musstest. Diese Person nutzt auch diese feierliche Gelegenheit aus und benimmt sich daneben: provoziert und beleidigt die Gefeierte und indirekt dich mit. Wie würdest du reagieren? Wie würdest du auf die Proteste deiner anderen Partygäste, die diese unhöfliche Person von deinen anderen Parties kennen, und eventuell auf den der Gefeierten reagieren? Wir würdest du damit umgehen, dass diese Person dich in deinem eigenen Haus beleidigt? Würdest du es auch denen allen und dir selbst ins Gesicht sagen: jetzt seid doch mal nicht so intolerant?

    Ich denke, wir beide sehen Vieles gleich liberal. Jedoch bin ich hier der Ansicht, dass man nicht unbedingt jede Meinung tolerieren muss. Und der User hat die Grenzen des Tolerierbaren mehrfach und somit bewusst überschritten. Aus dem Grund bin ich nicht der Meinung, man müsste mit ihm diskutieren und ihm den Freiraum lassen. (und ich denke, dass ich am ehesten so etwas sagen kann, nachdem ich mit dem User in mehreren Threads über mehrere Themen diskutiert habe. Aber nicht seinetwegen, sondern wegen der anderen Leser, damit die merken, dass nicht dieser User hier den Ton angibt und dass man dem User Vernünftiges und Aktuelles entgegensetzen kann).
  • Johann

    14Johann schrieb am 24.10.2012, 22:33 Uhr:
    @ bankban

    Der Vergleich hinkt.
    Ich kann hier differentiert Sachen zur Kenntnis nehmen oder eben ignorieren, was auf einer persönlicher Feier kaum geht.
    Man muss nicht über jeden Stock springen und nicht auf jede Provokation reagieren.

    " nachdem ich mit dem User in mehreren Threads über mehrere Themen diskutiert habe. Aber nicht seinetwegen, sondern wegen der anderen Leser, damit die merken, dass nicht dieser User hier den Ton angibt und dass man dem User Vernünftiges und Aktuelles entgegensetzen kann"

    Genau darin besteht auch der Vorteil von öffentlichen Diskussionen, man kann auf Verschwörungstheorien vernünftig antworten bzw. reagieren, ohne belehrend zu wirken.
    Mit wen willst Du jetzt streiten? Mit fiktiven Gegnern ist es doch nur halb so interessant für die Leser.
    Nun gut, es gibt ja noch einige vom selben Kaliber hier.

  • bankban

    15bankban schrieb am 24.10.2012, 22:47 Uhr:
    "Ich kann hier differentiert Sachen zur Kenntnis nehmen oder eben ignorieren, was auf einer persönlicher Feier kaum geht."

    Aber auf der Feier stehst du als Gastgeber für die (moralische) Integrität/Unversehrtheit deiner Gäste und der Gefeierten ein. D.h. da musst du einschreiten. (Ich glaube, soweit hast du mir zugestimmt).
    Und die Admins sind hier eingeschritten - wo ist demnach der Fehler, dass du sie rügen musst? Schließlich haben die Redakteure der Gefeierten einen Artikel auf den Seiten der SZ gewidmet, was so etwas ist, wie die Party im Vergleich. Und einer der Gäste/User hat die Eingeladene und die anderen Gäste/User beleidigt. Die Admins haben demnach nur so reagiert, mit Nichtignoranz, wie auch du das für richtig hältst. Dennoch hast du deren Vorgehensweise als "peinlich" bezeichnet. Was sie, meines Erachtens, mitnichten war.

    "Mit wen willst Du jetzt streiten? Mit fiktiven Gegnern ist es doch nur halb so interessant für die Leser."
    Ach, Diskutanten gibt es hier zur Genüge. Und selbst wenn es nur Wandervögel sind, die in einem Schwarm auftreten, und zwar dumpfes Mainstream verbreiten, aber ohne Schwarmintelligenz... ;-)
  • Äschilos

    16Äschilos schrieb am 25.10.2012, 09:02 Uhr (um 09:03 Uhr geändert):
    Lieber bankban,(um bei dem Bild zu bleiben): als Gastgeber muss ich mitnichten die moralische Integrität meiner Gäste verantworten - da ist wohl jeder Gast für seine Taten/Äußerungen selber verantwortlich. Da ich den Beitrag Elöres nur überflogen hatte, weiß ich nicht mehr genau, ob es da nicht um eine Differenzierung von Politikwissenschaft und politischem Journalismus ging. Wenn ja, wäre das ein interessantes Thema

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